ing e bt N n / 7 9 ag Mun Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 W. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mf. 70 Pf. exe 1 Poſtproviſton. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ N haltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗ Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechend⸗ Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expedition nehmen Inſerate für uns an. Samſtag, den 28. Jebruar 188 2 1 8 1 2 20 8 5 Berlin, 24. Febr. Die Nordd. A. Ztg. pbefröffentlicht eine von beachtenswerther Seite kom⸗ ö mende Zuſchrift, welche in Betreff des geſtrigen Artikels der Nordd. A. Ztg. über die Befeſtigung Kowno's die Meinung ausdrückt, daß aus der Be⸗ feſtigung eigenen Grenze noch nicht nothwendig eine feindliche Tendenz gegen die Nachbarn hervor⸗ gehe, ſondern nur das objective Bedürfniß, die eigene Sicherheit durch eigene Mittel zu verbürgen. Die Haltung der polniſchen Bevölkerung bei aus⸗ brech enden Conflicten könne die fortifikatoriſchen Anlagen als von großer Wichtigkeit erſcheinen laſſen. Es ließen ſich noch andere Conflikte denken, welche die Nützlichkeit der Beſeſtigung Kowno's darthun würden, ohne daß dabei nothwendig der Bruch der llangjährigen Freundſchaft zwiſchen Rußland und 4 Jeden⸗ falls ſtehe das Recht, ſich ſo an den Grenzen zu 5 befeſtigen, daß letztere mit eigenen Kräften zu ſchü⸗ hen ſeien, jedem unabhängigen Staatsweſen zu. . Altona, 19. Febr. Seitens der hieſigen Kriminalpolfzei wurden in den letzten Tagen hier lebenſo in Breslau und Umgegend) Hausſuchungen Derutſchland vorausgeſetzt werden müßte. betreffs verbotener Druckſchriften in den Wohnungen Po; haieſiger Socialdemokraten vorgenommen. Bis jetzt 3 ſind bereits 15 Sozialdemokraten gefänglich einge⸗ ahn; zogen. Die Verhaftung ſoll deßhalb erfolgt ſein, n gu weil in den Wohnungen der Arreſtanten Exemplare dum des verbotenen Züricher Sozialdemokrat gefunden wurden. Karlstuhe, 24. Febr. Die Wogen der kamenangelegenheit gehen immer noch ziemlich hoch 5 der Preſſe. Indeſſen wird, und dieß gilt na⸗ entlich auch von den konſervativen Organen aner⸗ kannt, daß Lamey ſachlich mit ſtaatsmänniſchem lick den Ausweg gefunden hat, in dem er ein 5 inderniß jedes modus vivendi hinwegräumen half, ohne dem Anſehen des Staates zu vergeben. Die weit wichtigere Frage für das Land iſt nun e, ob ſich auf dem neuen Boden noch eine konſti⸗ tutionell⸗parlamentariſches Einvernehmen finden läßt; ein latenter Zwiſpalt zwiſchen Miniſterium und Kammermehrheit wäre gleichbedeutend mit einem Zerfall unſeres öffentlichen Lebens. Betreffs des von der Regierung vorgelegten neuen Entwurfs des Prüfungsgeſetzes beabſichtigt dem Vernehmen nach, Geh.⸗Rath Prof. Bluntſchli einen Antrag, wonach die Kommiſſion für die theo⸗ logiſche Fachprüfung zu Hälfte aus Mitgliedern der theologiſchen Fakultät beſtellt werden und die Prüf⸗ ung öffentlich ſein ſolle. — Wie der Bad. Beob. mittheilt, haben bereits einige Geiſtliche auf Grund der vom Kapitelvikariate erfolgten Zurücknahme des Dispensgeſuchverbots von 1874 um Dispenſe nach⸗ geſucht und ſolche auch erhalten. Der Wuchergeſetzentwurf ruht noch im Schooße des preuß. Staatsminiſteriums und iſt dem Bundesrathe noch nicht zugegangen. Es be⸗ ſtätigt ſich, daß der Entwurf auch die zivilrechtlichen Folgen von Wuchergeſchäften regelt. Es verlautet hierüber, daß der Geſchädigte von dem wegen ge⸗ werbsmäßigen Wuchers Verurtheilten zivilrechtlich Alles zurückverlangen kann, haltenen Betrag überſteigt, ſo daß dem Wucher nicht der geringſte Zinsfuß zufällt. Dieſe Beſtimmungen ſind vornehmlich auf Betrieb des Staatsſecretärs im Reichsjuſtizamte, v. Schelling, in den Entwurf gekommen. Rußland. St. Petersburg, 19. Febr. Ueber das Befinden Ihrer Majeſtät der Kaiſerin meldet der Praw. Weſt.: Im Laufe der verfloſſenen Woche er⸗ folgten im Befinden Ihrer Mafjeſtät keine weſent⸗ lichen Veränderungen. Die Krankheitserſcheinungen traten ein wenig ſchärfer auf als in der vorhergehen⸗ den Woche. Der Huſten, das Herzklopfen und die Fieberbewegungen waren ſtärker; der Appetit und der Schlaf waren ziemlich gut. Die Kräfte hal⸗ ten ſich in befriedigender Höhe. 8 5 5 Großbritanien. 8 Aus London wird gemeldet: Ein gewiſſer was den wirklich er⸗ Fanin, einer der früher aus Rußland entkommenen und vielgeſuchten Nihiliſten, welcher ſeitdem hier lebte, begab ſich nach Amerika. Die hier lebenden verdächtigen Nihiliſten änderten auch den Platz ihrer Rendezvous. Zwiſchen der ruſſiſchen und engliſchen Regierung fand eine Correspondenz ſtatt bezüglich der Thätigkeit der hier lebenden ruſſiſchen ongeb⸗ lichen Nihiliſten und Miniſter Croß berathſchlagt mit dem Chef der londoner Polizei, ob oder wie etwaige Schritte gegen überführte Nihiliſten getroffen werden könnten. Die ruſſiſche Polizei behauptet, London ſei das Zentrum aller nihiliſtiſchen Anſchläge. Verſchiedenes. 1 Wertheim, 23. Febr. Leider hat das Hochwaſſer des Mains heute ein Qpfer gefordert. Ein ohne Aufſicht geweſenes Knübchen eines Eiſen⸗ bahnarbeiters, das vermuthlich am Ufer welleicht an einer abſchüſſigen Stelle geſpielt und unverſehens gerutſcht zu ſein ſcheint, wurde vom reißenden Strom erfaßt und ehe nur an Hülfe gedacht wer⸗ den konnte, unrettbar fortgeriſſen, ſo daß es im Nu in den hochgehenden Wellen verſchwand. Karlsruhe. Eine 1000 Markrolle, von welcher die Beſitzerin glaubt, daß ſie ihr vorige Woche am karlsruher Poſtſchalter entwendet worden ſei, hat ſich jetzt doch wieder vorgefunden. Die Rolle war auf der Straße verloren und von einem Mädchen gefunden worden. Zwei Knaben, welche den Fund bemerkten, nahmen ihn der Finderin ab und brachten das Geld ihrem Vater, einem niederen Angeſtellten bei der Generaldirektion der Staats⸗ dahnen, welcher daſſelbe für ſich behielt. Den Nachforſchungen der Polizei gelang es jedoch, den Thatbeſtand zu ermitteln, und hat ſich bei dem er⸗ wähnten Aſſiſtenzen das Geld, von welchem bereits 120 Mk. verbraucht waren, vorgefunden. Der Betreffende, ſowie deſſen Frau ſind in Haft ge⸗ nommen. Ludwigsburg, 22. Febr. Ein hieſiger Schloſſermeiſter hat ein Patent auf ein Schloß er⸗ ie Blume von WMontene Vron Francis Teſſon. Die Sonne war am Untergehen; ihre letzten trahlen vergoldeten die hohen Gipfel des Peſſerie⸗ ebirges, jenes unwirthlichen Felſenconglomerats, elches die Natur wie eine uneinnehmbare Feſtung zwiſchen Montenegro und den Ebenen der Herzego⸗ wina aufgerichtet hat. Der Fuß dieſes Berges wird von den Wellen r an Kieſeln reichen Moracka beſpült, deren Ufer i Fichten und Lärchen beſetzt ſind. 5 Wie ein dichter Schleier lag der Abendnebel über dem Fluſſe und ließ die am jenſeitigen Ufer befindlichen Gegenſtände nur undeutlich erkennen. f Alles war ſtill, nur auf Augenblicke hörte man den eintönigen Geſang eines Hirten, der ver ſpätet die Heerde zum Stalle ſeines Herrn führte. b Es war jene eigenthümliche Stunde zwiſchen dem Lärm des Tages und der Stille der Nacht, mi welcher der ſich neigende Tag vergeblich mit der 5 0 30 0 raſch vorſchreitenden Nacht kämpft; jene geheimniß⸗ volle Stunde, welche fo leicht den Menſchen zum Ernſt und zur Schwermuth ſtimmt. Am Fuße eines Oleanderbaumes, deſſen dicht⸗ belaubte Zweige ſich über das Waſſer neigten, ſaß ein junges Mädchen, einſam und in Träume ver⸗ ſunken. Es war Neliska, die Tochter des alten Dani⸗ elo, eines der Knäge oder einflußreichſten Häupt⸗ linge von Montenegro. Von Weitem hätte man ſie, wie ſie ſo halb in die Abendnebel gehüllt da ſaß, für eine jener Gottheiten halten können, mit denen die poeſiereiche Phantaſie der Morgenländer das Weltall bevölkert hat, oder für eine Marmorſtatue, eine jener himm⸗ liſchen Schöpfungen des Phidias, die durch ein Wunder dem vom Zahn der Zeit und der Bar⸗ barei der Menſchen angerichtete Verheerungen ent⸗ gangen. Sie war von jener Maßeſtätiſchen Schoͤnheit, über welche hinans der Phantaſie nichts zu wün⸗ ſchen übrig bleibt. Man denke ſich edle regelmäßige Züge, graziös gewölbte Augenbraunen, eine Stirn, breit und glatt wie der Marmor von Paros, einen ſchwellenden Mund, der, wenn er ſich zum Lächeln öffnete, zwei Reihen weißer Perlen zeigte, ein ſammt⸗ artiges Incarnat, in dem Lilien und Roſen ſich den Vorrang ſtreitig machten — ſo hat man ein Bild von Danielo's Tochter. In dem Lande der ſchwazen Berge, wo es Sitte iſt, Alles mit einer beſondern Benennung zu bezeichnen, hatte man dem ſchönen Mädchen den Beinamen „Blume von Montenegro“ 5 geben. Neliska war nicht ganz ſechzehn Jahre Ihre langen ſchwarzen Haare fielen auf eine Tunika von blendender Weiße ein Gürtel von rother Seid, ließ die anmuthigen Conturen einer kühn gewölbten Büſte ahnen; ihre Füße waren mit Pantoffeln von ſcharlachrothem Sammt bekleidet, auf denen goldene Arabesken geſtickt waren. Ihr weißer Schleier war in den Zweigen des Oleanders hängen geblieben und bildete ſo über der holden Erſcheinung eine Art Zelt, unter dem der Abendwind munter ſpielte. Ihre himmelblauen Augen irrten ruhelos über die Wellen der Moraka und ſchienen auf dem andern Ufer des Fluſſes eine ſchon lang erſehnte Erſchein⸗ ung heraufbeſchwöen zu wollen. (Frtſ. f.)