im Betrage von 200 und einigen Gulden und ließ den armen Leuten ihre Habe zurückſtellen. Oranienburg. Einer höchſt fatalen Ver⸗ wechslung wäre in vergangener Woche in Oranien⸗ burg beinahe ein Menſchenleben zum Opfer ge⸗ fallen. Eine dort anſäſſige junge Frau befand ſich nach überſtandener ſchwerer Krankheit auf dem Wege der Beſſerung, ſo daß ſie ſchon zeitweiſe das Bett verlaſſen konnte. In vergangener Woche erwachte ſie in der elften Abendſtunde und da ein brennen⸗ der Durſt ſie quälte, griff ſie nach der Selters⸗ flaſche, die in der Nähe ihres Lager zu ſtehen pflegte. Noch halb vom Schlaf umfangen und in dem nächtlichen Halbdunkel des Schlafzimmers un⸗ terwirft ſie die Flaſche keiner näheren Prüfung, ſchenkt ein — um dann plötzlich mit einem gellen⸗ den Aufſchrei das Glas von ſich zu werfen. Die Aermſte hatte anſtatt der mit Selterswaſſer gefüll⸗ ten Flaſche eine ſolche mit Karbolſäure ergriffen, welche kurz vorher zur Desinfektion gebraucht und von einem Diener des Hauſes aus Nachläſſgkeit neben die Selterswaſſerflaſche geſtellt war. Die ſofort eingegebenen Mittel wirkten glücklicherweiſe, und da auch ein Arzt in wenigen Minuten zur Stelle war, ſo kam die Hilfe noch rechtzeitig genug, um die Vergiftete einem ſonſt faſt ſicheren Tode zu entreißen. Altenburg. Am 17. Jan. iſt hier ein 13jähriges Schulmädchen, das ſeine Konfirmation nächſte Oſtern erwartete, von einem Knaben — entbunden worden. Es ſtarb und ſoll kurz zuvor den Verführer genannt haben. Die Sache erregte natürlich großes Aufſehen, um ſo mehr, da weder die Eltern, noch der Lehrer Etwas von dem Zu⸗ ſtand geahnt haben. Schwyz. Am letzten Montag Mittags wurde auf der Eiſenbahnlinie zwiſchen Brunnen und Fluelen eine 15 Meter tiefgebohrte und mit 150 Kilo Dynamit geladene Miene mittelſt des elektriſchen Funkens entzündet. Der Erfolg wird folgendermaßen beſchrieben: Ein tiefdumpfer Schall durchbebte die Luft und eine ſchwarze Rauchwolke bezeichnete die Stelle, wo hundert und hundert Cubikmeter abgelöſte Felsblöcke den unten liegenden See in hochaufſprudelnde Erregung brachten. Am intereſſanteſen aber war es, die kontrolirenden Ingeniers mitanzuſehen, wie ſie ſich in den ver⸗ ſchiedenartigſten Geſtikulationen in vermeintlich ſich⸗ erer Stellung gegen die umherfliegenden Steine vertheidigten, wie man etwa im Auguſt die umher⸗ fliegenden Bremſen von ſich fern hält. In Mecklenburg⸗Schwerin iſt jetzt eine Verordnung über die Wanderlager und Wander⸗ auktionen erlaſſen worden. Für das Feilhalten eines Wanderlagers ſoll außer der Gewerbeſchein⸗ ſteuer für jede volle oder angefangene Woche des Betriebes 30 M., von Waarenverſteigerungen für jeden Tag des Betriebes 30 M. in die Gemeinde, lust des betreffenden Ortes gezahlt werden. 0 die Auktion in mehreren Berkaufslokalen deſſelben Ortes gleichzeitig oder nach einander ſtatt, 125 für jedes Lokal die Steuer zu entrichten. Ueber⸗ nimmt ein am Orte wohnhafter Verkäufer oder Auktionator für auswärtige Rechnung ſolch ein Lager oder folch einen Verkauf, ſo haftet er mit ſeinem Vermögen für die Steuer und die eventuelle Strafe deri Steuerdefraude. Die Steuerzahlung muß vor Beginn des Betriebes beſchafft werden. 8 Rom. Die Kälte iſt ſo intenſiv hier, daß in den Hoſpitälern mehrere Fälle des Erfrierens vor gekommen find. London. Im weſtlichen Theile von Irland ſoll die Hungersnoth eine entſetzliche ſein und ſtar⸗ ben bereits mehrere Perſonen durch den gänzlichen Mangel an Lebensmittel. (Laſſen Sie ihn ruhig zeichnen!) General Skobeleff, welcher den Kaiſermanövern in Oſtpreußen, Pommern und im Elſaß beiwohnte, hat dieſer Tage ein ſehr günſtiges Urtheil über die deutſche Armee gefällt. Und in der That kann man auf das Lob des jungen, blonden Generals, deſſen elaſtiſche Geſtalt überall einen ſympathiſchen Eindruck machte, etwas geben. Denn er war ein ſcharfer und unermüdlicher Beobachter. Allerdings in ſehr ungenirter Weiſe. So hing er während der Ma⸗ növertage mit den franzöſiſchen Offiziren zuſammen, wie eine Klette. Was aber beſonders auffiel, war die emſige Benutzung ſeines Taſchenbuches. Das Terrain zwiſchen Pillau und Königsberg würdigte er namentlich ſeiner Beachtung. Daſſelbe iſt ſehr ſchwierig und wenn ein Feind ſebſt Pillau hätte, fo wäre das Weiterkommen höchſt problematiſch. Selbſt die einheimiſchen Regimenter können ſich hier leicht verrennen. Man erlebte es, daß das oſt⸗ preußiſche Huſarenregiment Nr. 1 bei einer Attacke nicht weniger als 18 Gräben überſpringen mußte. Ob das Terrain den General Skobeleff nur platoniſch intereſſirte? Verſchiedene Male nahmen hohe Of⸗ fiziere Anlaß, ihn höflich darauf aufmerkſam zu machen, daß ſolches Skizziren von Terrainverhält⸗ niſſen im gaſtlichen Lande nicht üblich ſei. General Skobeleff flüſterte ein verbindliches: mille pardon ritt von der Stelle und ſkizzirte weiter. Da faßte ſich einer der Zuſchauer ein Herz und machte den Kriegsminiſter von Kameke auf dieſen Vorgang auf⸗ merkſam. Der aber lächelte und ſagte: „Laſſen Sie ihn zeichnen. Was die Gäſte nicht ſehen ſollen, bekommen Sie doch nicht zu ſehen!“ Aus kompeten- tem Munde haben wir alſo den Troſt, daß das vom Reichskanzler ſeiner Zeit im offenen Parlament verurtheilte Weſen der Militärbevollmächtigten und militäriſchen Gäſte für uns nicht von ſo bedenklichen Folgen begleitet iſt, wie ängſtliche Gemüther viel⸗ leicht glauben könnten. Humoriſtiſches. Bliemchen: „Glaubſt Du an den Krieg?“ Kliemchen: „Nein, Moltke hat geſagt zum Krieg gehört das dreifache G: Glück, Geduld ung Geld und Rußland hat kein Geld! f Bliemchen: „Damit ſtimmt aber nicht überein, was ich in Korreſpondenzen aus Wien geleſen hahe, die ſagen, Rußland würde grade durch ſeine Finanz⸗ verhältniſſe gezwungen, den Angriff zu beſchleunigen, um auf anſtändige Weiſe den Staatsbankrott z machen. Kliemchen: „Weißt Du, dann kommt it Rußland grad wie'n reiſender Handwerksburſcht vor, der fechten gehen will, um aus ſeiner Gel klemme zu kommen.“ . . 0 a Höfliche Erwiederung. „Ich mochte nur wiſſeg, wo der Junge den ſchlechten Charakter her hat,“ ſagte der leichtgeneigte Vater, „von mir doch gew nicht.“ „Nein“, erwiderte ſeine Gattin, „dei 5 * Lehrer: „Was iſt Dein Vater?“ Du haſt Deinen nicht verloren.“! Knabe: „Geſtorben!“ 1 Lehrer: „Nun was war er denn früher e“ Knabe: „Lebendig.“ ö 7 2 * f Ein ſehr höflicher Franzoſe applaudirke lebhe als eine ſchöne aber ſehr mittelmäßige Sänger ihr Lied zu Ende geſungen hatte. „Warum applalh diren Sie?“ fragte ihn ſein Nachbar. „Weil ez zu Ende iſt“, entgegnete der Franzoſe. „ Handels⸗Nachrichten. 1 Weizen, pfälzer 24.50. bis 25. — ruſſiſcher 25.— bis 26.50 Amerikaniſcher 26.— bis 27.50 ungariſcher 23 50. bis 24.—. Neuer Spring 25.— bis 25.50. Californiſcher Weizen 23.—, bis 23.50. Roggen, pfälzer 19.50. bis 20.25. ruſſiſcher 18.50, gis 18.50. franz. 15.25. bis 15.60. amerikaniſcher 14.— bis 14.50. Gerſte hieſiger Geg. 18.75. bis 19.25. pfälzer 19. bis 19.50. ungar. 16.75. bis 17.50. Hafer badiſcher 14.50. bis 15.50. württemberg. Alp 15.25. bis 15.75. ruſſiſcher 14.50. bis —. —. Kernen 24.50. bis 25.— Bohnen. 26.—. Linſen —. . bis —. —. Wicken —.—. bis —. —. Erbſen —. —. bis Kohlreps, deutſcher 28.50. bis 29.—. ungar. 27.—. bis 28. 50. Kleeſamen deutſcher 1. Sorte 100 —. bis 104.—. 2. Sorte 88.—. bis 92 —. Provencer 125.—. bis 135.—. Luzerner 115 — 127.—. Esparſette — —. Weizenmehl per 100 Kilo mit Sack: a Nr. 0. Nr, 1! At : Nr. 3, Ir. 42.— 38.— 36.— 32.50 27.50 Endlich gelangte die Geſtalt wieder an eine Thür, öffnete dieſelbe und trat in einen noch finſteren Raum. In demſelben führte eine Treppe in eine unheimliche Tiefe hinab; dieſe ſtieg die Geſtalt hinunter. Noch eine Treppe ſtieg ſic hinab, dann ſtand ſie abermals vor einer kleinen eiſernen Thür ſtill, öffnete dieſelbe und trat in einen mit furcht⸗ bar beſchwindeltem Dunſt gefülltem Raum und in demſelben beleuchtete das Licht ihrer Laterne das blaſſe Geſicht einer, auf verweſtem Stroh zuſammen⸗ gekauerten, menſchlichen Geſtalt. „Dort liegt er, noch Leben iſt in ihm,“ ſagte Lord Richard, denn dies war die oben erwähnte Geſtalt, indem er ſich ſeinem, in dieſem furchtbaren Kerker ſchmachtendem Bruder Albert näherte. Ein ſchwerer Seufzer entrang ſich der Bruſt des Unglücklichen und indem er die matten Augen aufſchlug, flüſterte er: „O, hab' Erbarmen, Erbarmen, Bruder, er⸗ loſe mich aus dieſem Elende. Wohl weiß ich, daß Du mich nur hier ſchmachten läßt, damit Du Be⸗ ſitzer meiner Güter wirſt, aber hab' Erbarmen, Bruder?“ „Ah, Erbarmen, jetzt ſollte ich Dich noch wieder das Licht der Welt erblicken laſſen, nein, nimmer, da wäre ich ja entſetzlich dumm!“ rief Lord Richard voller Hohn. „O, Elender, dann gieb mir meine Kleider wieder, meine Frau und meine Kinder. O, warte, die Stunde der Vergeltung iſt nicht fern. Meine Kinder werden mich finden. — Kannſt Du es einſt an jenem Tage verantworten, was Du an mir ge⸗ than, glaubſt Du an eine ewige Vergeltung? Gottes Gericht wird Dich zerſchmettern und darben laſſen, wie Du mich jetzt darben läßt,“ erwiederte der Un⸗ glückliche leiſe und langſam. „Ha, ha, ha!“ lachte der Lord, „Deine Kin⸗ der ſollen Dich nicht finden, dafür habe ich ſchon geſorgt; Gottes Gericht, ja, was will das von mir, ich trotze jedem und wenn auch Beelzebnb mit allen ſeinen Gefährten kommt.“ „Elender, irre Dich nicht, Gott läßt ſich nicht ſpotten; ich wiederhole Dir, die Stunde wird einſt ſchlagen und dann wirſt Du ſo vor meinen Füßen liegen, wie ich jetzt vor den Deinigen, o Mörder, gieb mir meine Kinder wieder!“ 5 „Verwegener,“ ſchrie Lord Richard, „Du wagſt es, mich einen Mörder zu heißen, hüte Dich, wenn Dir Dein Leben lieb iſt!“ „Du Scheuſal der Menſchen, Du Bruder— mörder, mir ſollte mein Leben noch lieb ſein,“ flüſterte Lord Albert, indem ſein todtenblaſſes An⸗ litz momentan eine ſchwache Röthe zeigte, „nein, mit Sehnſucht erwart⸗ ich die Stunde, in der mein Geiſt zu dem hinauffährt, der ihn mir gab, wiederſehen!“ Der Lord ſagte kein Wort mehr, ſondern ver— ſchloß die Thür und nach einigen Minuten befand er ſich in ſeinem Schlafgemache. aber doch, — ich möchte noch erſt meine Lieben Aber von dem Gewiſſen auf die ſchrecklichſte Weiſe gepeinigt, konnte er nicht ſchlafen und ehe die Sonne aufging, hatte er ſchon das Bett ver laſſen und ſich in ſein luxuriös ausgeſtattetes Ge⸗ mach eingeſchloſſen. Gegen Mittag klopfte es und der Diener meldete einen Boten vom Herrn Gries, dem Die rector der Univerſität. Laß ihn eintreten,“ ſagte der Lord barſch, Der Bote trat ein. Nun, was bringen Sie?“ 1 „Nichts Gutes, Herr,“ war die Antwort, Nun!“ D Der Herr Director der Univerſität ſchickt wich, Ihnen die Mittheilung zu machen, daß Ihr Sohhh Albert Berley, ſeit einigen Tagen aus der Unibes ſität ſpurlos verſchwunden iſt.“ „Tod und Teufel,“ fluchte der Lord, mag der Bengel denn ſein, — ſind Nachforſſchlhheh angeſtellt?“ „Ja Herr, allenthalben hat man ihn geſüchſ, die Gensdar merie iſt benachrichtigt, aber bis feht iſt er noch nicht aufgefunden.“ Der Lord ging eine Weile haſtigen Schrilles im Zimmer auf und ab, dann ſtand er ſtl und ſagte⸗ „Beſtellen Sie einen Gruß an Herrn Gries und ſagen ihm, er ſolle alle möglichen Mittel et greifen, um den Burſchen wieder aufzufinden ud wenn man ihn gefunden habe, ſo ſolle er mir e gleich wiſſen laſſen.“ (Frtſ. f.) ah M0 0 8 1 4 2 905 in Nh Ich, — 1 e