Erzherzogin Marie Chriſtine habe durch ihre Lie⸗ enswürdigkeit ſowohl dem König Alfons, als allen anweſenden Spaniern ſehr gefallen. Sie ſchwanke noch zwiſchen der Idee, zu Waſſer nach Barcelona zu gehen oder über Frankreich in einer der rörd⸗ chen Städte von Spanien ihren Einzug zu halten. ber ſchwerlich werde die Hochzeit in Madri iert werden. Großbritanien. London, 23. Aug. Die faſt unglaubliche Nachricht, daß der vom 2 Kriegsgericht zu ſechs konaten verurtheilte Admiral Batſch zum Chief der Admiralität auserſehen worden ſei, hat hier die öffentliche Meinung neuerdings auf die ungl. Angelegenheit des „Großen Kurfürſt“ aufmerkſam gemacht und eine wiederholte Beſprechung auf Grund der von Augenzeugen mitgetheilten That⸗ ſachen, ſowie der über das Kriegsgericht in die effentlichteit gedrungenen ſpärlichen Notizen her⸗ orgerufen. So ſchreibt die Morning Poſt: „Die nfache Löſung der Frage iſt, daß die Seeleute am Steuerruder ds König Wilhelm alle Geiſtesgegen⸗ wart im Augenblicke der Gefahr verloren und zu⸗ wider den wiederholten Befehlen des wachthabenden Offiziers das Steuerruder nach Backbord anſtatt nach Steuerbord drehten, wie in dem amtlichen Bericht erklärt wird. Aber die Haveriekommiſſion rach die Steuerei frei auf Grund ihres Mangels n Ausbildung. Sie waren in der That, wie mtlich zugegeben wird, einfache Rekruten, während er ſie beauſſichtigende Unteroffizier ein Einjährig⸗ eiwilliger war. Solch ein Mann würde etwa benſo befähigt ſein, wie ein Baby ein gewalt ges Panzerſchiff zu ſteuern, von dem man weiß, daß es ſeinem Steuer ſchneller folgte, als irgend ein anderes Schiff der deutſchen Marine, beſonders in Gewäſſern gleich dem engliſchen Kanal, und ohne irgendwelche vorherige Erfahrung von dem Schiffe, das ihm anvertraut worden. Ferner war es offenkundig, daß zu jener Zeit der Große Kur⸗ rſt niemals gepropt worden war, wie es mit den engliſchen Schiffen geſchieht, bevor ſie in Geſchwa⸗ der eingeſtellt werden ... In dieſem bedau ' rn⸗ werthen Falle müſſen wir wahrſche nlich zwiſchen en Zeilen der 1 0 Berichte leſen und auch nderswo nach den Urſachen der unverantwortlichen Fehler ſuchen, denen der Unfall hauptſächlich zuzu⸗ ſchreiben iſt. Zur Zeit des Prinzen Adalbert waren in Preußen Seeleute Seeleute und Soldaten waren Soldaten. Dem militäriſchen Elemente ward icht geſtattet, die Marine zu beeinfluſſen und Marinetaktit von Perfönlichkeiten beſtimmen zu laſſen, die kaum ein Ende eines Schiffes vom an⸗ ern zu unterſcheiden wiſſen. Wenn das nicht der eg iſt, die deutſche Marine zu ruiniren, ſo wiſſen wir nicht, welcher es ſonſt iſt. 1 2 . Schweden und Norwegen. Ehriſtiania, 22. Aug. Die Verhaftung der beiden ruſſiſchen Studenten Katz und Profer⸗ ensli iſt geſtern auf Befehl des hieſ. Juſtizdep. wieder aufgehoben worden. Die beiden jungen Leute hatten ſich nichts weiter zu Schulden kommen laſſen, als daß ſie ohne Paß aus dem Gouverne⸗ ment Archangelsk, wohin ſie aus irgend einem Diseiplinargrunde verwieſen worden waren, ins Ausland zu gehen gewagt hatten. „Nihiliſten und Verbrecher“ ſind ſie durchaus nicht. i Rußland, Von der ruſſiſchen Grenze, den 19. Aug. Wie der nachfolgende Vorfall beweist, ſcheinen die ruſſiſchen Revolutionäre durch die ſtrengen Maß⸗ nahmen der Behörden noch nicht hinreichend einge⸗ ſchüchtert worden zu ſein. Kürzlich wurde von der Gouvernementsbehörde aus Kamienitz-Podolski mittelſt ſogenannter Perekladnoi (Extrapoſt), einem dreiſpännigen Gefährte, unter Aufſicht eines Kon⸗ dukteurs ein Poſtbeutel mit wichtigen Documenten und Geldpacketen expedirt. Tags darauf wurde der Poſtwagen umgeſtürzt, der Poſtillon getödtet und der Kondukteur lebensgefährlich verletzt zwiſchen dem Städtchen Tynna und dem Dorfe Türnawa auf⸗ gefunden. Der Poſtbeutel war zerſchnitten, Geld⸗ couver es und Papiere lagen zerſtreut umher. Dieſer Borfall brachte die Poliziſten der ganzen Gegend in Aufregung. An demſelben Tage wurde ein junger Mann angehalten, welcher bemüht war, eine Fahr⸗ gelegenheit aufzutreiben, um von Kamienitz⸗Podolski nach Chotin in Beſſargbien zu gelangen. Man fand bei demſelben einen Theil der geraubten Poſtcorre⸗ ſpondenz. Der junge Mann gab an, aus Balta zu ſein, nannte ſich Kryzanowski und erklärte, die Er⸗ mordung des Kondukteurs und des Poſtillons und die Beraubung der Poſt auf Befehl des Revolutions⸗ komite's verübt zu haben, dem er als Mitglied ge⸗ horchen müſſe. Er bemächtigte ſich aus dem geöffneten Poſtbeutel blos beſtimmter, ihm im Voraus nahm⸗ haft gemachter Schriftſtücke, ließ aber das Geld und die übrige Correſpondenz unberührt, was auch durch Auffinden der letzteren am Thatorte beſtätigt ward. Die weitere Unterſuchung iſt im Zuge und eine Menge Verhaftungen in der ganzen Umgegend wurden ſeitdem vorgenommen. 5 75 85 Der Geldmangel in den türkiſchen Staats kaſſen hat eine ſeltſame Folge gebabt; das Kriegs⸗ amt iſt geſchloſſen worden, weil die Beamten ſich weigerten, fernerhin ihre Funktionen auszuüben, bevor ihnen ihre Gehalte gezahlt würden. Osman Paſcha dagegen verſteht ſehr gut, zu ſeinem Gelde 15 hungern. Von dieſer Seite iſt wohl ſchließlich Kataſtrophe zu erwarten. Inzwiſchen bereiten 11 die Engländer vor, das bankerotte Reich mit Benn ſchlag zu belegen. Die britiſche Flotte liegt jette bei Mitylene vor Anker und es fehlt, wie ein lone doner Blatt ſagt, nicht an Anzeichen dafür, daß dieſe Inſel über kurz oder lang, das nächſte Glied in der „brit ſchen Protektoratskette“ Kleinaſiens bil den werde. Schon ſei die Kunde in Konſtantinopel eingetroffen, daß Geometer der Flotte Plane i Waſſerwerke für die Stadt Mitylen vorbereite. 6 Griechenland. Athen, 25. Aug. Nachrichten aus Rr zufolge erklärte ſich die dortige chriſtliche Bebi ung gegen die Entſcheidungen der Pforte in Amneſtiefrage und überreichte dem Gouverneur . darauf bezügliche Adreſſe. Von verſchiedenen Pune ten Kretas werden Anſammlungen Bewaffneter 7 naliſirt, Verſchiedenes. Mannheim, 23. Aug. (Eine kom Wette.) Ein Karpfeneſſen fand vorgeſtern A bei einer kleineren Geſellſchaft in der „Rheinl ſtatt. Einer der Theilnehmer hatte gewettet, die lebenden Karpfen oder Hechte, wenn ſie in einen mit Waſſer gefüllten Zuber geſetzt werden, ſo daß ſie darin ſchwimmen können, nichts wiegen; die andern behaupteten das Gegentheil; hierauf ſchrit * man zur Probe, es wurde ein Zuber mit ſo viel 0 ies U. Waſſer angefüllt, daß die Fiſche darin ſchwimmeg 1 Aut konnten, auf eine gute Wage geſtellt und gewogeg, ba buen Dann legte man die drei Karpfen von zuſammen d geit acht Pfund einen um den andern hinein. Dit Felle, 5 Karpfen ſchwammen und wogen ihr Gewicht voll e ard ſtändig. Der Ueberzeugte nahm die Karpfen, schon eds“ wegen der lehrreichen Ueberzeugung, mit der größte 15 hate der Bereitwilligkeit auf ſein Conto. 155 bon der Irrſinnig geworden. Der Erzieher 3 einem adligen Hauſe in Prag machte vor einigen Nun Zeit die Bekanntſchaft mit der ſchmucken Tochſet aße eines Haushofmeiſters bei einem boͤhmiſchen Capalſeß, 13 Als er die Eltern derſelben um ihre Hand bat, he Für 0 0 kam er eine abſchlägige Antwort, ja es wurde ihn 1 jede Hoffnung genommen, daß er dies Mä werde heimführen können. Das nahm ſich Arme ſo zu Herzen, daß er ſeit jener Zeit melan, choliſch und tiefſinnig wurde. Seine Verwandten und Freunde nahmen an ſeinem Geſchick innigen Antheil und waren daher nicht wenig und gewi nur angenehm überraſcht, als ſie dieſer Tage dur die Poſt die Anzeige von der bevorſtehenden Trau ung des Liebespaares erhielten. Die meiſten vor — — Friederike hatte eine Tochter, Roſe, ein Jahr länger als Joſef, des Anton Sohn. Sie war ein hübſches, munteres, witziges Ding. Wo ſie ging und ſtand, war ſie wie ein Singvögelein auf den weigen, ſo behend und liedervoll. So lange Joſef und ſie die Schule beſuchten, a ſtand eine innige Freundſchaft zwiſchen beiden, ſie lernten miteinander die Aufgaben; im Winter ſpannte er ſich vor den Schlitten und fuhr ſie vor die Schule und wieder heim, und jeder Zeit war er ihr Beſchützer. 1 Es iſt Gebrauch in den meiſten Häuſern der pfälziſchen Bauern, daß beim Brodbacken ein ſoge⸗ annter Flammkuchen gemacht wird. Derſelbe iſt us Brodteig, beſtrichen mit Butter und beſtreut mit Salz, oder auch mit einer Auflage zerſchnittener wiebeln und Rahm. Roſe theilte ihr Stück regel“ mäßig mit Joſef und der hielt es ſo mit ihr. Im Herbſte, wenn die Aepfel reif, iſt es ein beſonderes Vergnügen der Knaben, Apfelkrapfen (Apelkrapen) er Mutter in den Backofen zu ſchieben. Das ſind epfel in Brodteig gewickelt, und Joſef vergaß nie, uch ſolche für Roſe zu präpariren. So ſchenkten ch die Kinder tauſend kleine Aufmerkſamkeiten in ihrem unverzwickten Naturſinn und hätten ſo alt⸗ uge, ſuperfeine Mutter⸗ und Vatermenſchen etwa der Stadt hinter dieſer Vertraulichkeit der Kin⸗ er Allerlei gehofft oder gefürchtet, ſo dach en deren Eltern dabei eigentlich an gar nichts, wenigſtens an leine Zukunft. Man findet das auf dem Lande für ganz natürlich, daß die Kinder, die oft ſich ſelbſt überlaſſen ſind, einander aufſuchen, ihre einfachen Spiele treiben, und dabei nicht ſelten eine Herzens⸗ freundſchaft ſchließen für ihr ganzes Leben. In der Stadt, wo jedes Haus gleichſam eine Feſtung gegen alle andern Häufer, jede Familie eine abgeſchloſſene und Jung und Alt nur geputzt und unter ſteifem Ceremoniel zuſammen kommt, da iſt es ein Wunder, wenn die Kinder die natürliche Gemüthlichkeit nicht einbüßen, und kein Wunder iſt es, daß ſelbſt die kleinen Menſchen einander mit herzloſen Redensarten und luftkonfektigen Komplimenten abſpeiſen und ihre Freundſchaft, wie die Alten, mehr oder weniger bloße Eitelkeit oder Konvenienz iſt. In der Neujahrsnacht wurden damals den Mädchen von den Burſchen das Neujahr ange⸗ ſchoſſen und dabei viel Pulver verknallt. Pfarrer, Bürgermeiſter, Rathſchreiber und dergleichen wurdne dabei beſonders bedacht, denn nachdem Einen am Fenſter geklopft und geſchrieen hatte: Herr Pfarrer wir wünſchen Ihnen a e glückſelig Neujohr! Da krachten oft ein halbes Hundert Jagdflinten, Kara⸗ biner, Piſtolen, Terzerolen und was die Leute Knallendes auftreiben konnten, im ſchönſten Durch— einander los. Endlich kam auch noch der Nacht⸗ wächter, blies durch die Straße der ganzen Ge⸗ meinde und jenen das Neujahr beſonders an, von denen er ein Trinkgeld zu erwarten hatte. An dem Tage nach dem Neujahr produzirten ſich die Hirten, den Kühen, Schweinen und Gänſen das Neujahr 1 anzublaſen. Weil aber die nicht gehoͤrig danken ente konnen, ſo thun es ihre Beſitzer und reichen den Hütern ihrer Unvernünftigen große Stücke Kuchen, während der Hüter und Lehrer ihrer Vernünftigen leer ausgeht. Weil Joſef noch keine Schießwaffe hatte, ſo ließ er unter Roſe's Fenſter den Kellerladen küchlig zu klappen und ſchrie: Roſele, wünſch Dir a glückſelig Neujohr, e langes Leben un e recht große Brätzel. Dafür bekam Joſef auch ein Stück von derſelben und noch den ſchönſten „Apfel“ dazu. f Roſe war dann recht erfreut über eine ſolche Aufmerkſamkeit des Joſef nnd ſie erzählte es immer ihrer Mutter. „Das hat knallt, ärger als alle Piſtolen“, ſetzte ſie dann hinzu und dachte ſich stolz in die Reihen der großen Mädchen, bei welchen das Schießen aber nicht mehr dieſen einfachen Simm hatte. So ging dies, bis die Zeit kam, wo die Ge⸗ ſchlechter auseinander gehen, um ſpäter wieder ein ander aufzuſuchen. Die Kindheit iſt die Zeit, wo man an der ſüßen Traube naſcht, ohne vom Ge⸗ nuſſe berauſcht zu werden, die Zeit der reinen, rück haltsloſen Seelenliebe. Im Jünglings⸗ und Junge frauenalter wird dieſe Traube ausgepreßt und ge⸗ rathet in ſtürmiſche Gährung, und wie der Genuß des gährenden Moſtes leicht Leib und Seele zerrülttelt, o wirkt jene Seelengährung auf den Menſchen, wenn ſie wild ausbricht und nicht verſchloſſen in ſeinem Innerſten vor ſich geht. (Foctſ. f.)