— b 22 5 tungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. Poſtproviſion. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet für Ladenburg und Umgegend vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhal⸗ Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen-Expeditionen 8 5 Deutſchland. 14. Oct. Der Kaiſer wird am Berlin, 29. October zu Beſuch am Großh. Mecklenburgi⸗ ſchen Hofe in Ludwigsluſt erwartet. ſten Pr mufmen Berlin. Die erfreuliche Zunahme der Fre⸗ quenz in den Schullehrerſeminarien, welche in ein⸗ zelnen Provinzen zur Einrichtung von Nebenkurſen el geführt hat, legt die Pflicht nahe, dieſelbe zu einer 1 planmäßigen Ueberwindung der durch den Lehrer- Neri mangel erwachſenen Uebelſtände zu benützen, und —— zwar nicht nur zur ordnungsmäßigen Beſetzung der vorhandenen Stellen, ſondern auch zur Theilung 0 der überfüllten Klaſſen. Der Kultusminiſter hat 1 deßhalb die Provinzialſchulkollegien angewieſen, die ten bal Frage des Bedürfniſſes der einzelnen Bezirke und N. der zweckmäßigſten Vertheilung der abgehenden „ 1 Seminariſten auf dieſelben zu prüfen und demnächſt „ b zu berichten. * 1 Gegenwärtig tagt in Berlin eine Kommiſ⸗ 1 ſion von Vortretern deutſcher Regierungen, welche e beauftragt iſt, ein gemeinſchaftliches Militärgeſang⸗ buch für den evangeliſchen Theil des deutſchen Heeres auszuarbeiten. Dieſe Commiſſiou beſteht aus 5 Geiſtlichen aus Baden, Heſſen, Württemberg, Sachſen und Preußen, zu welchen noch der Feld⸗ probſt Thielen und der Hof⸗ und Garniſonsprediger Frommel getreten ſind. 5 Straßburg, 13. Oct. Geſtern Abend zwiſchen 8 und 9 Uhr kam es in dem, ausſchließ⸗ ecken lich von Militär beſuchten, Tanzlokal Müller, vor⸗ mals Stehlberg, in Neudorf zwiſchen der Fuß⸗ und fing Feldartillerie einerſeits und den Sachſen anderſeits der „ Samſtag, den 18. Oktober zu einem nicht unbedeutenden Krawall. ſoll dadurch entſtanden ſein, daß eine Tänzerin in das andere Lager überging. — 14. Oct. Wie wir ſoeben erfahren, war Militär⸗Krawall auf der Kolmarer Straße am Sonntag Abend von ſolcher Bedeutung nicht, wie vielfach angenommen wird. Die Zahl der Bekheiligten war wohl groß, die feindlichen Maſſen waren jedoch getrennt, indem der eine Theil in dem Wirthshauſe, der andere ſich auf der Straße be⸗ fand und die Thüren zur Wirthſchaft bald abg.⸗ ſchloſſen wurden. Nun iſt wohl eine der Thüren nicht unbedeutend beſchädigt, auch ſind 26 Fenſter⸗ ſcheiben eingeworfen worden, dies iſt aber ſo ziem⸗ lich Alles, was demolirt worden iſt. Die im An⸗ fange des Streites ſtattgehabte Schlägerei war bald beendigt, indem die ſtreitenden Tbeile ſofort getrennt worden ſind. Den größten Schaden mag der be⸗ treffende Wirth durch die Störung ſeines Wirth⸗ ſchaftsbetriebs für dieſen Tag gehabt haben. 81 Frankreich 35 Ke 62 Dem Berl. Tagbl. wird heule aus Paris telegraphirt; Geſt rn Abend kamen 225 Amneſtirte auf dem Orleansbahnhofe hier an. Die übrigen 50 folgen heute. Der Bahnhof war von etwa 50.000 Menſchen umlagert und der Verkehr nur mit Lebensgeſahr möglich. Kein bemerkenswerther Zwiſchenfall war zu verzeichnen, außer Reibereien zwiſchen den rivaliſirenden Hilfscomites. Die Nichte des Senators Gent, welche im Namen des republikaniſchen Zentralcomites Geld ſammelte, er⸗ hielt von einem Mitglied des ſozialiſtiſchen Comites 3 Der Streit 1879. Rom, 12. Okt. Acht prächtig bekränzte Leichenwagen durchziehen im Augenblick die Straßen Roms. Sie enthalten die Ueberreſte der im Jahre 1849 und 1870 in Rom gefallenen Freiheits⸗ kämpfer, ſowie diejenigen des Volkstribunen Ci⸗ ceruachio, der 1849 von den Oeſtreichern auf der Flucht ſtandrechtlich erſchoſſen wurde. Tauſende von Mitkämpfern mit hundert Fahnen und zwölf Muſikkorps folgen dem Todtenzuge nach dem Jani⸗ culus, wo in Gegenwart des Bürgermeiſters und des Miniſterpräſidenten Cairoli die feierliche Beiſetz⸗ ung ſtattfinden ſoll. Zur Verhütung einer anti⸗ öſtreichiſchen Demonſtration hat die Regierung ver⸗ boten, daß der Leichenzug vor dem öſtreichiſchen Botſchaftshotel vorbeipaſſirt. Auf dem Campo Verano in Rom fand am 5. Oktober eine ergreifende Ceremonie ſtatt, nämlich die Exhumirung der Gebeine der 1849 bei der Be⸗ lagerung von Rom durch die Franzoſen und 1870 auf der Breſche der Porta Pia Gefallenen. Die Arbeit begann um 8 Uhr Morgens und gegen Mittag hatte man bereits 316 unverletzte Schädel nebſt einer großen Anzahl anderer in Stücken und viele Knochen ausgegraben. Man fand auch viele Medaillen und Münzen, worunter einige von Gold, Stücke von Kravatten und rothen Hemden, ſowie rothe Foulards, wie ſie die Offiziere um den Hals zu tragen pflegten. In einem Sarge fand ma ein ſehr wohlerhaltenes Skelett, das man aus mehreren Anzeichen für jenes des tapferen Mafors Moſina, des Adjutanten Garibaldi's, zu erkennen glaubte, welcher beim Angriff des Casino dei einen Fauſtſchlag ins Geſicht. quuattro venti dreimal zu Pferd die Stufen hinan e ei e t 0 n. — den g 388 1 1 8 s FJioſeph und Roſe 1 76 Dorfgeſchichte von Dr. J. G. Molitor, Rübe kaicnan (Fortſetzung.) i ee Endlich raffte er ſich auf, ohne ein Wort zu reden, gab mit der Hand das Zeichen, daß ſie a wieder ihre Plätze auf dem Heuwagen einnehmen ſollten; als dies geſchehen, ſtieg er mühſam in den Sattel und fuhr nach Hauſe. Friederile und Roſe legten betrübt die Hände in einander und waren ernſtlich um die Geſundheit es Vaters beſorgt. 5 „Was auch mit dem Vater iſt, er hat nicht blos das Fieber, das ihn ſo ſchüttelt, ſchau nur, wie er zuweilen mit den Händen über die Augen fährt, ich glaube, er weint“, flüſterte Roſe der Mutter zu. „Weinen, ja wenn er wieder einmal weinen zunte, wie damals, als dein Brüderlein, unſer Johannesle, ſtarb, dann würde wieder Lulles lieb und gut werden“, ſeufzte Friederike; „man kann ber auch im Zorn weinen, und das ſind böſe Thränen.“ ö „Im Zorne weint der Vater nicht, jetzt nicht, wenn er weint“, entgegnete Roſe, „das müßten ſonſt die Roſſe büßen, wenn er auch uns berſchont; aber ſieh nur, wie er den Kopf auf die Bruſt „Liebes Kind, ſollſt Recht haben — wer wünſcht denn die Stunde ſehnlichſter herbei, daß der Geiſt des Unfriedens, der Zwietracht, des Haſſes von unſerm Hauſe Abſchied nehmen möchte, als ich! Du kennſt nur deine Leiden, die Mutter aber leidet um Gatten und Kind; das Weib bindet ein heiliger Eid an den Gatten, und wenn er ihr zum Würg⸗ engel wird; das Kind wird ſelbſtſtändig, löst ſich vom elterlichen Hauſe mehr oder weniger ab, um auf friſchem, anderm Grunde ſich eine Wohnung des Glückes zu erbauen. O, daß du wirklich glück⸗ lich werden möchteſt, da du ſchon ſo frühe die bittern Früchte des Unglückes ſchmecken mußteſt!“ So ſprach tiefgerührt Friederike und manches liebe, tröſtliche Wort floß von ihren Lippen, bis ſie nach Hauſe kamen, indiſſen Franz unverändert ſtumm blieb. Als der Wagen auf der Scheuertenne ſtand, überließ er ſeinen Leuten das Abladen, brachte nur die Pferde in Ordnung und legte ſich in das Bett. Thee, Wein, und was ihm zum Eſſen angeboten wurde, verſchmähte er, doch ohne zu ſchmähen, viel⸗ mehr ſeufzte er oft tief auf. Seiner Ermattung nach hätte er ruhig im Bette liegen ſollen, allein er wälzte ſich bald auf die eine, bald auf die andere Seite und machte ſich mit ſeinen Händen auffallend viel am Kopfe zu ſchaffen. Friederike und Roſe wurden dadurch nur noch ängſtlicher Glaubten ſie vorher ſchon, daß er durch Verlältung im Rheine ſich ein Fieber zugezogen, ſo liegen und die Geißel ſo trübſelig in der Hand hat.“ J befürchteten ſie jetzt, es könnte noch eine Hirnent⸗ zündung dazu gekommen ſein. In dieſer Meinun wurden ſie noch mehr beſtärkt, als er begann, un⸗ verſtändliche Worte zu murmeln. Friederike wich nicht von ſeinem Bette un frug ihn wiederholt, ob ſie nicht nach dem Arzte ſchicken ſolle. f Endlich richtete er ſich raſch im Bette auf Thränen rollten ihm über die blaſſen Wangen krampfhaft erfaßte er Friederikens Hand und ſprach hohl: „Ich bin geheilt — geh, geh, ſag's Joſef ſags des Antons, ich ſei geheilt!“ dann ſonk e wieder in ſein Lager zurück und drückte ſein Geſich in das Kopfkiſſen. Friederike wußte nicht, wo ih der Kopf ſtand — wie ſollte ſie dieſe Worte ver ſtehen! Waren ſie vom alten Haſſe diktirt! ein Irrede ſeiner Fieberhitze! Was konnte Joſef, wa⸗ des Antons mit ſeiner Heilung zu thun haben? Als Franz wieder aufſchaute und Friederik unentſchloſſen mit naſſen Augen noch vor ſeine Bette ſtehen ſah, rief er heſtig: „Geh, willſt nich gehen, ich faſele nicht, ich kann nicht gehen willſt mir die Seele vollends herausreißen, geh, ie bitte dich drum, bei Allem, was dir heilig iſt!“ Friederike war es immer noch, als ob ein Ge ſpenſtertanz in dichtem Nebel ſie umringe; in de Angſt rief ſie Roſe, befahl ihr, zum Vater zu ſitze und ging in Gottes Namen in des Antons. Vater, Mutter und Sohn, dieſer mit der Haupte in den Händen, ſaßen um den Tiſch un plauderten. Lisbeth wollte noch immer nicht rech glauben, daß es Joſeph wirklich recht wohl ſe