Staaten durch einen Bebollmächtigten iſt nur auf Grund von Vollmachten zuläſſig, welche von den Regierungen auf beſtimmte Perſonen ausgeſtellt ſind. Jeder ſtimmfübrende Bevollmächtigte kann in Be⸗ hinderungsſällen den Bevollmächtigten eines andern Bundesſtaates ſubſtituiren. Die Subſtitution gilt jedoch nie länger, als für eine Sitzung. In der nächſtfolgenden Sitzung kann nur ein Bevollmächtig⸗ ter der Regierung dieſelbe vertreten. Von der Subſtitution wird dem Reichskanzler unverzüglich Mittheilung gemocht. Stellvertretende Bevollmäch⸗ tigte, welche an die Stelle von Hauptbevollmächtig⸗ ten getreten ſind, können den Sitzungen des Bundes— raths und der Ausſchüſſe anwohnen, ohne an den Berathungen Theil zu nehmen. Ausland. a Wien den 22. Mai. In Albanien tritt der Wunſch hervor, ſich mit Europa zu verſtändigen. Ein Memorandum, welches den Conſuln der Groß— mächte von einem albaneſiſchen Komitee überreicht wurde, verlangt die Aufrechterhaltung des Berliner Vertrags und proteſtirt gegen die kürkiſchmontene⸗ griniſche Convention, welche gegen den Willen der Pforte abgeſchloſſen und nur mit Zustimmung der ſchlichtunterrichteten Mächte zu Stande gekommen ſei; die Albaneſen bitten die Mächte, die Integrität Albanjens zu ſchonen und die Wünſche der albane⸗ ſiſchen Bevölkerung zu achten. Gleichzeitig richteten die Albaneſen⸗ Chefs in Skutari eine Glückwunſch⸗ Adreſſe an Gladſtone, in der ſie dem engliſchen Premier die Rechte und Integrität Albaniens ans Herz legen. Brüſſel den 22. Mai Der Empfang des Wiener Männergeſangvereins geſtern Abend über⸗ ſteigt an Glanz und Enthuſtasmus alle Begriffe. Graf Chotek, der öͤſterreichiſche Geſandte, begrüßte die Wiener Sänger, welche gekommen waren, um der Braut ihres Kronprinzen Rudolf ein Ständchen zu bringen, zuerſt, dann ſprach Herr Duſtin, ein Mitglied des Brüſſeler Gemeinderaths, ebenfalls deutſch. Nachher ſetzte der Zug ſich in Bewegung, nachdem 76 belgiſche Geſellſchaften mit Standarten und farbigen Laternen an den Gäſten vorbeidefilirt. Der Empfang der Wiener im Rathhauſe war über⸗ aus berzlich. Mehr als 300,000 Perſonen waren auf den Beinen. Der König hatte einen ſeiner Ordonanzoffiziere zur Begrüßung der Sänger geſchickt. Petersburg, 16. Mai. Wie dem „Globe“ von hier gemeldet wird, hat General Krijanowsky, General⸗Gouverneur von Orenburg, der ruſſiſchen Regierung mitgetheilt, daß die außerordentliche Kälte des letzten Winters ſolche Verheerungen unter den Heerden der Kirgiſen aygeſtellt und dadurch die Transportmittel in einer Weiſe reducirt hat, um die Befürchtung zu rechtfertigen, daß der augen⸗ blockliche Nothſtand in eine ernſtliche Hungersnoth ausarten würde. Im Diſtrict Burgni haben von 860,000 Stück Vieh uur 50,000 den Winter überlebt. In der Stadt Burgni hat das Korn um 400 Proc., das Heu um 500 Proc., aufgeſchlagen, um einige Rubel verkauft der darbende Kirgiſe ſein Pferd, für welches er kein Futter aufzutreiben ver— mag. Aus Seoni Palatinsk wird gemeldet, daß im Parlograd⸗Diſtrict allein 1000 Kameele, 6000 Stück Vieh, 265,000 Pferde und 51,000 Schafe dem beiſpiellos kalten Winter erlegen ſind. In einem anderen Diſtrict kamen 200,000 Schafe auf einmal in einem Schneeſturme um. Aehnliche Ver luſte wurden aus allen Theilen Turkeſtans gemeldet, die älteſten Leute erinnern ſich keines derartigen Winters. Verſchiedenes. Ladenburg den 25. Mai. In unſerm Nachbarorte Schriesheim wird ſoeben mit der Errichtung einer Pferde⸗-Eiſen hahn von Schriesheim-Heidelberg begonnen, reſp. die Linie für deren Lauf ausgearbeitet. — — Heidelberg den 24. Mai. Geſtern Mittag wurde von einem ſtellenloſen Kellner die Anzeige gemacht, daß ihm in der Ammann'ſchen Concerthalle von einem Individuum ſein Handkoffer mit Kleidungsſtücken und Geld im Betrage von etwa 300 Mark entwendet worden ſei. Er habe nämlich aus dem Handkoffer in der Wirthſchakt Geld entnommen, was der Thäter geſehen habe, es ſei aber vor der Wirthſchaft eine Droſchke für ihn bereit geſtanden um ihn an die Bahn zu führen, und hat ſich der Thäter angeboten, den Koffer in die Droſchke zu tragen und ſoll der Kutſcher mit hinaus gegangen ſein. Der Dieb wußte ſich aber mit dem Kutſcher vertraulich zu machen, ſo daß letzterer nochmals in die Wirthſchaft ging während er bei den Pferden ſtehen bleiben wolle, verſchwand aber alsbald mit dem Koffer. Durch beſondere Um⸗ ſicht ſſt es der Schutzmannſchaft gelungen Spuren von der eingeſchlagenen Wegrichtung des Diebes zu ermitteln und wurde derſelbe mittelſt einer Droſchke verfolgt und an der Bergſtraße zwiſchen Handſchuchs⸗ heim und Schriesheim mit einem andern Indivi⸗ duum das Geld theilend betreten und verhaftet. Der Koffer war erbrochen und auf einer Wieſe im Graſe verſteckt. Nach Hierherverbringung der Beute⸗ theilenden ſollte ſich auch der angebl. Beſchädigte über den Erwerb des ihm geſtohlenen Geldes aus⸗ weiſen, indem derſelbe als ein früherer Bettler er⸗ kannt wurde und da er keine genügende Angaben machen konnte, wurde er mit noch einigen Ver⸗ dächtigen ebenfalls verhaftet, indem das ihm ent⸗ wendete Geld ebenfalls von ihm ſelbſt geſtohlen iſt. — Neckarſulm, 18. Mai. Nach jahre⸗ langer Pauſe ſchaukelt ſich heute wieder ein Perſonen⸗ dampfboot auf den Wellen des unteren Neckars. Nach einer anſprechenden Taufſeierlichkeit glitt ohne Unfall von der hieſigen Werfte in den Fluß der 15 Meter lange und 5 Meter breite Schrauben⸗ dampfer „Heilbronn“ und in einer Woche ſieht fröhlichen Geſellſchaften zur Verfügung. Mit dem 5 angehängten Nachen können bei gutem Waſſerſtande 71 60 Perſonen binnen 3 Stunden die wunderbolle 1 9.240% Tour von Heilbronn bis Heidelberg zurücklegen und hunde die Abendzüge ermöglichen den Aufenthalt in der Lee bot ſchönen Univerſitatsſtadt bis zur einbrechenden Nach Einem längst geflhlten Bedürfn'ſſe iſt durch Opferbereſtwilligkeit weniger Männer nunm Rechnung getragen. — Heilbronn, 22. Maj. Geſtern Abend Jr Be gegen halb 11 Uhr erſchien am ſüdlichen Him in bude ein prachtvolles, intenſiv roth leuchtendes Mete s- Comm Es nahm ſeinen Lauf von Oſten nach Weſt unde dorf erhellte einige Sekunden lang die Gegend weſihn gu ber und ließ nach dem Verſchwinden noch eigen Momen ghelbnten einen dünnen feurigen Sprühregen auf ſeiner ahn ſunheikn zurück. 155 Mordn. *. — Mengen, 22. Mai. Durch ein ſchre liches Unglück wurde heute eine angeſehene hie fort etho Familie in tiefe Trauer verſetzt. Die hiesige Sch he begrün jugend feierte das Maienfeſt, und um dem Docht Für ſeden chen eines hieſigen Baſthofbeſitzers den Feſtzug ke 1 bon Beſtz gut zeigen zu können, nahm ein Nachbar und Ha Aägrifs a freund dasſelbe zu ſich in ſeine Wohnung und feel wel es ans offene Fenſter, das er einen Augenblick 9 000 und u ließ. Während deſſen ſtürzte die Kleine, ein N V den übri⸗ chen von faſt 3 Jahren und das einzige Kind fei 1 begaben. Eltern, auf das Straßenpflaſter und war nach Pet die? halben Stunde eine Leiche. u der Muſte — Nürtingen, 20. Mai. (Mordanfg Fitichtung ! Eine eben ſo unbegreifliche wie bedauerlſche Tf A in ein ereignete ſich laut N. W. Bl. heute kurz nach 1 Phelten B Uhr. Als der Bauunternehmer Gottſoßb Schg c zu erhe ſich von ſeinem Berufsgeſchäfte zum Mittageſſen k Die Vile geben wollte, überfiel ihn der ſeit einigen Jah von Neckarthailfingen hierher gezogene Speſſew Jakob Wenzelburger zur Ziegelei mit zwel Meſſe und verſetzte ſeinem Opfer mehrere Stiche in Ko und Nacken, wobei eine Meſſerſpitze in der ſchaale ſtecken blieb, und verfolgte der Angreifer d Gottlob Schaal noch bis in deſſen Haus, 08 von Nachbarn verjagt und von der Polizei berhaß wurde; der Verletzte aber liegt in ſehr bemilleide werthem Zuſtande danieder. Wir machen hierdurch auf die im heuſſg Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufmann Simon in Hamburg beſonders aufmerkſam handelt ſich hier um Original⸗Looſe zu einer reichlich mit Haupt⸗Gewinnen ausgeſtatteten Be looſung, daß ſich auch in unſerer Gegend eine ſe lebhafte Betheiligung voraus ſetzen läßt. Dieſes a Unternehmen verdient das volle Vertrauen, indem die beſten Staatsgarantien geboten ſind und gu vorbenanntes Haus durch ein ſtets ſtreng reelle Handeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allſef bekannt iſt. lien, ndgemeind frag, ſä ſchnen, die hierarzt Ahens borz 5 J 5 der ſtecken und ich würde nicht einmal meinen, daß ein Floh darin! Halt!“ donnerte Ladſchi. Dabei faßte er den jungen Cäſar am Kragen, ſtreckte ſeinen Arm aus und ließ ihn zappeln und flatſchern, wie einen Vogel an der Leimruthe. Und als er die Zunge heraus ſtreckte, ſchrie er: So haſt Durſt und ſchüttete ihm einen Schoppen Bier in das Geſicht. Das war nun kein Spaß mehr, mindeſtens für den Dürr eber. Bürger, Friede! Wohlſtand, Bildung, Freiheit für Alle! ſprach ein geſetzter Mann, damit baſta. Ich zahl ein Viertel, wenn ihr ordentlich ſeid; beſchimpft euch ſelbſt nicht, edle Söhne des Vaterlandes! Er wollte noch weiter reden; aber Ladſchi, der tapfere Unteroffizier, ſchrie fort und fort: Ja, . ein Viertel, — ein Viertel, das läßt ſich hören, 8 Der Dürrleber hatte den Durſt und zugleich den Muth verloren und machte ſich grollend aus . dem Staube. Wie viele Viertel man noch trank, eines um das andere zum Zuſpitzen, weis ick nicht, die Spitze ſcheint indeſſen ſo dünn geworden zu ſein, daß ſie abbrach. Als der Ladſchi endlich aber wackelte, hin und her, wie ein verkehrter Uhrenperpendikel und als er ſich endlich einigemal zwiſchen zwei Stühle eſetzt, ſagte er halb melancholiſch: Wenn ich jetzt zur auf dem Heuboden läge und morgen einen recht großen Pfannenkuchen mit etwas Speck und Schnapps hätte. Er hat in einer Nacht zwei Quartiere. Als Ladſchi ins Frei kam, ſtieß ihm die freie Luft ganz kurios auf. So dick wollte er noch nie geathmet haben und das konnte man ihm ſchon glauben, da die Luft auf den Bergen etwas dürrer iſt, als auf der Ebene. Auch das Pflaſter kam ihm ſo uneben vor; denn trotzdem, daß er die Beine in die Höhe hob, wie ein ſtolzirender Storch, ſtolperte er jeden Augenblick. Man meint, die Städter hätten lauter Markſteine zu Pflaſterſteinen, huſtete er. Da er in der Bierbrauerei, genannt Schuh⸗ machere i, gekneipt hatte und ſolche Luftbeſchwerden verſpürte, ſo war es ganz natürlich, daß er dem größten Luftſtrome auf dem freien Platze der Anlage zu folgte. Das Geſträuch auf den Anlagen machte ihn ganz confus. Er war doch in einer Stadt ein⸗ quartirt, und ſtack da auf einmal im Gebüſch. Das däuchte ihm gar ſonderbar; er kam ſich vor, wie verhekt. Nach langem Hin⸗ und Hertappen kam er an die Stelle, wo ein Brunnen aus der Kloſter⸗ mauer heraus läuft. Die ſah er für eine Felſen⸗ wand an und den Brunnen für einen Quell. Er wollte ſich etwas abkühlen durch einen friſchen Trunk, ſtürzte aber in den Waſſerbehälter und ſchnappte nun noch mehr, als zuvor, nach Luft. Die Kühlung war übrigens vollſtändig erreicht. Man ſollte meinen, Einem, der auf krummem Wege wandelt, kämen gerade die krummen Wege zu gut. Aber weit gefehlt. Ladſchi gab ſich alle Mühe, gerade zu gehen, und ſtack daher alle Augenblicke bei den Bogengängen im Gebüſch. Aber er zeig ſich als echter Krieger; denn er zeigte Beharrlichke und arbeitete ſich richtig durch bis zu den Laterne der Stadt. Da ſtand er nun. der arme Fremdling, d der G ſtaunte die Lichter an — und — und ja, wo euch an denn mein Quartier? fragte er ſich. Wirds ſcho Adenbur geben, dachte er, und trollte in die Stadt hinein, 2 Als er zu den Linden kam beim Rathhauſe fand er ſich endlich. Er machte den Schluß; Be — dieſem Wald in der Stadt iſt die Hauptwache, au Cal der Hauptwache ſind jedenfalls Leut, und wo Lei ſind, wird auch Rath werden. Als er aber gh ten Anſt die Hauptwache kam, da wußte er nicht mehr, be olzes zu wem er im Quartier war. Er verfügte ſich dahe — auf die Wachtſtube und da er da nicht blos Mann 5 ſchaft, ſondern nach löblichem Brauche auch was z trinken fand, trank er vorerſt noch was und ſchlleß Mute ganz ſelig auf der Pritſche ein und ſchnarchte dero Jahn daß der Wachmannſchaft der Schlaf verging. Haus 5 (fortſetzung folgt.) f „„ Le f Azfiehlt Sinnſpruch Ein moch Jedem Menſchen für ſein Leber Iſt ein Maß von Kraft gegebe Das er nicht erwerben kann; Aber nach den rechten Zielen Stets die Kräfte laſſen ſpielen, Soll und kann ein rechter Mann. mie ein U Exe 1 biie Redackion, Druck und Verlag bon Wucherer T meter Ladenburg.