1 Verſchiedenes. — Freiburg, 6. März. Geſtern Abend ver⸗ giftete ſich dahier der Stud. chem. L. mittelt Cyankalium. Der Vater deſſelben, ein Fabrikant aus Heilbronn, war ſeit kurzer Zeit hier anweſend, um ſeinen Sohn bezüglich ſeiner Arbeit im chemi⸗ ſchen Laboratorium zu überwachen. Die Angſt, die der Unglückliche hatte, ſeinen Vater von dem nur unbedeutenden Fortgang ſeines Studiums in Kennt⸗ niß zu ſetzen, hat dieſen bedauerlichen Entſchluß zur Reife gebracht. Als Merkwürdigkeit verdient her⸗ vorgehoben zu werden, daß L. nach Genuß des SGSifles die Wirkungen deſſelben, an ſeinem Schreib⸗ pull ſitzend, aufgezeichnet hat, bis denſelben nach einigen Minuten der Tod ereilte. Der unglückliche Vater fand ſeinen Sohn noch in dieſer Stellung am andern Morgen beim Eintreten in deſſen Zimmer. — Biebrich, den 8. März. Vorgeſtern wurde eine in der Armenruhſtraße wohnende Frau von einem Soldaten des 117. Regiments mit der Bitte überraſcht, ihm doch auf einige Augenblicke ein Plätzchen anzuweiſen, um etwas an ſeinem durch die ſchlechte Witterung ſtark mitgenommenen Anzuge zu ordnen. Die Frau führte den Bittſteller bereitwilligſt in ein Zimmer und ging dann ihren häuslichen Geſchäften wieder nach. Doch wie groß war ihre Verwunderung, als ſie nach kurzer Zeit das Zimmer betrat und nur noch die Uniforms⸗ gegenſtände, nicht aber den Inhaber derſelben vor⸗ fand. Letzterer hatte nach Anlegung von Civilklei⸗ dern, die er bei ſich führte, das Weite geſucht. 8 — Aus Bayern. Trotz der erfolgten ſchweren Beſtrafungen kommen im Heere noch immer Fälle von Mißhandlungen Untergebener Seitens einiger Vorgefetzten vor; um ſolchen Ausſchreitungen zeitig auf die Spur zu kommen und ſelbe ſicher zur Kenntniß der höheren Vorgeſetzten zu bringen, wurde dienſtlich bekannt gegeben, daß jeder Soldat, welcher eine Mißhandlung erlitten hat und hiervon nicht dienſtliche Anzeige erſtattet, wegen Verſchweigung und Verheimlichung von Zuwiderhandlungen gegen die allerhöchſten Vorſchriften disciplinär beſtraft werden wird. — Forbach 8. März. Ein ſchreckliches Un⸗ glück ereignete ſich heute Morgen auf dem Schienen⸗ geleiſe der Strecke Metz⸗Farbach, in der Nähe unſerer Station. Fünf Rottenarbeiter, lauter junge Leute, welche auf der bezeichneten Strecke arbeiteten, wur⸗ den von dem von Metz kommenden Schnellzuge er⸗ griffen und auf entſetzliche Weiſe zerfleiſcht Ein ſtarker Nebel hatte ſie verhindert, den Schnellzug kreichtzeit'g zu bemerken, da ſie eben, um den an der verhängnißvollen Stelle mit demſelben kreuzenden Güterzug vorbeizulaſſen, auf dem zweiten Geleiſe ſtanden. Vier waren ſofort todt, der fünfte ver⸗ jed eine Stunde nach der Kataſtrophe. d 2 0 Am Dienſtag Vor⸗ mittag brach zu Neveſinje in einem türliſchen Houſe Feuer aus. In Folge des unglücklicherweiſe herr⸗ ſchenden Orkanes wurden drei Viertheile der Ort⸗ ſchaft eingeäſchert. Das Stationskommando- und das Bezirksgebäude, Poſt, Telegraphenamt, Kranken⸗ haus, die Wohnräume von 2 Kompagnien der Be⸗ ſatzung nebſt Stallungen ſind abgebrannt. Die Steueramtskaſſe und das Verpflegungsmagazin wurden gerettet. Ein Verluſt an Menſchenleben iſt nicht zu beklagen, aber viele Leute ſind obdachlos. 25 Paris, den 9. März. Heute Nacht verzehrte eine mit außerordentlicher Gewalt wüthende Feuersbrunſt die großen in der Rue d'Hauteville gelegenen Remiſen der Meſſageriers Nationales und der Orleansbahngeſellſchaft. Die 150 Pferde in den Stallungen konnten gerettet werden, aber das geſammte Fuhrwerksmaterial wurde ein Raub der Flammen. Der Schaden wird auf mehrere Millionen geſchätzt. — Chriſtiana. (Ein Fund im Meere.) Am 12. v. Mts. ruderten, ſo wird von der In⸗ ſel Utſire an der Weſtküſte Norwegens geſchrieben, einige Fiſcher aus dem Fjord, um ihre Neze zu ziehen. Bei dieſer Arbeit gewahrten ſie einen Ge⸗ genſtand im Merre ſchwimmen, der einem kleinen Gebäude glich. Sie bugſirten ihn an das Land und es zeigte ſich, daß es ein ramponirter Eiſen⸗ bahnwagen war. Die Räder fehlten, die Fenſter waren entzwei. aber eine Thür hing noch in Angeln. Dieſe enthielt die Ueberſchrift: „Edinburg⸗Glas⸗ gow⸗Railway“. Der Wagen könnte alſo zu dem im Tayfluſſe verunglückten Zuge gehoͤrt hahen. In dem Wagen wurde nur eine Reiſetaſche mit Wäſche gefunden. — (Einfluß der Kälte auf die Weinlaus.) Vor Kurzem las man in verſchiedenen Blättern, daß der heurige Winter der Weinlaus den Garaus ge⸗ macht hat. Wie irrig dieſe Anſicht iſt, beweist Folgendes: Die Akkimatiſirungsgeſellſchaft in Paris ließ Verſuche anſtellen, um zu erfahren, welchen Einfluß die große Winterkälte auf die Weinlaus ausübte. Es ergab ſich leider das Reſultat, daß dieſes furchtbare Inſect in keiner Weiſe gelitten hat. Man grub zu dieſem Zwege ſtark mit der Wein⸗ laus behaftete Stöcke heraus und ließ ſie einige Tage im Freien liegen. Bei der genauen Unter⸗ ſuchung wurde dann gefunden, daß den Inſekten 12 Grad Kälte nicht im mindeſten geſchadet hatten; ebenſowenig zu Leid that ihnen eine Begießung mit Waſſer, welches an die Stöcke anfror. Als man die Stöcke in die Wärme brachte, lebten die Läufe allmälig auf und bewegten ſich als ob nichts vorgefallen wäre. — Zwei Freun de die ſich lange nicht ge⸗ ſehen, begegnen einander. „Wie geht es dir, alter Freund, biſt du wohl?“ fragte der eine. „Danke, ganz wohl, es ginge mir recht gut, aber ich habe leider meine Haare verloren.“ Hierauf nimmt der andere ſeinen Hut ab, zeigte ihm ſeinen kahlen Kopf und ſagt: „Nun, Freund, mich kannſt du wenigſtens nicht beſchuldigen, daß ich ſie gefunden Der Locales. 1 Schriesheim, den 11. März. hieſige Geſangverein „Liederkranz“ gab am leßlen Samstag im „Deutſchen Hof“ ein Koncert, welchez ſehr zahlreich beſucht war und der Ertrag deſſelben für die hilfsbedürftige Familie des beim Holzfällen verunglückten Maurers Chriſtian Simon beſtimmt. Die ganze Einnahme bei einem Eintrittspreiſe von 40 Pfg. ergab den Betrag von 87 Ml. 75 Pfg. welcher der betrffenden Familie zugewieſen wird, Den außer dem Geſangverein mitwirkendeg Damen und Herren, ſei 155 05 2 Bethei⸗ ligung an dieſem Concerte, herzlicher Dank ausges drohe f ee 5 1 Gewerbliche und lannitthſhafth g AQausſtellung des Pfalzgaues in 5 Mannheim. c 9 In der am letzten Freitag ſiattgeha en Ver⸗ ſammlung des hieſigen Gewerbe⸗ und Induſteie⸗ Vereins referirte Herr Handelskammerſekretär De Landgraf über die bevorſtehende Ausſtellung und Herr Generalſekretär Fiſcher theilte mit, n welch großartiger und reichhaltiger Weiſe die A meldungen bis jetzt eingelaufen ſind. Wir wolle bier nur in Kurzem zuſammenfaſſen, daß von pieſen Specialbranchen Schauſtellungeu geboten werden, welche in Bezug auf Qualität mit denen der größeren Weltausſtellungen rivaliſiren können, ſodaß zu Konkurrenz und Vergleichen reiche Gelegenheil und das weiteſte Feld geboten wird. Wenn auch der zunächſt in's Auge gefaßte Ausſtellungsraum bereits ziemlich beſeßt iſt, wird doch durch eine fehl eingeleitete Sichtung der verſchiedenen Gruppen, fit hervorragende Anmeldungen noch Platz geſchaffen werden. Da außerdem der Bau weiterer Annen als beſchloſſene Sache anzuſehen iſt, dürfte es ge⸗ rathen erſcheinen, mit rückſtändigen Anmeldungen nicht mehr zu zögern, damit einestheils für die anmeldenden Induſtriellen der möͤglichſt günflige Platz geſchaffen werden kann, anderntheils aber auch das Comite im Stande iſt einen baldigen de⸗ finitiven Abſchlutz eintretten zu laſſen, um die noch nöthig erſcheinenden Vorarbeiten in Angriff nehmen zu können. ſchlugen bei ihrem Herannahen die Hofhunde an; aber keiner von den Bewohnern ließ ſich ſehen; im Gegentheil herrſchte in dem Dorfe die tiefſte Stille, ſo daß Ibrahim ſeine Verwunderung darüber nicht unterdrücken konnte. „Dieſe Stille hat darin ſeinen Grund,“ ſagte das junge Mädchen, daß ſich heute in Celtinje, zwei Wegſtunden von hier, der große Rath des Volkes 5 verſammelt hat. Unſere Krieger ſind noch nicht zurückgekehrt und in ihret Abweſenheit halten ſich die Frauen in den Häuſern verſchloſſen.“ „Ich verſtehe; doch zu welchem Zweck findet der große Rath ſtatt.“ „Das iſt das Geheimniß der Führer,“ ſagte ſie. Dann aber fuhr ſie lächelnd fort: „Ich glaube, daß dieſer Tag für uns von guter Vorbe⸗ deutung iſt.“ „Wie ſo?“ „Mein Vater wollt heute vor dem Rathe für den Abſchluß eines Bündniſſes mit Deinem Lande ſprechen.“ „Allerdings, meine Theure Neliska, würde ein ſolches Bündniß für uns viele Hinderniſſe aus dem Wege räumen.“ f „Du ſiehſt alſo, Ibrahim, daß ich nicht mit Unrecht eine günſtige Aufnahme beim Knäg von Katunskla, dem Du die Tochter gerettet haſt, für Dich erwarte.“ „Du haſt immer ein freundliches Wort, um mich zu beruhigen.“ Fürchteſt Du noch?“ frug ſie ängſtlich. NVNNein. Ich überlege nur, ehe ich etwas be⸗ ginne; ſowie ich mich aber zu etwas entſchließe, ſtürze ich mich auch ohne Bedenken hinein im Ver⸗ trauen auf Allah!“ Nachdem ſie auf dieſem mit Kies beſtreuten Pfade etwa fünf Minuten gegangen waren, kamen ſie an eine Mauer, die höher war als diejenigen, an denen ſie bis jetzt vorbeigekommen waren. Am Ende dieſer Mauer führte eine aus Baum⸗ ſtämmen verfertigte Thür in einen Garten, an deſſen äußerſtem Ende ein Wohnhaus von ziemlich hübſchem Ausſehen ſich erhob. „Wir find zur Stelle,“ ſagte Neliska, „und jetzt ſtille, bis mein Vater zurückkommt. Die Diener des Hauſes brauchen nicht zu wiſſen, wen ich mit⸗ bringe. In ihren Augen und, bis ich Dir Weiteres ſage, giltſt Du für einen Montenegriner. Um Alles in der Welt möchte ich meinen Vater nicht blosſtellen.“ „Sei ohne Furcht, ſie ſollen meine Ab⸗ ſtammung und meinen Namen nicht erfahren.“ Nelisla drückte auf eine hölzerne Klinke, welche die Thür verſchloß, und trot, von Ibrahim ge⸗ folgt, ein. Wie zwei Schatten ſchlichen ſie ſchweigend durch die Baumreihen des Gartens, gingen dann an den Wohngebäuden vorbei und betraten durch eine kleine Thür, welche Neliska leiſe öffnete, die Wohnung Danjelo's, ohne daß Jemand ſie bemerkt hatte. Die Dienerinnen ſchliefen bereits, und die anderen Hausbewohner hatten ihren Herrn begleite, Ungehindert konnte Neliska ſo den jungen Muſelmann in das Gemach führen, welches dem Kräg als Empfangsraum diente. In dieſem Zim⸗ mer, deſſen Fenſter auf den großen Platz des Dorfes hinausgingen, wollten ſie die Rückkehrt des Vaters erwarten. Sie ſetzten ſich auf hölzerne Schemel nieder und begannen auf's Neue von ihren Hoffnungen zu Zukunftsplänen zu plaudern. Plötzlich hörte man im Dorfe lebhafte Be⸗ wegung. Es waren die montenegriniſchen Krieger, die vom großen Rathe zurückkehrten. Die Mienen derſelben waren heftig erregt, auß allen Augen ſprühte Haß, auf allen Lippen ſchweb⸗ ten Drohungen. Schrecklich blinkten in dem fahlen Schein der Pechfackeln die Gewehre, Lanzen und Patagans, und man hätte an den Ausbruch eines Volksguf⸗ ruhres glauben können, wenn man nicht durch den Lärm den vielfach wiederholten Ruf gehort hätte Nieder mit den Türken! Wie ein mächtiger Donner übertönte die Stimme des alten Danielo, des Kräg von Katunska, den wilden Lärm. Faortſetzung folgt.) 5 1 oltter Redaction, Druck und Verlag von Wucherer & Ladenburg. PDD I Kufen omm Heng u er ahn