5 Es erregt Aufſehen, daß auch der Berliner pietiſtiſche „Reichsbote,“ mit der „Landpoſt,“ „Kreuzzeitung,“ „Reichspoſt“ und ähnlichen orthodoxen Blättern, der Hauptanwalt ultramontan⸗conſervativer Verbrüderung zur Niederwerfung des Liberalismus, jetzt auf ein⸗ mal dem Staate räth, mit Rom keine Unterhand⸗ lungen mehr einzugehen. Dagegen fährt der prote⸗ ſtantiſche Theologie-Profeſſor Ludthardt in ſeiner „Leipzioer Kirchenzeitung“ fort, den römiſchen An⸗ ſprüchen Recht zu geben und dem Staate den Canoſſa⸗ gang anzurathen, vor dem der größte katholiſche Canoniſt und Kirchenrechtslehrer im erſten Artikel der „Köln. Zeitung“ von geſtern energiſch warnt. Amüſant iſt die Erklärung des „Leipziger Grenz- boten,“ daß Bismarck die Vorlage eingebracht habe, um, wenn die Curie die dargebotene Hand nicht ergreife, den Culturkampf viel ſchneidiger zu be⸗ ginnen. Der „Diritto“ dementirt die Nachricht der „Kölniſchen Zeitung“ von der Wiederaufnahme der baticaniſch⸗deutſchen Verhandlungen. Pronuntins Jacobini habe in dieſer Richtung keinen Auftrag erhalten, and der Papſt überlaſſe ſolche Initiativen der preußiſchen Regierung. Berlin, den 12. Juni. Das Abg.⸗Haus wird, wie jetzt feſtſteht, die 2. Berathung des Kirchengeſetzes am Freitag den 18. dss. Mts. be⸗ f Da die Komm. die ganze Vorlage abge⸗ „ſo wird der Berathung die Reg. Vorlage zu Grunde gelegt werden müſſen. Man glaubt, die 2. Berathung werde 4 Tage in Anſpruch nehmen; vielleicht läßt ſich dieſe Zeit, nachdem die Komm. alle Fragen in gründlichſter Weiſe erörtert hat, n etwas abkürzen. 5 8 Ausland. Konſtantinopel, 12. Junl. Die identi⸗ ſchen Noten der Congreßmächte bezüglich der griech⸗⸗ ſchen Grenzregulirungsfrage ſind heute durch die erſten Dragomans der betr. Botſchaften dem Miniſter des Auswärtigen Abeddin Paſcha überreicht. — Der Sultan erklärte ſich einverſtanden mit Tiſſot's rnennung zum franzöſiſchen Botſchafter an Stelle Fournier's. Konſtantinopel, den 13. Juni. Die der Pforte überreichte identiſche Note der Congreßmächte verlangt die Ausführung der Confention bezüglich des Gebietsaustauſches mit Montenegro und die Ausführung des Artikels 61 des Berliner Vertrages betreffs Einfübrung von Ameliorationen und Refor⸗ men in Armenien. Lotales. 1 Ladenburg den 15. Juni 1880. i Noch keines der bis jetzt erlaſſenen Reichsgeſetze war von ſo hoher Bedeutung für die Verhältniſſe unſerer Pfalz, wie das Geſetz „die Beſteuerung des Tabaks betreffend.“ f Eine genaue Kenntniß desſelben iſt für jeden Tabakspflanzer unumgänglich nothwendig. Um dieſes zu erleichtern, wird Herr Landwirthſchafts— lehrer Schmezer Morgen, den 16. dſs. M. Abends 6/8 Uhr im Gaſthaus „zum Hirſch“ hier einen Vortrag über das genannte Geſetz halten. Für die Tabakspflanzer von hier und der Umgegend dürfte es ſich daher empfehlen, dieſem Vortrage anzuwohnen. Ladenburg, 14 Juni. (Eingeſandt.) Am Sonntag fand die erſte Vorſtellung der hier an⸗ weſenden Theatergeſellſchaft des Herrn Dir. Hamil⸗ ton im Saale zum Luſtgarten ſtatt. Die beiden Stücke: „Einer muß heirathen“ und „Das war ich“ wurden von den darin beſchäftigten Mitgliedern gut und mit vielem Humor gegeben, ſo daß das anweſende Publikum, obgleich erſteres Stück ſchon mehrere Mal bon hieſigen Dilettanten gegeben wor⸗ den, in heitere Simmung verſetzt und den Abend darin erhalten wurde. Das zwar nur ſpärlich ver⸗ ſammelte Publikum bezeugte ſeine Theilnahme durch reichliches Beifallſpenden und wird dieſe erſte Probe der Leiſtungen der Geſellſchaft gewiß dazu beitragen, daß ſich dieſelbe in den weiteren Vorſtellungen eines zahlreicheren Beſuches unſeres kunſtſinnigen Publikums, welches gute und gediegene Leiſtungen anzuerkennen weiß, zu erfreuen haben wird. — Ueber die Leiſt⸗ ungen der einzelnen Mitglieder ſpäter Ausführliches. Verſchiedenes. Ladenburg, den 13. Juni. Der deutſche Männergeſang, ein volksthümlicher Zweig der Kunſt des Geſanges, hat ſeit ſeinem Entſtehen eine un⸗ geahnte Pflege und Ausdehnung gewonnen. Be⸗ kanntlich wurde derſelbe von Michael Haydn in Salzburg, dem Bruder des berühmten Joſef Haydn, im Jahre 1788 zum erſten Male als Kunſtform behandelt, durch Nägeli 1810 als vierſtimmiger Ge⸗ ſang in das öffentliche Leben eingeführt und von Zelter in Berlin ſeit 1809 vorwiegend als Kunſt⸗ geſang gefördert. Beiden, Nägeli und Zelter, ver⸗ danken wir die Ausbreitung des Männergeſanges, dem erſteren durch die von ihm hervorgerufenen Liederkränze, dem letzteren durch die nach ſeinem Vereine benannten Liederkafeln. So entſtand der erſte Liederkranz 1824 in Stuttgart, die erſte Lieder⸗ tafel 1808 in Berlin. Bald ſchloſſen ſich einzelne Vereine an einander an und Württemberg feierte 1827 das erſte größere Sängerfeſt zu Plochingen. Bei andern deutſchen Volksſtämmen bildeten ſich ebenfalls ſolche Vereinigungen und ſo entſtanden 5 25 8 muſikaliſche wie volksbildende, zugleich aber guch na⸗ tionale Bedeutung des Männergeſanges klar zu legen. Zu jenen Vereinigungen, welche ſeit Jahr⸗ zehnten beſtehen, gehört der „Pfälziſche Sänger⸗ bund“. Fünfmal feierte derfelbe ſeit ſeiner Gründ⸗ ung größere Liederfeſte und hervorragende Männer, wie Prof. Dr. Faißt in Stuttgart, Karl Ludwig Fiſcher aus Hannover, Vincenz Lachner aus Mang⸗ heim und Dr. Schletterer in Augsburg leiteten die Concertaufführungen. Das ſechse pfälziſche Sängerfeſt wird im Auguſt l. J. in Ludwigs, hafen a. Rh. ſtattfinden. Zum Feſtdirigenten wurde von dem Ausſchuſſe des pfälziſchen Sängerbundez Herr Muſikdirector W. Speidel, kön'glicher Profeſſor der Muſik in Stuttgart, gewählt; der Geſammichor beſteht aus 900 Sängern und ſicher wird dieſes ſechſte Bundesfeſt hinſichtlich ſeiner muſtkalſſchen Leiſtungen wiederholt Zeuaniß ablegen von einer ſyſtematiſch fortſchreitenden Pflege des Männerge⸗ ſanges in der Plalz. Einſtweilen ſei auf diefes Liederfeſt hiermit aufmerkſam gemacht; weitere Mit⸗ theilungen hinſichtlich des Programmes und der Ausführung desſelben werden wir folgen laſſen. Heidelberg, 14. Juni. Die hochgehenden Wogen des Nekars haben ein Opfer gefordert, in⸗ dem ein kleiner Knabe bei der Dreikönigſtraße erlrank Handels⸗Nachrichten. Mannheim, 7. Juni. (Produkten⸗ börſe) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe: (Per 100 Kilo. Preiſe in g Weizen, pfälzer 25.50 bis —.— ruſſiſcher 24.75 bis 25.75 Amerikaniſcher 26.50 bis 26.75 ungariſcher — — bis —.—. Neuer Spring 25 50 bis 25.75. Californiſcher Weizen —.— bis Roggen, pfälzer 22.— bis —.—. ruſſiſcher 20.50 bis —.—. franz. — .— bis —.—. amerikaniſcher —.— bis —.—. Gerſte hieſiger Geg. — — bis —.—. pfälzer —.— bis —.—. ungar bis Hafer badiſcher 15.75 bis —.—. * * württemberg. Alp 16.25 bis —.—. ruſſtſcher 16.— bis — —. Kernen —.— bis —.— 1 Bohnen 25.— bis 27.— Linſen —.— bis —.— Wicken 16.50. bis —.—. Erbſen —.— bis —.—. Kohlreps, deutſcher 28.— bis —- ungar. 28.— bis —.—. Kleeſamen deutſcher 1. Sorte — — bis —.—. 2. Sorte —.— bis —.—. Provencer —.— bis —.—. Luzerner —.— bis —.—. Esparſette —.— bis —.—. Weizenmehl per 100 Kilo mit Sack Nr. 0. Nr. 1. Nr. 2. Nt. 3. .. 40.— 37.— 36.— 32.— 28.50. die Sängerbünde, um durch Maſſenwirkung die taſche geſteckt oder zu ſeinen Knopflöchern hätte her⸗ ausgucken laſſen. Er kommt ins Treffen. f Ladſchi ſchämte ſich, ſchon als Unteroffizier, wie mancher ſeiner Landsleute, das Haſenvanier zu ergreifen und auf verborgenen Wegen ſchimpflich heimzukehren. Was hätten auch die Leute geſagt, wenn Ladſchi, der rieſenmäßige Unteroffizier, unver⸗ richteter Sache und feige zu Hauſe erſchienen wäre? Und Käthi, ſeine Mutter, die ihn als General auf hohem Roſſe und mit ſtolzem Federhute erwartete! Nein, lieber wollte er ſich zu Brei zerhacken laſſen, als eine ſolche Memme ſein. Daß er nicht zu dem Treffen bei Waghäuſel kam, machte ihm keine grauen Haare, wohl aber wurde es ihm, wie vielen Andern, drauf grau unter den Haaren. Das war ein wlſter Strich durch die Rechnung, ein Generalſuperreviſor kann mit all ſeiner rothen Tinte keinen ſolchen machen Dafür floß auch mehr Blut, als ein Reviſor rothe Tinte hat, und ſtreicht dieſer nur Ziffer durch, der Säbelreviſor aber Menſchenleben und darum iſt ſeine Verantwortlichkeit eine um ſo größere. Ladſchi zog der Reſidenz zu; die Leute meinten, wenn ſie das Neſt hätten, hätten ſie auch den Vogel, d wenns der Vogel Greif wäre, Doch ſo unbe⸗ helligt war der Weg zur Reſidenz nicht mehr; kein Schritt war mehr ſicher. Ständig mußte man den Hahn geſpannt, den Säbel gezogen und die Ohren Laube raſchelte, pochte das Herz und zuckte zur Gegenwehr der Arm. Ladſchi's Zug drückte ſich am Gebirge herauf im Schatten kühler Denkungsart, der Laubbäume wollte ich ſagen und genaß oft Obſt zur Erfriſchung. Er begann ſaſt Heimweh zu bekommen, aber die ewige Hatz ließ es nicht aufkommen. Da ſtießen ſie auf einmal auf Vorpoſten des Feindes. Man wechſelte Kugeln und was nicht davon ſprang, platzte aufeinander. Kanonendonner erhob ſich, man gerieth in immer heftigern Eifer, und ehe es ſich der Ladſchi verſah, war er mitten im Feuer. Das muß man ihm zum Lobe nachſagen, daß er ſtand, wie eine Mauer feſt, obgleich er in der Hitze immer ins Blaue ſchoß, oder doch meinte, er ſchieße, denn es hat ſich nachher gezeigt, daß all ſeine Munition in der langen Vogelflinte ſtack. Daß man retirirte, bemerkte er erſt, als einige Huſaren auf ihn einritten, und ſich Niemand um ihn ſeines Lebens wehrte. Die wollten auf ihn einhauen, wie Nußklopfer auf den Sack, er aber nahm die Flinte beim Lauf und machte ganz un⸗ militariſche Ohrenbeſuche, daß es dieſem und jenem ſo übel wurde, daß er vom Pferde fie. So lange dies Mann für Mann ging, konnte der Ladſchi ſchon zurecht kommen — als aber mehrere zugleich heranſtürmten, benützte er die Kriegsliſt und ließ ſich beim erſten Schuſſe auf den Boden fallen, als ob er maustodt wäre. geſpitzt haben; wenn nur eine Eidechſe im dürren „Dem hab ichs Handwerk aufjeſteckt, dem langen Schlingel! Schaue Se nur, wie der jehaust hat⸗ liegen ein halbes Dutzend unſerer juten Brüder tummelig um ihn herum — da is die Fletſche zu kleen, da helfen nur blaue Erbſen,“ ſprach Einer der Preußen und machte Miene, ihm auch noch Eines mit der Fletſche zu verſetzen, aber die Andern ſtoben davon und er ihnen nach. Ladſchi holte Athem und kehrte ſich zur Ab⸗ wechslung einmal um. Er wollte nach Herzenslust fluchen, als er bemerkte, daß die Huſaren um ihn das Gleiche thaten und daß ein gewaltiger Trupp ihm auf den Leib rückte. Er ſprang daher vaſch auf und eilte dem Feinde mit ausgeſtreckten Armen entgegen, dann ſchwenkte er ſeinen Hut und rief Pardon. Wäre er nicht flinker geweſen, als die niedergeſchmetterten Huſaren ſo hätten ihm dieſe noch wüſt mitgeſpielt, aber ſo lief er in einen ſichern Hafen ein. Zuerſt bewunderte man den langen Menſchen und dann ſchleppte man ihn als Gefangenen mit; denn er machte ein gar unſchul⸗ diges Geſicht. 9 Es iſt hie und da geſchehen, daß die Reichs⸗ armee entweder im Drange der Geſchäfte, oder ah⸗ ſichtlich Gefangene ſich ſelbſt überließ — hat ſie doch z. B. in Hockenheim allein mehr als hundert den Laufpaß ſchreſhen müſſen; ſo war dies Geſchchft beſeitigt und die Leute liefen ohne Paß heim, froh, daß ſie los der Bande der Freiheit, für die ſie kämpften. . (Schluß folgt.) Redaction, Druck und Verlag voß Wucherer T Wottſer 4 Ladenburg. grtitag, den a Vormittags , in Folge d icd die, in 11 5 greisſtruße 1 beine Thor bis 0 Hebes zum Nautetarbeit geen der Quardet lagt zu, e Ange lll hier öffentlich 5 hutg den 15. Haden Sem l J. Hul Vfäͤflerer Nr. Abl. Am Freiag den 18 Vormittags wind die Umpflaſte 00 der Kreisſtte Schriesheimer Thor beim Gasthaus zum Ouat⸗ Meter, veranſc in din Wen geht Natbbauſe biet öffent Lodendurg den 15 Vürgermei A. 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