zoſtproviſton. ö ſehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit ikluſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 k. 70 Ff. exc 8 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein haltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechend Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditione Nr. 44. Mittwoch, den 2 Juni 1880 Volitiſche Aeberſtcht. Heinrich v. Gagern iſt am Montag in garmſtadt geſtorben. Ein vergeſſener Mann, eine ergeſſene Größe war es, welche man in Heſſen r letzten Ruhe trug, aber Erinnerungen an eine hoͤne, herrliche Zeit, groß und Erhaben trotz ihrer erthümer, friſchte der Tod des Präſidenten des ſten deutſchen Parlamentes wieder auf. Den Traum nes großen einigen Deutſchlands, den man im ahre 1848 in der Paulskirche zu Frankfurt ver⸗ wirklichen wollte, das Jahr 1870 hat ihn erfüllt, ber nicht in der Weiſe, wie Gagern und ſeine itarbeiter glaubten: auf friedlichem, freiheitlichem dege, ſondern entſprechend der Prophezeiung, welche Wuuf Famil, and. n anderer gewaltiger Mann vor nahezu zwei Jahr⸗ uten verkündet: durch Blut und Eiſen. Gagern Telplh ar Zeuge dieſer Einigung, er erlebte es, daß die giſerkrone, welche er vergeblich nach Berlin ge⸗ ragen, die anzunehmen aus den Händen des Vol⸗ Friedrich Wilhelm IV. ſich aber energiſch wei⸗ gerle, von dem Bruder dieſes Monarchen Wilhelm I., n Herzen Frankreichs, im Königsſchloſſe zu Ver⸗ nlles, acceptirt wurde, freilich auf Antrag der ulſchen — Fürſten! Wie Gagern über die Ver⸗ zirklichung ſeines Einheitstraumes dachte, darüber bexlautet nichts. Es hat es eben Niemand der Mühe werth erachtet, den Greis zu — „interviewen“ ar er doch ein vergeſſener Mann, eine verſchollene röße. Nun, ſo ganz vergeſſen und verſchollen iſt doch nicht, wenn auch die Wellen der Tages⸗ eigniſſe an ihm vorüberrauſchten, ohne ſeiner zu — — melden. chten. Die unparteiiſche Geſchichte hat Gagerns 5 kamen verewigt und es ſind nicht die ſchlechteſten tut ätter, auf denen ſeiner und ſeines Wirkens ge⸗ acht wird. Das öſtreichiſche Herrenhaus genießt ſchon ſeit ahren den Ruf, daß ſeine Majorität ebenſo liberal Is verfaſſungstreu geſinnt ſei. Die Budget Ver⸗ andlungen, welche die Peers Kammer die vergangene Boche pflog, haben dieſen Ruf des Herrenhauſes hören, härtere, als im Parlamente, wo ſeine ein fit he euerdings bekräftigt. Graf Taffe bekam harte Worte ö allezeit getreue Majorität der verbündeten Czechen Polen, Kroaten, Ultramontane und Feudalen, die Oppoſition einfach todtſtimmte. Das Budget wurde dem Miniſter vom Herrenhauſe freiwillig bewilligt, aber nicht als Vertrauensbeweis, ſondern aus Staats⸗ raiſon. Der alte Schmerling rief Taaffe unter dem ſtürmiſchen Beifall der Linken zu: Das Experiment, welches Sie verſuchen, iſt in Oeſtreich ſchon zwei⸗ mal zu Schande geworden, es wird es auch ein drittesmal werden. Zu verwundern iſt es, daß der Kaiſer angeſichts der ſteigenden Unzufriedenheit mit dem Regimente Taaffe, dieſem Unglücksmanne, nicht den Abſchied gibt. Es müſſen ſich hoͤchſtens Orts, unbeirrt um die Volksſtimme mächtige Einflüſſe zu Gunſten Taaffe's geltend machen. Das iſt eben das Malheuer Oeſtreichs, daß man an maßgebender Stelle immer dann erſt offene Augen erhält, wenn der Staatskarren nahezu grundlos verfahren iſt. Wichtig für die franzöſiſche Regierung iſt, daß die Präſidentenwahl im Senate zu Gunſten Leon gemacht, einen anderen Kandidaten auf den Prä⸗ ſidentenſtuhl zu erheben, als ſie ſchließlich das Ver⸗ gebliche ihrer Bemühungen einſah, ſuchte ſie ſich da⸗ durch zu rächen, daß ſie bei der Abſtimmung weiße Zettel abgab. Ein kindliches Vergnügen, das Nie⸗ mand ſchadet und ihr nichts nützt. Die Aktion der neuen engliſchen Regierung läßt ſich nicht ſo thatkräftig an, als man glaubte, erwarten zu dürſen. Bis jetzt brillite das Kabinet Gladſtone nur mit Worten. Für Worte ohne Thaten aber gibt es ein treffliches Sprüchlein: „Vornen gepfiffen und hinten keine Soldaten.“ Wenn Gladſtone in der Weiſe fortmacht, dann wird er bald wieder abgewirthſchaftet haben. Was die Miſſion des Mr. Göſchen betrifft, ſo ſcheint dieſer Herr gleichfalls ſchon ein Haar in der Suppe ge⸗ funden zu haben. In Berlin, Paris und Wien zeigt man wenig Luſt, in der orientaliſchen Frage mit England durch Dick und Dünn zu gehen, die großen Erwartungen, die man auf die Sendung Göſchen's nach Konſtantinopel ſetzte, werden ſich daher ſchwerlich erfüllen. Deutſchland. Leipzig, den 25. Mai. Geſtern Nachmittag waren zum erſten Male die drei Strafſenate des Reichsgerichts zu einer Plenarſitzung verſammelt. Es galt in der Praxis eine wichtige Entſcheidung zu finden über die Frage der Strafbarkeit des Ver⸗ ſuches eines Verbrechens mit abſolut untauglichen Mitleln. Der Fall bot an ſich ein weiteres In⸗ tereſſe nicht dar, eignet ſich auch faſt nur für Männerohren. (Eine Dame entfernte ſich daher alsbald.) Es war ein Strafprozeßfall, welcher aus dem württembergiſchen Donaukreiſe hierher zur Re⸗ vifionsinſtanz gelangte, am 19. Febr. d. J. vor dem erſten Strafſenat des Reichsgerichts verhandelt und durch Senatsbeſchluß an die vereinigten Straf⸗ ſenate des höchſten Gerichtshofes zur Entſcheidung verwieſen worden war. Die Beklagten und Ver⸗ f urtheilten waren eine Dienſtmagd aus Edensbach und ein Bauer aus Keſenweiler. Sie waren dem N ll 8 Verſuchs der abactio Say's ausfiel. Die Rechte hatte große Anſtrengungen Strofgeſetb verſalen wegen den Veſſuche de partus. Allerdings hatten ſie beide ſich dabei un⸗ wiſſentlich ganz ungefährlicher Mittel bedient, ſo daß die beabſichtigte ſträfliche Wirkung nicht eintreten konnte. Aber die verbrecheriſche Abſicht war bei beiden, der Thäterin und ihrem Anſtifter oder Hel⸗ fer, außer Zweifel geſtellt. Um 9 Uhr verkündete der Präſident den von den vereinigten Strafkammern gefällten Spruck, wonach die Revifion verworfen und die Beklagten in die Koſten verurtheilt wurden. Die Strafbarkeit des Verſuches auch mit abſolut untauglichen Mitteln iſt damit auf lange hinaus in weitgehender Weiſe entſchieden. Darmſtadt den 25. Mai. Heute Nach⸗ mittag 3 Uhr fand auf dem hieſigen Friedhofe die Beerdigung des Freiherrn Heinrich von Gagern ſtatt. Eine große Trauerverſammlung hatte ſich, der hieſigen Sitte gemäß, dortfelbſt eingefunden, darunter die Spitzen der hieſigen verſchiedenen Berufs⸗ und Leb⸗nskreiſe, um dem Präſidenten der deutſchen Nationalverſammlung von 1848 die letzte Ehre zu erweiſen. es ind f n Wert uf die * Feuilleton. adſchi der Freiſchärler. Dorfgeſchichte. Aber die Knollen da, entgegnete Ladſchi, die ſchmecken nicht wie Fleiſch, nicht wie Kraut, und uch nicht wie was von Mehl! Das wurde ihm nun erklärt und Suppe, wie enödel ſchmeckten ihm vortrefflich. Daß er drauf en Meerrettig zu dem Rindfleiſche mit dem Löffel q 5, findet nach ſolchem Vorgange gewiß Jedermann f r ganz natürlich — aber der Meerrettig war kein gti Rilchbrei, ſondern tüchtig ſchorf. Als ihm daher 8 das Waſſer die Backen herunter lief, ſagte er: Der T. Brei iſt ſakriſch verpfeffert, da muß man tüchtige . Brocken Fleiſch dazu nehmen, wenn er nicht beißen 1 oll. Und was die Brocken Fleiſch anbelangt, die Cloe adſchi als Gegenmittel gegen den verpfefferten Brei Nr. b. in Anwendung brachte, ſo glichen ſie auf und ab den Speckbrocken, die ein Holzhacker im Thal, einſam im Walde auf einem Baumſtamm ſitzend, ſich zu Gemüthe führt, beſonders wenns preſſirt. Zu dem Gemüſe kamen Bratwürſte und Kote⸗ letten, zwei wahre Gegenfüßler — denn ſind die Bratwürſte und Würſte überhaupt, nach Ladſchis Naturgeſchichte, die einzigen Säugethiere vhne Knochen, ſo ſind die Koteletten diejenigen, bei denen ein tüchtiger Knochen die Hauptidee. Er ſagte, er wäre kein Liebhaber don vielem Gemüſe und aß daher nur ein Paar Teller voll, aber Würſte, die möge er für ſein Leben gern. Um es zu bekräftigen, erzählte er, es hätte ihm einmal geträumt, ſeines Nachbars Sau wäre auf einmal zu einer langen, langen Bratwurſt geworden, und wäre, obgleich gebraten, wie eine Schlange auf ihn zu ge⸗ trabbelt, da er eben im Graſe gelegen und ein Paar Vögel zugeſchaut, wie ſie ihre Jungen äzen. Dies habe ihm auch Appetit gemacht und ſo habe er die Bratwurſtſchlange beim Kragen gefaßt und mit Stumpf und Stiel aufgegeſſen ohne Meſſer und Gabel. Dabei vertiefte er ſich ſo in ſeine Erzählung, daß er eine halbe Bradwurſt zwiſchen die Finger nahm und in den Mund ſchob. Wer weiß, ob das nicht das Schickſol einer ganzen geweſen wäre, aber ſie waren zerſchnitten. Die Koteletten behandelte er ganz nach ſeiner naturgeſchichtlichen Anſicht; er nahm eines um das andere mit den Fingern von der Platte und that, als ob es Zahnſtecher wären. Der Hausherr und Familie waren längſt mit dem Eſſen fertig, hatten, als vornehme Leute mit wohlriechendem Waſſer den Mund ausgeſpült und dasſelbe in eine Taſſe ausgeſpieen, als Ladſchi lange noch den Vertilgungskrieg verfolgte, ohne auf die Andern zu merken. Als man ihm daher die Mund⸗ taſſe hinſchob mit dem wohlriechenden Mundwaſſer, nahm er nicht friſches und ſpülte den Mund damit aus, ſondern glaubte, es ſei ein Trunk, und — nun es ſoll dasſelbe einem Deputirten an der Hoftafel paſſirt ſein und es hat beiden nicht wohlgeſchmeckt trotz des Wohlgeruches. Pa ah! machte der Ladſchi, ſchmeckt gerade wie das rothe Fett, das ich einmäl als“ kleiner Bube von des Baronen Laura bekam und auf das Brod ſtrich — hat drei Wochen aus dem Hals geſtunken. Ladſchi hat aber ſogleich durch zugegoſſenen Wein von dieſer Unannehmlichkeit ſich befteit. Zum Kaffee