Jadenburg und Schriesheim. 1 1 Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Poſtproviſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mitta paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deut nehmen Inſerate für uns an. n f. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Ff. exe 9 gs 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei großeren Aufträgen entſprechend⸗ ſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 15. Samſtag, den 21. Februar 1880. St. Petersburg, 17. Febr. Der Regierungsbote ſchreibt: „Geſtern Abend gegen 7 Uhr erfolgte im Erdgeſchoß des Winterpalais unter dem Hauptwachzim⸗ mer eine Exploſion, wobei von den auf Wache aufgeſtellten Soldaten des finn⸗ lännd. Leibgarderregiments 8 getödtet u. 45 verwundet wurden. Das Wachtzim⸗ mer befindet ſich unter dem Speiſeſaal. Die kaiſerliche Famile entging der drohen⸗ den Gefahr nur dadurch, daß ſie ſich in Folge zufälliger Verſpätung im Speiſe⸗ ſaal noch nicht eingefunden hatte. 9 8 Deutſchland. e Si e ee Berlin, 16. Febr. In Bezug auf Vor⸗ gänge beim letzten Subſkriptionsball im Berliner Opernhauſe ſchreibt man der N. Z. von zuſtän⸗ diger Seite: „Es gehen verſchiedene dunkle Ge⸗ rüchte über Drohbriefe ꝛc. durch die Blätter, die wir auf Grund der beſten Quellen dahin richtig ſtellen können: daß in der That Briefe bei der Pioolizeibehörde einliefen, natürlich anonym, in denen gedroht wurde, das ganze Haus werde am Ball⸗ abend in die Luft geſprengt werden. Die genaueſte Durch⸗ und Unterſuchung der Räumlichkeiten ergab die völlige Grundloſigkeit; daß die Nachricht, S. Majeſtät der Kaiſer habe, als man Allerhöchſtden⸗ ſelben bat, einen zweiten Umgang nicht ſtattfinden zu laſſen, darauf beſtanden, abſolut der Begründung entbehrt. Unſer erhabener Monarch wird durch die überflüſſige Publikation des Vorkommniſſes vielleicht erſt Kenntniß von der Beklemmung erhalten haben, in der immerhin jene Perſönlichkeiten ſich befanden, welchen der Schutz Allerhöchſtdeſſelben obliegt.“ Dem Bundesrathe iſt nunmehr der Weſ. Zt. zufolge der vom Reichsjuſtizamte ausgearbeitete Ge⸗ chers zugegangen, nachdem das preuß. Staatsmi⸗ niſterium ſich mit demſelben einverſtanden erklärt hat. Der Entwurf ſoll ſich mit ſeinigen Abweich⸗ ungen durchaus auf der Baſis der Grundſätze be⸗ wegen, welche in den Kommiſſionsbeſchlüſſen des vorigen Reichstags niedergelegt find. Dieſe gingen dahin, daß eine Beſtrafung wegen Wuchers mit Gefängniß bis zu 6 Monaten oder mit Geld bis zu 1000 Mk. für diejenigen Perſonen eintritt, welche unter Ausbeutung der Nothlage, des Leicht- ſiuns oder der unerfahrenheit eines Anderen für ein Darlehen oder im Falle der Stundung einer Geldforderung ſich oder einem Dritten Vermögens⸗ vortheile verſprechen oder gewähren laſſen, welche den üblichen Zinsfuß derartig überſchreiten, daß nach den Umſtänden des Falles die Ueberſchreitung in auffälligem Mißverhältniſſe zu der Leiſtung ſteht. Beuthen, 15. Febr. Auf der Radzionkau⸗ Steinkohlengrube bei Scharlei find geſtern Nachm. ſehr bedeutende Ausſchreitungen der Belegſchaft bei der Löhnung vorgekommen. Einige Bergleute ſollen mit der erhaltenen Löhnung nicht zufrieden geweſen ſein und dieſelbe zurückgewieſen haben. Hiebei kam es zu bedauerlichen Auftritten. Das Zeughaus, in welchem die Löhnung ſtattzufinden pflegt, iſt voll⸗ ſtändig demolirt worden. Bei dem ungeheuren Tumult, welcher dabei entſtand, wurden dem Schicht⸗ meiſter Metzner die Löhnungsgelder im ungefähren Betrage von 20,000 Mk. entwandt. Die neben der Zechenſtube liegende Vorrathskammer wurde er⸗ brochen und bei ſämmtlichen Qel⸗ und Petroleum⸗ fäſſern die Boden ausgeſchlagen, Pulver und Dyna⸗ mit entwandte die anweſenden Grubenbeamten, dar⸗ unter der Berginſpector Eggel, gemißhandelt, kurz⸗ um die größte Verwüſtung angerichtet. Dem Bahn⸗ hofinſpector Fiebig, welcher ſich während dieſes Vorfalls auf der Grube aufhielt, gelang es mit knapper Noth, auf den Bahnhof zu gelangen. Derſelbe requirirte ſofort bei dem Beuthener Wacht⸗ mannſchaftskommando Militär, welches nach Verlauf einer Stunde mittelſt Extrazugs direkt nach dem Grubenetabliſſement befördert wurde. Inzwiſchen waren die Tumultanen bereits auseinandergegangen; das Militär nahm jedoch in den verſchiedenen Schnapskneipen des Orts noch umfaſſende Verhaf⸗ tungen vor. Das entwandte Geld konnte nicht aufgefunden werden, allem Anſchein nach wird das⸗ ſelbe wohl noch herbeigeſchafft werden, da ſich die Arbeiter bei Ausgabe ſo vielen Geldes jedenfalls verathen werden. . 5 Frankreich. . i Paris, 17. Febr. In der Frage der Ei⸗ ſenbahnverſtaaklichung iſt ein Schritt vorwärts ge⸗ than. Die Orleansgeſellſchaft übernimmt den Be⸗ trieb der in ihr Netz fallenden erbauten oder zu erbauenden Staatslinien, und der Staat iſt Herr der Tarife, ſowohl für den abgetretenen Theil der Orleansbahn als für jenen, der im Beſitz der Ge⸗ ſellſchaft bleibt. Uebrigens haben ſich Angeſichts der ihnen drohenden Gefahr alle großen franzöſ. Eiſenbahngeſellſchaften endlich entſchloſſen, einen ge⸗ meinſamen und einheitlichen Tarif einzuführen und bis zu einem gewiſſen Grade den ſog. Kilometer⸗ tarif einzuführen. Großbritanien London, 17. Febr. Die Königin beabſich⸗ tigt, im Frühjahr einen Beſuch in Deutſchland zu machen; ſie wünſcht der Konfirmation ihrer Enkelin der Prinzeſſin Viktoria von Heſſen, kurz vor Oſtern beizuwohnen. Verſchiedenes. Mannheim, 17. Febr. Drei junge Leute von hier, welche am Sonntag Abend friedlich ihres Weges über die breite Straße gingen, wurden von drei Strolchen angefallen und mit Meſſerſtichen derart traktirt, daß einer der Verletzten bereits heute Nocht in Folge der erlittenen Verwundung verſtor⸗ ben iſt und der zweite, durch 11 Stiche verletzt, ſchwer verwundet darniederliegt; der Dritte kam unverletzt davon, da ſein Angreifer die Flucht er⸗ ſetzeuͤfwurf über ſtrafrechtliche Verfolgung des Wu⸗ b an. oder 7 Wer iſt der Mörder? Novelle v. Dietr. Gärtner. „Sie wiſſen ja wohl, daß der eine Sohn des ord Richard ermordet worden iſt ?“ fragte die Frau. 5 „Ja,“ war die Antwort. » Derſelbe war von der Univerſität fortgelaufen und längere Zeit bei mir in meiner Hütte am Waldesſaum, um von da aus das Verbrechen des Lords Richard zu erforſchen. Eines Nachts kam er ſehr ſpät zu Hauſe und ſagte mir, er habe eine wichtige Entdeckung gemacht, er habe nämlich nach zwölf Uhr den Lord Richard in den großen Thurm auf Berley-Hall gehen ſehen. Derſelbe ſei ängſtlich zuſammengeſchroceen, als Albert, ſo hieß der junge Student, abſichtlich Geräuſch gemacht habe. In jenem Thurme vermuthete der Letztere nun das Gefängniß ſeines rechten Vaters. Am folgenden Morgen eilte er nach dem nächſten Orte, wo er ſich viele große Schlüſſel kaufte, womit er am Abend nach Berley⸗Hall ging, um damit zu verſuchen, ob er nicht die Thür des Thurmes zu erſchließen ver⸗ mochte. Mißmuthig kehrte er indeß zurück, da ſein Verſuch ihm ncht gelungen war. Am nächſten Morgen ging er nochmals fort, um größere Schlüſſel zu holen, aber er kehrte nicht wieder. Am Nach⸗ mittage fand man ſeine Leiche.“ Die Frau hielt inne und blickte dem Richter fragend in die Augen. „Alſo im Thurme zu Berley⸗Hall,“ ſagte der Richter langſam. „Haben Sie vielleſcht einen Ver⸗ dacht auf den Mörder des unglücklichen jungen Man⸗ nes, Frau Kuno?“ „Nein Herr, nicht im geringſten.“ „Nun, ich danke Ihnen für Ihre wichtige Mittheilung; morgen um zehn Uhr müſſen Sie abermals hier erſcheinen, um als Zeuge zu dienen.“ Frau Kuno entfernte ſich mit einer tiefen Verbeugung. Der Richter klingelte trat ein. „Laſſen Sie einen und ein Gensdarm Wagen anſpannen und vier bewaffnete Gensdarmen ſollen ſich bereit halten,“ befahl der Richter. Der Befehl wurde ausgeführt und eine halbe Stunde ſpäter rollte der Wogen mit zwei Richtern und vier Gensdarmen Berley⸗Hall zu. Georgine ſaß allein vor dem Wohnhauſe auf Berley⸗Hall und ſah die Landſtraße hinunter. Eine Drotſchke eilte daher und hielt vor dem Thore ſtill. Sechs Perſonnen ſtiegen aus. „Guten Abend, Fräulein,“ grüßten dieſelben, als ſie näher kamen. „Können Sie uns wohl die Thür des großen Thurmes zeigen?“ nahm der eine von den Richtern das Wort. „Ja, meine Herren,“ entgegnete Georgine, welche die Richter kannte, „aber wozn, wenn ich fragen darf?“ „Haben Sie nur Geduld, Fräulein, nach einer Stunde werden Sie vielleicht Ihren Vater ſehen.“ „Meinen Vater,“ jubelte Georgine, „meinen Vater, er iſt im Thurme, o, eilen Sie!“ Georgine ging raſch voraus und kaum eine Minute ſpäter ſtanden ſie vor der Thür des Thurmes. „Da ſind wir,“ ſagte einer der Richter,