i Dänemark. Kopenhagen, 31. Aug. Der Großfürſt 5 Thronfolger von Rußland iſt heute Vormittag auf der Rückreiſe von Schweden hier eingetroffen und 8 von der kgl. Tamilie empfangen worden. Schweiz. 3 Zürich, 31. Aug. An der im September stattfindenden Inſpection der Arbeiten am Gotthard wird Deutſchlond durch Oberregierungsrath Kinel, Italien durch den Inſpektor des Geniekorps und der Eiſenbahnen, Biglia, durch den Kommandeur Ferucci und den Generaldirector der oberital. Eiſen⸗ bahnen, M. Maſſo, vertreten ſein. e Konſtantinopel. Die Vorgänge im Kriegsminiſterium überſchreiten jetzt völlig die Grenze alles bisher Dageweſenen, und europäiſche Leſer werden ſich ſchwer an den Gedanken gewöhnen können, daß Vorkommniſſe, wie folgende, überhaupt moglich ſind. Der weite Platz vor dem Seraskerat und die umfangreichen Korridore und Säulenhallen des majeſtätiſchen Gebäudes, in welchem Osman ſein eiſernes Szepter ſchwingt, ſind vom Morgen⸗ grauen an mit Hunderten von Weibern und Kindern angefüllt, zum überwiegend größeren Theil Wittwen und Frauen von Offizieren, Aerzten und Soldaten. Alle ſchreien und zetern, bitten um Brod, um Rationen, um fällige Penſionen und Gehälter, rufen des Himmels Fluch auf den Sultan und die Re⸗ gierung herab und häufen alle nur denkbaren Ver⸗ wünſchungen auf Osmann's Haupt. Die wache⸗ haltenden Soldaten ſchreiten nicht ein; die Beamten des Miniſteriums verhalten ſich ſchweigend und theil⸗ nahmlos: werden ſie angeredet, ſo iſt die ſtete Ant⸗ wort: „Was können wir machen? wir haben ſelbſt nichts! Wendet euch an den Miniſter.“ Endlich er⸗ ſcheint der glänzende Wagen Osman's an dem wachenumgebenen Eingange zum Seraskerat. Schaaren von Weibern umringen ſofort das Gefährt des Miniſters und Worte ertönen, die in keinem Komplimentirbuche der Welt aufzufinden ſind. „Hund, Verfluchter, Kuppler, Dieb“, ſo tönt es dem Löwen von Plewna entgegen, „wir ſterben vor Hunger und du baueſt Paläſte. Gib uns Brod! Unſere Ernährer ſind für das Reich gefallen und du läßt uns vor ſchwarzem Hunger zu Grunde gehen. Was machſt du mit dem Gelde, Verdammter! Moͤge dein Weib ſterben, mögen deine Kinder ver⸗ unglücken, Hund! Wir laſſen dich nicht durch, ehe du versprochen, zu zahlen!“ Der Kutſcher ſteigt vom Bock und führt die Pferde mühſam durch die wllthenden Reihen, Steine fliegen, die gräßlichſten Schimpfworte erklingen, an Osman prallt Alles eindruckslos ab, wie die toſenden Meereswogen en den zackigen Felſen der Küſte. Inmitten von Flüchen und Verwünſchungen geht der Paſcha ruhig in ſein Zimmer. Und dieſe Szenen wiederholen ſich jetzt täglich ſeit dem Beginn des Ramaſan. Die Preſſe darf nichts darüber ſchreiben, der Sultan er⸗ fährt nichts davon, die übrigen Miniſter zucken die Achſeln und ſeufzen, wenn man ihnen von dieſen Vorgängen ſpricht, und im Volke und im Heere ſteigt die Erbitterung täglich höher. Wie ſoll das enden? Wohin ſollen wir noch kommen? (Köln. Z.) Verſchiedenes. Frankfurt a. M 27. Aug. Die Bewerb⸗ ung um Eintrittskarten zu der Schwurgerichts⸗ Verhandlung gegen Hilſenbeck und Treulieb, die des verſuchten Raubmords an dem Briefträger Tafel angeklagt ſind war geſtern Nachmittag eine unge⸗ heure, das Publikum drängte und ſchlug ſich darum wie in früherer [Zeit an der Theaterkaſſe. Karten wurden nur etwa 300 ausgegebeu. Als das Drängen und Toben zu arg wurde, ſchritt die Po⸗ lizei ein und ſäuberte das Haus. Bei einem der letzten Gewitter bat der Blitz in einer Alpe der Gemeinde Lenz nicht weniger als 147 Stück Schafe erſchlagen. Wertheim i. Baden. Seit Anfang dieſer Woche werden in hieſiger Gegend ſehr viel Aepfel und Birnen zum Moſten von Stuttgarter Händ⸗ lern angekauft; es mögen bereits 10,000 Ztr, ver⸗ kauft und ſind wenigſtens noch 100,000 Ztr. un⸗ verkauft. Der Preis, zu dem von den Landleuten abgegeben wird, iſt Z M. bis 3 M 40. Köln. Am Samſtag ſtanden wegen Be⸗ freiung vom Militärdienſt Joh. Wilh. Schneider von Wipperfürth, ſein Helfershelfer K. Oeler, ein freigemachter ſunger Mann Hardt und ſein Vater vor dem Zuchtpolizelgericht. Für 400 — 600 Thl. tauchte Schneider einen Faden in eine ätzende Flüſſigkeit und berührte das Auge damit, worauf ſich dieſes trübte und den Anſchein gewann, als ſei ein Hornhautfleck auf demſelben. In kurzer Zeit ſollen ca. 70 ſo für einige Tage entſtellte junge Leute vor der Departements⸗Erſatzkommiſſion geſtanden haben. Schneider wurde zu 2 und Oeler zu einem Jahr Gefäogniß verurtheilt, der freigemachte Sohn zu zwei und der Bater, der das Geld an Schneider zahlte, zu ſechs Monaten. (Aaskrähen im Zululande.) Auf den Schlacht⸗ feldern in Süd⸗Afrika haben ſich Aaskrähen, die dort auch in Friedenszeiten viel zur Beſſerung der ſanitären Verhältniſſe beitcagen, in großen Mengen eingefunden und binnen wenigen Tagen die Cadaver der gefallenen Schwarzen und Thiere vom Fleiſche befreit. Ganz merkwürdig iſt das bei wiederholten Fällen conſtatirte Faktum, as die Leichen der ge⸗ fallenen Weißen von den Aasvögeln ſtets verſchont blieben. Als die Engländer das Schlachtfeld von Iſandhlwana wieder beſuchten, fanden ſie die Lei⸗ chen ihrer Kameraden, ſelbſt jener, die bom Feſnde ihrer Kleider beraubt waren, unberührk, währen die Körper der gefallenen Kaffern und Thieren ag gänzlich von den Vögeln aufgezehrt waren. Die Eingeborenen von New⸗Guine (Auſtralien) tödteten aufs neue 6 Miſſtonäre, inder ſie in das von ihnen gebrauchte Waſſer eine äußer giftige Pflanze thaten. Waſſer mit wenigen Tto pfen von dieſem Safte der Wurzel vermiſcht, wi milchich und tödtet in kurzer Zeit. Wenn die Ei geborene dieſe Pſtanze ins Waſſer halten, ſo e ile Tho ſcheinen die Fiſche, welche damit in Berührung 1 bon An kommen, bald todt auf der Oberfläche,. Die Eine n dee 7 . geborenen begingen den Mord, um ſich die Beil das rothe Tuch und die Perlen, welche die Lehr beſaßen, anzueignen. N Paris, 31. Aug. Die hieſige Polizei geſtern auf höchſt originelle Weiſe einen Dieb ar tirt. Mit dem Brüſſeler Frühzuge kam nämlich erſter Wagenklaſſe ein junger, ſehr elegant gekleideſ Reiſender an. Als er, ſeine Reiſetaſche in der ein Hand, ſeinen Stock in der andern, den Bahn verließ, wurde er von einem Dienſtmann angeredes der ihm ſein Reiſegepäck tragen wollte. Der Frenz nahm das Anerbieten an und berlangte, nach einem Hotel des Boulevard St. Michel geführt zu werden Unterwegs fragte der Reiſende ſeinen Fühter, oh man auch in der großen Stadt ganz ſicher lebe. Der Dienſtmann antwortete: „O gewiß, ſelbſt dis Diebe können hier ruhig leben; namentlich weng ein Spitzbube von ſernher zugereist lommt, iſt ez für die Polizei immer ſehr ſchwer, ihn abzufaſf So weiter plaudernd, war man bis zur Brücke S, K gferunge Fache Ve Michel gekommen, aber dort ſchwenkte der Dien mann, anſtatt den Boulevard hinaufzugehen, rechts em da ab und führte den Fremden nach dem neuen prüch⸗ die de tigen Polizeipräfekturgebäude. „Ei, meinte der agel Reiſende, das iſt ja ein ſehr großes Hotel!“ worauf n, en ſein Begleiter erwiderte: „Ja, aber das Innere n größer müſſen Sie erſt ſehen! Ich werde Sie dem Wird Nn, d vorſtellen.“ Man ſtieg zuſammen die Treppe hinauf, J See int die zu dem Kabinet des Chefs der Sicherheitspolizel e agenſche führt. Hier angekommen, forderte der Fremde ganz za fete ruhig ein Zimmer auf acht Tage, erſtarrte aber 9“ ¼—— Schrecken faſt zur Salzſäule, als ihm der dork bes e, findliche Herr antwortete: „Guten Tag, Herr 8. ir 3 Sie kommen aus Antwerpen, wo Sie einen bede lenden Diebſtahl begangen haben. Sie haben ſch fünf Jahre wegen eines gleichen Verbrechens im fängniß geſeſſen. In dem Hotel, wo Sie abſleige ihnen. Da Roſe aber immer ſo munter war und keinen Vogel aus der Hand ließ, ohne ihm ein Federchen herausgerupft zu haben, ſo fiel ihr Ver⸗ hältniß zu Joſef Niemand auf. Sie kann nicht an⸗ ders, hieß es, 3' iſt ein muthwilliges Mädle. Wie im Odenwald beim Kartoffelnausmachen, iſt es in der Pfalz beim Hanfbrechen. Die Nachbarn ſtehen zuſammen, heute wird der Hanf von dieſem, morgen von einem Andern an eigens dazu herge⸗ richteten Brechlöchern gebrochen. Die Männer haben dabei ſchwere Brechen, womit die Hanfſtengel dem Gröbſten nach geknackt werden, die Frauen haben leichtere Werkzeuge und befreien den Hanf wollends von den Angeln. Dabei geht es ganz luſtig her, geplaudert wird, wie an einer Waſchbritſche und an Neckereien fehlt es den Pfälzern nie. Joſef ſuchte ſeine Zöpfe immer andern, als Roſe zu zu werfen. Aber was half es? Halt, Nachbar, rief ſie, mußt ſchlechte Arbeit machen, daß Du Dir nicht getrauſt, mir ſie zu geben, gelt fürchteſt die Hechel! Wer unter die Weibsleute geräth, darf für's Hecheln nit forgen, entgegnete Joſef, mach's du nur ſauber, ſonſt ſtechen Einen die Angeln noch im Hemde. Ei hort einmal, im Hemde! Laß dir keine grauen Haare drob wachſen! Wenn du mein Schatz wärſt und ich das Hochzeithemd ſpinnen müßte, ließ ſich ſo was hören — wird dich aber nit ſtechen. Keine Roſe ohne Dornen, entgegnete Joſef, deine ſind aber beſonders ſpitz, dum — Nun, was denn drum, fiel ihm Roſe in die Rede. Drum iſt Reden Silber und Schweigen Gold — und da haſt du einen Zopf, laß an dem dein Plapperle aus, erwiederte Joſef, indem er ihr einen Bündel Hanf zuwarf. Steckteſt du nur drin, Seppele, ich wollte dich ſo fein wie Seide machen und dann — dann würde ich dich erſt nicht als Sonntagshalstuch auziehen, außer wenn mir verſpbächeſt, uns den Winter über wieder recht viele und ſchöne Geſchichten zu erzählen · So trieben es die jungen Leute bis Joſef Rekrut wurde. Ihr täglicher Umgang ließ ſie nicht zum Be⸗ wußtſein deſſen kommen, was ſich im ſtillen Herz kämmerlein ſich zugetragen hatte. Sie hatten ihre Freude an einander, und da lein Unfrieden da⸗ zwiſchen trat, ſo trat auch kein ſtärkeres Gefühl her⸗ vor, das ihrem Wechſelvechältniß eine beſtimmte Form hätte geben können. R. ſe neckte Joſef mit ſeinem künftigen Soldaten⸗ leben und ob er ſie wohl noch kenne, wenn er aus dem Kampfe mit den verſchiedenen Kaſernenfeinden, ſo da alle ſechs Füße haben, als General hervor- gehen werde, bis auf den Tag der Ziehung. Als er aber auf dem Wagen ſaß und derſelbe zum Dorfe hinausraſſelte unter dem Kriegsgeſange: Auf, Kameraden ꝛc., da drückte ſie den Kopf an den lleinen Vorhang und konnte ſich voll innerer Un⸗ ruhe einer unterdrückten Thräne nicht wehren. wollten, ſind die Zimmer furchtbar theuer, ich we Honnt. Ihnen eins geben, das Ihnen gar nichts koffe 7 Dort werden Sie bleiben, bis die Regierung Sit Lan an die belgiſchen Behörden abliefert.“ Der Die war direkt der h. Hermandad in die Arme gelaufen, Die ohne in dem Dienſtmanne einen Polizeiagenten zu Abzeichen vermuthen. f Sie konnte die Zeit kaum erwarten, da die ö Rekruten zurückkamen und als ſie in dem Strauß, von Joſef ein ſchwarzes Band flattern ſah, rieb 3 ſie eine nie gefühlte Bangigkeit in den Garten, was Ein ſie einſam ſich ihrem Schmerze überlaſſen konne. De 8 Da ſuchte ihre Mutter ſie auf und rief; Nose Die Li komm herein, denk nur, der Joſef hat's verloren, nge Er thut aber ganz luſtig, er iſt drin und da ſollf ihm als Nachbarin auch noch ein Band an feinen z Lahe Strauß machen. duſer Roſe ſuchte mit aller Gewalt, Herr Über fich . da zu werden und ſtellte ſich ganz gleickgiltig. Nun n wenn er luſtig iſt, hat's ja nichts zu ſagen, sprach ſie lachend, doch das Band konnte ſie nur mit . — ternder Hand an ſeinen Strauß knüpfen. Da die andern Burſche jubelnd mit vollen Gläſeen es Fran und Friedericke zubrachten, ſo bemerkte es Niemaſe als Roſe, daß er ſich dabei entfärbte. In der nächſtfolgenden Zeit that Roſe eich ſchüchtern gegen Joſef, und er konnte ſie faſt ii ohne Erröthen anſchauen. Es war, als ob beide det Entdeckung, die ſie aneinander gemacht, ſich ſchämteſ, Die gegenſeitige Beſangenheit hatte denn auch zn Folge, daß ihre Unterhaltungen häufig in's Stockeſ geriethen, ſie dann davon eilte, ſo gern ſie auch noch geblieben wäre. Selbſt den Müttern, die vieh 0 lige leicht ſchon geheime Pläne geſchmiedet hatten, fi „ut cem das Benehmen auf. Fortſetzung folgt.) 7