9 — Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Wochenblall 7 7 1 5 2 * * nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet für Lad enburg und Umgegend vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit tungsblatt 1 k. 70 Pf. excl. Poſtproviſion. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ paltige Petitz eile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen illuſtrirtem Anterhal⸗ dem Grafen Wilhelm Bismark iſt dieſer Tage hier de Leg 5 eingettoffen. Graf Rantzau mit Gemahlin waren auen. un um Empfange am Bahnhof. kat — ö Aus der bahriſchen Rheinpfalz. Von g he den Mitgliedern unſerer Kriegervereine, welche der Baut. un Kaiſerparade in Straßburg anwohnten, hören wir, igen. un daz der Kaiſer, als er ſie am Bahnhof aufgeſheſlt Hann. ah, äußerte: „Es freut mich, daß Ihr gekommen 0 uud ge eid; ich ſehe Euch alte Kameraden gerne.“ akurgemaz 50. Karlsruhe, 26. Sept. Alle Gefängnißſtrafen bis zur Dauer von einem Monat werden in den Amtsgefängniſſen vollzogen. Im Uebrigen werden efängnißſtrafen nach der hierwegen neu erlaſſenen Verordnung, ſofern ſie ein Jahr überſteigen und von erwachſenen Perſonen männlichen Geſchlechts zu erſtehen ſind, im neuen Landesgeſängniß Freiburg zum Vollzug gebracht. Die Landesgefänguſſ. Frei⸗ burg, Mannheim, die Kreisgefängniſſe Waldshut, Offenburg Raſtatt dien en zur Strafvollſtreckung für al. Gefängnißſtrafen von minderer Zeitdauer, d. h. zwiſchen 1 Monat und 1 Jahr. Für jugendliche und Sus, Verbrecher iſt das Landesgefängniß Bruchſal beſtimmt, für verurtheilte Frauen . die Weiberſtrafanſtalt Bruchſal. e —— Spanien 92 r Madrid, 28. Sept. Die Militärbehörde efahl die Verhaftung eines Oberſten und zwei an⸗ deren Offizieren, deren Theilnahme an einem Ver⸗ ſuche der Störung der öffentlichen Ordnung aus beſchlagnahmten Schriftſtücken hervorging. 7 5 * — Mittwoch, den 1. Oktober 1879. „„ ö „ 7 Berlin. Fürſt Bismark nebſt Gemahlin und Zürich, 25. Sept. Mit dem 23. Sept. St. Petersburg, 26. Sept. Das Jour⸗ iſt die Referendumsfriſt für das Bundesgeſetz über die Erhöhung der Zölle auf Tabak und Sprit ab⸗ gelaufen, ohne daß die nöthige Anzahl Stimmen für Unterbreitung des Geſetzes der Volksabſtimmung zuſammengetrommelt worden wäre. Bekanntlich ging die Agitation gegen das zweckmäßige Geſetz vom Zentralkomite des Grütlivereins aus; anſtatt der nöthigen 50,000 Uaterſchriften brachten ſie es nur auf ca. 20,000, darunter viele ungültige. Die „Pfeife des armen Mannes“ hat nicht gezogen. Großbritanien. London, 26. Sept. Meldung des Reuter⸗ ſchen Bürcaus aus der Capſtadt vom 9. d. Mts. Cetewayo wird ſtündlich hier erwartet. General Wo ſeley iſt in Utrecht angekommen. Sämmtliche Zuluhäuptlinge haben ſich unterworfen London, 27. Sept. Die indiſche Regier⸗ ung bat um Belaſſung dreier nach England zurück⸗ boordſter Regimenter in Indien. Das Truppen⸗ ſchiff Jumna ſegelte nach Bombay ab mit 2000 Mann Verſtärkung für die Armee in Afghaniſtan. London, 28. Sept. Das Reuter'ſche Bureau meldet aus Simla: Jakub, von einer ſolennen Suite van 45, und einer Escorte von 200 Mann begleitet, iſt geſtern Abend in Kushi bei Baker angekommen; er hatte zuvor den Empfang jcheiftlich nachgeſucht. Anarchie in Kabul. Thore geſchloſſen. Roberts mit 3 Regimentern aufge⸗ brochen. nal de St. Petersburg erklärt die Meldung des Reuter'ſchen Bureaus aus Simla, daß die Ruſſen bei einem Zuſammenſtoß mit den Turkomanen ge⸗ ſchlagen ſeien und 700 Mann verloren hätten, für unwahr; den neueſten Nachrichten zufolge er⸗ rangen die Ruſſen im Gegentheil einen bedeutenden Erfolg. Jeder Student, welcher ſich gegenwärtig an irgend einer Univerſität in Rußland inſkribiren läßt, erhält, wie die Petersburger „Rußkaja Prawda, (Ruſſiſche Wahrheit) ſchreibt, ein vom Miniſter des Innern beſtätigtes Exemplar neuer Studen tenregeln, welche viele Parrgraphen enthalten und unter An⸗ derem Folgendes vorſchreiben: „Jeder Student iſt verpflichtet, das Miethen einer Wohnung der Polſzei anzuzeigen; er darf ſie erſt nach herabgelangter Be⸗ willigung beziehen. Jeder Student erhält von ſeinem Dekan eine Legitimation, die er ſtets bei ſich tragen und auf Verlangen der Polizei vorzeigen muß. In einem Zimmer dürfen nicht mehr als zwei Studenten wohnen. Die Polizei hat das Recht, die Studenten⸗ wohnungen von Zeit zu Zeit zu viſitiren und Ver⸗ haften. Die Studenten haben kein Rechk, Berſamm⸗ lungen, Unterhaltungen, Konzerte, Schauſpiele, Vor⸗ leſungen u. ſ. w. zu veranſtalten. Die Studenten därfen keine Gaſt⸗ und Kaffeehäuſer beſu hen, keine verbotenen Bücher oder unmoraliſche Bilder halten und die Wohnungen ihrer Kollegen nicht beſuchen. Die Vortröge der Profeſſoren dürfen nicht litho⸗ graphirt werden. Der Eintritt in die Lehrzimmer während des Vortrages iſt ſtreng verboten. Zum Beſuche von Vergnügungsorten müſſen früher beim Rector Bewilligungen erbeten werden u. ſ. w. Dieſe 3 Eltern nach verfloſſenem Urlaube Abſchied. Ohnedies thut der zweite Abſchied von Hauſe in der Regel weher, als der erſte, weil man da ein die unbekannte . Welt mit tauſend Pläuen und unbeſchnittenen Hoff⸗ 5 nungen hinausſtürmt, indeſſen beim zweiten Male dul. ſchon allerlei traurige Erfahrungen gemacht worden Wente ſind, die den Glanz der Welt getrübt, ohne unz f. ſo weit g⸗bracht zu haben, in ruhigem Urtheile ſie n Beet zu nehmen, wie ſie iſt, nicht weißer und nicht ſchwärzer, ſondern in ihter aſchgrauen, gemein⸗ge⸗ er. 0 ſchäſtigen, Zwecksnatur. Die Spannung, in welcher Joſef wider Willen mit Roſe leben mußte; die Er⸗ fohrung, daß ein Einziger einen harten Keil zwiſchen viele freundlich vereinte Herzen ſchicken könne; der Gedanke, daß ſeine friedlichen Eltern fohrtwährend ſtillen Gram der unglückſeligen Leidenſchaftlichkeit bon Franz wegen tragen müßten und daß Roſe am Ende gar das Opfer von ihres Vaters Haß wer⸗ din könnte: dies Alles erſchwerte ihm den Abſchied noch mehr und preßte ſein Herz krampfhaft zu⸗ ſammen. 8 — 2 2 2 5 5 In die Kaſerne eingerückt, kam ihm das ſteife — Soldatenweſen beengender vor, als im Anfange und —— dies war ganz natürlich — er hatte ſeine Glieder nach Herzensluſt geregt und bewegt und erſt recht empfunden, was das heiße, ein Menſch zu ſein, an dem nicht jeder Zoll gemeſſen und nach beſon⸗ derem Reglement ſich zu jedem andern Zolle zu ſtellen habe. Indeſſen gewöhnte er ſich in dieſe Ordnung bald wieder ein. Seine Seelenſtimmung taugte aber gar nicht zu den frivolen Späſſen. wie ſie hier geriſſen wurden und zur wahren Folter ward ihm, wenn er mit anhören mußte, wie Dieſer und Jener mit der leichtſertigſten Zunge erzählte, daß er Dieſer und Jener herzbrechende Liebeserklärungen gemacht, ſie am Narrenſeil herumgeführt und ſitzen gelaſſen habe. Joſef dagegen las ſehr fleißig lehrreiche Bücher und wurde ſo nicht nur von den Abwegen bewahrt auf welche der lebendige Geiſt in einem faulen Menſchen leicht gerathet, ſondern reicher an guten und nützlichen Kenntniſſen wurde. Er lernte fremde Länder und Völker kennen mit ihren Sitten, Re⸗ ligionen und Staalseſurichtungen und begriff ſo beſſer, was er für ein Glied in der großen Men⸗ ſchenkette, Vorurtheile wurden weggeräumt, ſchiefe und halbwahre Anſichten berichtigt, ſittliche und re⸗ ligiöſe Gefühle geläutert und geſtärkt; er wurde muthvolſer, da ihm das Bewußtſein erwacht“, daß die ganze Menſchheit dazu berufen, zu ringen und zu lämpfen und Opfer zu bringen, die höͤchſten Güter des Lebens zu erreichen, und rief er ſich dann die Frömmigkeit, das zweifelloſe Gottvertrauen ſeiner lieben Eltern in das Gedächtniß, ſo wurde 1 er mit deſto größerer Hochachtung und Liebe für ſie erfüllt. a Dieſe lebten daheim den gewöhnlichen Gang det Dinge; wie etwa die Leute in der Stadt, ſo liefen beide Familien an einander vorbei, wodurch zugleich alle Reibereien vermieden wurden. 5 Nur höchſt ſelten wurde in Abweſenheit des Franz ein freundliches Wort gewechſelt und da man es auch müde war, von der Feindſchaft zu ſptechen und ihren Leiden, ſo war der Gegenſtand ibrer Rede irgend ein gleichgiltiger, oder Joſef. So war der Frühling herangekommen mit all ſeiner Pracht und Sangesluſt. ſeinem Sonnenglanz 555 und Waldesrauſchen, ſe nem ſüßen Dülftemeer und ſeinen kryſtallenen Waſſerquellen, und Menſch 05 und Thier halfen eifrig zuſammen, die Mutterbrüſte 595 der Natur recht ergiebig zu machen. Auch ſproßte die Saat üppig aus der öden Furche herbor und lleidete die nackten Schollen in ſaftiges Grün. Die Kirſchbäume begannen den Blüthentanz der Bäume, die reifen Pfirſiche miſchten ihr liebliches Roth in das ſanfte Waiß der Pflaumen und Zwetſch⸗ gen und daran nahm ſich der Apfelbaum ein Muſter 2 und ſchüttelte kauſend weißrothr Roſen in das ſchwellende Grün des gekräuſelten Glafes. Anton hatte den Zankacker mit Hopfen angelegt und freute ſich darüber, als die ſaftigen Ranken raſch an den Stangen empor kletterten. Bald glaubte mün, einen jungen Wald zu ſehen, wenn die dülrten Gipfel nicht an Gambrinus geweihte Pflanze erin⸗ nert hätten. Sie war endlich ſo hoch droben, daß