ugsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. Poſtproviſion. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet für Ladenburg und Umgegend vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhal⸗ 5 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende ehmen Inſerate für uns an. * Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 83. Wittwoch, den 15. Oktober 1879. Berlin. . dem Deutſchen Reiche und Oeſterreich⸗Ungarn ſchweben ſeit längerer Zeit Verhandlungen, welche den Abſchluß eines Vertrages wegen Regelung der gegenſeitig zu gewährenden Rechtshülfe in bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten zum Gegenſtande haben. Nachdem dieſe Verhandlungen bisher ſchriftlich geführt worden ſind, iſt man über⸗ ein gekommen, den Verſuch zu machen, ob durch kommiſſariſche Berathungen zwiſchen Vertretern der beiderſeitigen Juſtizverwaltungen eine Einigung über „ die noch beſtehenden Meinungsverſchiedenheiten zu n erzielen ſein möchten. Zu dieſem Behuſe ſind dieſer Tage die Miniſterialräthe von Oeſterreich und Un⸗ garn in Berlin eingetroffen, und werden dort die betreffenden Berathungen demnächſt im Reichsjuſtiz⸗ amt ſtattfinden. Anläßlich der „Stiefelparade“ wurden Vor⸗ ſchläge über Verbeſſerung des Schuhweſens des deutſchen Militärs, laut. Berl. Bl. erinnern nun daran, daß die Militärverwaltung ſeit geraumer Zeit einer verbeſſerten Fußbekleidung unſerer Truppen et beſondere Beachtung zuwende. Es iſt eine eigene Kommiſſion eingeſetzt, welche in umfaſſender Weiſe mit einer Prüfung der vorhandenen Mängel und 1 deren Abſtellung beſchäftigt iſt. Zunächſt beabſichtigt man, die im Gebrauch befindlichen kurzſchaftigen Stiefel abzuſchaffen; dann aber liegt noch eine „ ganze Reihe weiterer Verbeſſerungsvorſchläge vor. Karlsruhe, 12. Oct. Durch eine neue Verordnung wird die ſanitätliche Ueberwachung der außerhalb der Landesirrenanſtalt befindliche Geiſtes⸗ kranken angeordnet und wird zugleich die wichtige tatiſtik dieſes Krankheitsgebiets unterſtützt. Heidelberg, 12. Oct. heute früh ſeinen Leiden erlegen. findet Dienſtag Nachmittag ſtatt. Baden, 11. Oct. ſchafter, Graf St. Vallier iſt heute Vormittag hier angekommen, Nachmittags vom Kaiſer empfangen, dann bei den Majeſtäten zum Diner und Abends zu der großen Hofgeſellſchaft im großherz. Schloſſe geladen worden. Aus der bayeriſchen Rheinpfalz. Wir haben in der Pfalz, wie in den andern Regierungs⸗ bezirken Bayerns, noch immer einen empfindlichen Mangel an Volksſchullehrern, veranlaßt zum Theil durch den Uebertritt einer beträchtlichen Anzahl Lehrer nach Elſaß-Lothringen, zum Theil auch da⸗ durch, daß in den Schwindeljahren 1871 — 73 viele junge Lehrer einen andern Beruf ergriffen, der ihnen lohnender erſchien, und unter dem Einfluß der allgemeinen Jagd nach Geld der Nachwuchs ſich auch minder zahlreich dem Lehrerſtand zuwandte. Wir haben aber jetzt Ausſicht, daß es beſſer wird: das Schullehrerſeminar in Speier iſt, was ſchon lange nicht da war, heuer ſo ſtark beſucht, daß die jungen Leute gar nicht alle in der Anſtalt unter⸗ gebracht werden konnten, ſondern für etliche zehn auswärts Wohnung geſucht werden mußte. Auch die übrigen Lehrerbildungsanſtalten der Pfalz ſind heuer ſtark beſucht. Frankreich. Paris, 10. Okt. Auf hierher ergangene Anfrage über die Begründung von Gerüchten, welche wiſſen wollen, Miniſter Waddington habe ein Entlaſſungsgeſuch eingereicht, kann beſtimmt Hofrath Stark iſt Die Beerdigung Der franzöſiſche Bot⸗ 2 verſichert werden, daß jede Behauptung von einem Entlaſſungsgeſuch Waddingtons vollſtändig falſch iſt. 5 Italien. n Der Kronprinz des Deutſchen Reiches und ſeine Familie ſind bei ihrer Ankunft in Pegli von dem Bürgermeiſter Marquis Durezzo em⸗ pfangen und von der Bevölkerung daſelbſt lebhaft begrüßt worden. Der Miniſterpräſident Cairol hat ſich von Mailand direct nach Laſerta begeben, an⸗ geblich um eine locale Ausſtellung zu eröffnen, in Wirklichkeit aber, um einen Verſöhnungsverſuch mit dem ſüditalieniſchen Abgeordneten der Linken angeſichts der Wiedereröffnung des Parlaments zu machen. Wie aus Madrid gemeldet wird, reiste der mit der offiziellen Werbung um die Hand der Erz⸗ herzogin Marie Chriſtine für den König Alfonſo von Spanien beauftragte Herzog von Baylen am 9. Okt. Abends von Paris nach Wien. Die königl. Braut wird Wien am 20. Okt. verlaſſen und nach einem zweitägigen Auſenthalte in Paris bei Irun den ſpaniſchen Boden betreten. Von den ſpaniſchen Miniſtern des Aeußern und des Krieges und andern ſpaniſchen Großwürdenträgern geleitet, wird ſich die lönigl. Braut nach Madrid in das Palais Pardo begeben, wo ſie 8 Tage bis zur Trauung in der Kirche von Atocha bleiben wird. dar Vermählungsfeier werden glänzende Feſte vor⸗ ereitet . male, N f den hat. Es kam endlich ſo weit, daß er Friede- ] vorbeikommen läßt. Auch Franz hatte am Rhein g 9 U 1 0 . 1 i ricke nicht mehr mit dem Halsbrechen drohte, wenn [Wieſen zum Heuen geſteigert und er und Joſef ubm 5 f a ſie mit des Antons freundliche Blicke wechſelte; er [fuhren an demſelben Tage dahin, das Heu zu . l le ſie ſchalten und walten nach Belieben. hohlen, ohne daß Einer von dem Andern etwas —— oſeph und Roſe. . bon 87 Dorfgeſchichte von Dr. J. G. Molitor. Der Beinbruch hatte Joſef den Winter über wußte. Josef hatte ſeine Ladung gemacht und 1 if Petet Fortſetzung.) 50h Ia Iſt er vor ſich ſelbſt erſchrocken, oder hat ihm zsbeane die Wutb die Zunge gebunden — er konnte lein Wort reden. Nur als ſie endlich zu dem Schluſſe kam: „Wenn du ſo fortfährſt in deiner Gottloſig⸗ keit, ſo wirſt du dem Teufel zu ſchlecht und fliehen ich und Roſe dieſes Höllenhaus! „Da ſchlug er mit beiden Fäuſten auf den Tiſch, daß die Fenſter klirrten und jedes weitere Textleſen unmöglich war. Roſe hütete ſich aber, Etwas drein zu ſagen und mit Recht, denn ein Kind muß unter allen ) Umſtänden die nöthige Ehrerbietung gegen die ctober 's, Eltern bewahren; — was ſie thun konnte, war, ihren Thränen freien, unverhohlenen Lauf zu laſſen. 5 Ha 5 Man ſollte glauben, das ernſte, unerſchrockene e dagen von Friedericke habe Franz auch in ſeiner rieben n aßwuth empor geſchraubt; das war nicht der Mttrt en det 6 le don g 1 00 Fall, wenigſtens nicht in ſeinem Betragen. Er n finſter und mürriſch, wie zuvor. Hatte er aber vorher gewettert und geflucht, wenn Friedericke nicht art den s geduldige Lamm geſpielt, ſo nahm er jetzt ihre a engen, oft beißenden Gegenreden ohne beſonderes bedinge Aufbrauſen hin. Cs ſchien ihm gegangen zu ſein, n e wie einem Packan von Hund, der alſobald den er 85 Schwanz hängen laßt, als er ſeinen Mann gefun⸗ * aus dem gewöhnlichen Kreiſe der Geſellſchaften ge— bracht; er wohnte keiner einzigen Rockenunterhal⸗ tung bei. Er war deſſenohngeachtet doch allgemein beliebt, denn ſeine Beſcheidenheit ſicherte ihn vor dem Vorwurfe des Stolzes, ſeine Freundlichkeit vor dem der Duckmäuſerei, die dem Pfälzer wie Gift iſt, und ſeine treffenden Witze, die er zuweilen machte, dienten den Leuten zum Beweiſe, daß er nur aus Neigung zum Bücherleſen, ſonſt aus keinem andern Grunde, weniger mit ihnen verkehrte, als wie früher. Dann war er ja früh und ſpät am Geſchäfte wie jeder fleißige Bauer. Inzwiſchen kam die Heuernte herbei. Anton hatte auch, wie viele Bauern, Gras auf den großen Rheinwieſen geſteigert. Dieſe müſſen dann bis zu einem beſtimmten Tage gemäht und geräumt ſein — nach Vorſchrift der Domänenverwaltung. Man ſpart das Mähen gewöhnlich bis an das Ende der Friſt auf, um möglchſt viel Heu zu bekommen. An den letzten Tagen entwickelte ſich daher auf dieſen Wieſen eine große Lebendigkeit. Um Mitter⸗ nacht ſchon gehen von den entfernten Ortſchaften die Heuwägen ab und kehren nicht ſelten erſt am Abende beladen und unter großem Jubel zurück, da das heiße Wetter durſtig macht und nicht ſo leicht eilte zum Rheine, durch ein Bad die ſchweißigen Glieder zu erfriſchen. 5 i Voll Badeluſt ſtürzte er ſich in die kühlen Fluthen und ſchwamm eine Strecke abwärts. Da gewahrte er Jemand, der verzweifelnd mit den Wellen rang und plötzlich unterſank. Mit kräftigen Armen zertheilte er die Strömung, dem Unglück⸗ lichen zu helfen. Er tauchte unter, erwiſchte den⸗ ſelben am Schopfe, zog ihn auf die Oberfläche und hatte den beſinnungsloſen Franz bei ſich. Der Anblick erſchreckte ihn ſo ſehr, daß er ihn fahren ließ, dann faßte er ſich aber raſch wieder, umſchlang mit einem Arme ſeine Bruſt und ſuchte das Land zu erreichen. Nach vieler Anſtrengung gelang ihm dieſes. Ein anderer wäre vielleicht in dieſer Lage rath⸗ los geworden, allein Joſef hatte beim Schwimmen⸗ lernen zuweilen Gelegenheit, ſolche zu ſehen, die das Waſſer über ſich Herr werden ließen und eine unmäßige Waſſerkur gebrauchten. Er rüttelte daher Franz einigemal, legte ihn auf die Seite und rieb ihn in Ermanglung von Wolllappen mit der flachen Hand. Es dauerte nicht lange, ſo entſtrömte Franz das verſchluckte Waſſer, und er ſchlug die Augen ohne Einkehr an den Wirthshäuſern an der Straße auf. Lange ſtarrte er Joſef an, dann drückte er