Allgemeiner Denzeiger für La denburg und Schriesheim. Poſtproviſion. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 . 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl f Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Bei größeren Aufträgen entſprechende Samſtag, den 26. Zuni 1880. Mit dem 1. Juli beginnt das N 1 * III. Quartal und laden zum Abonnement ergebenſt ein. Die wahren Freunde des Fürſten Nismark. Der deutſche Reichskanzler iſt nicht mehr von der alten und treuen Freundesſchaar umgeben, mit deren Hilfe es ihm gelungen iſt, den Ausbau des deutſchen Reiches durchzuführen Jetzt, wo es ſich um die wohnliche Einrichtung im Reichsgebäude handelt, drängen ſich allerlei neuen Freunde herbei, welche das Werk zu verpfuſchen drohen. Als Kanz⸗ . lerfreunde treten auf einmal in den Vordergrund die Alt⸗Conſervativen, welche bemüht ſind, die frei⸗ ſinnigen Errungenſchaften im öffentlichen Leben zu beſchränken, die Partikulariſten, denen wahrlich nicht die Macht des einigen Reiches am Herzen liegt, und die Ultramontanen, welche für Deutſchland ein „Concordätle“ in der Taſche haben, um das Reich 5 8 8 in Abhängigkeit vom Vatikan zu bringen. Zwar hat Fürſt Bismark dieſe zudringlichen neuen Freunde wiederhohlt in die Schranken verwieſen, aber immer 1 und immer wieder drängen ſie ſich als Retter des Vaterlandes an ihn heran. Auch jene übereifrigen Anhänger der Partei Bismark sans phrase, die lieber mit dem Kanzler irren, als mit ſeinen Gegnern in einzelnen Fragen Recht haben wollen, welche abgöttiſch verkünden, daß Alles, was der Kanzler thue, wohlgethan ſei, find nicht die wahren Freunde des Fürſten. Sie haben vom Partikularismus keine höhere Anſchauung, als die einer Art militäriſchen Organiſation. Bis⸗ mark, ſo ſagen ſie, ſei unſer politiſcher Molkte, der Chef der deutſchen Reichspartei, ebenſo wie Glad⸗ ſtone der Chef der lieberalen und Lord Beancons⸗ field der Chef der conſervativen Partei in England ſei: der Ehrgeiz der politiſchen Officiere, Unteroffi⸗ diere und Soldaten habe lſo nicht darin zu beſtehen, Dingen zu unterſtützen, Ihnen gegenüber ſteht die allerbedenklichſte Sorte von Freunden des Kanzlers. — den General zu bemeiſtern, ſondern ihn in allen aufgang bis Sonnenuntergang beſchränken. Die Fortſchrittler und Socialdemokraten wollen ihm die Ruhe gönnen, weil er müde, todt müde ſei; ſie wollen ihm nicht einmal das Miniſterium des Auswärtigen überlaſſen. Die wahren Freunde Bismarks aber ſtehen ab⸗ ſeits, und die eifrigen Officibſen bemühen ſich ſo⸗ gar, ſie als die neueſten Reichsfeinde zu verdächtigen. Ihre Zahl iſt noch heute Legion, und hoffentlich kehrt auch der Kanzler zurück zu den überzeugungs⸗ treuen wohlgeſinnten Männern, welche faſt ein Jahr⸗ zehnt zum Heile Deutſchlands mit ihm zuſammen⸗ gewirkt haben. Sie wahren noch heute dem Kanz⸗ ler die aufrichtige Dankbarkeit für ſein politiſches Wirken, aber ſie wollen ihn nicht begleiten auf dem Wege, an deſſen Ende, wie Fürſt Bismark ſelbſt ö ſagte, die Gefahr eines conſervativ⸗cler calen Mini⸗ ſteriums für das deutſche Reich auftaucht. wahren Freunde des Kanzlers hoffen, daß auch er Die endlich einſehe, wie ſelbſt die eigene Rieſenkraft er⸗ lahmen muß, wenn ſie nicht mehr im ganzen Volke und in der öffentlichen Meinung Rückhalt und Unter⸗ ſtützung findet. Die Verwirrung der ſteigt, weil keine Klarheit über die Zukunft herrſcht und dieſe Klarheit vermag nur der Kanzler zu ſchaffen, wenn er ſeinen neuen Freunden den Laufpaß gibt. Deutſchland, arm Beutel, reich nur an Regierungen, Parteien und Religionen, darf nicht krank am Her⸗ zen werden: möge der gute Genius unſeres Vater⸗ landes ſein größtes politſches Genze erleuchten, auf daß es ſeine wahren nationalgeſinnten Freunde er⸗ kenne! FEEPPFPFCCCCCPCCCCCTCCCTGGCébTbéTbébéTGTbTéTTbébTéTfTTbTPTPTGTbT(TCTGTTTbTbTbTTb Deutſchland. Lad en burg den 25. Juni. (Das Tabak⸗ ſteuer⸗Geſetz vom 16. Juli 1879.) Fortſetzung. 3. Der Beſuch der Trockenräume, welch' letztere in der Anmeldung der mit Tabak bepflanzten Grundſtücke namhaft zu machen ſind, iſt den Steuer⸗ beamten jederzeit geſtattet, doch ſoll ſich der Beſuch derſelben in der Regel auf die Zeit von Sonnen⸗ Die Steuerbeamten ſind befugt, Tabakblätter zur Probe Gemüther zur Waare muß, falls die Feſtſtellung des Ernte⸗ — — an ſich zu nehmen, um ſ. Z. die Identität des in dem Trockenraum befindlichen und des zur Waage gebrachten Tabaks feſtſtellen zu können. Nach er⸗ folgter Feſtſtellung der Steuer werden die ent⸗ nommenen Proben zurückgegeben. 4. Nach bewirkter Trocknung und vor Beginn der Fermentation hat bei Vermeidung der Defrau⸗ dationsſtrafe die Vorführung des Tabaks zur Waage zu erfolgen, und zwar an die von der Steuerbehörde bekannt gegebenen Orte (Verwiegſtellen) und zu den von letzterer beſtimmten Terminen. Die Termine ſind nach Anhörung der Gemeindebehörden im An⸗ ſchluß an den Zeitpunkt feſtzuſetzen, in welchem in den einzelnen Orten mit dem Abhängen des Tabaks begonnen wird. Wo das Bedürfniß hiezu vorliegt, kann die Gemeindebehörde beantragen, daß für die Grumpen und Sandblätter ein früherer Verwiegungs⸗ termin als für die übrigen Blätter anberaumt werde. Die zur Verwiegung vorzuführenden Tabake find unter Benutzung eines vorgeſchriebenen Formulars dem Waagebeamten vorher anzumelden. 5. Die Verpackung des Tabaks beim Vorführen ertrags auf die Blätterzahl gerichtet war, in der von der Steuerbehörde vorgeſchriebenen Buſchelung erfolgen und letztere in der Regel derart beſchaffen ſein, daß die Tabakblätter einſchließlich der Sand⸗ blätter in Büſchel von je 25 Blättern und in Bündel von je 200 Büſcheln vereinigt werden, wo⸗ bei jeder Büſchel entweder mit einem Tabakblakt oder mit Baſt, Bindfaden ꝛc. zuſammzubinden iſt. Verdorbene Blätter können in Päcken zuſammenge⸗ bunden werden. Grumpen, Bruch, Abfälle oc. ſind in Säcken, Kiſten ꝛc. zur Verwiegung zu ſtellen. Wo übrigens der ſofortige Uebergang zu dem vor⸗ bezeichneten Buſchelungsverfahren (Menoquiren) un⸗ thunlich erſcheinen ſollte, kann die Steuerbehörde an Stelle dieſes Verfahrens auch eine andere, das Nachzählen der Blätter leicht ermöglichende Ver⸗ packungsweiſe eintreten laſſen. Es bleibt den Tabak⸗ pflanzern überlaſſen. Anträgehiewegen zeitig bei der Steuerbehörde einzureichen. 2 5 Careau- König. Novelle von Friedrich Rüffer. 2. (Fortſetzung.) Den ganzen Sommer und Winter ſah ich Cäcilie Licht, ich komme faſt gar nicht mehr auf den Ball. Im nächſten Frühjahr begegnete mir aller⸗ hand Verdruß. Zur Herſtellung meiner Laune reiſte ich nach den öſterreichiſchen Bädern, zunächſt nach Teplitz. In Geſellſchaft eines Freundes hatte ich von dort einen kleinen Ausflug unternommen und mich eben auf der grünen Raſenborde eines Teiches unter hohen, überhängenden Fichten behaglich hingeſtreckt und erfriſchte mein Auge an dem Anblick des ſilber⸗ klaren Waſſerſpiegels. Ich plauderte gerade mit meinem Freunde über die Reize der lieblichen Gegend, da unterbrach das Geräuſch nahe kommender Schritte 0 unſere Unterhaltung; wir bekamen Geſellſchaft. Ein Greis von ziemlich ſtattlicher militäriſcher Haltung kam heran, geſtützt gouf den Arm eines jungen Mädchens, und rief in verdrießlichem Tone: „Aber Du gehſt mir zu raſch, ſo komme ich nicht nach.“ Ich wendete mich um und ſiehe da, an dem zarten und ſchlanken Wuchs der jungen Dame, an ihrem anmuthigen Gang und bald auch an dem freund⸗ lichen und lieblichen Geſicht erkannte ich die ſchöne Tänzerin von jenem Abend, die Tochter der Baronin von Artern wieder. Den letzten Zweifel benahm mir der Anblick einer weiblichen Geſtalt, die etliche Schritte hinter dem erſten Paar aus dem Dickicht trat, Schreibtafel und Bleiſtift in der Hand. Es war die Baronin, wahrſcheinlich eben beſchäftigt eine ſublime Beſchreibung der Gegend abzufaſſen. [Nach hinlänglichen gegenſeitigen Bezeugungen der Freude und des Erſtaunens über dies unvermuthete Wiederſehen, nach mehr als hinlänglicher Extaſe über die Schönheit und Erhabenheit der vor uns ausge⸗ breiteten Landſchaft und nach gehöriger Abmachung aller Höflichkeitsfragen und Phraſen wollte ich nun auch etwas für mein Vergnügen thun und erſuchte die Baronin, mich Fräulein Cäcilie vorzuſtellen:! „Fräulein Cäcilie!“ rief ſie verwundert, „Sie wiſſen alſo nicht, daß meine Tochter vermählt iſt?“ Ich ſah mich um, wo der junge Ehemann geblieben wäre, und ob er ſeitſe Gemahlin nicht begleite hätte? „Kommen Sie,“ fuhr die Baronin fort „Ich will Sie meinem Schwiegerſohne vorſtellen.“ Sie führte mich zu dem Greiſe und nannte mi mit großer Emphaſe ſeinen Namen. Er war von hohem Adel, General und noch gegenwärtig mit einem Commando begleitet, unermeßlich reich und durch viele vorzügliche Eigenſchaften ausgezeichnet, worunter nur die eine, daß er es mit allen jenen Vorzügen bereits zu 67 Jahren gebracht hatte. Er trug ehrenvolle, noch nicht ganz verharrſchte Narben. Von Zeit zu Zeit ſtellten ſich Rheumatismus und Gicht mit ihrem gewöhnlichen Gefolge von Unmuth und Ungeduld ein. In geſunden Tagen war der treffliche Mann auch ein heiterer und liebenswürdi⸗ ger, nur brachte er leider unter zwölf Monaten kaum zwei Monate bei ungetrübtem Wohlſein hin. Dieſer Mann war Cäcilien's Gatte geworden 2 2 2 — — 2 3 — 2 5 2 2 —— 2 — 2 * —