Verſchiedenes. Köln, den 6. März. Seinerzeit wurde die Feder, mit welcher Bismark den frankfurter Frieden unterzeichnet hat, von einem Sammler für eine nicht unbedeutende Geldſumme angekauft. Vor einigen Tagen wurde ein anderes Stück, von einem hieſigen Bürger erworben Es iſt dies, der „K 3 zu folge, der Stuhl, auf dem Bismark geſeſſen, als er mit Napoleon die Unterhandlungen zur Kapi⸗ tulation begann. Der Stuhl, ein unſcheinbares abgenutzte Stück Möbel, zeigt in der Lehne die Namen vberſchiedener deutſcher Krieger, welche damals in dem Hauſe, wo die Verſammlungen ge⸗ pflogen wurden, anweſend waren. Eine demſelben beigegebene Urkunde der königlich preußiſchen Kom⸗ mandantur in Sedan derbürgt deſſen Echtheit. Straßburg, 3. März. Ein trauriger Vor⸗ fall ereignete ſich während der vorletzten Nacht in einem Hauſe am Türkheimſtaden. Mehrere Herren, wie man ſagte Eiſenbahnangeſtellte, verſchafften ſich in dem genannten Hauſe mit Gewalt Eingang, worauf einer der Hausbewohner nach der nahen Gefängnißwache eilte, um hier Hilfe zu verlangen. Als von dieſer Wache 3 Mann mit geladenen Ge⸗ wehren in das fragliche Haus kammen, war bereits ein Bewohner des vierten Stockwerkes herabgekom⸗ men und ſoll derſelbe in einer ſolchen Aufregung geweſen ſein, daß er mit einem Meſſer auf die Soldaten eindrang. Einer der Soldaten, Namens Lehmann, von der 7. Kompagnie des Infanterie Regiments Nr. 47, machte von ſeinem Gewehre Gebrauch und jagte dem Meſſerhelden eine Kugel durch die Bruſt, welche den Getroffenen todt nieder⸗ ſtreckte. Die Eindringlinge nahmen hierauf Reiß⸗ aus. Der Getödtete heiſt Louis und iſt aus Biſch⸗ weiler im Elſaß, wo er noch ſeine Mutter und eine Schweſter hat. Der betreffende Soldat ſoll ein braver Menſch ſein, der im zweiten Jahre diene und ſich noch keines Vergehens ſchuldig gemacht habe. Leider wird der wachehabende Unteroffizier bei der Sache in nicht geringe Mitleidenſchaft gezogen werden, da er es verſäumt hatte, den Soldaten, nachdem ſie von ihren Poſten im Gefängniſſe abgelöst waren, die Patronen abzunehmen, wie dies Vorſchrift iſt. Einer der Eindringlinge befindet ſich in Haft, die übrigen ſind noch unbekannt. Pi Nn . meg. Meuhet hut bei den 6.,Lebensverſicherungen in Frankreich, bei welchen die Exkaiſerin Eugenie verſichert iſt, darauf ange⸗ tragen, daß ſie in Zukunft nicht mehr die Ueber⸗ taxe von 10 Proz. zu bezahlen braucht, die ſie wegen der gefährlichen Stellung, die ſie als Herr⸗ ſcherin Frankreichs einnehm, bisher mehr zu ent⸗ richten hatte. Er macht geltend, daß ihr Leben heute nicht mehr den Gefahren ausgeſetzt ſei, wie das der gekrönten Häupter. irolo, 3. Mürz. Soeben findet das große durch Banket“, in der langen, und hohen Halle, in der ſonſt die Maſchinen fabrizirt und re⸗ parirt wurden, ſtatt. Die Halle iſt mit Tannen⸗ reiſern, Standarten und Wappen reich geſchmückt. Hinter den größten Enblemen ſteht eine Reihe von Maſchinen, die heute Ruhe haben. Drauſſen iſt herrlicher italieniſcher Sonnenſchein. Große Gruppen von Arbeitern mit Kindern ſtehen plaudernd vor der geſchmückten Tunnelpforte. Viele tragen die Gotthardmedaille auf der Bruſt. Im Orte wehen Flaggen, die Schneeberge leuchten. Hier im Feſt⸗ ſaal herrſcht zwangsloſe Heiterkeit. Ein beſcheidenes Menu, aber das Eſſen und der Wein iſt vortreff⸗ lich. Des Unternehmers Favre ibegränztes Bild blick auf die Gäſte hernieder Durch die Aeuſſer⸗ ungen vieler Feſttheilnehmer geht die Wehmuth um den Virluſt des genialen Mannes. Eben wurde folgende Zuſchrift in italieniſcher Spracheſim Banket⸗ ſaale angeſchlagen: „Blicke und lächle auf uns hernieder, o Louis Favre, an dieſem Tage der Freude und des Ruhmes, den mon Dir großen⸗ theils dankt. Sei gegrüßt, Du berühmter Sohn der Schweiz, gefallen auf dem Felde der Arbeit und Ehre: Dein Name iſt eingegraben in den Felſen des Durchbrochenen Gotthard und dein Andenken in den Herzen von drei dankbaren Nationen!“ Das Feſt dauert fort. Airolo, den 4. März. Es iſt ein fataler Nachklang zur Feſtfreude, daß den Herren Kauff⸗ mann, Bridel und Dietler auf der Extrafahrt im Tunnel ihre kleinen Koffer abhanden gekommen ſind. Hr. Kauffmann hatte in dem ſeinigen goldene Uhr und Kette, ſowie 300 Fr., die Herren Bridel und Dietler zuſammen 1100 Fr. und werthvolle Schriſ⸗ ten. Es iſt faſt zweifellos, daß dieſe Effekten in der Verwirrung des Feſtzuges geſtohlen wurden. Auch andere Dinge werden vermißt. Geſtern wurde im Tunnel ein Mann todt gefunden. Ein ſeltenes Jubiläum konnte dieſes Jahr ein Eisläufer von Unteruhldingen, Konrad Merk, begehen. Derſelbe überſchritt im Jahre 1830 von Unteruhldingen nach Mainau den gefrorenen See und machte dieſe Tour auch am 8. Febr. 1880 wieder. Von dem erſten Eisübergange exiſtirt laut „Seeb.“ nach folgendes Schriftſtück: „Zeugnüs.“ Anton Schlögel und Konrad Märk, Bürgers Söhne von Unteruhlomgen, md vom 5. Febr. 1830, Mittags /½12 Uhr, von Unteruhldingen wo noch kein Menſch glaubte, daß der Bodenſee gantz Ge⸗ frohren währe, von Uhldingen bis Mainau gelaufen. Dieſe wurden mit zwey Canonenſchüſſe zu ihrer und unſerer Freude Empfangen. Da ſie aber am Schloßthor angelangt, war würklich Herr Pfarrer Müthünger von Wollmatingen dahier, der mir ſagte: „wir wollen Sie mit einem Andenken Begrüßen. Am Schloßthor angelangt, jauchzent und ſingend, fragten wir ſie, ob ſie von ihren Aeltern die Er⸗ laubniß zu dieſem lebensgefährlichen Unternehmen erhalten haben. Da niemand antwortete bekam jeder eine derbe Ohrfeige zum Andenken. Gantz unerwartet und verſcheucht wollten dieſe nicht in mein Haus. Mit vieler Mühe und Verſprechen endlich kamen ſie. Ich richtete ihnen Eſſen und Trinken und mit einem kleinen Trinkgeld wurden ſie unter Gottesgeleite mit viehler Furcht und Angſt wieder Entlaſſen. Am nämlichen Nachmit⸗ tage kamen mehr denn 100 Perſonen von Uhl⸗ dingen über den Bodenſee, nach kleiner Erfriſchung güngen Abends ſie wieder glücklich nach Haus. Dieſes bezeugt Ferdinant Schertz, Hofgärtner und aufſeher der Inſel Mainau. Bezeugt Alois Mil⸗ tinger, Pfarrer zu Wollmatingen. Maynau, den 5. Februar 1830.“ 185 10 i 8, 7. März. Eine ſchauderhafte Pirmaſen z De That wurde heute dahier verübt. J moe Joſt hatte, wie ſchon öfters, mit ihrem 17jährigen Stiefſohn Streit, der ſchließlich ſo ausartete, daß die Mutter eine Schuſterskneipe er⸗ griff und dieſelbe ihrem Sohne derart in den Leib ſtieß, daß der Tod ſofort erfolgte. Die Frau wurde ſofort verhaftet. a Caſſel, 7. März. In Mulſungen iſt geſtern Abend am Bahnhof ein Poſtbeutel geſtohlen worden. Heute früh wurde derſelbe bei Bergshauſen von der Fulda ausgeworfen. Die Briefſchaften ꝛc. und ca. 500 Mark fehlten darin. „ Handels⸗Nachrichten. 1 Weizen, pfälzer 24.75. bis 25.25 rufſiſcher 26.— bis 26.50 Amerikaniſcher 27.— bis 27.50 ungariſcher 23 50. bis 24.—. Neuer Spring 26.—, bis 26.50. Californiſcher Weizen 23.—. bis 23.50. Roggen, pfälzer 20.50. bis 21.25. ruſſiſcher 19.50. bis 20.50. franz. 15.25. bis 15.60. amerikaniſcher 14.— bis 14.50. Gerſte hieſiger Geg. 19.75. big 20. 25. pfälzer 19.— bis 21.50. ungar. 16.78, bis 17.50. Hafer badiſcher 15.50. bis 15.50, württemberg. Alp 15.25. bis 16.75. rufſiſcher 14.50. bis —. —. Kernen 24.50. bis 25.—., Bohnen. 26.—. Linſen —. —, bis —. Wicken —.—, bis —. —. Erbſen — 36. —. —. Kohlreps, deutſcher 28.50. bis 29.—. 92. —. Probencer 125.—. bis 135.—. Luzerner ungar. 28.—. bis 28. 50. Kleeſamen deutſcher 1. Sorte 100 —. bis 102. —. 2. Sorte 86.—. bis 110 — 127.—. Esparſette — —. Weizenmehl per 100 Kilo mit Sack 1 Nr. O0. Nr, 1. Nr. 2. Nr. 3. Ar. . 41.ä— 38.— 36.— 34.50 29.50 Nedackſon, Druc und Perla don Pucherer 7 Neffe Ladenburg. nochmal in dieſen Bergen der Wuth der wilden Thiere ausſetzen?“ „Nein, nein; ich gehe mit Dir bis zur Hölle; aber ich habe Dir geſagt, daß ich ein Türke bin, und Todesſtrafe trifft jeden Mann meines Stammes, der ſeinen Fuß auf Euer Gebiet ſetzt.“ „Du haſt alſo Furcht?“ frug die Montene⸗ grinerin mit einem ſchelmiſchen und doch zärtlichen Blic 3 „Jeder Andere als Du, o Theuere, müßte mir dieſes verhängnißvolle Wort mit dem Leben bezahlen. Nein, ich habe keine Sorge um mich. Das Einzige, was ich fürchte, iſt, Dich zu verlieren. Was kümmert mich alles Andere?“ „Komm,“ ſagte ſie, „es wird Nacht, Niemand wird Dich erkennen; außerdem iſt Danielo, der Knäg von Katunska, mein Vater; wenn es noͤthig ſein ſollte, werde ich mich auf ihn berufen, um Dich zu ſchüzen. Oder würdeft Du Dich etwa gar ſchämen, mir das Leben zu verdanlen?“ „Was wird aber Dein Vater ſagen?“ . „Ex liebt mich; komme, ich werde Dich ihm vorſtellen und ihm ſagen: Hier, Vater, iſt der Mann, der Dein Kind gerettet hat; ohne ihn würdeſt Du mich heute vergeblich erwartet, ohne ihn rufen haben. Ohne ihn, ohne dieſen Mann, hätteſt Du keine Tochter mehr, die Deine weißen Haare streichelt, Deine bleiche Stirn aufheitert. Deinen ſchwanlenden Schritt unterſtüzt. Das und noch würdeſt Du umſonſt die ganze Nacht nach mir ge⸗ manches Andere werde ich ihm ſagen, was mir der Himmel eingeben wird. Und mein Vater iſt gut, er wird ſein Kind nicht unglücklich machen wollen. Mein Vater liebt mich, er wird Dir wie einem Sohne der Berge die Hand reichen, und wir werden glücklich ſein.“ Sie hielt einige Augenblicke ein, um zu ſehen, welche Wirkung ihre Worte auf den jungen Muſel⸗ mann machten. Dieſer hatte das Haupt geſenkt und ſchien ſich in einem harten innern Kampfe zu befinden, zwiſchen ſeiner Liebe, die ihn hinzog, dem ſchönen Mädchen in's Gebirge zu folgen, und dem Verſtande, der ihm rieth, ſo ſchnell wie möglich wieder über den Moracka zu ſetzen und das Gebiet der Herzegowina zu gewinnen. Neliska bemerkte, was in dem Innern Ibra⸗ him's vorging und dringender wurden ihre Bitten. „Ich ſehe wohl, was Dich zurückhält,“ nahm ſie wieder das Wort, „Du fürchteſt in der Herzego⸗ wina irgend eine blonde Türkin zu betrüben, die Du mehr liebſt als mich. Aber der Himmel iſt mein Zeuge, daß keine Frau je Dich zärtlicher lieben kann, daß kein Herz je Dir mehr zugethan ſein wird, als das meinige.“ „Es iſt nicht recht von Dir, mein theures Kind,“ verſetzte der Jäger, „mir das zu ſagen, denn Du mußt in meiner Seele geleſen haben, daß ich nur Dich lieben kann.“ „Ja, ich glaube Dir. Aber was hindert Dich dann, mir zu folgen? Flürchteſt Du, daß Dein alter Vater ſich beunruhige? daß Deine Mutter um Dich weine? Morgen, wenn wir die Einwilligung meines Vaters erhalten haben, kannſt Du ja zu ihnen gehen und ihnen gleichzeitig ſagen: det Himmel hat mir eine Frau gegeben und euch eine treu ergebene Tochter. Denn ich will ihre Tochker ſein, ich will ſie lieben, wie Du ſelbſt ſie liebſt.“ „Meine Mutter habe ich nie gekannt,“ ſagte der Jüngling ſeufzend, „und meinen Vater hat das Schwert der Janitſcharen enthauptet.“ „Wer biſt Du denn?“ „Ich heiße Ibrahim, wie ich Dir ſchon ſagle⸗ Mein Vater war Abbas Paſcha, früher Gouvernen der Herzegowina; fälſchlich des Verrathes beſchuldigh, wurde er vor drei Monaten ohne Urtheilsſpruch in Konſtantinopel enthauptet. Sein ehrwürdiges Haup hat als ſchmachvolle Trophäe das Serall geziert; ſeine Güter wurden an Veziere und Sultaninnen vertheilt und ſein Sohn verbannt.“ „Du biſt verbannt; was zoͤgerſt Du dann noch, mir zu folgen; mir, die Dich liebt?“ „Wenn ich Eure Berge fürchte, wenn ich mich ſcheue, vor Deinen Vater zu treten und ihn um Deine Hand zu bitten, ſo fürchte ich, Du weißt es wohl, nicht für mein Haupt, wohl aber ungſligt mich der Gedanke, daß Dich der Zorn der Deinigen treffen werde.“ K err 8 * a 17 r Faik