Algemeiner Neigen für 1 und Schriesheim, Poſtproviſion. 0 Nah nehmen A für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Nl. 70 Pf. excl Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ e Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗ Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. MRabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Bei größeren Aufträgen entſprechende . Samſtag, den 29. Mai 1880. 3 Ein Nachcongreß. Die Löſung der orientaliſchen Frage trie. ich nähende, a ſteht ſeit Jahrzehnten auf der Tagesordnung der europäiſchen Diplomatie. Nimmt man's genau ſo gibt es übri⸗ gens gar keine einzelne orientaliſche Frage, ſondern nur 10 Ja ein ganzer Schock orientaliſcher Fragen, an denen heute dieſe, morgen jene ſich beſonders bemerklich oder unbequem machen. Eine Löſung aller orien⸗ kaliſcher Wirren wäre, wenn überhaupt, nur durch gen Ruh 119 Sing „Deutſchla 5 beziehen. eine Radicalkur möglich, olſo etwa durch die Be⸗ Trip ſeitigung aller einzelnen kleinen Balkanſtaaten und 9. gleichzeitiger Entfernung der türkiſchen Herrſchaft n CEuropa, und als Erſatz dafür die Schöpfung 9 eines einigen bean ch Staates unter einem Machtvollen und energiſchen und mit einer Conſtitution, Ilde Polens: ellropäiſchen Fürſten oder nach dem Vor⸗ and! nee die definitjve Vertheilung ſämmtlichen 1 Balkanlandes an die Frei Nachbarſtaaten Oeſtereich, KNußlond und Griechenland. Beide Löſungen ſind ede gra, J di idealen Politikern ſchon vielfach empfohlen ſerehigt um 1 borden, und der erſte Vorſchlag empfiehlt ſich vor 3 dem zweiten, weil er die Sreitfrage um den Be⸗ 200 is von Konſtantinopel erledigt. Die erſte Voraus⸗ 9 Huihha chung bildet aber in beiden Fällen die Ausweiſung der bemaliſschen Dynaſtie und des Islam aus — Europa. 120000 Leider fehlt den großen Garantiemüchten des 4 lee Weſtens zu einer ſolchen geſunden politiſchen Neu⸗ . 100 8 ſchöpfung die Energie und Einigkeit. Ihr Rechts⸗ 40 3000 el, den Hexenkeſſel von Staaten im Südoſten „ 2000 Europas zu beſeitigen iſt an und für ſich nicht 4 10000 zweifelhaft, denn die Türken ſind nur Eindrinlinge 4 10 Europa und die übrigen Staaten ſind keine Hiftoriſchen, ſonder nmehr oder weniger zufällige, re⸗ bolutionaire Bildungen, welche nur durch Mediati⸗ ſitung oder durch den Anſchluß an einen gefunden 1 188 allt. 5 Staatsorganismus nur gewinnen können. Wenn un State „ , en in der hohen Politik Moral neben der Zweckmäßigkeit gelten läßt, ſo erſcheint es ſicher 100 moraliſch, der orientaliſchen Mißwirthſchaft nde zu machen, durch Einführung geordneter Saerde auf der Balkanhalbinſel die großen Opfer an Blut und Geld zu ſühnen, welche Europa bereits für die orientaliſche Frage gebracht hat, und endlich eine Quelle von ewig neuen Unruhen und Kriegen, wie auch die Urſache zu neuen Con⸗ flicten unter den europäiſchen Großmächten zu ber⸗ ſtopfen und zu beſeitigen. lächerlich und fluchwürdig, wenn es der kürkiſchen Diplomatie nochmals gelänge, etwa Oeſterreich mit England und Italien und Rußland mit Deutſchland und Oeſterreich in einen Streit und Krieg zu ver⸗ wickeln, um dadurch den drientaliſchen Kadaver noch einige Zeit zu erhalten? Die Orientfrage in ihrer jetzigen Geſtalt birgt in ihrem Schooße die Gefahr eines Kontinentalkrieges, und darum iſt es hohe Zeit, ſie aus der Welt zu ſchaffen. Statt deſſen beantragt England eine Nach⸗ conferenz zum Berliner Vertrage, um die neuerdings aufgetauchten Differenzen in der Türkei auszugleichen. Es ſoll ſich alſo um Montenegro und Albanien, möglicherweiſe auch um Bulgarien und Rumelien dabei handeln; auch dürfte der nächſte Zweck Eng⸗ lands ſein, die öſterreichiſche Occupationspolitik ein⸗ zuſchränken. Man vergißt dabei leider, daß mit der Regelung dieſer einzelnen Fragen nichts gewonnen wird, denn jedes Jahr, jedes Vierteljahr gebiert auf der Balkanhalbinſel neue Streitfragen. Der Vor⸗ ſchlag Englands zu einem Nachcongreß harrt noch der Erledigung von Vorfragen, welche ſich auf die Theilnehmer, das Stimmenverhältniß und auf den Ort der Conferenz beziehen, zu welchem übrigens Berlin vorgeſchlagen iſt, nachdem der Plan der Botſchafter⸗Konferenz in Konſtantinopel keine unbe⸗ dingte Zuſtimmung gefunden hat. Die wichtigſte Vorfrage aber bleibt leider ungeſtellt; ſie ſollte die Vollmachten des neuen Congreſſes erörtern und offen das Ziel proklamiren: Pazifizirung der Türkei um jeden Preis und für alle Zeit, keine Löſung albane⸗ ſiſcher, montenegriniſcher, bulgariſcher, ſerbiſcher, rumäniſcher, rumeliſcher, griechiſcher und ſonſtiger Duodezfragen, ſondern volle Löſung der drientaliſchen Frage durch den Machtſpruch und, wenn nöthig iſt, durch die Waffengewalt Europas. Wäre es nicht geradezu als ihrem erhabenen Rector Magnificentissimus, Bewegung geſetzt und noch durch mehrere Straße Deutſchland. Karlsruhe den 26. Mai. Wie aus Frei⸗ burg gemeldet wird, hat bei der jüngſten Anweſen⸗ heit des Großherzogs der Herr Erzbisthumsverweſer mit dem Domkapitel dem Landesherrn ſeine Auf wartung gemacht. — Der landſtändiſche Ausſchuß iſt in vergangener Woche zuſammengetreten und es werden eben jetzt die Berichte ausgearbeitet, ſoviel bekannt von dem Mitglied der I. Kammer Herrn Kölle und bon dem Vorſtand der Budgetkomm. der II. Kammer, Hrn. Friedrich. Auf nächſten Sams tag iſt eine Sitzung zur Berichterſtattung anbe⸗ raumt. Freiburg den 26. Mai. Geſtern Abend brachte die hieſige Stndentenſchaft dem Großherzoge einen ſehr großen Fackelzug, an welchem ſich faſt alle Akademiker betheiligten. Gegen halb 9 Uh langte der mit ca. 450 Fackeln, mit 6 reich ge ſchmückten ſechsſpännigen Wagen und mit dre Muſikkorps verſehene Zug vor dem großherzoglichen Palais an, auf deſſen Balkon alsbald der Großher zog, ſeine Gemahlin, der Erbgroßherzog und Pri zeſſin Victoria erſchienen und ſich mit hohem Intereſſ den ſtattlichen Zug anſchauten. Nachdem die aka demiſchen Deputirten im Schloſſe eine Anſprach gehalten und der Großherzog ihnen gedankt, erſchie ein Student auf dem Balkon und brachte ein drei faches Hoch auf die großherzogliche Familie aus, ir welches die große Verſammlung mit voller Begeiſterung einſtimmte! Als ſich darauf der Zug wieder i gekommen, wurden die Fackeln auf dem Karksplatz unter den fröhlichen Klängen des „Gaudeamu igitur“ verbrannt. — Die großherzogliche Famili hat während ihres Hierſeins ſchon mehrfach akade miſche und ſtädtiſche, Anſtalten, das Münſter ꝛc. ſerner einige ſchöne Punkte unſerer nächſten Um gebung beſucht, auch Viele in Audienz empfangen von unſerer Univerſität ſpeciell waren der Prorekto und die vier Fakuktätsdekane befohlen. Erſterer is für heute Abend zur Tafel gezogen. 7 Feuilleton. Pläne gars 7 reſſenten m⸗ 9 tompt. unter der auf Ver⸗ 2 len größe rel 0 Ladſchi der Freiſchärler. Deorfgeſchichte. (Fortſetzung.y 5 Er wird als peſerteur geſucht. jeſlen Bale 45 Am andern Morgen lief Einer ſeiner Leute zu a1 dem Andern und fragte: Haſt den Ladſchi nicht jedenfals wut geſehen; er iſt, glaub ich, heute Nacht durchgebrennt. Dos wär doch! hieß es, ſolche Schande Einem an⸗ züthun. Kanns nicht glauben, ſagte ein Anderer, 35 hat ſich geſtern Abend ſo fapfer gehalten, f o iſt der cgünſtigt 5 . r ausbezahlt, 00, 60/00 1 6 Ladſchi kein Kerl. Man machte Meldung bei dem Offizier. Der ſtampfte wüthend auf den Boden a Und ſchrie: Wenn das iſt, ſo laß ich ihn hängen. Schmückte ſich indeſſen mit ſeiner ſchönen Schärpe zur 5 5 ünd verfügte ſich in Ladſchis Quartier. Iſt nicht bun 1 heimgekommen, hieß es. Aegerlich ging er auf die a Hauptwache. Drinnen liegt Einer auf der Pritſche und ſchnarcht, als ob er den jüngſten Tag verſchla⸗ gen wollte, ward ihm zur Auskunft. Da fand denn 1⸗Actien und 6 eſchenkte Ver; der zornige Offizier ſeinen rieſenhaften Unteroffizier, ſtieß ihn in die Rippen, Ladſchi wollte ſich auf die andere Seite legen! da ihm, wie er meinte, das Holz auf der einen zu hart wurde, wälzte ſich um und lag ſeinem Offizier zu Füßen. Der fluchte martialiſch und Ladſchi gähnte, ſperrte die Augen auf und frug ganz harmlos: Was iſch denn da, was gibt! a Donnerwetters Schweinpels — auf! iſt das Manier? wetterte der Offizier. 1005 Da erhob ſich Ladſchi und ſprach ganz gleich⸗ giltig: Hab mei' Quartier nicht funden und irgend⸗ wo muß ich doch ſchlafen! Drauf erzählte er ſeine Nachtwandelei und rückte in ſein Quartier ein. Laädſchi hat aus lauter Dienſteifer poſto auf der Hauptwache gefaßt, hieß es dann, und damit war die Sache abgethan. Man kann im Krieg nicht ſo menſchenfreſſerig ſein, wie beim Kaſernendienſt; denn im Kriege braucht man Leut, in der Kaſerne ſind ſie über⸗ flüſſig und man kann daher immer eine Anzahl ins Dunkle ſetzen. 151 7 Im Quartier. 5 in Quartier los und wie zum Spott ihm den leeren Bauch en war, hungerte es ihn; denn er hatte ja nichts z Nacht gegeſſen. Sein ganzer Katzenjammer beſtan in einem bärenmäßigen Hunger, wie ſeine ganz Freiheitsidee in Wohlleben konzentrirt war. S freundlich ſein Logis war, ſo ſprach es ihn in dieſe Augenblicke doch wenig an; er ſtreckte die Arm aus bis an die Zimmerdecke, gähnte — Gähnen ſagen die Bartärzte, ſei ein Zeichen von Schwäch und Uebelkeit — daß ſein Rachen mit dem Feuer ſchlunde eines Vulkans nicht wenig Aehnlichkeit hatt und ſchaute dabei, betrübt bis in die Seele hinein auf das Kalb, das an dem gegenüber liegend Metzgerladen hing. 7785 8 „ gelte Hammelebruh, Was biſt du mir für 'ne Luſt!“ inwillig, daß das todte Thier ſo theilnahm gegenſtreckte, kehrte er ſich um und ſiehe da! d ſtand auf dem Nachttiſch ein gewaltig Stück Braten nebſt einer Schüſſel voll Kartoffelſalat, einer Flaſch Wein und einem halben Laib Brod! Man hatte ihm dorthin ſein Nachteſſen geſtellt, weil er nicht