Hand bedarf beſonderer Vollmacht. In dringlichen Fällen kann ſich ein Bevollmächtigter für Eine Sitzung durch einen Andern vertreten laſſen. In jeder Seſſion werden die Geſetzentwürfe und andere wichtige Angelegenheiten in einem beſtimmten Zeit- raum in Anweſenheit der erſten Bevollmächtigten erledigt. Für wichtige Gegenſtände werden zwei Leſungen mit einem Zwiſchenraum von einigen Tagen eingeführt. Kommiſſarien können zur Aus⸗ hilfe für die Mitglieder an den Sitzungen theil⸗ nehmen. Der Bundesrath kann für einzelne Gegen⸗ ſtände und Druckſachen die Geheimhaltung beſchließen, die mündlichen Verhandlungen des Bundesraths und der Ausſchüſſe ſollen gewohnlich geheim behandelt werden. Die Kommiſſarien Elſaß⸗Lothringens dürfen Anträge ſtellen, aber nicht ſtimmen. Letzteres bedarf noch näherer Feſtſtellung. — Nachſchrift. Es wird beſtätigt, die Kommiſſarien von Elſaß⸗ Lothringen, die nach dem Geſetz vom 4. Juli 1879 an den Berathungen des Bundesraths über Angelegenheiten Elſaß⸗Lothringens zur Ertheilung von Auskunft theilnehmen, dürfen künftig bezügliche Anträge ſtellen, aber ohne Stimmabgabe, was gegen die Ver— faſſung wäre. 8 Verſchiedenes. — Frankfurt. Den erſten Gewinn der Franktfurter Pferdemarktlotterie im Werthe von 5568 Mk. erhielt auf ſein Loos ein Setzerlehrling in der Offizin der „Frankfurter Preſſe“. Da die Familie des Gewinners aus den Eltern und noch ſieben Geſchwiſtern beſteht, ſo iſt hier das Glück am rechten Orte eingekehrt. — Hornberg, 16. April. Die Herren Wilhelm Vogel u. Com p. dahier haben einen für Wirth⸗ ſchaften recht praktiſchen Bierkontrollapparat erfunden und patentiren laſſen. Beim jedesmaligen Verabreichen eines weiteren Glaſes Bier erſcheint im Innern des Glasbodens, aller äußerlichen Einwirkung entzogen, ohne Willen des bedienenden Perſonals oder des Gaſtes, bei jedem aus dem Hahnen aus⸗ fließenden 4, bezw. ½ Liter eine weitere Nummer. Auch dem Wirth ſelbſt wird durch di⸗ſen Kellner⸗ kontroleur — ſelbſt in beträchtlicher Entſernung, z. B. in ſeiner Privatwohnung — jede in der Einſchenke verzapfte und verabreichte Menge leicht und genau angegeben, ſo daß er im Stande iſt, den Stand der Kaſſe des Kellners ſtets genau zu kennen. Dieſe Erfindung dürfte jedem Gambriniusjünger von großer Wichtigkeit ſein. Iſt er doch im Beſitze eines ſolchen unparteiiſchen Schoppenzählers der unange⸗ nehmen Mühe enthoben, neben ſeinem Tarok oder Cego auch noch ſein Augenmerk auf die geleerten 8 bei jeder neuen Nagelprobe die Anzahl der genoſſenen Schoppen freundlich entgegenblinkt. Die Wohlfeilheit dieſer Kontrolebiergläſer wird gewiß viele Biertrinker veranlaſſen, ſich ein Exemplar zu verſchaffen. — Elm, 26 Aprl. Geſtern Abend wurden die Paſſagiere des von Berlin auf der hieſigen Eiſenbahnſtation angekommenden Schnellzuges durch die Detonation eines Schuſſes erſchreckt, der in dem Zug ſelbſt gefallen war. Als man der Urſache nachging, fand ſich in dem Wagencloſet die Leiche eines Mannes, der ſich erſchoſſen hatte. Durch einen der Mitreiſenden, einen Geſchäftsmann aus Frank⸗ furt, wurde der Todte als ein Kaufmann Behaghel aus Petersburg identificirt. — Paris den 24. April. Geſtern Vor⸗ mittag verſuchte eine elegante Amazone, die Vicom⸗ teſſe C., deren Famile Verſailles bewohnt, im Bois de Boulogne ein neues englisches Pferd. Dieſes ging, auf einen Hieb der ihm ertheilt wurde, mit der Reiterin durch, ſie glitt vom Sattel, blieb aber im Steigbügel hängen und wurde zum Entſetzen der Spaziergänger von dem raſenden Thiere durch die Alleen geſchleift. Niemand vermochte den Ren⸗ ner aufzuhalten, und als er erſchöpft hinfiel, war ſeine Reiterin eine gräßlich verſtümmelte Leiche, ohne Kopf, mit zerbrochenen Armen unb fingerloſen Hän⸗ den. Die traurigen Ueberreſte wurden auf einen Karren gelegt, mit einem Tuche bedeckt und nach Verſajlles gebracht. * Ein Zahnarzt zog einer jungen Dame einen Zahn, die den Verluſt ſehr bedauerte. „Tröſten Sie ſich,“ ſagte der Doktor, „der Zahn der Zeit, der ſo manche Thräne trocknet, wird auch über dieſe Wunde Gras wachſen laſſen.“ * Aerzliche Beruhigung. „Herr Doktor, ſagen Sie mir, halten Sie denn Auſtern für geſund?“ „Gewiß, meine Gnädige — ich wenigſtens habe in meiner langen Praxis noch keine einzige in Behandlung gehabt. * Ein kahlköpfiger Beamter ſagte zu ſeinem Vorgeſetzten, um dem ſelben ſeine Ergebenheit aus⸗ zudrücken: „Ich gehöre Ihnen mit Haut und Haaren an.“ „Da muß ich mich wohl an Ihre Haut hal⸗ ten,“ erwiederte lächelnd der Vorgeſetzte. * Eine Frau frug einſt einen Gärtner, warum ihr Baum noch keine Früchte bringt, da ſie den⸗ ſelben ſchon vor ſieben Jahre von ihm gekauft. Kurz gefaßt, frug er ſie, ob ihr Vater mit ſieben Jahren ſchon einen Schnurrbart hatte. Literariſches. Gotha, 24. April. Der bekannte Ausſpruch des weiſen Rabbi Ben Akiba: „Alles ſchon dage⸗ Gläſer zu richten. Er hat nicht mehr nöthig, ſeine Weſtenknöpfe auf⸗ und zuzuknöpfen oder ſeine Viertel am Unterſatz des Bierglaſes zu verzeichnen, da ihm f weſen,“ ſcheint gegenwärtig durch ein Unternehmen hinfällig gemacht, von dem man wirklich ſagen kann, daß es einzig in ſeiner Art iſt. Dasſelbe geht von dem „Literariſchen Inſtitut“ in Gotha aus, welche das in ſeinem Verlag erſcheinende, Seitens gller Autoritäten rühmlichſt anerkannte Piererſch Converſations-Lexikon gegenwärtig auf ein eben ſo originelle, wie anregende Weſſe vertreibt, Der „Mitteldeutſche Rennverein“ dahſer, welche bekanntlich unter dem Protectorat Sr. Hoheſt des Herzogs ſteht, veranſtaltet nämlich eine der groß artigſten Lotterien, in welcher 1000 Pferde, 200 Equipagen, 100 Salon-Einrichtungen, 300 Pianing und 1000 goldene Remonkoir⸗Uhren nebſt goldener Kette verlooſt werden und deren Hauptgewinn in 100, ſage einhundert Pferden beſteht. Der Ankauf der Gewinne, im Werth von zwei Million Mark, erfolgt unter obrigkeitlicher Controlle Seſtenz des Rennvereins, wie denn auch die Verloolung durch einen von der Herzogl. Staatsregierung er⸗ nannten Kommiſſär überwacht und geleitet wird. Sämmtliche Looſe zu dieſer Lotterie, die ſelhſkper⸗ ſtändlich, angeſichts dieſer bedeutenden Gewinne, eigen ungleich höheren Werth als diejenigen der üblichen derartigen Verlooſungen haben, ſind ausnahmslos von dem „Literariſchen Inſtitut“ käuflich erworben und erhält jeder Abonnent des Pierer'ſchen Conper⸗ ſations-Lexicons, welches jüngſt erſt in neueſter, reich illuſtrirter Auflage erſchienen iſt, ein ſolches Loos vollſtändig gratis, ſo daß er ohne weſlere Zahlung, als diejenige des Kaufpreiſes des Ubergys gediegenen Werkes, an dieſer werthvollen Lotterie Theil nimmt. Dieſe Manipulation erſcheint — wir geben dies zu — bei einem ſo vortrefflichen Werk, wie das Pierer'ſche Converſations⸗ Lexikon, im erſten Augenblick etwas befremdend; allein es iſt nun ein⸗ mal ein Zeichen unſerer Zeit, daß ſie auf gllen Gebieten mit neuen, originellen Mitteln arbeitet, und wenn durch den Vorgang des Literariſchen Inſtituts in Gotha das bedeutungsvolle Werk maſſen⸗ haft in das Volk dringt und vermöge ſeiner Ge⸗ diegenheit den Segen der Bildung weiter und weiter in alle Kreiſe trägt ſo wollen wir in dieſem Falle gern dem Grundſatz, daß der Zweck die Mittel heilige, huldigen und dem Unternehmen alles Glück wünſchen. e eee ... Wir machen hierdurch auf die im heutigen Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufmann Simon in Hamburg beſonders aufmerkſam Es handelt ſich hier um Original ⸗Looſe zu einer ſo reichlich mit Haupt⸗Gewinnen ausgeſtatteten Ver⸗ looſung, daß ſich auch in unſerer Gegend eine ſehr lebhafte Betheiligung vorausſetzen läßt. Dieſes Unternehmen verdient das volle Vertrauen, indem die beſten Staatsgarantien geboten ſind und auch vorbenanntes Haus durch ein ſtets ſtreng reelles Handeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allſeſts bekannt iſt. Dornenſträuchen, wuchſen. Die Kugeln der Montenegriner ſchlugen wie Hagel rechts und links neben ihm an die Felſen⸗ wände an, jedoch ohne ihn zu treffen; ſeine Hände bluteten, ſeine Knie waren zerfleiſcht, ſein Kopf glühte. Aber mit der Kraft der Verzweiflung hielt er aus und kletterte immer weiter. Schon ſind Danielo und ſeine Begleiter dicht hinter ihm; da aber iſt Ibrahim auf der Höhe des Felſens ange⸗ langt. Er ſetzte ſeinen ſchwindeligen Lauf weiter fort und kommt zu einer tief eingeſchnittenen Schlucht, die an der Seite des Gebirges hinglitt. Am Ende dieſer Schlucht befinden ſich andere Felſen, die er wieder erklimmt, andere Schluchten, durch die er immer weiter dringt, bis ihm endlich die Kräften den Dienſt verſagen und er wenige Schritte vor der Höhle, die ihm ſchon einmal als Zufluchtsort gedient, athemlos zu Boden ſinkt. Aber auch jetzt noch will er ſein Leben nur theuer ver⸗ kaufen, er ſtützt ſich auf den Arm, nimmt ein Piſtol aus dem Gürtel und horcht. Doch welche Ueberraſchung! Er hort kein Ge⸗ ſchrei, keinen Lürm mehr, auch die Kugeln ſauſen nicht mehr um ihn her. Die Verfolger Spur verloren. „„ Unterdeſſen war Neliska aus ihrer wacht. Ueber Ibrahim gebeugt, benetzte ſie ſeine Wun⸗ welche in den Felſenſpalten „ hnmach den mit ihren Thränen und trocknete mit ihrem Schleier das Blut, welches das Geſicht des jungen Mannes bedeckte. Hätte der Himmel Frauenlippen die heilende Kraft des Balſams verliehen, die Wunden Ibrahim's hätten wahrlich auf der Stelle geheilt ſein müſſen. Ibrahim war glücklich, er gedachte nicht mehr der beſtandenen Gefahren, er fühlte keine Müdigkeit mehr im Körper, keine Schmerzen in den Gliedern. Mit der ganzen Kraft ſeines eiſernen Willens klammerte er ſich von Neuem an das Leben, an die Hoffnung auf ein künftiges Glück. „Geliebte,“ ſagte er „der Himmel wird beſſere Tage über uns aufgehen laſſen. Nach dem Brauſen des Sturmes folgt Ruhe. Laß uns hoffen! Allah iſt gnädig!“ „Könnten wir nur ungehindert das Ufer der Moracka erreichen!“ ſeufzte ſie. „Wir überſchreiten ſie doch zuſammen, nicht wahr?“ „Ja, denn nur auf dem andern Ufer winkt mir die Hoffnung.“ „Die Hoffnung und das Glück! Ja, wir wollen zuſammen dieſen ſchrecklichen Boden verlaſſen, der nach dem Blute ſeiner göttlichſten Geſchoͤpfe dürſtet; wir wollen aus dieſem Gebirge fliehen, welches nicht einmal einen Felſenwinkel hat, um ſeine ſchönſte Blume zu ſchlitzen.“ „Ich bin bereit, Dir zu folgen; nichts mehr hält mich hier zurück: die Meinigen haben mich verurtheilt, ſie haben mich aus der Zahl der Leben⸗ den geſtrichen; ihr Todesurtheil hat mich ftei ge⸗ macht.“ „An meiner Seite ſollſt Du von Neuem guf⸗ leben.“ „Sie haben mir nichts gelaſſen, Vater, Famile, Heimath, Alles nahm man mir.“ „Ich will Dir Alles ſein, will Dir die Heimath, Familie und den Vater erſetzen. Die Spuren der Thränen, die Du vergoſſen, will ich auslöschen Alle Deine Wünſche ſollen erfüllt, alle Deine Stunden mit Roſen bekränzt werden, welche die Freude unaufhörlich um Dich ſchlingt. Alle Fralen ſollen die Gattin Ibrahim's beneiden. Ich habe in der Türkei noch mächtige und ergebene Freunde, welche meine Angelegenheit dem Sultan vortragen werden; er wird ihre Stimme hören, und in kurzen Zeit hoffe ich in den Beſitz der väterlichen Güter, deren man mich ungerechter Weiſe beraubt hat, ge⸗ ſetzt zu werden. e „Und dann?“ Sinnſpruch. Klage nicht, daß Dir im Leben Ward vereitelt manches Hoffen; Hat, was Du gefürchtet eben, Doch auch meiſt Dich nicht betroffen. 1 2 15 1 Redackion, Druck und Verlag don ucherer 7 Noliter Ladenburg. ſthes ben hiermit 0 J. SS e es * — 2 5 S S = — — 2