ſolche Reiſe ihre Gefahren mit ſich bringe, daß der Prinz jung ſei, daß ſie ſich vielleicht bei ſo langer Trennung nach dem Sohne ſehnen würde und noch dergleichen mehr. Die Kronprinzeſſin aber war da⸗ mals bei dem Entſchluſſe ſtehen geblieben, weil ſie der Meinung war, daß nur ſolch eine Reiſe ihren zweiten Sohn zu einem tüchtigen Seemanne aus⸗ bilden und zu ſeinem künfligen Beruf wirkſam vor⸗ bereiten könne und nur deßhalb gab der Kaiſer ſeine Einwilligung dazu, ſeinen Enkel jene Reife, die ihn durch alle Meere der Erde führen ſollte, antreten zu laſſen. Wenige Tage nach dem Tode des kleinen Prinzen Waldemar war es, als die Kronprinzeſſin den Kaiſer bat, ihr zu geſtatten, den damals fünf⸗ zehnjährigen Sohn zurückzurufen. Sie bat ihn mit Thränen im Auge, ganz unter dem Einfluß jenes Schmerzes, der ſie wenige Tage zuvor getroffen hatte. Der Kaiſer hörte ſie gerührt und ernſt an, aber er erklarte ihr, auf all jene Eventualitäten habe er ſelbſt ſie früher aufmerkſam gemacht, er habe das beſonders für ſeine Pflicht gehalten, aber jetzt könnte er leider ihre Bitte nicht erfüllen. Der Prinz Heinrich ſei im Dienſt, er ſei zu jener Uebungsreiſe beordert, dieſelbe müſſe zu Ende geführt werden, und ſo ſehr er den Schmerz ſeiner Schwiegertochter mit empfände, ſo wenig ſähe er ſich in der Lage, jenes Machtwort zu ſprechen, das ſie von ihm erböte. Die Kronprinzeſſin ſank in tieſſter Erregung dem Kaiſer zu Füßen und bat ihn nochmals, ſeinen Ent⸗ ſchluß zu ändern, den Sohn zurückzurufen. In ſeiner Ergriffenheit aber erklärte ihr der Kaiſer, Hunderte von Müttern würden hier und da in ähnlicher Lage ſich befinden, wie ſie ſelbſt. Als Menſch, als Großvater des Prinzen, ſchmerze es ihn auf's Tiefſte, daß er als Kaiſer jene Bitte durchaus abſchlagen müſſe, daß er nicht anders könne, als auf ſeiner Weigerung beſtehen! Müßten Bürgers⸗ frauen jenen Schmerz in ähnlicher Situation erdul⸗ den, ſo müſſe auch die Kronprinzeſſin, ſo ſchwer ihr dies auch werden möge, ſich zu faſſen wiſſen. Und in der That blieb es dabei: Die Bitte der Kronprinzeſſin, ſo menſchlich begreiflich, ſo erklärlich aus dem Schmerze der Mutter, welchen der Kaiſer ganz und gar mitfühlte, konnte von dem greiſen Monarchen doch nicht erfüllt werden. (Tauſend Polen innerhalb zweier Wochen ausgewandert.) Die Dimenſionen der Auswanderung wachſen in faſt unglaublicher und erſchreckender Weiſe. Es ſind in den letzten zwei Wochen allein aus der Umgegend von Nakel im Poſen'ſchen circa tauſend Polen nach Amerika ausgewandert. Viele von ihnen, beſonders die Frauen, hatten bis jetzt noch keinen Eiſenbahnzug geſehen. Und dieſe arme Leute wollen ſich mit unglaublichem Selbſtvertrauen über's Meer wagen. Als Grund der Auswanderung führen ſie ſchwere Arbeit und ausſichtsloſe Zukunft, bisweilen auch — ſchlechte Behandlung ſeitens der Beſitzer an. Wenn ſie indeß darauf aufmerkſam gemacht werden, daß ihrer noch bedeutend ſchwerere und ſchlechtere Be⸗ handlung in Amerika wartet, dann tröſten ſie ſich damit, daß ſie dort doch eine Zukunft hätten, indem es ihnen moglich wird, ein Eigenthum zu erwerben. Aus Hamburg hört man, daß dort auch ſehr zahlreiche Auswanderer aus Schweden und Nor⸗ wegen eintreffen. . (Ueber einen ergreifend tragiſchen Vorfall.) der auf der Düna in Riga am letzten Montag paſſirte, geht der „N Allg. Z.“ folgende Mittheilung zu: Eine ſehr angeſehene Familie Namens Cußler war Nachmittags, von einer Trauung kommend, die in der inneren Stadt ſtatt⸗ fand, nach Hauſe gefahren, um ſich für den Abend in Balltoilette zu werfen. Gegen 9 ½ Uhr paſſirte die Familie, beſtehend aus Mann und Frau, einer Tochter von 18 und einer von 13 Jahreu, die im Innern eines geſchloſſenen Wagens ſaßen, mit dem Sohne und Kutſcher, die auf dem Bock Platz ge⸗ nommen, die immer noch ſtark gefrorene Düna, wie dies täglich Tauſende thun. Als ſie beinahe am Ufer angelangt, brach das Eis, Kutſcher und Sohn ſprangen vom Bock, während die Inſaſſen des Wagens und die beiden Pferde den ſchrecklichen Tod unter dem Eiſe fanden. Der Wagen mit den vier Leichen im Ballſtaat, ſowie die beiden Pſerde ſind bereits Montag Vormittag aus dem Waſſer ge⸗ zogen worden. Der gerettete Sohn iſt faſt wahn⸗ ſinnig vor Schmerz, ebenſo iſt der Kutſcher in Folge des ausgeſtandenen Schreckens kaum mehr der Sprache mächtig. Gewerbliche und landwirthſchaftliche Ausſtellung des Pfalzgaues in Mannheim. 8 Mannheim, 13. April. Die Vorarbeiten, welche bereits ſeit längerer Zeit das Komik und deſſen einzelne Abtheilungen für unſere bevorſtehende Ausſtellung in Anſpruch nehmen, haben bis jetzt Reſultate erzielt in Bezug auf Anordnung des ganzen Unternehmens wie auch bezüglich der Herbeiziehung hervorragender Indu⸗ ſtrieller, welche als ſehr günſtig bezeichnet werden können. Die Zahl der Anmeldungen von allen Seiten hat weitaus die gehegten Erwartungen über⸗ troffen und machte eine bedeutende Erweiterung der urſprünglich geplanten Anlagen erforderlich. Durch Acquiſition des proviſoriſchen Reſtaurationsgebäudes des Frankfurter Palmengartens iſt für die Aus⸗ ſtellung eine weitere Zierde, welche auch dem prak⸗ tiſchen Bedürfniß entſpricht, gewonnen worden. Die verſchiedenen Kommiſſionen ſind mit der definitiven Platzvertheilung, die Organiſation des Wirthſchafts⸗ weſens, der Vergnügungsangelegenheiten und dem Verlooſungs-Plan auf's Eifrigſte beſchäftigl. Was nun die zur Ausſtellung angemeldeten Objekte ſelbſt anbelangt, über die man ſich jetzt bereits einen Ueberblick bilden kann, ſo iſt mit Freuden zu con⸗ ſtatiren, daß auch in Bezug auf vorzügliche Leiſtungen, reiche Manigfaltigkeit der einzelnen Branchen, ſopie hochintereſſante Repräſentationen auf dem ebe der neueren Erfindungen die Erwartungen übertroffen ſind und wird ſich die Ausſtellung, wenn auch in räumlicher Ausdehnung von andern übertroffen, in jeder ſonſtigen Beziehung zu einer graßartigen ge⸗ ſtalten. Wir machen hierdurch auf die im heutigen Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufmann Simon in Hamburg beſonders auf merkſam z handelt ſich hier um Original⸗Looſe zu einer d reichlich mit Haupt-Gewinnen ausgeſtatteten Ber⸗ lobſung, daß ſich auch in unſerer Gegend eine fehr . ä lebhafte Betheiligung voraus ſetzen läßt, Dez 5 1 Woſtens sf u die aun dlichſt einlade Unternehmen verdient das volle Vertrauen, indem die beſten Staatsgarantien geboten find und gut vorbenanntes Haus durch ein ſtets ſtreng elle Handeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allfeſts bekannt iſt. 4 * 8 der Brauerei An frundlichſt einla Handels⸗Nachrichten. Mannheim, 12. April. (Produkten⸗ börſe) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe; (e 100 Kilo. Preiſe in ) Weizen, pfälzer 24.25. bis 24.75 ruſſſſcher 25.— bis 25.50 Amerikaniſcher 26. — bis 26.50 ungariſcher 23.50. bis 24.—. Neuer Spring 28. — bis —.—. Californiſcher Weizen 23.—. bis 23.50. Roggen, pfälzer 20.—. bis 20.50. ruſſiſcher 19.— bis 19.25. franz. 15.25. bis 15.60. amerikaniſcher 14.— bis 14.50. Gerſte hieſiger Geg. 19.75, bis 20. 25. pfälzer 20. bis 20.50. ungar. 10,75, bis 17.50. Hafer badiſcher 15.25. bis 15.75, württemberg. Alp 16.—. bis 16.50. rufſiſcher Lager- Hud Arunden un ich bis näch er tronen 16.—. bis —. —. Kernen 24.—. bis 25.— Bohnen. 26.—. Linſen —. . bis —, 50. Wicken 16.—. bis 18. —. Erbſen —. — bis —. Kohlreps, deutſcher 28.50. bis 29.— 92. —. Provencer 125.—. bis 135.—. Luzernek ungar. 28.— . bis 28. 50. Kleeſamen deutſcher 1. Sorte 95—. bis —.—. 2. Sorte 80. —. bis — — 127.—. Esparſette 32.—. bis 34 Weizenmehl per 100 Kilo mit Sack 5 Nr. 0. Nr, 1. Nr. 2. Nr. 3. Ni. , 42. 38.— 36.— 33.— f 8 Sonnka . u Anfang. etwas zu entdecken. Plötzlich hörte ich Schritte, die ſich nähern; ich horche. Neliska ...“ „Mit dem Manne?“ n „Nein, ſie war allein; vorſichtig ſchlich ſie näher, mit ängſtlicher Miene um fich ſchauend, und bei dem gerungſten Geräuſch erbebend, wie Jemond, der ſich einer böſen That bewußt iſt. Sie trat in's Haus, ohne mich zu bemerken. Ich aber bin darauf aus meinem Verſteck hervorgekrochen und in einer Haſt hierher gelaufen, um Euch Alles zu erzählen. Jetzt Herr, könnt Ihr Euch rächen!“ „Da, nimm dieſe Börſe, ſie iſt Dein. In drei Tagen komme Dir die Belohnung holen, die ich Dir verſprochen habe Beppo; Du haſt ſie wohl verdient. — O, thörichter Greis, dem ich meine Freundſchaft anbot, der mich aber zurückwies und zum Feinde haben wollt⸗, in kurzer Zeit werde ich Dein Leben vergiftet, dein Herz gebrochen haben: in drei Tagen, Beppo, werden wir an dieſem Manne gerächt ſein. „Aber von jetzt ab halte Dich in meiner Nähe; ich brauche Dich vielleicht. Wo kann ich Dich finden?“ „In Katunska: ich werde meine Hütte nicht verlaſſen und Eure Befehle erwarten.“ „Gut, ich werde Dich benachrichtigen laſſen, wann ich Dich brauche, unter Umſtänden werde ich ſelbſt kommen. Und jetzt will ich Dich nicht auf⸗ halten, Du kannſt gehen.“ i Die beiden Verbündeten trennten ſich. Der Gouverneur von Stagnowitſch zog ſchnell das lange wollene Schlafgewand aus, welches ihn vom Kopf bis zu den Füßen umhüllte und ihm faſt das Ausſehen eines abendländiſchen Mönches verlieh, und legte ſeine gewöhnliche Kleider an. Dann warf er den Karabiner auf die Schulter, überzeugte ſich, daß ſein Dolch am Gürtel hing, daß der Kandjar leicht in der ſilbernen Scheide ſpielte und machte ſich auf den Weg nach Katunska. „Ich hätte ihn durch einen Karabinerſchuß tödten können, dieſen Greis,“ ſprach er unterwegs zu ſich ſelbſt; „aber das wäre wahrlich keine Rache geweſen. Ich wäre im Gegentheil damit ſeinen Wünſchen entgegengekommen, denn, weit entfernt, den Todt zu fürchten, ſehnt er ſich danach. Thor, der ich war! Ja, dieſer Beppo iſt mir überlegen; er iſt ein unſchätzbarer Kerl und ich werde einen Diplomaten aus ihm machen, wem den Türken verhandeln ſollte.“ 5 8. e „ Unterdeſſen traf der Knäg von Katunska, nach- dem er die ganze Nacht ſchlaflos bei der Leiche ſeines Sohnes zugebracht, die Vorbereitungen, um dem Hingeſchiedenen die letzten Ehren zu erweiſen. Mit dem Beiſtande ſeiner Diener hatte er den Leich⸗ nam Polydoro's mit wohlriechendem Waſſer ge⸗ waſchen, ihn dann wie an Feſttagen mit den reichſten Gewändern bekleidet und legte ihn nun in einen Sarg von Lärchenholz, deſſen Inneres mit Blumen und ſüß duftenden Pflanzen geſchmückt war, die man im Gebirge geſammelt hatte. Ihm zur Seite legte er ſeinen Jagdkarabiner, eine ſehr werthvolle Waffe „Die im fortbildu in sch, sofern ſie ni, bon ſolchem durch Un aben angegeben de Mdchen Mitt 0 einzufinden. as Sczullokal Mischen im 100 Die Eltern, derer mit einem Kolben von Ebenholz und reich wt old eingelegt. Vor etwa zwanzig Jahren halte der Sultan dieſen Karabiner dem Paſcha von Sean geſchenkt, Danielo aber ihn am Tage von Polpdorg's Geburt in einer Schlacht erbeutet und nach erkunge⸗ nem Sieg die reiche Trophäe über der Wiege eines N Sohnes aufgehängt. Dieſer kriegeriſche Schi ſollte dem geliebten Sohne jetzt auch ius Ke, le kur Theilnahm folgen. Ueber den Karabiner legte er den Rondier engl Polydoro's, deſſen mit feinen Perlen berzierker eff f ace he U wie eine Sternengarbe blinkte. Zur Linken des 1 0 Leichnams legte er die Piſtolen, deren ſich Polhdorg het qu Nahe 5 im Kriege bedient hatte und auf ſeine Brut, fia Juwdech a des Kreuzes, einen Dolch mit ſilbernem Griff, Da aft. Hendl ſtreute er eine Handvoll entblätterter Roſen guf de Leichnam, nach der Landesſitte das letzte Zeiche väterlicher Liebe, und auf die Füße geweihte Palm zweige. „Wo iſt meine Tochter?“ frug der Greſs, „Sie ſchläft,“ antwortete Neliska's Amme⸗ (Fortſetzung folgt. Sinnſpruch. Ich habe gute Dienerſchaft — Die Knechte heißen: Selbſtgeſchafft, Und Spät⸗zu⸗Bett und Auf⸗bei⸗Zeit; Die Mägde: Ordnung, Reinlichkeit; Durſt, Hunger, heißen: Schenk und och, Hab' auch zwei Edelknaben noch, Genannt: Gebet und Gut⸗Gewiſſen, Die bis ich ſchlaf' mich wiegen müſſen, Labenhutg 900 Redackion, Druck und Verlag von Wucherer 7 Nelitet Ladenburg.