alle politiſche Größe, ſo ſchätzbar ſie iſt, hat nur halben Werth, wenn es nicht gelingt, mehr als bisher den nationalen Nothſtand zu heben. Hier hat das deutſche Volk den erſten Hebel zu einer geſunden Geſtaltung ſeiner Zukunft einzuſetzen Die politiſchen Fragen, welche an den Reichstag heran⸗ treten, ſind von hoher Tragweite; wir dürfen weder den Werth des Budgetrechts noch die Garantien unſeres Reichskonſt tutionalismus, weder die Steuer⸗ fragen noch die Finanzreform, weder die Militär⸗ vorlage noch die Verlängerung des Socſaliſtenge⸗ ſetzes unterſchätzen, denn alle dieſe ſchwebenden Fragen ſtehen in ſehr innigen Beziehungen zu un⸗ ſerer wirthſchaftlichen Lage. Aber vor Allem iſt es nöthig, daß dieſe Fragen gelöſt werden, ohne uns in aufregende politiſche Konflikte zu ſtürzen. In einer Zeit, da es zur hohen Freude des deut⸗ ſchen Volkes gelungen iſt, den europäiſchen Frieden zu ſichern, den Kulturkampf nahezu geſtandlos zu machen und die ſocialen Umſturzideen einzudämmen, muß es auch möglich werden, den nothwendigen politiſchen Frieden im Innern zu ſchaffen und zu erhalten. Da er die Baſis unſeres wirtſchaftlichen Aufſchwungs iſt, ſo iſt es die Pflicht, ihn anzu⸗ ſtreben. Die Bande fangen an ſich zu löſen, welche die Thätigkeit der Nation gefangen hielten. Das Vertrauen tritt wieder in ſeine Rechte und zieht dos ſchüchterne Kapital aus ſeinem Verſteck; es zeigt ſich neue Unternehmungsluſt, die Allianz des Napitals und der Intelligenz, welcher vorwiegend die Kulturmiſſion unſeres Jahrhunderts zufällt. Durch alle Hemmniſſe und Störungen bricht der Thätigkeitstrieb des deutſchen Volkes wieder durch und regt ſeine Schwingen. Kaum iſt ein Jahr ver⸗ floſſen ſeit der Aenderung unſerer Handelspolitik, und doch iſt bereits, gleichgültig ob es durch die⸗ ſelbe oder trotz derſelben, eine augenfällige Beſſerung der wirthſchaftlichen Verhältniſſe im deutſchen Reiche zu verzeichnen. Wie ein kalter Reif würde es auf die Frühlingskeime unſeres ökonomiſchen Aufſchwungs fallen, wenn ernſte politiſche oder gar Verfaſſungs⸗ conflikte ſtörend einwirkten. Es wird daher ein Zeichen des Patriotismus ſein, in den wichtigſten politiſchen Tagesfragen für einen Ausgleich zu ſtimmen, eine Verſöhnung der Volksintereſſen mit der Regierungspolitik zu finden. In allen großen Verhältniſſen unſeres Vaterlandes herrſcht Klarheit und lächelt die Sonne des Friedens, die wirthſchaft⸗ liche Poſition Deutſchlands iſt erſtarkt und bietet, das Fundament zu einem neuen Aufſchwunge, und darum hofft das Volk, daß auch die innere Politik ihre Gegenſätze ausgleichen und den Weg zum . e Frieden wird. — Verſchiedenes. Karlsruhe, den 30. März. Heute Nachmittag fand die von etwa 250 Perſonen be⸗ ſuchte Verſammlung zur Gründung eines evang. bad. Kirchengeſangvereins im großen Rathhausſaale dahier ſtatt. Nach einleitendem Geſang des hieſigen Kirchenchors begrüßte Hofprediger Helbing die Verſammlung, indem er auf die hohe Bedeutung des evang. Kirchenliedes im Gottesdienſt himojes und hervorhob, wie durch die Gründung von kirch⸗ lichen Geſangvereinen der Kirchengeſang gehoben und veredelt werde. Stadtpfarrer Eiſenlohr von Gernsbach ſprach ſodann über die Geſtalt der Choralmelodieen. Redner ging davon aus, daß die Anregung zur Bildung eines Kirchengeſangvereins in Baden von Württemberg und Heſſen gegeben worden ſei. Dann wies er auf die Geſtalt der Choralmelodieen zur Zeit der Reformation hin, wie urſprünglich Volkslieder ihre Melodieen zu kirchlichen Gesängen hergegeben, bis namentlich durch Luther und andere reformatoriſche Sänger der eigentliche evangel. Choral entſtanden. Auf dieſe Männer müſſe der vielfach moderniſirte Choral wieder zurück⸗ gehen. Ueber Harmoniſirung, Einübung und Vor⸗ trag des Chorals ſprach in dritter Linie Muſik⸗ direktor Härlein aus Mannheim. Derſelbe be⸗ tonte die Einfachheit der Melodieen, bei welchen der Dreiklang und die mit ihm verwandten Akkorde anzuwenden ſeien, ebenſo der Rhythmus. In der anſchließenden Berathung waren die Anſichten hin⸗ ſichtlch der Ein⸗ und Durchführung rhytmiſcher Choräle getheilt, doch darin waren alle Redner einig, daß zur Hebung des Kirchengeſangs etwas zu geſchehen habe. Prof. Baſſermann aus Heidelberg begründete ſodann den borgelegten Statutenentwurf, der mit unweſentlichen Aenderungen angenommen wurde. Zum Schluſſe ſprach ein vom württemb. Hauptverein geſandtes Mitglied ſeine Freude aus über das Zuſtandekommen des bad. Vereins, damit die Hoffnung verbindend, daß beide Vereine ſtets treulich zuſammenhalten werden. Die aufgelegten Liſten erhielten zahlreiche Beitrittser⸗ klärungen. Der proviſoriſche Vorſtand wird die Geſchäfte bis zur nächſten Generalverſammlung fort⸗ führen und zunächſt an die bereits beſtehenden Vereine, deren 11 ihren Beitritt zum Geſammtverein erklärt haben, 6 rhytm. Choräle zur Einübung aus⸗ geben. — Orb (Baden), den 26. März. Ein ſeit heute Vormittag in hieſiger Waldgemarkung ausge⸗ brochener Brand wüthet (jetzt Abends 6 Uhr) noch mit ſolcher Heftigkeit fort, daß bereits Tauſende von Hektaren ſtädtiſchen Lohrinden-Beſtandes dem zerſtörenden Elemente verfallen ſind. Die Brandlinie iſt ſo ausgedehnt und die Flammen ſind ſo mächtig, daß ſie den äußerſten Anſtrengungen, den zahlreichen Löſcharbeiten geradezu Hohn ſprechen. Das Braufen des ſich mit unvergleichlicher Schnelligkeit forkrolley⸗ den Feuers gleicht einem dahinſaußenden Eiſenbahn⸗ zuge. Der angerichtete Schaden iſt bereits ſchon unermeßlich. — Heilbronn den 29. März. Der im Gefängniſſe des K. Landgerichts dahier verwahre Raubmörder Georg Moll von Seckenheim (Raubmord an Wittwe Kimmel von Enzweſhingen ein robuſter Burſche, machte im Lauſe des Mittwoch Nachmittags einen Ausbruchverſuch. Derſelbe dem, lirte zu dieſem Zwecke einen Stuhl und ſuchte dann deſſen Füße, ſowie einen großen eiſernen Nagel glg Werkzeug zur Beſeitigung eines an der Decke ze findlichen ſtarken eiſernen Gitters zu benützen, halte auch ſchon einen Theil der Verſchalung des Gitter los und wäre wahrſcheinlich entkommen, wenn aich der Gefängnißwärter rechtzeitig die Sache beer und den Plan vereitelt hätte. — (Zu den engliſchen Wahlen) gewöhnlichen Zeitläufen gehören die Deutſchen England nicht gerade zu den beſonders gehe Perſönlichkeiten. Jetzt aber haben ſie, ſo dai wenigſtens die Wahlen dauern, an Werth gewonnge und man buhlt um ihre Gunſt. Die Parlament, kandidaten verſteigen ſich ſogar dazu, deutſche Wah aufrufe zu erlaſſen und man darf ein ſo koa Dokument für die deutſche Styliſtik und ih graphie, wie das nachfolgende, nicht unbeachtek hh, übergehen laſſen. Es wurde zu Tauſenden ig dig Straßen vertheilt und lautet wörklich: „An die Wahler des Tower Hamlets. Herr Brie ea eine Rehde halten, Abens um halb 9 Uhr am Marz in der Cooper's Hall, Commercial g An die deutſchen Wahlſtimmer den in „Renn zu ſetzen, das ſie nur Zwei gute Kandidates in dez Parliament ſchicken werden. Herr Brßee di ſamptlige Deutſche in Oſt⸗Ende ein. Gehrte Heu Vergerſet nicht den 22. Marz, halbneun Aeg, — (Muth und Uebermuthh) ein ta ger Vorfall hat ſich in der Butterwoche in die Städtchen Kraſſnoſtaw abgeſpielt. In eier ſellſchaft von Offizieren ſprach man über Dahlen, Die Lieutenants Bogdanow und Anitſchko hau teten dabei, daß ſie überhaupt nicht verſtändeg, ie man keinen Muth haben konne, und ma bien ſich anheiſchig, einen Beweis ihrer Tapferkeit abzulegen Ohne daß es den Anweſenden beſonders auff ſtanden die beiden jungen Offiziere auf und fernten ſich. Bald darauf vernahm man in eit nahen Wohnung zwei Schüſſe. Die übrigen D ziere eilten dahin und ſahen die beiden jungen dez in ihrem Blute liegen. Bodanow war kodk, Apt kow tödtlich verwundet. Es erwies ſich, daß ze um ihren Muth zu beweiſen, ſich einander gehe über aufgeſtellt und gleichzeitig auf einne ge ſchoſſen hatten. Neliska bot ihrem Vater die Stirn zum Kuſſe und eilte dann in größter Haſt nach dem Zimmer, in dem Ibrahim ſie erwartete. „O, wenn Du wüßteſt, wenn Du wüßteſt!“ rief ſie unter Thränen aus. „Was iſt Dir?“ frug Ibrahim, ſie ſanft an ſich ziehend. „Rühre mich nicht an! Laß mich!“ ſagte ſie. „So liebſt Du mich nicht mehr?“ „Ich werde Dich immer lieben,“ flülſterte ſie, das Haupt neigend; „aber unſere Pläne, unſere Hoffnungen, unſere ſchöne Träume, ach!“ „Was iſt denn geſchehen?“ „Nein, es iſt nicht möglich! ſchändlich, o mein Gott!“ 5 „Rede, Du erſchreckſt mich!“ 15 „Mein Kopf brennt, meine Gedanken verwirren ſich, ich verliere wahrhaftig den Verſtand. “ „Komme her, beruhige Dich!“ 1 „Ibrahim, die Todten treten zwiſchen uns und unſer Glück, zwiſchen Dein Volk und das meinige.“ „Die Todten, ſagſt Du?“ „Mein Bruder! — Ich habe Dir vorhin doch geſagt, daß ich einen Bruder hatte. ...“ „Ja, was iſt mit ihm?“ 0 „Sie haben ihn ermordet!“ „Wer?“ „Die Deinigen, die Türken aus der Herze⸗ gopwina.“ wäre — „Heute, an dem Ufer der Moracka, nicht weit von der Stelle, wo wir dieſen Abend ſaßen. Wir ſprachen ſorglos von Liebe, während in der Nähe das Blut meines Bruders floß.“ „O fluchwürdige That!“ rief Ibrahim plötzlich von der Ottomane, auf der er ſaß, aufſpringend. Dann ergriff er die Hände Neliska's, ſah ſie mit einem langen, traurigen Blicke an und ein Knie zur Erde beugend ſagte er mit erſtickter Stimme zu ihr: „Führe mich zum Henker!“ „Dich?“ rief Neliska mit einer Bewegung des Schreckens aus. „Nein, Du biſt nicht verantwort⸗ lich für die Verbrechen der Deinigen; Gott ver⸗ urtheilt uns nicht für die Sünden Anderer, ſondern für unſere eigenen.“ „Führe mich zum Henker, aber fluche mir nicht.“ „Warum?“ „Dein Bruder war jung, nicht wahr?“ 1 older war nicht ganz zwanzig Jahre alt.“ „Er war groß und ſchlank?“ „Ja, groß und kräftig gebaut, dabei tapfer und großmüthig.“ „Du ſagteſt, er ſei auf der Jagd geſtorben, in der Nähe der Moracka, auf herzegow'naiſchem Gebiete?“ „Warum fragſt Du das Alles? Was ſoll das bedeuten?“ „Antworte mir,“ flehte der Türke, „bitte ant⸗ „Deinen Bruder! Aber waun und wo?“ worte mir!“ „Wie ich Dir ſagte, haben ſie ihn i de Herzegowina, wo er einem Rehbock nach age mordet. Dort ſank er unter ihren mörderi Streichen zuſammen.“ „Neliska, hier nimm meinen Dolch, koödſe a damit, nimm meinen Arm und führe mich zan Henker; laß mein Haupt unter dem ködelichen Beil fallen; ich werde nicht klagen, im Gegenthell will Dich ſegnen.“ „Zum dritten Male forderſt Du den h was willſt Du damit ſagen?“ 5 „Engel der Liebe, Houri des Himmels, Mea der Schönheit, vergib mir den Gram und Thränen, die Du vergoſſen, vergib mir die Mi zweiflung der Deinigen.“ „Welcher Argwohn ſteigt in mir auf; Wenn er es wäre! — Ibrahim! — Abet nein, nein, der Schmerz verwirrt meine Sinne. Hi mir nichts ich will nichts wiſſen!“ „Dein Argwohn iſt begründet Nelſska; ich woah Deinen Bruder getödet haben“ bei denen, die (Fortſetzung folgt.) Sinnſpruch. 5 95 e . Wer ſich beurtheilt nur nach ſich Gelangt zu falſchen Schlüſſen — Du ſelbſt erkennſt ſo wenig Dich, Als Du Dich ſelbſt kannſt külſſen. — — Redackien, Druck und Verlag von Nügherer 7 Nette Ladenburg. 33 in dem . bechticene, 30f 9, in der Gent Aeg Belagerung, zee Ju an e etttichl. ech d Pbttel, 18 Qedenbur Nr. 1058. dembächſt bor des Gemeinde lch adglaufen Mig J. wahdbardüg gefertigt un — bom 30 7. l. Mis. theiligten in Innerhalt sprachen bos Einsprachen Dies wir ordnung, m gemacht, da otdnung Wa dagtlaſen wer det Wahlbere find. 61 1 Vun heute in huuſe, fr 40 Juitbtl, haben. Chat U hat qu bert — Ein Bu ſoftigen g lud Molto Sete dle uhnten P 5 1 0 le da fu W U . 0 Neuf Gg pet odet