verhehlter Schadenfreude über das Blutbad in Kabul. Die „St. Petersburgskija Wedemoſti“ knüpfen an den Bericht des Errigniſſes einige Bemerkungen über das Verhältniß Rußlands zu Afghaniſtan, deſſen Geſandſchaft doch mehrere Monate ganz ruheg und ungeſtört ſich in Kabul aufgehalien hätte. Wird etwa die ruſſiſche Macht in Afghaniſtan höher ge⸗ ſchätzt, als die engliſche? ſo fragt die Zeitung. So⸗ dann fährt das Blatt fort: „... Der Friede von Gandamak wurde von der engliſchen Preſſe als Verherlichung Großbritaniens in Centralaſien und Erniedrigung Ruß ands betrachtet. In der That hat aber das Preſtige Englands durch denſelben einen argen Stoß erlitten. Jakub Khan iſt nicht ſtark genug, um über die Afgha en zu her rſchen. Er hat ſich ſchon an die Engländer um Hilfe gewandt, aber dieſe Hilfe wurde durch die Beſetzung ganz Afghaniſtans bedingt. Welche Macht wird England entwickeln müſſen, um des Erfolges ſicher zu ſein? Indeß ſtimmt eine Beſetzung ganz Afghaniſtan durch die Engländer und eine Machkſtellung ihrer daſelbſt nicht mit dem Verſprechen überein, die das londoner Kabinet dem pftersburger gegeben. Wenn der Ueberfall der engliſchen Geſandſchaft ein⸗ erſeits eine glänzende Genugthuung verlangt, ſo weiſen die Verpflichtungen Großbritaniens Rußland gegenüber anderſeits auf die Nothwendigkeit hin, ſich mit dem St. Petersburger Kab'n t bezüglich aller Maßregeln zu vereinbaren, die von England griffen werden können, um die Genugthuung zu⸗ erhalten, die aber gleichzeitig auch jeglicher Selbſt⸗ ſtändigke t Afghaniſtans ein Ende ſetzen. Die jetzigen Ereigniſſe, die England die Unmoͤglichkeit bewieſen haben, auf friedlichem Wege dort das Uebergewicht zu erringen, können leicht dahin führen, daß Eng⸗ land und Rußland ſich in Afghaniſtan theilen.“ — Athen, 14. Sept. Eine Anzahl Chriſten Mohamedaner und Juden von Janina richtete De⸗ peſchen on den König und den Miniſterrath, in welchen proteſtirt wurde, daß ſich 3 Vertreter Ja⸗ ninas in Konſtantinopel den Titel von Vertretern der Bevölkerung Janinas anmaßten, und worin die Vereinigung mit Griechenland erbeten wurde. Türkei. Die Nachrichten aus Oſt⸗Rumelien lau⸗ ten ſehr beunruhigend. Jeden Tag empfängt die Pforte Berichte, welche von lokalen, durch die Rück⸗ kehr der Flüchtlinge hervorgerufenen Unruhen melden. Konſtantinopel, 17. Sept. Heute wur⸗ den in der Stadt verſchiedene Gerüchte verbreitet über ein angebliches Attentat auf den Sultan. Beranlaſſung hiezu war, daß ein Ind viduum, wel⸗ ches der Geiſtesſtörung verdächtig iſt, den Eingang in den Garten des Meldiz Kiosks erzwingen wollte, hierbei drei Soldaten verwundete und ſelbſt ſchwer verwundet wurde. N Nach einem berliner Briefe der „N. Frkf. Pr.“ ſtünde die Verkündigung der Verlobung der Prin⸗ zeſſin Viktoria von Baden mit dem bekanntlich nach Straßburg kommenden Kronprinzen von Schweden kürzeſter Zeit bevor. 5 Kurz und bindig ſind die Worte einer Warnungstafel, welche Tiroler Bauern an der Grenze ihres Dorfes aufgeſtellt: Wer hier den Wieſenweg betritt, Zahlt auf der Stell' acht Groſchen; Und wer das Geld nicht hat, dem wird Am Leib es abgedroſchen. (Eine „Vergnügungsfahrt“ im Segel⸗ boot auf dem Ozean.) Bekanntlich haben in neu⸗ erer Zeit mehrfach tollkühne Menſchen das Wage⸗ ſtück unternommen, in einem gewöhnlichen Segel— boot den Ozean zwiſchen Europa und Amerika zu durchkreuzen und es iſt auch verſchiedene Male geglückt. Sehr ſchlecht aber bekam der Verſuch einem Louis G. Goldsmith von Geburt aus Däne, der in Begleitung ſeiner Frau am 1. Juli Boſton verließ, um in einem 18 Fuß langen Segelboot „Uncle Sam“ genannt, nach Dänemark zu fahren. Schon bald nach der Abreiſe ward die Frau krank und was Goldſmiths anfangs für Seekrankheit hielt, war, wie ſich herausſtellte, eine Unterleibs⸗ entündung. So hatte der Mann denn auch zu⸗ gleich die Aufgabe, Krankenwärter zu iſein und das Schiff zu ſteuern; des Tages über mußte er die Segel einziehen, um ſelbſt einige Stunden Schlaf zu finden, des Nachts ſegelte er weiter. Am 14. Aug. hätte in einem dichten Nebel auf ein Haar eine Brigantine den „Uncle Sam“ in den Grund gebohrt, um die Wiederkehr der Gefahr vorzubeu⸗ gen, blies G. den ganzen Tag das Nebelhorn, bis ihm ſeine Lippen wund waren. Dann ward das Wetter ſtürmiſch, Sturzſeen verdarben alles Schiffs⸗ brod und ſonſtigen Mundvorrath bis auf einige Blechdoſen mit Fleiſch. Die „Vergnügungsreiſen⸗ den“ dankten Gott, als am 19. Auguſt ein nach Liverpool beſtimmtes Schiff ſie an Bord nahm. Die arme Frau ward mittelſt eines Taues auf das Schiff gezogen, der Mann kletterte ihr nach. Aus ſeinem Boote, welches ſich kaum über Waſſer hielt, konnte er nichts retten, daſſelbe ging darauf auch gleich vor ſeinen Augen unter. (Eine marokkaniſche Hofgeſchichte.) Vor einigen Tagen meldete der Telegraph, daß der Onkel des Sultan von Marokko, Prinz Muley Abbas, rgiftet worden ſei. Dieſe Nachricht wird nun von 3 Runeſſchen Blatle „Riad⸗el-Tuniſi beſiätigt. 9 Zugleich erfährt man Folgendes über dieſe traurige 9 Hofgeſchichte: Prinz Muley Abbas, Sohn des ver⸗ * ſtorbenen Sultans von Maralko, Sidi Abdurahman, ſtand im 55. Lebensjahre und erfreute ſich ſeiner 9 großen Gelehrſamkeit und ſeiner vielen Wohlthaten 4 1 wegen einer großen Beliebtheit in ſeinem Vaterlande. Dabei war er ungemein reich und man ſchäßzte ſein n jährliches Einkommen auf zehn Millionen Franks. aue 9 In der Reſidenzſtadt Fez beſaß er zwei Palaſte, in 80 denn ein Palaſt reichte für ſeine zahlreichen Frauen, 115 90 Kinder und Diener gar nicht hin. Da nun der 4 a0 jetzige Sultan von Marokko kränklich und gelühnt * ahn iſt, ſo hoffte Muley Abbas, daß er bald den Thron 2 beſteigen werde. Anfangs Auguſt begab er ſich mit ſeinen getreuen nach Tlata, um dort zu jagen. Als 2 er nun eines Abends ermüdet von der Jagd heim⸗ lehrte, ließ er ſich ein Glas Scherbet reichen, das er haſtig austrank. In der Nacht darauf ſtellten ſich bei dem Prinzen Krämpfe und Ohnmachtsanfälle ein und wenige Stunden nachher war er eine Leiche Man vermuthet, daß ihm einer ſeiner Diener, der nigung usa 1 und Große g das Scherbet gegeben habe. 2 ſtorbenen wurden ſogleich vom Sultan konfiszirt, Der „Neuen Preuß. Ztg.“ ſchreibt man aus New Pork vom 6. Sept.: Die hieſige Preſſe hal ſchon oft die Aufmerkſamkeit ihrer Leſer auf die in den hieſigen Gefängniſſen üblichen grauſamen Strafmethoden gelenkt. Dieſelben überſteigen wirklich alle Grenzen; die Torturen, denen die Ges fangenen unterworfen werden, ſind eine ſeltſame Illuſtration zu den Reden von „Freiheit“ und unde Abwecsla „Civiliſation“, die man hier ſo reichlich zu hören a geſchfen wer bekommt. Spannen in den Bock, Aufhängen an n den leb den Daumen, viertelſtunden langes Stehen unten en den wehre einem armdicken Waſſerſtrahl ſind ſchon arg genug; Wuethen Aufge mache 3 le und Nat J 4 albuende Abwechslu aber der Scharfſinn der Gefängnißbeamten erfindet hing ihres Don noch immer neue Straf⸗Inſtrumente. Ein ſolches em daß richt run iſt in Sing⸗Sing, dem Zuchthauſe des Staates Abet geh New⸗Jork, im Gebrauche. Man nennt es das nt feiner Far „Ruder“. Das Inſtrument iſt nämlich einem amt gen Pas Ruder ſehr ähnlich und beſteht aus einem langen und füͤrkerde Erh biegſamen und elaſtiſchen Holzſtabe, der am vor⸗ nde Becher deren Ende in Geſtalt eines Ruders abgeplattet und ue n Gegen ſiebartig durchlöchert iſt. Der Sträfling, dem eine e re aut in ſolche Strafe zuerkannt iſt, wird in ein Art Bock n ü. Auch Lader ſo eingeſpannt, daß ſein Kopf die Erde berührt ice Cc! und ſein entblößter Rücken eine erhabene Lage en Lage an der en Umgebung he un Auswärtigen u Ausfligen, duserſehen und duch dos nahe f einnimmt. Auf dieſen werden dann mit dem Ruder kräftige Schläge geführt. Haut und Fleiſch dringen bei jedem Schlage in die kleinen Löcher des Ruders ein und bei jedesmaligem Aufheben werden di ſe kleinen Theilchen abgeriſſen, ſo daß ein Paar Schläge genügen, den ganzen Rücken des Sträflings zu einer blutigen Wunde zu machen. Die Strafe Ir Jorm ! „Der iſt es, der ihnen ſo viel Verdruß macht“ und ſein Herz wollte ſchon in zürnende Aufwallung ge⸗ rathen. Da gedachte er der Worte des Vaters und ſeines Entſchluſſes und ging raſch voran. Franz hatte ihn aber kaum bemerkt, als er auch ſich in ſein Haus zurückzog und dadurch Joſef aus der Verlegenheit riß. Seine Mutter war allein daheim und empfing ihn mit Freudenthränen in den Augen. Nachdem ſie ihn tüchtig verküßt hatte, ſtand ſie vor ihn hin und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. So iſts recht Joſef, daß du das Soldatenzeug nicht mitge⸗ nommen haſt; du gefällſt mir ſo viel beſſer, aber ein bischen blaß biſt du doch geworden, wird ſich aber wieder machen — ja draus iſt eben nicht da⸗ heim, ſeufzte ſie dann. 1 Wohl, wohl, ſprach Joſef, iſt mir aber nicht ſchlecht gegangen, iſt nicht halb ſo arg mit dem drauf an, wie man ſich anſtellt, und wie man's treibt. Freilich auf Kerle, die nicht wiſſen, was rechts und links iſt, da puffen die Unteroffiziere drauf hinein, wie auf Klötze, ſo daß mir drob das Herz weh gethan hat und bei ſolchen, die von Haus aus keine Ordnung kennen, bei denen ſetzt es Ar⸗ keeſt ab, daß es knallt; — wenn man aber anſtellig iſt, auf ſtrenge Ordnung hält und den Leuten manchmal eine Flaſche wichst, ſo geht das Ding glatt weg, wie geſchmiert! Ach, ich habe immer Angſt gehabt, das Com⸗ Soldatenleben, wie Manche thun — kommt alles mißbrod werde dich todtſterbenskrank machen und der Ekel werde dich umbringen, wenn du aus den Schüſſeln eſſen mußt, wo Alles durcheinander — hätt'“ faſt geſagt, wie in einem Sautrog, erwiderte Lisbeth. Wie man es ſich kocht, ſo hat man's; jeder iſt ſeine eigene Küchenmagd, der Eine eine reinliche, der Andere nicht und was den Durcheinander anbe⸗ langt, ſo gewöhnt man ſich daran. Doch kommt der Vater bald? lenkte Joſef in einen andern Weg ein. Muß bald kommen und wäre gewiß ſchon da, wenn er wüßte, daß du zu Hauſe. Der wird eine Freude haben! O, ich bin froh um iha, denn der Franz verleidet ihm ſchier das Leben! Gelt aber, der Franz, wer hätte ſich das einbilden können! Du wirſt erſtaunen, wenn du all die Torten erfährſt, die er uns angethan hat! Haſt nicht die Mauer im Hofe geſehen? Denk dir, ſo eine Mauer in den ſchönen Hof zu ſetzen, iſt das nicht arg?“ ſprach die Mutter. Nun konnte ſie nicht warten, bis der Vater kam — nach Weiberart wurde ſogleich hinter der Zunge aufgeräumt; doch hatte ſie nicht die Weiber⸗ art, zu übertreiben oder leidenſchaftlich zu ſein; durchweg herrſchte in ihrer Erzühlung Wehmuth vor. Hundertmal betheuerte ſie, wie leid ihr die Geſchichte thue und daß ſie ſich nie in das Bett lege, ohne Gott zu bitten, daß er doch einmal der Feindſchaft ein Ende machen ſolle. 9 5 445 Joſef hörte ihr geſpannt zu, und es war ſeinem jungen Blute nicht zu verargen, daß es hie 5 und da aufwällen wollte, aber Mutter Lisbeth bes ſänftigte ihn immer wieder. Der Empfang des Vaters war nicht weniger F — herzlich, als der der Mutter. Was Joſef aber tief the betrübte, war die Wahrnehmung, daß der Vater die V butt d Mark gemüthliche Heiterkeit verloren und dafür einige o. 1 Furchen auf die Stirne bekommen hatte. Im Laufe es 55 des Geſpräches fiel ihm noch etwas Anderes auf, 4 . was an und für und vorzüglich bei ſo offenen 5 uh Leuten ein ganz gutes Zeichen ihrer Denkart, hier a nittel aber auf den ſtillen Gram hinwies, der an ihren a gross 1 . Herzen nagte und auf die Betrübniſſe ihrer Seelen ale 884 — es war der häufige Gebrauch von religidſen 19 100 11 0175 Sentenzen und Bibelſprüchen. 1 20 Ein aufrichtig religiöſer Geiſt, der ſern vonn u beplon Schein oder ausſtellender Frömmigkeit, hatte voen/; rent jeher in Antons Haus geherrſcht — aber es dachte von ihnen keines daran, daß das etwas Beſonderes 7 ſei; es gehörte bei ihnen zum täglichen Leben, wie's 0 tägliche Brod — auch kamen auf die verſchiedenen Verhältniſſe des Lebens paſſende, religiöſe Kernſprüche in Anwendung — doch waren ſie nicht geſucht und wurde, wie man zu ſagen pflegt, der Tiſch nicht damit gedeckt. 13 5 (Fortſetzung folgt.)