ſammelten ſich zur ſelben Zeit die Ho charchen, die General- und Flügeladjudanden, der Vorſtand des großh. Kabinets und die Hofſtaat n. Auf die An⸗ zeige, daß Alles zur heiligen Handlung bereit ſei, begaben ſich die Großh. Herrſchaften, die ſich im Fahnenſaale verſammelt hatten, mit Gefolge nach der Hofkirche, wo ſie von den Geiſtlichen empfangen wurden. Alsbald erfolgten nun entsprechende Kir⸗ chengeſänge; nach dieſen eine Anſprache des Hof⸗ geiſtlichen, worauf die Konfirmandinen, ſichtlich er⸗ griffen, doch mit vernehmlicher Stimme das evang. Glaubensbekenntniß ablegten und feierlich eingeſegnet wurden. Vor dem feſtlich geschmückten Altar hatten der Großherzog die Königin von England, der deutiche Kronprinz und die anderen hohen Ver⸗ wandten in einem Halbkreis Platz genommen. Verſchiedenes. — Zu ſeinem 65. Geburtstag erhielt der Reichkanzler Fürſt Bismark wie alljährlich ein Gra⸗ tulationstelegramm des Königs von Bayern. Vom frühen Morgen an gingen dem Fürſten von nah und Fern Glückwünſche, Telegramme und Briefe zu. Kaiſer Wilhelm war einer der erſten, die dem Fürſten ihren Glückwunſch ſandten; gleichzeitig er⸗ freute ihn der dienſtthuende Flügeladjutaut durch die Nachricht, daß der Kaiſer perſönlich Nachmittags 3 Uhr ſeinen Glückwunſch überbringen werde. Da der Reichskanzler bekanntlich gern ſpät aufſteht, ſo fanden ſich bei ihm erſt gegen 10 Uhr ſein Schwie⸗ gerſohn Grof Rantzau mit, Gemahlin und dem „kleinen Otto“ zur Gratulation mit der Fürſtin und dem Grafen Herbert ein. Gegen 12 Uhr er⸗ ſchien der Kapellmeiſter Dannenfelzer mit der Re⸗ gimentsmuſik des Kaiſer⸗Alexander⸗Garde⸗Gren.⸗Reg. im Garten und brachte dort dem Feiernden eine Morgenmuſik. Fürſt Bismark ließ den Kapelmeiſter zu ſich in ſein Arbeitszimmer rufen und ſtattete ihm ſein⸗n Dank für die Ovation ab. Nachmittags ſchickte faſt das geſammte diplomotiſche Korps ſeine Karten, die Miniſter und viele Räthe ſtatteten per⸗ ſönlich ihre Glückwünſche ab. Um 3 Uhr fuhr die bekannte offene zweiſpännige Kale che des Kaſſers in den Vorhof ein. Fürſt Bismark, der fich für dieſen Moment in die Uniform ſeines Magdeburger Küraſſirreg. geworfen hatte, em pfing den Ka ſer im Veſtibül und führte ihn in ſeinen Salon, wo der Monarch länger als eine halbe Stunde ver⸗ weilte. Wie man dem Berl. Tagebl. ſchreibt, ſtellten ſich pünktlich auch die alljährlich von den Getreuen in Jever geſandten 101 Kibitzeier ein. — (Wie man mit dem Czaren ver⸗ kehrt.) Dem „Dziennik Poznanski“ wird über Loris Melikoff gemeldet: „Gleich nach dem Attentate Mladetzky's wollte der Diktator die traurige Bot⸗ ſchaft ſelbſt dem Czaren überbringen und zwar in einer nicht alamirender Art. Zu dieſem gehufe begab ſich Loris Melikoff, ſobald nur Mladeeie 1 Gewahrſamkeit gebracht worden war, zum 1 palais und ließ ſich beim Czaren zur Audienz 985 den. Der Czar war über dieſen Beſuch nicht wenig erſtaunt, weil der Diktator kaum zwei Stunden vorher den Winterpalaſt verlaſſen hatte, wo er längere Zeit mit dem Czaren konferirte. „Was bringſt Du mir Neues?“ frug der Czor. — „Ich komme, mich ſelbſt anzuklagen, Euer Maſeſtät, und gleichzeitig dafür um Vergebung zu bitten. — „Was iſt geſchehen?“ — „Ich habe eine ſehr un⸗ anſtändige Handlung begangen, ich habe nämlich öffentlich auf der Straße einen Menſchen geohr⸗ feigt.“ „Iſt denn das ſo ſtrafwürdig 17 „Wie man's nim Allein dieſer Menſch hat auf mich geſchoſſen, Ener Majeſtät, und dies wollte ich auch melden.“ In der That konnte man kaum geſchickter eine derart ſenſationelle Meldung einem ſo aufgeregten Manne, wie der Czar es iſt, zu Ohren bringen, einem Manne, dem es ſeit einigen Monaten ſcheint, daß um ihn rings herum ein Wald von Dolchen ſich bewegt, daß ihn ein Hagel von Revolverkugeln bedroht und daß unter dem Fußboden eines jeden Zimmers Dynamitminen ge— legt ſind.“ — (Tod im ECirkus.) Ein tragſſches Ende fand die erſte Artiſtin des Cirkus Salamonski in Odeſſa. Martha Fiscall Sie ſtürzte nämlich, wie wir in der „Odeſſaer Prawda“ leſen, am 22. b. M. während der Vorſtellung der „Hirſchjagd“ vom Pferde zu Boden, worauf ſämmtliche Jagdpferde über ihren Körper dahinſprengten. Als man die unglückliche Künglerin von der Erde hob, war ſie von den Hufen der Pferde förmlich zuſammengeſtampft und bereits eine Leiche. — (Eine hohe Wöchnerin.) In Phila⸗ delphia hat ſich ein Ereigniß vollzogen, das, ſo viel man weiß, bis jetzt ganz vereinzelt daſteht. In dem dortigen Zoologiſchen Garten iſt der Elephant „Hebe“ eines Sprößlinas geneſen, der ſich überaus wohl und munter befindet. Die Mutter iſt 18 Jahre alt, ſieben Fuß boch und hat ſich 20 Monate und 20 Tage in hoffnungsvollen Umſtänden befunden. An ihr Lager ſind aus allen Theilen der Union die berühmteſten Aerzte und Phyſiologen geeilt. Von Seiten des Wärters wird erzählt, wie ſchon ſeit einem Jahre „Hebe“ von dem andern Elephanten mit auffallender und rührender Sorgfalt ausge⸗ zeichnet und behandelt wurde. Entgegen allen bis⸗ her als ſicher angenommenen wiſſenſchaftlichen Auf⸗ zeichnungen, nach denen das Junge eines Elephan⸗ ten ſeine Nahrung von der Mutter vermittelſt des Rüſſels zieht, bedient ſich das Elephanten⸗Baby da⸗ zu des Mundes. Einen Namen hat das „Wunder⸗ thier“ noch nicht erhalten. — Mons den 1. April. In der Kohlen⸗ grube zu Anderlues fand eine Entzündung ſchlagen⸗ der Wetter ſtatt; die Zahl der Verunglückten it noch unbekannt; in der Grube waren 150 Arbeiter beſchüftigt, bisher wurden 20 Leichen zu Tage ge⸗ fördert. Eßlingen den 29. März. Als große Nalur⸗ ſeltenheit dürfte es zu bezeichnen ſein, daß der hieſige Weingärtner Herr Heinrich Heubach heute in ſeinem Weinberge in der Ebershalde an einem bedeckten Affenthalerſtock eine Rebe fand, die frei lag und doch aus einem Auge einen 4 om. langen Trieb mit 2 Trauben zeigle. Die älteſten Weit, gärtner hier können ſich nicht erinnern, um dieſe Jahreszeit eine derartge Erſcheinung geſehen zu haben. Wir machen hierdurch auf die im heuſgeg Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufmann Simon in Hamburg befonders aufmerkſam fz handelt ſich hier um Original⸗Looſe zu einer reichlich mit Haupt⸗Gewinnen ausgeſtatteten Nez loofung, daß ſich auch in unſerer Gegend eine ſehr lebhafte Betheiligung vorausſetzen läßt. Dieſes In ternehmen verdient das volle Vertrauen, indem die beſten Staatsgarantien geboten ſind und auch vof⸗ benanntes Haus durch ein ſtets ſtreng reelles Han deln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allſeitz bekannt iſt. Handels⸗Nachrichten. Mannheim, 5. April. (Produ, börſe) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe; (Per 100 Kilo. Preiſe in ) Weizen, pfälzer 24.25. bis 25.— ruth 25.— bis 25.50 Amerikaniſcher 26.50 bis ungariſcher 23 50. bis 24.—. Neuer Spring 25.— bis 25.50. Californiſcher Weizen 23.—. bis 230, Roggen, pfälzer 20.25. bis 20.75. ruffſſcher J. bis 19.50. franz. 15.25. bis 15.60, amerifanziche 14.— bis 14.50. Gerſte bieſiger Geg. 19% 8 20. 25. pfälzer 20. bis 20.50, unger I bis 17.50. Hafer badiſcher 15.25. bis J 75. württemberg. Alp 16.—. bis 15.50. kehecher 16.—. bis —. —. Kernen 24.50. bis Bohnen. 26.—. Linſen —. , bis : Wicken 16.—. bis 18. —. Ehen —. Kohlreps, deutſcher 28 50. bis 29 92. —. Provencer 125.—. bis 135.— Luer ungar. 28.—. bis 28. 50. Kleeſamen deutſcher 1. Sorte 100 —. bis —.—. 2, Sorte 86. , 90 — 127.—. Esparſetſe 32.—, bis 34 Weizenmehl per 100 Kilo mit Sack Nr, 1. Nr. 2. Nr. 3. 38.— 36.— 33.— Nr. 4. 29. Nr. 0. 42.— verwundet und der Hirſch müſſe ihm gehören. Der Streit ward heftiger, es entſpann ſich ein Kampf, und — geſchah es abſichtlich oder durch Unglück — der Karabiner des Unbekannten entlud ſich, wodurch einer der Unfrigen verwundet wurde. Jetzt zogen wir die Schwerter und ſtießen zu. Während dieſes Handgemenges kamen die Freunde des Angreifers herbei und wir ergriffen die Flucht. Aber ich ſchwöre es hier bei den Gebeinen meiner Väter; wir wußten nicht, ob dieſer Mann ein Türke oder Montene⸗ griner war.“ Neliska, die auch ruhiger geworden war, hörte weinend der Erzählung der traurigen Begebenheit zu. Auf welcher Seite auch das Unrecht war wer den unſeligen Kampf auch angefangen, Eins ſtand feſt, daß das Blut ihres Bruders ſie für immer von dem Manne trennte, welchen ſie liebte. Dieſer Gedanke durchzuckte hr ganzes Weſen; troſtlos in ſich zuſammengeſunken, das Geſicht in den Händen bergend, überließ ſie ſich ſtumm der Verzweiflung, während Ibrahim bleich und unbe⸗ weglich da ſtand und ſich bittere Vorwürfe machte, den Kummer des geliebten Mädchens verſchuldet zu haben. Endlich erhob ſich Danielo's Tochter. 1 „Du darfſt nicht lange mehr hier bleiben,“ ſagte ſie; „meine Frauen die morgen früh herein⸗ kommen, würden Dich entdecken und dann wäre Dein Tod gewiß.“ „Laß mich ſterben, Neliska, wenn ich Dich „Nein, ich will Dich retten. Nicht weit von hier kenne ich eine tiefe Höhle, welche zwei Aus⸗ gänge hat. Dorthin will ich Dich führen. Du wirſt Dich dort einige Tage verborgen halten, bis der erſte Zorn der Gebirgsbewohner verraucht iſt: ich bringe Dir die nöthige Nahrung. Sobald dann die Wege wieder frei geworden ſind, werde ich Dich auf entlegenen Pfaden an das Ufer der Moracka geleiten, von wo Du ohne Gefahr in Dein Vater⸗ land zurückgelangen kannſt. Biſt Du einmal am ſichern Orte, ſo magſt Du die wilde Blume von Montenegro vergeſſen und Dich den Schönen des Harems zuwenden.“ „Davon kann keine Rede ſein, aber Du, Neliska, wirſt Du zuweilen an den ormen Verbannten denken, der Dich liebt?“ „Bei mir iſt das etwas Anderes, ich bin hier verwundet,“ ſagte ſie mit traurigem Lächeln, die Hand auf's Herz legend. „Wer Töchter des Ge— birges nehmen unſere erſte Liebe mit in's Grab.“ f „Vielleicht iſt noch nicht alle Hoffnung verloren; in wenigen Wochen oder Monaten, wenn der Krieg beendet und der Zorn der Gebirgsbewohner ſich be⸗ ſänftigt haben wird, werde ich wieder kommen und mich Deinem Vater zu Füßen werfen; Du wirſt Deine Bitten mit den meinigen vereinigen und dann vielleicht. . ..“ „Mein Freund, was ſollen wir uns in thörich⸗ ten Hoffnungen wiegen, da doch alles Glück für uns auf ewig dahin iſt! Der Haß iſt bei uns wie doch verlieren ſoll.“ die Liebe, ewig; dieſer Krieg wird Jahrhunderte dauern und an Verſöhnung iſt nicht zu dei Dann aber iſt noch ein anderes Hinterniß bosch den, das ich Dir verbergen wollte.“ „Was denn? Verbirg mir nichts!“ „Ich hatte mir vorgenommen, Dir es nicht zu ſagen; aber ich ſehe, es muß doch ſein; dies Ge⸗ heimniß drückt mich, und ich will vor Di e ſolches haben.“ „Nede, ich bin auf Alles gefaßt.“ „Mein Vater hat meine Hand bereſts berfoge „Deine Hand?! Du haſt Dich doch getweſgeh oder nicht?“ W Neliska ſenkte das Haupt. b „Konnte ich mich weigern,“ ſegte eie fe „Angeſichts meines vom Schmerz erſchükterſen Vaters, Angeſichts der Leiche meines ermordeten Bride Aber ich ſchwöre es Dir vor Gott, Ibrahim, weng auch meine Hand einem Anderen angehört, mein Herz wird ewig Dein bleiben.“ „Und dieſer Andere, wer iſt es „Derjenige, welcher die Mörder meines Brudez tödtet,“ flüſterte die Montenegrinerin. „ (Fortſetzung folgt.) Sinnſpruch. Willſt Welt und Menſchen recht verſteh n, Mußt Du in's eig'ne Herz Dir ſeh n; Willſt Du Dich ſelbſt recht kennen lernen, Mußt Du Dich aus Dir ſelbſt entfernen, 9 Redacklon, Druck und Verlag von Wucherer Mollet Ladenburg. 2 o