N 9 Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Am Das „Ladenburger Wochenblatt“ erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet für Laden mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 . 70 Pf. excl. Poſtproviſion. Inſerate, nehmen Inſerate für uns an. bung und Umgegend vierteljährlich 1 WM. 20 Pf f user welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ppaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf, berechnet. Rabattbewilligung, — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Cargus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditione Bei größeren Aufträgen entſprechende Nr. 75 Mittwoch, öͤͤen 17. September 1879. Deutſchland. Berlin, 11. Sept. Hinſichtlich der weiteren Verhandlungen über die commerciellen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich wird die Ent⸗ ſcheidung der Reichsregierung vorausſichtlich bei der Nückkehr des Fürſten Bismarck ſerfolgen. Die Un⸗ terhandlungen durch Deligirte werden eventuell in Berlin geführt werden. — Die erwartete Vorlage aan den Landtag wegen des Ankaufs von Privat- bahnen wird ſehr umfangreich und von dem Vor⸗ ſchlage begleitet ſein, ein umfaſſendes Netz von n in der ganzen Monarchie herzu⸗ fit M . Berlin, 12. Sept. Die Kaiſerin wird den Kaiſer, wie der „Reſchanz.“ meldet, auf zwei Tage nach Straßburg begleiten, dann aber nach Baden zurückehren, um ihre Kur bis in den October fort⸗ zuſetzen. — Der Botſchafter in Rom, v. Keudell iſt geſtern Abend hier eingetroffen. Der franzöſiſche Votſchafter beim deutſchen Woche nach Berlin zurückkehrt, ſoll von ſeiner Re⸗ gierung amtlich beauftragt worden ſein, Kaiſer Wilhelm bei ſeiner Anweſenheit in den Reichslan⸗ den zu begrüßen, wie das gelegentlich des vorigen Kaaiſerlichen Beſuches der Reichslande durch den da⸗ maligen Botſchafter, Herrn von Gontaut⸗Biron, ge⸗ ſchehen war. e Berlin, Die Zuſammenkunft des Kaiſers Wilhelm und Kaiſer Alexander in Alexandrowo hat die Aufregung der ruſſiſchen Preſſe nur für klaurze Zeit geſtillt. Heute, nach kaum acht Tagen, baben wir wiederum eine Reihe von Artikeln des „Golos“ zu verzeichnen, welche den Leiſtungen der kuſſiſchen „St. Petersburger Ztg.“ in keiner Weiſe Reiche, Graf St. Vallier, der zu Anfang nächſter etwas nachgeben und die in dem Tone, den ſie gegen unſern Reichskanzler anſchlagen, lebhaft an die weiland berliner Reichglocke erinnern. Auffal⸗ lend iſt, daß dieſe Artikel von der „Agence Ruſſe“ verkündet werden. Dieſe Agence hat einen ent⸗ ſchieden amtlich angehauchten Charakter. Die An⸗ grifte werden alſo mit amtlichem Vorſpann fort⸗ geſetzt, und das von einem Blatte, von dem be⸗ kannt iſt, daß es ſeine Spalten dem ruſſiſchen Kriegsminiſter, Miljutin öffnet, alſo andererſeits ſchwerlich etwas aufnehmen würde, was deſſen Ab⸗ ſichten und Anſchauungen entgegenzuwirken geeignet wäre. Es wäre ein Fehler, dieſe Thatſachen zu verheimlichen und ihre Tragweite zu unterſchätzen, Oeſterreich. Wien, 13. Sept. Der engliſche Miniſter⸗ reſident eröffnete Riſtie, daß England bereit ſei, wegen der gänzlichen Abſchaffung der Kapitulationen zu verhandeln. Bulgarien hat Serbien eingeladen, Delegirte zur Vereinbarung der Zoll⸗ und Handels⸗ konvention zu entſenden. Die ſerbiſche Kommiſſion wegen Regelung der Beſitzverhältniſſe der Mohame⸗ daner in den neuen Gebietstheilen hat ihre Arbei⸗ ten beendigt Frankreich. Heute iſt in Toulon der Admiral⸗Duperre, das größte Panzerſchiff der franzbſiſchen Marine, vom Stapel gelaſſen worden. Dieſes Schiff hält einer Beſtimmung nach ungeführ die Mitte zwi⸗ ſchen den ſchweren Küſtenſchiffen und Panzerbatterien . 9 8 und den Schiffen, welche für große Expeditionen, für die Stationen in den außereuropäiſchen Meeren beſtimmt ſind. Es ſoll nur in den europäiſchen Gewäſſern und namentlich im mittelländiſchen Meere in Verwendung kommen. Der Duperre hat keine Maſten, ſeine Länge beträgt 98 Meter ſeine Breite 2297 M. Der Panzer hat eine Dicke von 610 Millimeter. Es führt 4 Kanonen von 100 Ton⸗ nen. Seine Maſchine hat 8500 Pferdekrraft und ſeine Geſchwindigkeit iſt auf 14 Knoten berechnet, 5 5 8 Italien. 8 . Rom, 9. Septbr. Die Blätter verkünden einen demnächſt in Ausſicht ſtehenden Beſuch des deutſchen Kronpeinzen und ſeiner Gemahlin in Rom. Dieſelben würden in dem deutſchen Botſchaftspalais, dem Palazzo Cafarelli auf dem Campidoglio Wohn⸗ ung nehmen. — Zu Piana de'Greci in der Provinz 3 lermo wurden 11 Individuen verhaftet, welche f zuſammengethan hatten, um mit gewaltſamen Mit⸗ teln die Lebensmittelpreiſe ihren privaten Intereſſen gemäß zu regeln, womit ſie das im Art. 389 des Strafgeſetzbuches vorgeſehene Berbrechen . Rußland. 8 St. Petersburg, 13. Sept. Dem Golo iſt der ſeit dem 18. Februar entzogene Straße verkauf wieder geſtattet worden, 1 0 5 Griechenland Athen, 13. Sept. Die griechiſchen Deligi ten ſind angewieſen, zunächſt die Vorſchläge der türk. Deligirten entgegenzunehmen, ſodann deren Doſeph und Noſe. Dorfgeſchichte von Dr. J. G. Molitor. (Fortſetzung., Seine Frau und Roſe können und wollen uns nicht böſe ſein, aber nur ganz verſtohlen dürfen ſie mit uns verkehren. Kommt Franz einmal dazu, daß ſie uns auch nur gegrüßt, ſo fällt er über ſie beer und macht ihnen die größten Grobheiten. Die gute Roſe, welche die Mutter bisher immer ttöſtete wegen deinem Soldatenſtand, leidet am meiſten. . Oft hat ſie verweinte Augen und mag gar nicht mehr ihre witzigen Späßle machen. Geſtern mußte ich mit eigenen Ohren hören, daß du mir ihn nicht anſiehſt, oder ich drehe dir den Kragen herum. Und als ſie ſagte was kann der dazu? hat er ſie im ung 1 Zorne geprügelt. el, Da wir hoffen, daß Nachbar Franz nicht un⸗ M verſöhnlich ſein werde, und da wir keinen Haß 4 gegen ſeine Familie und ihn hegen, ſo wirſt du 1 ans die Freude machen, und gegen ſie keine böſen ! Gedanken aufkommen laſſen. l. Lebe wohl! wir grüßen dich herzlich, auch Roſe Sie dachte weniger an ſich, als an Joſef: Was wird er dazu ſagen? Wie wird ihn das kränken? Und wenn ihn mein Vater am Ende gar noch grob und unflätig anfährt, wird er mit dann noch gut ſein? Wird er die Tochter eines ſo feind⸗ ſeligen Vaters noch gerne haben konnen? Das waren Fragen, die Roſe plagten, indeſſen Joſef an ſo was nicht entfernt dachte. Im Gegen⸗ theile, da Roſe um ſeinetwillen litt, ward ſie ihm nur noch lieber und das wäre juſt keine wahre Liebe, die nicht wächst mit den Schwierigkeiten, die ſie zu überwinden hat. Kalte Fiſchmenſchen ſchütteln mit dem erſten Schrecken die Bande ab, welche ſie mit andern verbinden, ſei es in Freundſchaft oder Liebe, wenn es eben dieſe Bande ſind, die ihnen den Schrecken verurſacht haben. Für edle Herzen aber ſind Hinderniſſe und Gefahr von unwiderſteh⸗ lichem Reize, der Freundſchaft und Liebe Bande ſelbſt unter den ſchwerſten Opfern immer feſter und enger im Kampfesfeuer zu ſchmieden. Joſef ſchwankte lange hin und her, unſchlllſſig, ob er nicht an Franz ſchreiben und ſo verſuchen ſollte, den Frieden wieder herzustellen. Er hätte es gewiß gethan, e ber der Gedanke an Roſe hielt ihn zurück. Hätte Franz nicht denken ſollen, das thut er der Roſe zu lieb, und die Folge wäre geweſen, daß dieſelbe noch mehr traurige Stunden bekommen, noch mehr ſeinetwegen zu leiden gehabt, als vorher. Die Menſchen haben gute Naturen; ſie ge⸗ wöhnen ſich endlich ebenſo an das Schlimme, als — ſchickt dir einen Gruß. Joſef war dies eine ſehr peinliche Nachricht, 147 er freute ſich nicht mehr auf den Urlaub. Im Traume erſchien ihm Roſe wie ein Marterbild, was ſie keines⸗ ien 3 8 15 wegs war J ſie das Gute lieb haben. So ging es auch den beiden Nachbarn. Anton vermied Alles, was zu Zänkereien und neuem Haſſe hätte führen könne und Franz lebte ſich in ſeinen Haß hinein, wie ein Maus in einen Stein Käſe — er nahm imm mehr deſſelben in ſich auf. Als er wieder einmal mit Friederike und Roſe in die Kirche ging, ſprach Anton zu Lisbeth: Wer hätte auch daran gedacht, als wir damals vor dem Hauſe ſaßen und davon redeten, doß ein Menſch mit grollendem Herzen Gott kein angenehmes Gebet darbringen kann, daß unſer Nachbar Franz in dieſe traurige Lage komme! Er ſchämt ſich weder vor den Leuten, noch vor Gott — er iſt ſeinem Grundſatze getreu, daß es Fälle geben könne, wo man haſſer muß. Und der Fall iſt da, entgegnete Lisbeth, w man lieben muß und wenn man auch gehaßt wird und dieſem Grundſatze getreu, wollen wir in di Kirche gehen. Gewiß, Lisbeth, erwiderte Anton; aber es ſtör mich doch als in der Kirche, wenn ich beten will und weiß, daß Jemand in dieſem Friedenshaus iſt, der mich — mich haßt, und Franz konnte ſoga zum Abendmahle gehen, ohne ſeinen Haß aufzugeben Ich glaubte, ein Blitzſtrahl zermalme mich, als ich dies fah. O, gliche doch die Einkehr Chriſti hier der bei dem Zöllner, dachte ich und eine erſchreckliche Reue befiel mich, daß ich die ruhige Beſonnenheit auf jener Verſteigerung verlieren konnte und die Urſache ſeines verderblichen Haſſes werden mußte. Du haſt gefehlt Anton, antwortete weich Lis⸗