ug. ginge 4 Eiche belt, gel, 1 eidmül — f 2 sl. hut Blunt eim u; rau ei pa Jef Tabdenßurger I Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Schriesheim. * 5 ö Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Ff. excl Poſtproviſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local- Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Nabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. Nr. 35. Samſtag, den 1. Jai 1880. Der Wucher und die Armee. Die Berathung des Wuchergeſetzes hat neuer⸗ dings Anlaß gegeben, einzelnen Krebsſchäden im Kreditleben näher zu treten. Die Wucherfrage hat, wie jedes Ding, zwei Seiten, und es kommt weſent⸗ lich darauf an, „von welcher Seite man jedes Ding betrachten thut.“ Die Verächtlichkeit des wucheriſchen Gewerbes, ſein Raffinement, das Unheil, das es geſtiſtet hat und trotz aller Geſetze noch ſtiften wird, ſeine Lockmittel, ſeine gleißenden Verſprechungen und betrügeriſche Erpreſſungen bilden ſtets eine unver⸗ ſiegbare Quelle moraliſcher Entrüſtung; ſie veran⸗ laſſen ehrliche und wohlmeinende Menſchen zu ſcharfer Verurtheilung eines gemeingefährlichen Treibens und zeitigen Vorſchſäge zur Beſeitigung des Wuchers, aber die thatſächlichen Verhältniſſe nöthigen auch immer und immer wieder, auch den leidenden Theil, die vom Wucher Beſchädigten, als Mitſchuldige zu betrachten. Ganz beſonders tritt das in der Armee hervor. Werden wirklich an den „Stand“ der Offiziere zu ſehr geſellſchaftliche Anſprüche geſtellt, ſo liegt viel⸗ leicht das beſte Heilmittel des Wuchers in der Armee, welcher alle Jahre eine Reihe jugendlicher Kräfte als Opfer verſchlingt, darin, dieſe Anſprüche zu vermindern. Der „Lieutenant ohne Geld,“ der „Hauptmann mit dem Schnurrbart und den Schul⸗ den“ ſind ebenſo ſprichwörtlich, wie das Wort: „Schulden haben wie ein Major.“ Nicht das Auf⸗ ſteigen in beſſere Gehaltsverhältniſſe, fondern die Erbſchaft, die Hilfe der Verwandten, die reiche Heirath gelten als beiläufige Rettung aus bitterer Verlegenheit. Aber zur Ehre der Armee muß ge⸗ ſagt werden, daß ein großer Theil der Offiziere haushälteriſch und zurückgezogen lebt, daß nicht ge⸗ rade die unbemittelten Offiziere den Dienſt quittiren, ſondern mehr die reichen, verſchwenderiſchen, daß es vor allen Dingen ganz gut möglich iſt, „auszukom⸗ men,“ daß es, wie der Feldmarſchall Steinmetz be⸗ wieſen hat, gelingen kann, von dem geringen Gehalt zu leben und noch ſeine Mutter zu unterſtützen und dabei doch die höchſten Ehrenſtellen in der Armee zu erringen. So löblich nun die von der „Kreuzzeitung“ vorgeſchlagene Darlehensbank für Offiziere ſein mag, ſo nützlich vielleicht gut geleitete, auf irgend eine Gegenſeitigkeit gegründete Kreditinſtitute, die ſich im bürgerlichen Leben bewähren, auch im Soldatenſtande werden könnten, der eigentliche Kern der Frage wird nicht berührt. Es iſt für unſern Staat bei der Höhe der Ausgaben für den Militäretat kaum mög⸗ lich, die allerdings knapp bemeſſene Beſoldungen der untern Chargen zu erhöhen, es iſt ferner ſchwierig, durch Creditoperationen innerhalb der Armee den unbemittelten Offizieren ſo lange Darlehen zu geben, bis ſie in höhere Stellen aufrücken, um alte Schul⸗ den tilgen zu können, es iſt ungerecht für die Aus⸗ fälle, diejenigen Offiziere zu beſteuern, welche eine militäriſche Kreditbank, wie die „Minerva,“ nicht gebrauchen, mit einem Worte: es gibt vor dem Wucher in der Armee nur eine Rettung, nämlich die, daß die jungen Offiziere gleich andern zahl⸗ reichen Kameraden ſich nach der Decke ſtrecken, Ein⸗ ſchränkung für richtiger und ehrenhafter erkennen, als Verſchwendung, und Entſagung in Allem, was nicht mit den eignen Mitteln zu erreichen iſt. Deutſchland. Karlsruhe den 27. April. Der Groß⸗ herzog iſt mit dem Erbgroßherzog zur Auerhahnjagd nach Kaltenbrunn abgereist. Die Großherzogin hat ſich, wie ſchon ſeit einigen Jahren, zu dem Kaiſer nach Wiesbaden begeben. — Es hat eine größere Anzahl von Ordensverleihungen ſchon vor einigen Tagen ſtattgefunden; man erwartet die Veröffent⸗ lichung durch die „Karlsr. 3.“ — Der Landes⸗ kommiſſär in Mannheim hat bei dem Jahresbericht für 1878 Anlaß genommen, ſich über das Sozia⸗ liſtengeſetz zu äußern. Natürlich ſind die Beſtrebun⸗ gen der Partei dadurch nicht unterdrückt worden, aber ſie haben doch jeden Nimbus der Geſetzlichkeit verloren und dies iſt auf die Weiterverbreitung der Lehren nicht ohne Einfluß geblieben, ganz abgeſehen davon, daß dieſer Ausbreitung nun auch poſitive geſetzliche Hemmniſſe entgegenſtehen. Mannheim den 26. April. Der hieſige Männergeſangverein „Liedertafel“ feierte am Sonn tag die Feier ſeines 40jährigen Beſtehens mit einer ſehr gelungenen Matinee am Morgen und Abends mit einem Bankett im Ballhauſe. Beides verlief in vortrefflicher Weiſe und hat ſomit die Liedertafel ein weiteres Blatt in den Annalen ihres Ruhmes eingeflochten. — Geſtern Nachmittag war in eine hieſige Gaſtwirthſchaft eine Verſammlung von hieſigen und auswärtigen Sozialiſten einberufen, welche aber durch die Polizei noch rechtzeitig ent⸗ deckt und durch den gr. Polizeikommiſſar, welcher unter Aſſiſtenz zweier Wachtmeiſter die Verſammlung unvermuthet überraſchte, aufgehoben worden iſt. — Auf Veranlaſſung des hieſigen Tabakkomites fand heute Vormittag eine ſehr zahlreich beſuchte Ver⸗ ſammlung hieſiger Tabakintereſſenten im Saalbau ſtatt. Der Vorſitzende theilte mit, daß die hieſige Handelskammer durch eine Eingabe vom 25. l. M. an den Reichstag eine ebenſo knapp wie klar moti⸗ virte Bitte des Inhalts gerichtet hat: „Derſelbe wolle mit allen Kräften in verfaſſungsmäßiger Weiſe dahin wirken, daß von Seite des Herrn Reichs⸗ kanzlers im Intereſſe der endlichen Beruhigung eines ſo lange und ſchwer bedrohten Induſtrie⸗ und Handelszweiges eine endgiltige Erklärung in dem Sinne ergehe, daß eine Monopolsvorlage nicht be⸗ abſichtigt werde.“ Heidelberg den 26. April. Ihre K. Hoh. die Frau Großherzogin hat dem hieſigen Frauen⸗ verein, deſſen hohe Protektorin und gütige Förderin ſie iſt, das von Prof. Hildebrandt gemalte Bild des Großherzogs zur zeitweiſen Ausſtellung gegen ein mäßiges Eintrittsgeld überlaſſen. Berlin den 26. April. Der Bundes rath nahm heute die Anträge wegen der Geſchäftsordnung gemäß der 1. Leſung mit wenigen Aenderungen an. Die Hauptpunkte ſind: die Mitglieder des Bundes⸗ raths können ſtändige Vertreter der Bevollmächtigten ernennen. Ein Vertreter mehrerer Staaten in Ener 1 235 12 06 10. 160 Ibrahim hatte das ohnmächtige die Falten ſeines weiten Mantels gehüllt, um es vor jeder Berührung zu ſchützen, während er in furchtbarer Haſt keuchend auf gut Glück immer vor⸗ wärts eilte, und nicht darauf achtete, daß die Dorn⸗ ſträuche ſein Geſicht zerriſſen, daß die ſpitzen Felſen ſeine Füße verletzten und daß ſein Blut aus vielen Wunden floß. Was kümmerte ihn alles dieſes? Was frug er nach den Verletzungen, wenn er nur die rettete, welche er liebte, wenn er ſie nur der unerbittlichen Rache der Montenegriner entzog. Die Kugeln ſauſten um ſeine Ohren und die von ſeinen Verfolgern ausgeſtoßenen Verwünſchungen drangen bis zu ihm. Aber ohne ſich dadurch aufhalten zu laſſen, verdoppelte er ſeine Schritte und ſuchte einen immer größeren Vorſprung vor ſeinen Gegnern zu ge⸗ winnen. Unnützes Mühen! Die Bergbewohner, die ihn von allen Seiten verfolgten, hatten den unſchätzbaren Vortheil vor ihm voraus, das Terrain genau zu kennen und ſchon waren ſie nahe daran, ihn einzu⸗ ſchließen und ihm den Rückzug abzuſchneiden. Wie Irrlichter leuchteten von weitem ihre Fackeln durch die Schluchten; die Kugeln flogen von allen Seiten um ihn her. Noch wenige Minuten und alle Wege wären ihm abgeſchnitten geweſen. Wenn es ſich nur um ihn gehandelt hätte, ſo würde er mit ſeinen Gegnern um das Leben gekämpft haben, indem er hinter einen Felſen ſpringend, ſeine ſicheren Geſchoſſe in ihre Reſhen geworfen hätte. Wie theuer hätten ſie ihm jeden Tropfen ſeines Blutes bezahlen ſollen! Aber er hatte ein Weſen zu retten, das ihm tauſendmal mehr werth war als das eigene Leben; et hatte einen werthvollen und heiligen Schatz, für den er ſeine Seele verkauft hätte, in Sicherheit zu bringen. Er fühlte Neliska's Herz an ſeinem Herzen ſchlagen, er vernahm ihre Seufzer und das ver⸗ doppelte ſeine Kraft. Möglicherweiſe konnte ihm nach dieſer Flucht doch noch das Glück erwarten, und dieſer Gedanke verlieh ihm neuen Muth. Wohl ſah er die Gefahr, die ihm drohte, von ſeinen Verfolgern eingeſchloſſen zu werden: aber wenn ihnen das auch gelang, ſo wollte er ſich doch Bahn brechen durch ihre Reihen, fühlte er doch jetzt die Kraft in ſich, den Himmel ſelbſt zu ſtürmen. In dieſem Augenblicke des verzweifeltſten Kampfes mit dem Schickſal, warf Ibrahim die Blicke um ſich, um zu ſehen, wohin er gerathen war. Etwa zwanzig Schritte zu ſeiner Linken thürmten ſich die Felſen auf, welche die Grotten bildeten, in der er Neliska am Tage vorher erwartet hatte. ö Dieſe Felſen, ein aus Schluchten und Klüften gebildetes Labyrinth, konnten ihm eine ſichere Zu⸗ fluchtsſtätte bieten, und Ibrahim beeilte ſich, ſie zu erreichen. Mit äußerſter Kraftanſtrengung erklomm er mit feiner theuren Bürde die wie eine Mauer auf⸗ ſteigenden, ſpiegelglatten Felſen. Wo es nur die geringſte Vertiefung gab, klammerte er ſich mit den Füßen feſt an und mit der einen ihm freigebliebenen Hand hielt er ſich krampfhaft an den wilden