Verſchiedenes. 5 Heidelberg den 31. Mai. In Weinheim brach geſtern Abend um 9 Uhr in einer Bäckerei und Wirthſchaft „zum Deutſchen Kaiſer“ daſelbſt gehörigen Scheuer ein Brand aus und zerſtörte mehrere Gebäude. — Die zum geſtern dort ſtattge⸗ habten Gauturnfeſte anweſenden fremden Turner be⸗ theiligten ſich bis zur Abfahrt energiſch bei den Löſch⸗ und Rettungsarbeiten. a In Frankfurt erregt das Verſchwinden der beiden Gebrüder Sachs, welche ein Bankgeſchäft in der Kathrinenpforte führten, großes Aufſehen. Man ſpricht von ſehr bedeutenden Summen, die an ihnen verloren werden. Auch ſollen ſie Papiere, die Ihnen zur Aufbewahrung, Conpertirung, Anſchaffung neuer Couponbogen ꝛc. anvertraut waren, veräußert und das gelöste Geld mitgenommen haben. Es dürften nicht wenige unbemittelte Leute durch dieſe Verun⸗ treuung um ihre Erſparniſſe gebracht ſein. Das Geſchäftslokal iſt am Dienſtag Vormittag versiegelt und, wie berlautet, auch bereits der Concurs erkannt worden. — Bei der Oeffnung des Ge⸗ ſchäftslokals fand ſich im Caſſenſchranke 1) ein Napf mit neuen Pfennigſtücken, 2) einige unbedeutende meiſt werthloſe Looſe, 3) ein großer Pack der be⸗ rüchtigten ſächſiſchen Pfandbriefformulare und 4) endlich im Wechſelportefeuille ein öſterreichiſcher Gul⸗ denzettel. Bis jetzt ſind 500,000 Mk. von be⸗ ſchwindelten kleinen Leuten angemeldet worden, da⸗ runter ein Dienſtbote, welcher kürzlich aus dem Teſtament ſe ner verſtorbenen Herrin mit 3000 Mk. bedacht war. 5 i Hanover, 26. Mai. Fünf So daten des Füſſilir⸗Regiments N. 73, die auf der Leine eine Kahnfahrt machten, ertranken, nachdem das Fahr⸗ zeug gekentert war. (Das Reichsgericht) hat folgendes be⸗ merkenswerthe Erkenntniß gefällt: Ein Gläubiger welcher ſeinen Schuldner durch die Bedrohung der gerichtlichen Zwanasbetreibung feiner fälligen For⸗ derung zu der Ausſtellung einer Schuldurkunde über eine Summe, die der Schuldner thatſächlich ihm nicht ſchuldet, nöthigt, iſt wegen Erpreſſung zu be⸗ ſtrafen. Mit anderen Worten: Wenn zu einem Bauern ein Wucherer der bekannten Sorte kommt und ſagt: Wenn Du mir ſtatt der z. B. erhaltenen 20 Mark nicht 25 Mark ſchreibſt, ſo verklage ich dich, und der Bauer ſchreibt es, da er die ſchuldi⸗ gen 20 Mark nicht zur Verfügung hat, ſo kann er den Halsabſche der wegen „Erpreſſung verklagen. Es iſt dies ein richterliches Erkenntniß, das gleichſam Eeſetzeskraft hat und gewiß Schrecken unter den zahlreichen Halsabſchneidern verbreiten wird. N „, eber das Pierer ' ſche Conberſations⸗ Lexikon (Gotha, Literariſches Inſtitut), deſſen neuer Ausgabe in Verbindung mit der großartigen Lotterie des Mitteldeutſchen Renn- Vereins in Gotha, wir bereits vor einiger Zeit gedachten, liegen uns eine Anzahl Ausſprüche von anerkannten Männern der Wiſſenſchaft vor, aus welchen unzweifelhaft hervor⸗ geht, daß dieſes Werk zu den hochbedeutenſten, und gemeinnützigſten Erſcheinungen auf dem literariſchen Markte zählt. 90 So ſchreiht Prof. Dr. Hermann von Schlag⸗ intweit⸗Sakünfünski in München: Das Erſcheinen des großen Pierer'ſchen Univerſal-Converſations⸗ Lexikons, gegenwärtig in einer 6. Auflage durchge⸗ arbeitet, bietet wiederholt in der befriedigenſten Weiſe Vielſeitigkeit des Stoffes mit Berückſichtigung auch des neueſten wiſſenſchaftlichen Fortſchrittes. Es genügt hervorzuheben, daß auch der Fach- mann in den Gebieten ſeiner eigenen Beobachtungen von den Ergebniſſen der Neuzeit (in dieſem Lexikon) nichts vermißt, und daß ihm überdies gerade dos, was ſtets in der Literatur für ihn zu ſuchen bleibt, nämlich Zuſammenſtellung der biographiſchen und hiſtoriſchen Daten der Wiſſenſchaft, gleichfalls reich⸗ lich geboten iſt. Der Ausſpruch des Dr. H. v. Schmid (München) lautet: Das Converſations⸗Lexikon von Brockhaus hat bereits Herrliches geleiſtet, kaum ge⸗ ringer ſind die Verdienſte des von Meyer herausge⸗ gebenen — in würdigſter Weiſe ſchließt ſich ſeinen Vorgängern das in neuer Form fortgeſetzte Unter- nehmen Pierer's an. 8 Dasſelbe übertrifft dieſelben ſogar in mehrfacher Beziehung, indem es nicht nur reichhaltiger an Stoff, ſondern auch in einem Tone geſchrieben iſt, der ſich mehr dem allgemeinen Verſtändniß und Bildungs⸗ bedürfniß des Volkes, als dem des gelehrten For⸗ ſches anbequemt. Die Artikel ſind in jener nervigen Kürze geſchrieben, welche Alles, was zur Erſchöpfung des. Begriffs gehört, genau und vollſtändig umfaßt, alles Ueberflüſſige aber ſtreng vermeidet und aus⸗ ſchließt. Dieſelben haben überdies den Vorzug, daß ſie durchaus ſachlich gehalten ſind und jedes Be⸗ ſtreben einer parteilich gefärbten Darſtellung, nament⸗ lich in politiſcher und geſchichtlicher Hinſicht gänzlich vermeiden. Der Leſer hat daher die beruhigende Gewißheit, die ganze Wahrheit und nur die Wahr⸗ heit zu erfahren, um ſo mehr, als der wirklich aus⸗ zeichnete Kreis von Gelehrten, welche als Mitarbeiter genannt ſind, ſchon an und für ſich hierfür Bürg⸗ ſchaft leiſtet und als auch ſämmtliche Artikel mit Namen oder Chiffre der Verfaſſer unterzeichnet ſind, welche auf dieſe Weiſe mit vollem Gewicht ihrer Namen und ihrer literariſchen Bedeutſamkeit für das Geſagte einſtehen. Die obige Verlagshandlung iſt gern bereit, die geſammelten Urtheile jedem Intereſſenten auf Wunſch gratis und franco einzuſenden. gebannt 911. Die 1 e df Ele wird in (Bedenkliche Aufforderung, g ung.) Präſident: „Die ungezogenen Geſchworenen können e gehen.“ Folgende Anekdote iſt bezeichnend für die Schlau heit der Böhmen im Vergleich mit der Ehrlichket fan in Lale 0 der Deutſchen und der unverblümten Gewiſſenloſig⸗ wulhe Kathhau keit der Ungarn. Zur Kriegszeit trafen einst drei mom. Soldaten, von jeder der drei genannten Statjonen ö i einer, in dem Gaſtzimmer eines Wirthshauſes 1. d find ſammen, in welchem über dem Kamine eine Uhr af fein 00 hing. Als ſie das Haus wieder verlaſſen hatten, galnderjaht noch drill ſagte der Deutſche: „Das war eine ſchöne Uhr, ich Art, galllichen; wollte, ich hätte ſie gekauft.“ „Mir thut es leid, daß ich ſie nicht genommen habe,“ ſagſe der An ; fder göglin gar; „Ich habe ſie ja in der Ta che,“ ſagte dg Böhme. Achranſtalt Warum in aller Welt ſollen die Leute kein ſhlle inner falſches Geld machen? Machet das Geld doch falſce, den er das Leute! — wichelegt, Wir machen hierdurch auf die im heulfgen dizlchem 3 Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufmann fünf Jahren Simon in Hamburg beſonders aufmerkſam z em ker handelt ſich hier um Original⸗Looſe zu eſner Je Ftflg geimt reichlich mit Haupt⸗Gewinnen ausgeſtatteten Per, . Jeler int looſung, daß ſich auch in unſerer Gegend eine fehr Zoglnge, we lebhafte Betheiligung voraus etzen läßt, Dieſes schon einmal Unternehmen verdient das volle Vertrauen, indem die beſten Staatsgarantien geboten ſind und auch vorbenanntes Haus durch ein ſtets ſſreng elles Handeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne glheſts bekannt iſt. ohne Criolg Fern, Pflegel beten Kinder und Hiete zuwider de Heben, werden Mork oder mit Ha taft. Für Kin npjung wegen i det früherer Inf Wer zur Zeit ahr oder Geſundheit lünnen, ſind die h Iupfarzte votzul Die geimpften Eltafbermeiden z ate bei der Imp iir Nachſchau gel Handels⸗Nachrichten. Mannheim, 30. Mai. (Prodnkten⸗ börſe) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe; (Pet 100 Kilo. Preiſe in , Weizen, pfälzer 24.25 bis 24.75 ruſſiſchg 24.75 bis 25.50 Amerikaniſcher 25.25 bis 25.50 ungariſcher — — bis —.—, Neuer Spring 24.75 bis 25.—. Californiſcher Weizen —.— bis Roggen, pfälzer 19.50 bis 20.—. ruſſiſcher 18.50 bis 19.—. franz. —.— bis —.—. amerikaniſcher —.— bis —.—. Gerſte hieſiger Geg. 19.75 5 20.25. pfälzer 20. bis 20.50. ungar. a bis —.—. Hafer badiſcher 15.— bis — 155 württemberg. Alp 16.— bis 16.25. ruſſſſch!— 16.— bis — —. Kernen 24.— bis 2450. Bohnen 25.— bis 27.— Linſen—.— bis — Iccordy Wicken 16.— bis 17.— Erbſen —.— 90 —.—. Kohlreps, deutſcher 28.— bis 28.50. 5 ungar. 28.— bis 28.50. Kleeſamen deutſcher N 1. Sorte — — bis —.—. 2, Sorte ig Tu- A. —.—. Provencer —.— bis —.—, Luzerner 8 —.— bis —.—. Esparſette 32.— bis 34.—. Dee an Weizenmehl per 100 Kilo mit Sack den 5 5 5 M Nr. 2. Nr. 3. Ar. lenz zu Str 40.50 37.50 36.— 32.50 28.50 zen hölzerh Vulurbeiten ſollen j ſchmauchte er, wie ein rechter Herr, die dargebotene Cigarre. Die ſind aut, ſagte er, da wird man nicht viel für einen Kreuzer kriegen; die riechen ja wie Nägele! Als er auf ſein Zimmer kam, ſtellte er ſich bor den Siegel, trommelte mit beiden Händen auf dem Bauche und ſprach: Ach! iſt doch was Herrliches um den Wohlſtand; nur mein ich, wenn die Menſchen ſo recht dafür geſchaffen wären, müßten ſitee viel länger und dicker und nicht ſo viel unnützer Buckel dabei ſein, ſondern mehr Bauch. f Der Anfang ſeines Soldatenlebens gefiel dem b Ladſchi außerordentlich gut: Ach, wenn es nur immer ſo bliebe! Aber das Schickſal ſprach: So lebt man alle Tage, morgen hat man Nichts! Nun, ſo hart war das nicht gemeint., ſeine Tage waren nur nicht gerade immer, wie die in Offenburg. Er muß weiter marſchiren. S'geht in's Unterland, hieß es, dort iſt der a Teufel los — die Heſſen, die blinden Heſſen, haben ihren Vortheil nicht eingeſehen und anſtatt mit Freundſchaft, mit Kanonenfutter die Wohlſtands⸗ armee bedient. f „Das wäre,“ ſprach Ladſchi erſtaunt, . g „hab gemeint, ganz Deutſchland bilde eine große Wohl⸗ ſtandsarmee — da halte Alles zuſammen, bis auf die handvoll Preußen und die kämen gezwungen — das iſt was Anderes — aber ein Paar mehr oder weniger, 's kommt mir nicht drauf an — je dichter der Haufen, deſto beſſer trifft man.“ Alſo zog er wohlgemuth landabwärts, freute ſich der herrlichen Gegend, der munteren Leute und des vielen Spektakels. Er dachte: Wenns nur lauter Offenburg gäbe, das wären mir ſelige Tage. Vor der Eiſenbahn hatte er einen merkwürdigen Reſpekt. Er hätte ſeine leibliche, unteroffizierliche Menſchheit derſelben nicht anverkraut, wenn es nicht ſo viele Andere gethan hätten; denn das kann un⸗ möglich mit rechten Dingen zugehen, da muß ein Teufelsſpuck im Spiele ſein, jedenfalls hat derjenige, welcher ſie gemacht, dem Höllenmeiſter ſeine Seele verſchreiben müſſen, ſonſt wäre er nicht drauf ge⸗ kommen, meinte er ſteif und feſt. Allerdings, wie ſo was Menſchenhanden möglich, kann ein Menſch, der nur der anſtändigen Form wegen einen Kopf hat, nicht begreifen. 6 Abſonderliches iſt dem Ladſchi bis nach Heidel⸗ berg Nichts paſſirt, die kleinen Leiden und Freuden, die er da und dort erlebte, ſind des Erzählens nicht werth. Sein Offizier ſorgte angelegentlichſt, daß ſein langer Unteroffizier nicht vom Fleiſche falle; denn es wäre ſchad geweſen um dieſe wirkliche Zierde der Mannſchaft. Nur einmal fiel ihm auf, daß Ladſchi zu einem Schuhmacher in's Ouartier wollte — da ſchaute er auf deſſen Füße, die bloßen Zehen, die zu den Stiefeln herauslugten, unterſtütz⸗ ten flehentlich des Ladſchi Bitte und ſie ward, wie billig, ihm gewährt. Der Schuhmacher flickte die Stiefel aber ſo ſchlecht, daß Ladſchi nur mit ge⸗ 3 Ladenburg. 2 FPFPPm.mmmn ·ͤ·ꝛ.1; ⅛—˙i—m klein paſſendes Paar finden konnte; 's waren lauter knakten Zehen dahin gehen konnte, was ihm eine gar ärgerliche Geſchichte war. Dafür bekam er auch in Heidelberg ein Paar neue, welche aber exirg ge⸗ macht werden mußten, da man in der ganzen Stadt 1 Aernnd gegeben Deſelben ſind pe Auueurbeit zuſ. Inmerarbeit 1 Scloſſeraheit 5 Acercbei 0 J ererorbeit 5 Au Angebote f * Buranſchlagsſi Tcl und mit ent chen, längſtene Dienſtag den Vormitta Kinderſtiefelchen Ladſchis gegenüber. Ladſchi äußerte bei dieſer Gelegenheſt; Jet begreif ich's, warum die windhündigen Skädter ſo toll herum laufen; wer hat denn auch guf ſo Spatzenfüß einen ſichern Stand. O behüte mich koloſal großen Füßen der Himmel vor ſolchen überſpannnten Wackel⸗ 0 unterpichnettr rechen, waſelhſ menſchen! dd Freilich, Ladſchi ſtolz kee See e ge leherahn. Freilich, Ladſchi ſtolzirte auf breiteſter Ba kt 5 0 in abgemeſſenem Soldatenſchritte daher, wie eite J cheschen bin wandelnde gußeiſerne Säule, und wer an ihn an⸗ Namen den rannte, prallte ab, wie ein Schlittſchuhläufer M. Seitz, einem Brückenpfeiler. J. V. d 5 (Fortſetzung folgt.) * Sinnſpruch. 5 Herr ſpricht in den Höhen e ſpricht im tiefen Meer, ſpricht in meinem Herzen, ſpricht rings um mich her, ſpricht in meinen Thränen In meinem Glück und Weh, Drum will ich darauf merken, Daß ich den Herrn verſteh. lalcher gast — Redackſon, Druck und Verlag von Wucherer & Noliler *