F Blitzen und heftigem Donner Legleitetes Gewittter über die Stadt los. Die Luft hat ſich ſeitdem be⸗ trächtlich abgekühlt. n Türkel. Konſtantinopel, 2. Jan. Die Meldung des Standard aus Skutari, daß in Prizrend en Aufſtand ausgebrochen, 2 Kirchen und mehrere von Chriſten bewohnte Häuſer geplündert und an⸗ gezündet ſeien und die Garniſon unfähig ſei, die Ordnung aufrecht zu erhalten, wird amtlich dementirt. N 3 ö Verſchiedenes. Ladenburg. Seit Montag wird hier und in der Umgegend Tabak abgehängt nnd iſt für ſo⸗ genannten Nachtabak hier 32—38 M' gelöſt wor⸗ den, in Schriesheim, Leutershauſen ꝛc. wird für guten Tabak 40 — 48 M. bezahlt. In den andern umliegenden Orten will man noch mit Abhängen warten, bis der Tabak trockener geworden! Ladenburg, 1. Jan. Heute früh zwiſchen 3 und halb 4 Uhr fing das Neckareis an zu berſten. In kurzer Zeit waren die Eismaſſen auseinander⸗ geborſten und hatten ſich auf die Ufer geſchoben, während das Waſſer ſich ſeinen Weg bahnte. Die Eisblöcke richteten nicht unerheblichen Schaden an. So litt die Gartenmauer des Herrn Heiß von hier bedeutenden Schaden und ſind ſämmtliche, dem Neckar entlang liegenden Felder und Wege von kolloſſalen Eisſtücken beſäht. In Ilvesheim wurde der neue Damm durchbrochen und von der neuen Neckarbrücke eine Anzahl Gerüſtbalken weggeſchwemmt, während die Einwohner in der größten Bekorgniß waren. In Mannheim hatte ſich die Eismaſſe unter die Kettenbrücke geſchoben. Um 5 Uhr mor⸗ gens war die Schießwieſe bereits 2 Fuß hoch mit Waſſer bedeckt, ſo daß die Wachmannſchaft da⸗ ſelbſt ihr Lokal verloſſen mußte. Nachmittags ge⸗ gegen 4 Uhr ſetzte ſich endlich das Eis in Beweg⸗ ung und ſchob ſich in den noch zugefrorenen Rhein. Brackenheim, 29. Dez. Eine neue Form des Betruges, wie es kürzlich in unſerm Bezirk verübt worden, hat in Kleingartach Mehreren von ihren Uhren geholfen. Kommt da ein reiſender Uhrmacher in den beſten Jahren ſammt ſeiner an⸗ geblichen Frau Gemahlin an und erbietet ſich zum Uhrenrepariren und da es auch in Kleingartach Uhren gibt, die nicht gehen, hat er bald große Kundſchaft. Er reparirk auch die eine und die Andere Uhr, mit den übrigen aber iſt er eilends berduftet. Der Gute hat bisher im Badiſchen in gleicher Weiſe praktizirt und weil ihm vermuthlich Dort der Aufenthalt unbehaglich geworden, beglückte er nun uns. Reutlingen, Dez. Geſtern b ereignete ſich auf der Eninger Landſtraße ein rau⸗ 925 10 Herr Maler Straub von hier war auf dem Heimweg von der Jogd und wollte von dem in die Eninger Straße einmündenden Fußweg von der Eninger Mühle her, auf das Trottoir ſchreiten, als er ausglitt und zu Boden ſtürzte. Durch den Fall entlud ſich ſein Gewehr und der Schrotſchuß traf den unglücklichen Mann oberhalb des Knies in den Schenkel, ſo daß der⸗ ſelbe eine thalergroße Schuß Oeffnung hatte. Auf den Hilferuf des Verwundeten eilten ſofort ein'ge auf der Straße ſich befindlichen Herren hinzu, leg⸗ ten ſo gut wie möglich einen Verband an und während der eine zu weiterer Hilfeleiſtung dablieb, holte der andere ein Fuhrwerk und einen Arzt aus dem nahe gelegenen Eningen, mit deren Hülfe der Verwundete nach Haufe transportirt wurde. Sein Zuſtand iſt ein ſehr bedenklicher. (Eiſenbahnunglück) Als heute morgen der Züricher Zug, der in der Regel um 10 Uhr hier einläuft, in Oberutzwil anlangte, war die Lo⸗ komotive, nicht mehr im Stande, die Fahrt nach St. Gallen fortzuſetzen. Es wurde telegraphiſch eine Hilfslokomotive herbeigerufen und um 11 Uhr nahte ſich der verſpätete Zug in raſchem Fluge dem Bahnhof St. Gallen In dem Augenblicke, wo der Eiſenbahnzug den höchſten Punkt der Linje erreicht hatte (kaum 10 Minuten vom Bahnhof) laufend, niederzuſteigen begann, erfolgte ein furchtbarer Stoß und das Unglück war geſchehen. Herbeieilende fan⸗ den die eine Lokomotive links der Bahnlinie die andere rechts liegen. Die beiden unmittelbar nach den Lokomotiven folgenden Güter- und Gepäckwagen ſtanden halb aufgerichtet und ineinandergetrieben; der zweite Gepäckwagen hatte zudem die vordere Hälfte des erſten Perfonenswagens zuſammenge⸗ drückt; Der Anblick war ſchrecklich und das Stöh⸗ nen der Verwundeten herzzerreißend. Zugführer Gerſter, Vater einer zahlreichen Familie, wurde zwiſchen den Perſonen⸗ und Gepäckwagen zuſammen⸗ gedrückt aufgefunden; der Tod erfolgte unmittelbar 31. nach ſeiner Herausgrabung. Ein Heizer wurde ganz verbrüht; Lokomotiveführer Kleui wurde unter die Lokomotive geſchleudert, woſelbſt er einen Ach⸗ ſel⸗ und zwei Beinbrüche erlitt. Von den Paſſagiren ſind unſeres Wiſſens 5 ſchwer verwundet. Die Zahl der leicht verwundeten iſt noch nicht genau bekannt. Der aufgeweichte Boden, das raſche Fahren oder anch die invalide Lokomotive ſollen an dem gräßlichen Unglücke ſchuld ſein. Humoriſtiſches. (Der ungetreue Ehemann.) Eine Frau, welche gegen ihren Gatten auf Scheidung klagte, hatte bereits ihr geſammtes gravirendes Material ausgekramt, ohne den Richter für ihre Auſicht ge⸗ e a 0 te bend winnen zu konnen. ſtern Abe 8 „Ja, gute men agle der itztere, „ſo geringfügige Streitigkeiten bilden imihe e Scheidungsgrund. 5 Wenn Ihr Mann Ihnen untreu wäre, das würde allerdings die Sache ändern — aber dafür haben Sie ja keine Beweiſe!“ „O, erſt recht“ ruft die erhitzte aß gerinn. „Unſer Jüngſtes hat eine impertinene Aehnlichkeit mit der Frau Calculator Müller!“ (Der glücklich ſte Menſch.) Feldmarſchgl Blücher traf einſt ſeinen Oberſtaksarzt, einen haze ſchen, aber ſehr eingebideten, ſtutzerhaften Mann por dem Spiegel an, in dem er ſich wohlgefällſg be⸗ trachtete. „Doktor!“ ſagte Blücher, „ich halte Sie für den glücklichſten Menſchen auf Gottes weiter Erde.“ „Warum, Excellenz, wenn ich fragen darf!“ forſchte lächelnd der Eitle. — „Weil“ entgegnet Blücher, „Sie in ſich ſelbſt verliebt ſind und Ihneg Niemand darum beneidet!“ (Ein kleiner Unterſchied.) Der Bedſene eines ſtrengen und ſehr hitzigen Offiziers wurde ge⸗ fraat, we 8er mit ſeinem Herrn auskomme. „Ms Beſte,“ war die Antwort, „ich und mein Herr floh, fen uns alle Morgen die Röcke aus, nur mit dei Unterſchiede, daß ich den meinigen anhabe.“ (Richtige Bezeichnung.) A: „ Was, e' Goldgrub' wär' deß Geſchäft?“ — g. „Gewiß; ich hab all mein Gold d'rin begrabe.“ Handels⸗Nachrichten. Mannheim, 2. Januar. (Produkten⸗ börſe) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe: (Per 100 Kilo. Preiſe in Weizen, pfälzer 24.50. bis 25.— ruſſiſcher g 26.— bis 26.50 Amerikaniſcher 27.— bis 27.50 ungariſcher 23 50. bis 24.—. Neuer Spring 26.—. bis 26.50. Californiſcher Weizen 23.—. bis 23.50. Roggen, pfälzer 19.50. bis 20.25. ruſſiſcher 18.50. is 19.50. franz. 15.25. bis 15.60. amerikaniſcher 14.— bis 14.50. Gerſte hieſiger Geg. 19.75. bis 20.25. pfälzer 20.— bis 20.50, ungar. 16.75. bis 17.50. Hafer badiſcher 14.50. bis 15.50. württemberg. Alp 15.75. bis 16.—. ruſſiſcher 14.50. bis —. —. Kernen 24.50. bis 25.— Bohnen. 25.— Linſen . bis — Wicken —.—. bis —. —. Erbſen —. —. bis —. Kohlreps, deutſcher 28.50. bis 29.—. ungar. 27.— ., bis 27. 50. Kleeſamen deutſcher 1. Sorte 105.—. bis 110.—. 2. Sorte 92.—. bis 98 —. Provencer 125.—. bis 1.40.—. Luzerner 115 — 120.—. Esparſette — —. Redaction, Druck und Verlag von Wucherer & Molitor Ladenburg. Wir wollen nicht ſagen, daß Adele ihren Gat⸗ ten nicht liebte, daß ſie ſchon die Treue brach, wel⸗ che ſie, ohne den Eid zu kennen, beſchworen, aber ihr Herz forderte mehr, als der Gatten lieben konn⸗ le, ihr Herz verlangte nach der Freiheit, welche er ihr genommen, und wie ſie ihn auch achten und ſchüßen mochte, — heute wäre es vielleicht ein Anderer geweſen, dem ſie ihre Hand gereicht, heute hätte ſie gezögert, ſich mit ihm zu verbinden. Es war ihr als hätte Berwitz ſie um ihre Jugend betrogen, er hatte ja ihrem Herzen das Beſte und Heiligſte geraubt, — die Freiheit der Wahl. Aber wie viel verdankte ſie ihm und wie zart berückſichtigte er ihre Wünſche! Er langweilte ſich auf den Bällen, damit ſie tanzen konnte, er ver⸗ leugnete ſein Alter, um ihre Jugend blühen zu laſſen! Sie fühlte es und ihr Herz dankte es ihm, die Liebe zum Gatten wurde Achtung und Vehr⸗ ehrung, ſie dachte nicht mit Bitterkeit, aber mit Wehmuth an ihre verlorene Freiheit. Adele fühlte ſich Unglücklich und gefiehl ſich darin, ihr Unglück auszumalen, — denn der Schmerz iſt auch ein Ge⸗ nuß, — und durch die Lektüre von Romanen und ſentimentalen Gedichten verſank ſie immer mehr in das wehmüthige Gefühl, welches ſie ſelbſt heraufbe⸗ ſchworen, So fand fie Berwitz, als er in das Zim⸗ mer trat, wo wir ſie auf dem Divan belauſcht; er ahnte es nicht daß das was er für eine Laune hielt, bereits ein faſt unheilvolles Uebel geworden war. Adele ſchreckte auf, und ſie ſeufzte, als rief der Klang der Srimme ihres Gatten ſie aus dem Traume in die Wirklichkeit zurück. „Lieber Karl,“ entgegnete ſie in dem reſignir⸗ ten Tone einer Märtyrin, „quäle uns doch nicht Beide mit zu großer Beſorgniß für mein Wohl; ich fühle mich durchaus nicht erſchöpft, aber Deine übergroße Fürſorge wird ermüdend.“ Die letzten Worte hauchte ſie mit leiſem Schol⸗ len, als wäre ſie ihrem geſtörten Traume eine leine Rache ſchuldig, dann aber reichte ſie ihm freundlich die Hand, welche er an die Lippen führte. „Liebe Adele, ich komme mit einer Bitte zu Dir, und es wäre mir lieb, wenn ich Dich in guter Laune träfe.“ Der General ſagte Dies mit einem Ausdrucke, der Adele ihn neugierig anſchauen machte, denn es ſchien mehr, daß er eine Ueberraſchung für ſt im pejto hatte, als daß er um etwas hat. „Ich ſoll gewiß wieder ein koſtbares Geſchenk annehmen,“ lächelte ſie, „Du biſt zu gut!“ „Das nicht aber ich habe einen Gaſt zu Tiſche, und wünſche Du Dich des jungen Mannes an— nähmeſt, er iſt mir empfohlen als ein tüchtiger Menſch aber ſeine Manieren ſollen noch nicht recht in die ſeine Geſellſchbft paſſen.“ „Ah, ich ſoll ihn zuſtutzen! — Wie alt iſt er?“ „Du irrſt Dich mein Kind,“ lachte der Ge—⸗ neral, „nein, zu einer Penſionsmutler biſt Du noch ein wenig zu jung und für dieſen Knaben wäreſt Du etwas zu zart, denn er iſt bereits achtundzwan⸗ zig Jahre alt und mißt ſechs Fuß, Die Sache verhält ſich anders. Der junge Mann hat in hieſiger Stadt einen neueo Poſten erhalten, und ſein Vater, ein alter Freund von mir, ſchreibt in dem Briefe, mit welchem ſich der junge Mann mir vorſtellte, daß ſein Sohn ein orgi eller Kauz ſei und die Stubenluft ſeines Arbeitzimmers jeder andern vor⸗ ziehe. Bisher, wo er im elterlichen Hauſe lebte, hat der Vater ihn noch zuweilen unter fremde Menſchen gebracht, jetzt fürchtet er, daß ſein Sohn ganz für das äußere Leben vertrockne, wenn Nie mand ihm entgegen käme, Er bittet mich deßhalb, ihn in mein Haus zu ziehen und ihn in die Ge⸗ ſellſchaft einzuführen, er iſt kein feiner Kavaller und Du wirſt mit ihm Nachſiicht haben mülſſen, et hat jedoch Etwas, was ihn dir empfehlen wird, — er iſt Dichter.“ Gegen ſein Erwarten machte dieſe Notiz keinen Eindruck auf Adele. „Wie heißt er denn ?“ fragke ſie in einem Tone, welcher verrieth, daß ſie durch- aus keinen berühmten Dichternamen erwartete. „Ernſt von Barneck.“ „Ich habe nie Etwas von einem Dichter Bar⸗ neck gehört!“ „Er iſt noch jung, aber,“ lächelte der General, auf das Büchlein deutend, „Du ſcheinſt Dich mehr für die Ergüſſe der Autoren zu intereſſiren, als für die Schriftſteller ſelbſt.“ (Frtſ. f.)