5 nicht ungenützt ſein laſſen ihren Nam 1 ihrem Betriebe neue Abſatzgebiete zu ſchaffen. Mehr noch als durch Induſtrie⸗Ausſtellungen kann durch eine ſolche Lotterie dem vaterländiſchen Gewerbe ein nachhaſ tiger Impuls gegeben werden. Mögen unſere fleißigen Fabrikanten, Künſtler und Handwerker dieſes beherzigen, mögen ſie wetteifern nur das Beſte und Gediegenſte zu liefern, ſo werden die wohlmeinenden Abſichten der Regizrung und der Veranſtalter dieſes Unternehmens ſich zum Heile des Vaterlands ver⸗ wirklichen. — (Ein Schuſtergeſelle als Patro⸗ natsherr und Rittergutsbeſitzer.) Das iſt wohl noch nie dageweſen. In Oberſchleſſien exiſtirt ein ſolcher Wunderfall. Das Rittergut Zau⸗ ditz Klein Peterwitz mit nur 26 Morgen Wieſen gehörte bis vergangenes Jahr dem Baron von Rothſchild in Wien, der es um 500 Mark an den Schumachermeiſter Raida in Ruderswalde verkauf e, weil die Ausgaßen und Laſten, die das Patronats⸗ recht über die Ortſchaften Zauditz und Klein Peter- witz mit ſich brachten, weit mehr verſchlangen, als das Gut abwarf. Der neue Patronatsherr und Schuſter hatte aber nicht lange Freude an ſeiner Würde, und verkaufte Rittergut und Patronatsrecht an ſeinen Geſellen, den 21jährigen Schuhmocher⸗ jüngling Schwenzner. Was der dortige Pfarrer und die beiden Lehrer zu ihrem neuen gnädigen Patron ſagen und wie ſie ſich ſolch gelungener Ver⸗ hältniſſe freuen, läßt, ſich denken. Geld beſitzt der großmüthige Patron keines, und bezahlt deßhalb nichts. Der Baron Rothſchild iſt der Geſchichte los und ledig und zahlt auch nichts, ebenſowenig der Schumachermeiſter Raida. Das ſchönſte aber kommt noch. Dieſer Tage verließ einer der beiden Lehrer ſeine Stelle, und nun werden von dem Poſt⸗ amt in Zauditz die eingelaufenen Bewerbungen um die leere Stelle an den Schuſtergeſellen und Patro⸗ natsherrn Schwenzner, wohnhaft bei Schuhmacher⸗ meiſter Raida in Ruderswald geſchickt, der von ſeinem Dreibein aus allerhuldvollſt einen Lehrer vor⸗ zuſchlagen geruhen wird. — (Eine empörende Ruchloſigkeit) iſt in einer der letzten Nächte der vergangenen Woche in dem Depot der großen berliner Pferdebahn in der Bran⸗ denburgſtraße verübt worden. Diebe, die augen⸗ ſcheinlich mit den Localverhältnißen ſehr genau ver⸗ traut ſein müſſen, haben während der Nacht ſich Eingang in die Stallräumlichkeiten verſchafft und den dort ſtehenden Pferden, ca. 40 an der Zahl, die Schweife bis an die Schwanzwurzeln abge⸗ ſchnitten. Einzelne der Pferde ſind durch dieſe Manipulation ſo entſtellt, daß ſie vom Dienſte aus⸗ geſchloſſen bleiben müſen. Man weiß nicht, ob die Thäter den Diebſtahl in gewinnſichtiger oder in rachſüchtiger Abſicht vollführt haben. Obwohl ſofort ſeitens der Polizei und der Direction die umfang⸗ ᷑reichſten Recherchen eingeleitet wurden und vielfache Vernehmungen und Hausſuchungen ſtattgefunden, ſo fehflt von den Dieben bisher noch jegliche Spur. Räthſelhaft bleibt es, wie die Diebe troz der im Stalle befindlichen Stallwachen ihr Verbrechen aus⸗ führen konnten. — Bedientenvorſicht. Graf K. ſieht ſtolpern und in eines Abends einen Betrunkenen den Rinnſtein fallen. Als der Menſch ſich wieder erhoben hat, erkennt der Graf ſeinen Diener Joſef. „Unglücklicher!“ ruft er, „wenn man Dich hier im Rinnſtein gefunden hätte, was wäre aus Dir geworden?“ „Sein der gnädige Herr ganz außer Sor⸗ gen,“ antwortete der Betrunkene. „Auf den Fall bin ich vorbereitet. Ich trage ſtets die Viſitenkarten des gnädigen Herrn in den Taſchen; wenn mich dann die Leute aufheben und mich viſitiren, wiſſen ſie gleich, wo ſie mich hinzuſchaffen haben.“ — Die neue Rechtſchreibung mit ihren zahlreichen Widerſprüchen und Abweichungen wird von einem unſerer Mitarbeiter wie folgt beſungen: Die neuſte deutſche Rechtſchreiblehr, Kommt graden Wegs von München her Und lehrt auf 32 Seiten, Die orthograph'ſchen Böck' vermeiden. D'rum gib ſchön acht und merke gut, Wie man jetzt bayriſch ſchreiben tu Schreib Bureau und ſprich Büro. Denn der Franzos macht's ebenſo. Schreib Comptoir und ſprich Kontor, Das kommt Dir freilich komiſch vor. Schreib Aal und Haar und Saal und Paar. Weil das bis jetzt ſo üblich war. Das Ware ſchreibe ohne h, Doch bei der Bahre laß es da. Schreib Brot und rot und mehr und Heer, Auch Mohr und Moor und Meer und ſchwer, Das Dehnungs⸗e vergeſſe nicht . Nach i, ſobald man lang es ſpricht; Doch ſchreibt man mir und Dir und Auch ihnen, ihm und ihn und ihr, Wie Igel, Biber, Fibel, Maſchine, Tiger, Bibel. 5 Das Dehnungs⸗h macht ſich gar ſchön, D'rum laß vor l, m, n, r es ſtehen. Doch in 300 Wörtern nur, Schreib alſo Spur und Kur, doch Uhr, Schreib lahm und kam und vor und Ohr, Wie man und nahm, empor und Rohr. Th wirf vorn zur Thür hinaus, Und laß es ein durchs Hinterhaus. So ſchreib die Margret ohne h, Doch bei der Martha laß es da. Der Tod macht todt, das merke Dir, Und mit der Hand hantieren wir. Den Kaffee trinkt man im Café Und raucht dazu die Zigarre. Für c ſchreib k und z; jedoch Schreibt man's in manchen Wörtern noch. Lern' dieſe Wörter, Büblein fleißig, 5 Sie ſteh'n in Paragraph zweiunddreißig. Schreib Eirkus, aber Zirkular, 5 Wenn auch der Grund dafür nicht klar. Schreib Zentner, aber Centimeter, So will's der orthograph'ſche Schwerenöter. 1 Eine ſpaßhafte Scene kam jüngſt 9 den Aſſiſen von Wales vor. Ein gewiſſer Paytog was des Hochverraths angeklagt. Als ihn der Präfß⸗ dent fragte, geſtand er ſein Verbrechen ein, empfahl ſich aber der Gnade und Milde des Gerichtshofes. Die Geſchworenenen zogen ſich hierauf zurück, er⸗ ſchienen aber nach wenigen Augenblicken wieder im Gerichtsſaale und ſprachen das Nichtſchuldig eus. Man kann ſich denken, wie groß die Verwunderung des Gerichtshofes und des Publikums war. „Meine Herren Geſchworenen,“ redete ſie der Präſident an, „haben Sie denn nicht das eigene Geſtändniß des Angeklagten gehört? Er erklärte ſich ſelbſt für ſchuldig, Sie aber ſagen er ſei unſchuldig „Herr Präſident,.“ antwortete der Obmann der Geſchworenen, „wir kennen Payton von Kindhel an, er iſt der größte Lügner im ganzen Kirchſpfel! Wir machen hierdurch auf die im Peuſſe Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufmann Simon in Hamburg beſonders aufmerkſam z handelt ſich hier um Original -Looſe zu einer J reichlich mit Haupt-Gewinnen ausgeſtatteten Ver⸗ looſung, daß ſich auch in unſerer Gegend eine ſehr lebhafte Betheiligung vorausſetzen läßt. Dieſe Unternehmen verdient das volle Vertrauen, die beſten Staatsgarantien geboten ſind und gu vorbenanntes Haus durch ein ſtets ſtreng reelle Handeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allſeitz bekannt iſt. Handels⸗Nachrichten. Mannheim, 22. April. börſe) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe; (Per 100 Kilo. Preiſe in Weizen, pfälzer 24.25. bis 24.75 ruffſſcher 24.25 bis 25.25 Amerikaniſcher 25.25 bis 25.50 ungariſcher 23.50. bis 24.—. Neuer Spring 24.78, bis 25.—. Californiſcher Weizen 23.—, bis 23.50, Roggen, pfälzer 19.50. bis 20.—. ruſſiſcher 18.50. bis 19.—. franz. 15.25. bis 15.60, amerikaniſcher 14.— bis 14.50. Gerſte hieſiger Geg. 19,75, bis 20. 25. pfälzer 20.— bis 20.50, ungar. 1675, bis 17.50. Hafer badiſcher 15.—. bis — württemberg. Alp 16.—. bis 16.25. ruſſtſcher 16.—. bis —. —. Kernen 24.—. bis 24.50. Bohnen. 25. bis 27. Linſen —, bis - Wicken 16.—. bis 17. —. Erbſen —. —. bfg —. —. Kohlreps, deutſcher 28.—. bis 28.50. —. —. Provencer —.—. bis —.—. Jzerner ungar. 28.—. bis 28. 50. Kleeſamen deluſcher 1. Sorte 95 —. bis —.—. — — 127.—. Esparſette 32.—. bis 34 Weizenmehl per 100 Kilo mit Sack Nr. 1. Nr. 2. Nr. 3. Nr. 4. 37.50 36.— 32.50 28.50. „Die Nacht war dunkel, Du konnteſt ſie un⸗ möglich erkennen. Brüder, Ihr ſehet wohl, daß der Mann ſich ſelbſt widerſpricht.“ „Sie hat mir ihren Namen genannt und ihr Geſicht beim Schein einer Fackel gezeigt.“ „Aber der Mann! .. Wer ſagt Dir, daß es ihr Liebhaber war?“ „Wer? Ihre Verwirrung, ihre Angſt und ihre Lüge. Es wäre einer Deiner Diener, ſagte ſie, aber ich merkte wohl, das ſie log.“ „Vermuthungen ſind es und Träume! — Brüder, Ihr ſehet wohl, daß die Anklage dieſes Mannes keinen Grund hat; ſie haben keine Be⸗ weiſe.“ 6 „Keine Beweiſe? Wozu wurde dann der Gang durch den Wald zur mitternächtlichen Stunde unter⸗ nommen? Was hat es mit jenem Verwandten in Delvino, der nie exiſtirt hat, für ein Bewandtniß? Was mit jener heimlichen Rückkehr in Dein Haus beim Anbruch des Tages? Keine Beweiſe, i ſagſt Du? Frage Deine Tochter ſelbſt: ſie iſt ein lebender Beweis und ihr wirſt Du vielleicht glauben.“ Neliska befand ſich in einem ſchrecklichen Zu⸗ a ſtande; ſie hatte den Wächter von dem Peſſerieberge erkannt und Angeſichts der Anklage dieſes Mannes fühlte ſie ſich verloren. . Danielo, deſſen Hoffnung ſich von Neuem be⸗ lebt hatte, fühlte ſeine Zweifel wachſen. Er näherte ich ſeiner Tochter und ſagte mit vor Angſt beben⸗ der Stimme: 5 —— „Du haſt gehört, mein Kind, was dieſe Männer ſagen; an Dir iſt es, den Flecken abzuwaſchen, den ſie meiner Ehre anheften wollen; an Dir iſt es, ſie zu beſchämen. Man braucht die Verläumdung nicht zu fürchten, wenn man nicht ſchuldig iſt; ſie iſt ein Waſſer, welches verrinnt, ohne Schlamm zurückzulaſſen, ein ohnmächtiger, ſchnell vorübergehen⸗ der Windſtoß. Faſſe daher Muth, mein Kind; erhebe Deine Stirn und ſage es dieſen Männern in's Geſicht, daß ſie ſrech gelogen haben.“ Neliska brach in heftiges Schluchzen aus. „Sprich, mein Kind; rede doch!“ drang der alte Danielo weiter in ſie. 5 „Vater, es iſt die Wahrheit.“ Danielo wäre beinahe zu Boden geſtürzt. Wenn der Blitz zu ſeinen Füßen eingeſchlagen hätte, es würde ihn nicht ſo erſchüttert haben; ſein Blut ſtrömte zum Herzen zurück, ſeine Knie wankten und vor ſeinen Augen lag es wie eine dunkle Wolke. Dieſer Zuſtand der Betäubung dauerte einige Sekunden. Während dem hatten ſich die Richter mit einem langen tiefen Seufzer von ihren Sitzen erhoben. Golesko und ſein Mitſchuldiger trium⸗ phirten. Jetzt raffte ſich Danielo mit Gewalt auf und mit zornſbrühenden Augen, die Fäuſte krampfhaft geballt, ſchritt er auf ſeine Tochter zu, die auf die Kniee geſunken war. »Wie! Was hörte ich?“ rief er aus. Es iſt wahr, was jene Männer ſagten? O, Fluch über mich, daß ich dies erleben mußte.“ Als Neliska darauf ſeine Knie umfing und um Gnade flehe, ſtieß er ſie heftig zurück und ſagle „Du, auf die ich ſtolz war wie auf ein Heilig thum, für deren Wünſche ich meine Ruhe, mei Leben, mein Alles geopfert hätte; Du raubſt mir mein einziges Gut, meinen höchſten Schatz, meinen einzigen Stolz, die Ehre! — Fort, Schlange!“ „Gnade! Gnade!“ „Verflucht ſollſt Du ſein! denn Du haſt meine weißen Haare zum Gegenſtande des Spottes ge⸗ macht; meinen ſeit tauſend Jahren geachteten Namen 1 haſt Du in den Koth herabgezogen.“ „Tödte mich, Vater, aber fluche mir nicht!“ „Doch! Fluch Dir, Fluch!“ Angeſichts des ſichern Todes, den der Zorn des Vaters über ſie zu berhüngen drohte, regte fich in dem jungen Mädchen der Trieb der Selbſterhal⸗ tung. Sie wollte noch leben; ſie ſträubte ſich gegen den Gedanken, ſo jung zu ſterben, ehe ſie kaum vom Leben etwas genoſſen. 1 (Fortſetzung folgt.) Sinnſpruch. Geſell' Dich einem beſſern zu. 5 Daß mit ihm Deine beſſern Kräfte ringen, Wer ſelbſt nicht weiter iſt als Du, Der kann Dich auch nicht weiter bringen. Redaction, Druck und Verlag von Wucherer Urg. 1 indem (Produkten⸗ 2. Sorte 80.—, bis