Turnerfeuerwehr vollſtändig Herr des Feuers und konnte mit Hinterlaſſung einer Wache abziehen. — In Bonn zeigen ſich bereits die Blüthen einiger edler Obſtſorten. Die „B. Z.“ theilt mit, daß in Keſſenich in einem Gärtchen ein Aprikoſen⸗ baum in voller Blüthe ſteht. Einige Pfirſichbäum⸗ chen haben ſchon weit entwickelte Knospen, ſo daß ſie ſich auch, wenn das wärmere Wetter noch an⸗ hält, in einigen Tagen entfalten werden. . — Bei Zeven in Hannover macht ein böſes Raubthier die Umgegend unſicher. Nach der Anſicht der Förſter iſt es eine Tigerkatze, welche aus dem Zoologiſchen Garten in Hamburg entwichen iſt. Das Raubthier dringt Nachts in die Schafſtälle ein und mordet die Schafe in beträchtlicher Menge, indem es ihnen das Blut ausſaugt. Die angeſtell⸗ ten Jagden ſind bisher erfolglos geblieben. — In Görlitz hat ſich ein Quartaner der dortigen Realſchule vermittelſt Arſenik vergiftet. — Wien. Auf Requ ſition des hieſigen Landgerichts wurde von der Polizeidirektion eine Verhaftung vorgenommen, welche in den geſellſchaft⸗ lichen und ſpeciell in den militäriſchen Kreiſen unge⸗ wöhnliches Aufſehen hervorzurufen geeignet iſt. Der Verhaftete iſt der öſtreichiſche Feldmarſchall, Lieute⸗ nant a. D. Ottokar Freiherr von Prohazka. Mit dem Genecal zugleich wurde der Liquidator des Wiener Kaſſenvereins, Franz Krieghammer, verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert. Die Verhaf⸗ tung Beider erfolgte auf Requſſition des Landge⸗ richts, da dieſelben des verübten Verbrechens des Betruges angeklagt ſind. — Prag, 12. März. Geſtern wurde bei Wegräumung der Alberts ⸗Kapelle am Hradſchiner Dombauplatz der Leichnahm des heiligen Adalbert entdeckt. Die Weiterarbeiten wurden ſofort ſiſtirt und die Erhebung der kirchlichen Akte eingeleitet. Zur Bewachung der aufgefundenen Gebeine wurde Polizeiwache requirirt. Petersburg, den 8. März. (Nihiliſtiſches.) Der Pariſer „Lanterne“ zufolge ſcheint es außer Zweifel zu ſtehen, „daß die Geheimpolizei ein neues Komplot entdeckt habe.“ Ihre Agenten beobachteten ſchon ſeit geraumer Zeit ein in dem Viertel Peters⸗ burgskaja Storona iſolirt ſtehendes Haus, deſſen Fenſtar ſie, ungeachtet der geſchloſſenen Jalouſien, während der ganzen Nacht beleuchiet ſahen. Die in ungewöhnlich großer Zahl in das Haus einge⸗ drungeneu Detektives fanden indeſſen dasſelbe ganz verödet und von ſeinen Bewohner anſcheinend ſchon lange verlaſſen. Die Lichter brannten und Unord⸗ nung herrſchte überall. Aber die Polizei hatte ſich nicht getäuſcht: denn bei ihrer Rückkehr am andern Morgen überraſchte ſie einen Theil der Revolu⸗ tionäre. Unter en Verhafteten befinden ſich zwei der gefürchteſten Revolutionäre, auf welche ſchon lange gefahndet wurde. Die Poliz ſoll in dem Hauſe überaus wichtige Papiere vorgefunden haben, durch welche einige dem Czar ſehr naheſtehende Würdenträger auf das Höchſte kompromittirt werden; Auf welche Weiſe waren die Verſchworenen des Abends vorher verſchwunden? Unter dem Parterre Geſchoß beſindet ſich ein Keller, aus welchem ein 200 Meter langer Gang in die Kellerräume eines benachbarten Hauſes führt. Die Fallthür, welche den Zugang zu dieſem Keller ſchließt, war ſo ge⸗ ſchickt angebracht, daß ſie nur durch, das feinſte Spürauge des gewandeſten Polizeiagenten entdeckt werden konnte. Als ſie eintraten, ſahen ſie, wie einer der Verſchwörer flüchtete und die Thür über ſeinem Kopfe fallen ließ. So wurde der Zugang gefunden. In Folge dieſer Entdeckung ſollen über 800 Perſonen verhaftet ſein. Man arretirt ohne Unterlaß. Petersburg iſt nur noch ein großes Ge⸗ fängniß, wo es weder Eltern noch Freunde, fondern lediglich noch Furcht vor der Polizei gibt. Und die Wahrheit iſt ferner, daß die Stadt im wahren Sinne des Wortes umterminirt iſt. % Petersburg, den 13. März. Der Eiſen⸗ bahnzug, mit welchem der Herzog von Edinburg von hier abreiſte, iſt 400 Werſt von Petersburg mit einem Güterzuge zuſammengeſtoßen; zwei Waggons ſind zerbrochen, ein weiterer Unglücksfall iſt nicht vorgekommen. Warſchau. Der Eisgang der Weichſel hat einen Damm bei Czikoff nahe der ruſſiſchen Grenze durchbrochenz über 30 Dörfer ſind dadurch über⸗ ſchwemmt, einzelne gänzlich zerſtört worden. e ine kriminalgerichtliche Frage.) Hat ein Mörder Anſprüche auf das Vermoͤgen ſeines Opfers, im Falle letzteres ein Teſtament zu ſeinen Gunſten gemacht haben ſollte? Dieſe Frage liegt dem Vize⸗ kanzler Malins in London zur Entſcheidung vor, und dieſem gelehrten Richter zufolge ſteht dieſelbe in den Annalen der engliſchen Juſtiz ohne Präze⸗ denzfall da. Die Umſtände, welche jetzt eine Löſung dieſer Frage erheiſchen, ſind merkwürdig genug. Im Juli 1876 ermordete bekanntlich ein gewiſſer Tour⸗ ville am Stillfſer Joch ſeine Gattin in ſolcher Weiſe, daß er den Verdacht von ſich ſelber abzulenken hoffte. Er wurde jedoch bon dem Schwurgerichte in Bozen nach erſchöpfender Verhandlung des Mor⸗ des für ſchuldig befunden und zum Tode verur⸗ theilt. Das Todesurtheil ward ſchließlich in 18⸗ jährige Haft umgewandelt. Die nächſten Erben der ermordeten Frau behaupten nun, Tourville beſitze keinen Anſpruch auf das hinterlaſſene Vermögen ſeiner Frau, da aus den Prozeßakten zweier öſtreichiſcher Gerichte zur Genüge erhelle, daß er ſie ermordet habe weil er wußte, ſie habe ein Teſta⸗ ment zu ſeinen Gunſten gemacht. Es wäre in der That außerordentlich, wenn der engliſche Gerichts⸗ hof dem Mörder das Vermögen ſeines Opfers zu⸗ ſprechen ſollte, und man iſt deßhalb äußerſt ge⸗ ſpannt auf das Urtheil, welches der Vizekanzler Malins nächſten Montag, den 15. d., in der An⸗ gelgenheit fällen wird. Eine volſtsthümliche Heilmethode. Wir ſind in der Lage, die Aufmerkſamkeit der Leſer heute auf ein By zu lenken, welches die obige Bezeichnung vollauf perdienk, denn bei der gerade auf dieſem Gebiete herrſchenden Ripg⸗ lität kann ſich in der That nur eine ſolche Heilmelhode der „Volksthümlichleit“ rühmen, welche wirklich und nach, weislich in alle Geſellſchaftsſchichten gedrungen iſt und hier feſten Fuß gefaßt hat. Unzweifelhaft geht aber dieſe An⸗ nahme aus der Thatſache hervor, daß das dieſe Heilmethode beſprechende Buch bereits die 120, Auflage erlebt hat und in mehreren Ueberſetzungen vorliegt, die folgenden Thal⸗ ſachen einige abſprechende Urtheile gegenüberſtehen, ſo he⸗ ſtätigt dies nur wieder die alte Erfahrung, daß gerade epochemachende Unternehmungen im Geiſte des wiſſenſchaft⸗ lichen Fortſchrittes brodneidiſchen und mißgünſtigen Tadel auf ſich lenken. Daß das Buch trotzdem ſtetig an Re, breitung und Popularität gewinnt, heweiſt, wie mache derartige Nörgeleien des Zunftgeiſtes einer praktiſch kaufen fach bewährten Sache gegenüber bleiben. „Dr. Airy's Na⸗ turheilmethode“ nun, lehrte Geſunden die Regeln beohach ten, welche zur Erhaltung und Befeſtigung der Geſundhe dienen, während den Leidenden die kürzeſten und, wie all den gelieferten Beweiſen zu erſehen iſt, ſicherſten Wehe zg Geneſung gezeigt werden; es wird damit auch keineswegs die Anpreiſung von ſogenannten „Wundermittteln“ be⸗ zweckt, der Leſer vielmehr mit ärztlich erprobten Hau, mitteln bekannt gemacht, zu welchen jeder Kranke mit dem größten Bertrauen erfüllt werden wird. 55 Wie wir hören iſt auch die neueſte, 120. Auflage ſchon wieder zum größten Theil vergriffen, was wohl am Beſten für die Belſehſhe dieſes Buches ſpricht. Es mag hierzu allerdings der fig ſtand beitragen, daß der Preis des 550 Seiten ſtatfeg, reich illuſtrirten Werkes ſo billig geſtellt iſt, (1 M) daß die Anfchaffung Jedermann möglich wird, und glaußez deßhalb Allen, welche ſich für dies nützliche Buch intereſſg rathen zu ſollen, ſich ſolches eheſtens unter Beifügung von 1 M. 20 Pfg. in Briefmarken von Richters Verlags⸗Auftalz in Leipzig zu verſchreiben. . 1 Handels⸗Nachrichten. Weizen, pfälzer 24.75. bis 25.50 xuſſſſcht 25.50 bis 26.— Amerikaniſcher 27.— bis — ungariſcher 23.50. bis 24.—. Neuer Spring 26. bis —.—. Californiſcher Weizen 23.—. bis 28.50, Roggen, pfälzer 20.50. bis 21.—. ruſſiſcher 19,35, bis 20.—. franz. 15.25. bis 15.60. amerfkanſſchg 14.— bis 14.50. Gerſte hieſiger Geg. 19.75, Ii 20. 25. pfälzer 20. bis 20.50. ungar. 16.75 bis 17.50. Hafer badiſcher 15.50. bis 15.50. württemberg. Alp 15.25. bis 16.75. ruſſſcher 14.50, bis —. —. Kernen 24.50. bis 25. Bohnen. 26.—. Linſen —. . bis — Wicken —.—. bis —. —. Erbſen —. —. —. —. Kohlreps, deutſcher 28.50. bis 29 92. —. Provencer 125.—. bis 135.—. Luzerſe ungar. 28.—. bis 28. 50. Kleeſamen deulſches 1. Sorte 100 —. bis 102.—. 2, Sorte 86.— b 110 — 127.—. Esparſette — —. Weizenmehl per 100 Kilo mit Sack Nr. 0. Nr, 1. Nr. 2. Nr. 3. Nr. 4. 42.— 38.— 36.— 33.— 20 dunkle Färbung von Weitem wie ein ungeheurer ſchwarzer Teppich aussieht, der über den Boden ausgebreitet iſt. Die Zahl der in dieſem, zwiſchen zwei tür⸗ kiſchen Provinzen, der Herzegowina und Abanien, liegenden Lande, befindlichen Berge iſt ſo groß, daß die Montenegriner, um dieſe Bodenbeſchaffenheit ihres Landes zu erklären, ſagen: „Als der Schöpfer die Berge auf die Erde ausſtreute, platzte der Sack, der ſie enthielt, über Montenegro. Zu der Zeit, wo unſere Geſchichte ſpielt, zählte Montenegro in ſeinen maleriſchen Felſen etwa 60,000 Männer, alles Hirten oder unerſchrockene Jäger, die nur nominell ihrem Vladika oder höchſten Oberhaupte gehorchen und in Wirklichkeit keine andere Autorität anerkennen, als die der Aelteſten jedes Dorfes, die unter dem Vorſitz eines Knäg als Rath zuſammentreten. Dieſe patriarchaliſche Regierungsform beſteht dort ſeit Jahrhunderten. Die Römer, welche die ganze Welt unterjochten, waren nicht im Stande, dieſe kriegeriſchen Völker- ſchaften zu bändigen; die Bemühungen der Be⸗ ſieger des Weltalls ſcheiterten an dieſer natürlichen Feſtung, welche die an den Kampf mit Ebern und Bären gewohnten Söhne des Landes mit dem Muthe der Verzweiflung vertheidigten. Auch die Türken mußten die Unabhängigkeit Montenegros anerkennen, der Yatagan der Janitſcharen prallte ab an dieſen Granitfelſen und vermochte nicht den Halbmond an die Stelle des Kreuzes zu pflanzen. Die Montenegriner ſind nämlich Chriſten nach dem griechiſchen Ritus und in Ausübung ihrer Religion ſehr fantaſtiſche. Zwiſchen ihnen und den Türken, ihren Nachbarn, beſteht daher ein ewiger Haß, ein fortwährend Krieg. Zu der Zeit, wo unſere Erzählung beginnt, hatte ein zwiſchen dem Sultan und dem Vladika von Montenegro abgeſchloſſener Vertrag oder viel⸗ mehr ein Waffenſtillſtand von einigen Monaten, der von beiden Seiten bis dahin ſtreng beobachtet wor⸗ den war, beiden Parteſen Gelegenheit gegeben, die Segunngen des Friedens kennen zu lernen, und man durfte glauben, daß ein herzliches und dauerndes Einvernehmen dieſem Waffenſtillſtand folgen würde. Aber bei jenen Gebirgsvölkern ſpielt die Rache eine zu große Rolle, ſie bildet, ſo zu ſagen, einen Theil ihrer phyſiſchen Organiſation. Sie wallt in dem Blute, ſie liegt in der Luft, die man athmet, ſie keimt in jeder Fiber des Körpers. Der Jahrhunderte alte Haß ſchlummerte nur; unter der Aſche aber glimmt das Feuer, bereit, heftiger und wüthender als je wieder aufzuloderu. Der Waffenſtillſtand ging zu Ende, nnd der Vladika hatte in Cettinje, ſeiner Hauptſtadt, den großen Rath des Volkes verſammelt, um ihm die Frage, ob Krieg oder Friede demſelben folgen ſollte, vorzulegen. Alle hatten ſich beeilt, dem Rufe des Vladika zu folgen. Man ſah dort die Serdaren der fünf Nahien oder Bezirke Katunska, Rieska, Liechanska, Czermnitzla und Cettinge, unter denen ſich auch Danielo, der Vater Neliska's, der Blume von Mon⸗ tenegro, befand. Auch war in ſeiner Kriegertracht der wilde Golesto, Gouverneur von Stagnovitſch und Ober; befehlshaber der montenegriniſchen Armee erſchienen. Ferner die Vorſteher der zahlreichen Klöſter, das Kreuz in der Hand, die griechiſche Mitra auf dem Haupte, ſtolz und hochmüthig, als wenn ſie Über irdiſche Weſen wären. Eine Stufe tiefer als dieſe ſaßen die Knäge der hundertzwanzig Dörfer, mil hren weißen Haaren, ihrem ſchneeigen Barte und den langen, bis zur Erde herabfallenden Tunikas, Um dieſen hohen Rath, der in der heulſgeg feierlichen Sitzung über das Schickſal des Volke entſcheiden ſollte, ſtanden zehntauſendͤrſeger in Waffeh, Es war ſehr lebhaft geſtritten worden über wichtige Frage, welche der Verſammlung vorlag; und merkwürdiger Weiſe zeigten ſich gegen alles k warten die Mönche als die eifrigſten Anhänger des Krieges und gebehrdeten ſich am wüthendſten. Voß den Knägen ſtimmten die an der Grenze wohnenden für den Frieden, während diejenigen, welche ii Innern des Landes lebten, mit wildem Geſchrei den Krieg verlangten. Für ſie bedeutete der Krieg Gez legenheit zur Plünderung und Bereicherung; die Ortſchaften an der Grenze aber ſahen im Kriege nur eine Quelle von Plagen, Verwüſtung und Elend, 5 (Fortſetzung folgt)) 1 188 Redackten, Drück und Verlag don PWuche er 7 Reli Ladenburg. e S 8 — 2