Allgemeiner Jenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag und loſtet vierteljährlich !! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl Poſtproviſion. Inſerate, paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., nehmen Inſerate für uns an. welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 27. Samſtag, den 3. April 1880. Deutſchland. Von unterrichteter Seite verlautet, daß die orarbeiten bezüglich des Tabakmonopols, und zwar unter Leitung des Generalſteuer direktors Burghart, einen raſchen Fortgang nehmen, und daß man ſich von dem Tabakmonopol einen Ertrag verſpricht, welcher ausreichend im Stande wäre, die finanzielle Lage des Reiches in der erwünſchteſten Weiſe zu geſtalten. Ja, es wird hinzugefügt, das Projekt, den Reichstag in einer Herbſtſefſton zu befaſſen, werde nach wie vor feſtgehalten. In Regierungs⸗ kreiſen glaubt man, nach dem raſchen Verlauf der bn Geſchäfte des Reichstages bis zum Eintritt der 45 5 jetzigen Vertagung, annehmen zu können, es werde icht 5 die Seſſion unter Abwicklung aller Vorlagen bis 8 1 Ende April geſchloſſen werden können. Internat Der große Generalſtab in Berlin hat wieder⸗ uchsgl. holt ſorgfältige Unterſuchungen der ganzen mecklen⸗ burgiſchen Oſtſeeküſte vorgenommen, um zu prüfen, ten nun an welchen Stellen Landungsverſuche einer feind⸗ 1 zu Idar lichen Flotte geſchehen und wie ſie am beſten ver len. eitelt werden könnten. Der gefährteſte Punkt iſt Hartnut unbedingt die breite und tiefe Bucht bei Wismar, und welche einen der beſten Häfen an der ganzen deut⸗ ſchen Oſtſee bildet und wo große Schiffe bis un⸗ mittelbar an die Stadt ſich nähern können. Die Anlegung von Batterieen und beſonders auch von eiſernen Panzerthürmen, die im Falle des Gebrau⸗ ches dann mit ſehr weittragenden gezogenen Ge⸗ ſchützen ſchnell armirt werden könnten, auf dem ſog. Wallfiſch, einer kleinen Inſel mitten im Wis⸗ mariſchen Hafen, von der aus leicht deſſen ganzes Fahrwaſſer beherrſcht werden kann, dürfte wahr⸗ ſcheinlich ſchon in kurzer Friſt erfolgen. Berlin. Der deutſche Botſchafter in Paris Fürſt Hohenlohe, wird unmittelbar nach Oſtern die Leitung der Geſchäfte als Staatsſekretär des Auswärtigen übernehmen. In unterrichteten Kreiſen erhält ſich die Meinung, daß Fürſt Hohenlohe nach Ablauf des Interimiſtikums definitiv zum Staats- ſekretair des Auswärtigen ernannt werden und nach Paris nicht mehr zurückkehren wird. Fürſt Bis⸗ mark ſoll erklärt haben, daß für den Fall ſeines dereinſtigen Rücktrittes Fürſt Hohenlohe in erſter Linie die berufene Perſon ſei, um die deutſche Politik in ſeinem Sinne fortzuführen. Darmſtadt den 30. März. Prinz und Prinzeſſin von Walles ſind geſtern Abend hier ein⸗ getroffen. Heute Abend kamen Königin Viltoria und Pinzeſſin Beatrice on. Der Kronprinz des D. Reichs und die Erbprinzeſſin von Meiningen treffen heute Abend 9 Uhr, der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog von Baden morgen früh hier ein. Darmſtadt den 29. März. Die Neuigkeit des Tages iſt, daß der tegierende Graf Eberhard von Erbach⸗Erbach ſich in den erſten Tagen nach Oſtern in zweiter (morganatiſcher) Ehe mit Fräu⸗ lein Luck, Tochter des Hofgärtners in Beſſungen, vermählen wird. i 5 Oeſterreich. Durch kaiserlichen Befehl iſt Trient in Süd⸗ tyrol zur Feſtung erhoben worden, und wird die ganze bisher ins Innsbruck ſtationirte Infanterie nächſter Tage dorthin verlegt. Wie verlautet, iſt im Wiener Männergeſang⸗ Verein angeregt worden, in der Pfingſtwoche, in welche der Geburtstag der Prinzeſſin Stephanie fällt, derſelben in Brüſſel ein Ständchen und ſomit die erſten Grüße Wiens im Liede zu bringen. Wien, 29. März. Gegenüber verſchiedenen Lesarten in Betreff der Frage, warum der Fürſt von Bulgarien ſeine urſprüngliche Abſicht, über Berlin und Wien von Petersburg nach Sofia heim⸗ zukehren, aufgegeben habe, verſichert man von guter Seite, die Urſache beſtehe einzig und allein darin, daß der Fürſt von ſeiner Regierung aufgefordert worden ſei, die Heimkehr zu beſchleunigen. Als Grund hiefür wird die beſtehende ernſte Kriſe in Bulgarien angegeben. In Wien betrachtet man die Lage im Fürſtenthum nicht ohne Beſorgniſſe. That⸗ 7 ſächlich iſt eine radikale, großbulgariſch geſinnte Regierung unvermeidlich geworden und ſicher iſt, daß ſich dieſelbe auf eine gleichgeſinnte, ſehr ſtarke Mehrheit in der Nationalverſammlung wird ſtützen können. Ob ſie ſich dann nicht zu Abenteuern wird hinreißen laſſen, gilt als offene Frage. Die Abſicht, ohne Rückſicht auf Europa und gegen den Willen des Fürſten Alexander Bulgarien mit Oſtrumelien zu vereinigen, iſt bei den Maſſen da wie dort vor⸗ handen, und hieraus könnten, wie man in Wien beſorgt, ernſte Wirren entſtehen. Denſelben vorzu⸗ beugen, ſoll ſchon jetzt, noch vor der Eröffnung der Nationalverſammlung, die neuerliche Auflöſung der⸗ ſelben vielfach erörtert werden, doch iſt man auch darüber keineswegs ganz beruhigt, ob ein derartiger Schritt ganz glatt ablaufen würde. Aus dieſen Gründen ſchenkt man den bulgariſchen Vorgängen jetzt eine beſondere Becchtung. Der wirthſchaftliche Auſſchwung. Muth und Zuverſicht find ſehr wichtige Fac⸗ toren für die erſprießliche Erwerbsthätigkeit jedes Einzelnen und der Nation. Es bedarf nicht des Nachweises, daß die ungeſunden politiſchen Verhält⸗ niſſe eines Landes von ſtörendem Einfluß auf die wirkhſchaftliche Entwicklung ſind, denn die Haltung des Großkapitals iſt davon weſentlich abhängig. Darum erſcheint es uns in Rückſicht auf die über⸗ ſtandenen Kamalitäten des Handels und der In⸗ duſtrie Deutſchlands von ganz beſonderem Werthe, das Vertrauen auf die friedliche Politik Deutſchlands und auf eine gedeihliche Entwicklung unſerer natio⸗ nalen Verhältniſſe zu ſtärken. Daß dies nicht dadurch geſchehen kann, daß innere Konflikte zwiſchen großen politiſchen Parteien und in dieſen Parteien jelbſt verſchärfen und ſich ſchließlich zu einem Con⸗ flitnt mit der Regierungspolitik auswachſen, liegt auf der Hand. Wir hoffen daher, weil dies für unſere wirth⸗ ſchaftlichen Verhältniſſe von allergrößter Bedeutung iſt, auf den politiſchen Frieden im Innern. Der größte Feind unſeres jungen Reiches iſt die Armuth; Feuillet o n. Die Blume von Montenegro. Von Franeis Teſſon. „Ja,“ ſagte er!, „Du biſt meine Tochter, Du biſt mein Blut, das echte Blut Danielo's; derſelbe Haß beſeelt Dich gegen dieſes gottloſe Volk. Aber laß das Weinen Kind, Dein Bruder wird ge⸗ rächt!“ 1 Nur mit größter Anſtrengung unterdrückte das junge Mädchen ihr Schluchzen. f „Das ganze Volk ſteht uns zur Seite,“ fuhr der unglückliche Vater fort, der Krieg gegen die Türken iſt beſchloſſen und es wird ein Vernichtungs⸗ ampf werden, wie er in der Geſchichte noch nicht ageweſen iſt. Das Blut der Ungläubigen wird uf deinem Grabe fließen, mein Polydoro! Du ber, meine Tochter, ſei ſtolz, Dein Vater hat Dich um Theilnehmer ſeiner Rache gemacht.“ „Was willſt Du damit ſagen?“ „Dein Bruder war die letzte Hoffnung meine 70150 Namens, wie Du, meine ſüße Neliska, der letzte Strahl meiner alten Augen biſt. Sage mir, Kind, liebteſt Du Deinen Bruder?“ „Ob ich ihn liebte!“ rief das junge Mädchen mit herzzerreißender Stimme. „Ich glaube es, denn er war gut; die ſchönſten Kränze flocht er für Deine Stirn, den beſten Theil der feindlichen Beute legte er für Dich zurück, Dich liebte er wie eine Mutter ihr Kind liebt. Aber wirſt Du auch den lieben, der ihn rächen wird? Antworte mir! Fühlſt Du die Kraft in Dir, den zu lieben, der Deinen Bruder rächen wird?“ Neliska verſtand, was ihr Vater mit dieſen Worten von ihr forderte; weinend warf ſie ſich in ſeine Arme: „Alle meine Liebe iſt nun dahin!“ flüſterte ſie. „Nein, Du biſt noch jung; in Deinem Alter überwindet man den Schmerz raſch; Du kannſt noch auf glückliche Tage hoffen. Ich aber werde alt, die Jahre haben meine Kraft gebrochen, dieſe letzte Schickſalsprüfung aber wird mir den Tod geben und ich will, wenn ich aus dieſer Welt ſcheide, Dich nicht als Waiſe und ohne Stütze zu⸗ rücklaſſen 95 f „Mein Vater!“ „Ich habe einen Gatten für Dich gewählt, Neliska.“ „O, mein Vater, Du ſollſt nicht ſterben, ver⸗ laſſe mich nicht!“ ö „Der Tapferſte der Tapfern ſoll Dein Gatte werden!“ r „O, ſprich jetzt nicht davon.“ „Der Himmel wird ihn uns zeigen, Tochter. Wer die meiſten und edelſten Häupter der verfluchten Türken an dem Grabe Deines Bruders aufſtellt, ſoll Deine Hand erhalten.“ Und als Neliska ſtarren Blickes ſich erhob, um Einſpruch gegen dieſes Sühnopfer zu erheben, fuhr ihr Vater mit einer Stimme, die keine Wiederrede duldete, fort: „Ich habe es geſchworen im Angeſicht des Volkes, geſchworen bei dieſem Leichnam.“ Neliska beugte das Haupt vor dieſem un⸗ widerruflichen Entſchluß und unterdrückte ihre Thränen. „Ich danke Euch, Söhne!“ ſagte der Greis, ſich zu den Umſtehenden wendend, „geht jetzt und laßt mich mit meinem Schmerz allein!“ Alle gehorchten dieſer Bitte. 3