Allgemeiner Anzeige nehmen Inſerate für uns an. Das „Ladenburger Wothenblakt“ erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet für Ladenburg und Umgegend vierteljährlich 1 M. kuſtrirtem Anterhalktungsblatt 1 Mf. 70 Pf. excl. Poſtproviſion. ö ZJuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Nabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen 20 Pf. Bei größeren Aufträgen entſprechende Nr. 69. Mittwoch, den 27. Auguſt 1879. Wichtig für Tabaßpflanzer. Ladenburg, den 26. Auguſt. 0 Aus dem badiſchen Oberlande iſt uns folgende Mittheilung zugegangen: Durch die neuen Zoll⸗ und Steuerreformen wird ſich die Steigerung der reiſe für einige Artikel nur langſam, für andere ſcher, da zum Vortheil, dort zum Nachtheil fühl⸗ r machen. Diooch nur der Artikel Tabak ſteht allein da, der wie kein anderer eine ſo raſche Preisſteigerung erfahren hat. Kaum war das Geſpenſt, die Nach⸗ euer, von der Tagesordnung im Reichstag ver⸗ ſcwunden und die kommende Steuer entworfen, ſo rbot Einer den Andern, ob Händler oder Fabrikant, Jagen nach altem Tabak und hohe Preiſe auf Spekulation hin wurden bezahlt; dieſe wirft ſich uch ſchou wieder auf den neuen noch auf dem Felde kaum halbgewachſenen Tabak, indem, wie man t, für denſelben für grün aözuliefern 3 und 4 per Zentner geboten wird, was für einen Zentner gedörrten bis 28 Mk. ausmacht. Auch für dürren Tabak auf das Abliefern hin, wie bisher üblich, wird bis 30 Mk. geboten und zwar mit der verlockenden Vorzohlung eines Theils des anzunehmenden Betrags. — Wenn wir die Geldverlegenheiten bei ſo Vielen Fals Entſchuldigungsgrund wiſſen, ſo dürfte die momentane Aushülfe den daraus folgenden Nachtheil noch lange nicht aufwiegen und manch' Umgarnten dürfte es im Winter gereuen, wenn er die bis da⸗ hin nicht geahnten hohen Preiſe an Andere aus⸗ zahlen ſieht, ſie aber bedeutenden Profit dem unter⸗ nehmenden Spekulanten zurücklaſſen muß. Jeder Pflanzer darf jetzt ſchon die 10 Mk. nächſtjährige Gewächsſteuer zum diesjährigen Preis rechnen. Dieſe Zeilen haben die wohlmeinende Abſicht, die Pflanzer, die ohnedies ſchon mehrere ſchlechte Jahre gehabt, vor Schaden zu warnen. Deutſchland. Karlsruhe, 21. Aug. Eine der Neu⸗ heiten der Reichsprozeßordnung liegt in den beim Amtsgericht vor dem Gerichtsſchreiber aufzunehmen⸗ den Protokollen. Beim Kollegialgericht ſind dieſe Gerichtsſchreibereiprotokolle beſchränkt. Immerhin liegt darin eine Selbſtſtändigleit des Gerichtsſchrei⸗ bers, von der das bisherige Recht nichts wußte und für welche der Stand ſelbſt erſt heranzubilden iſt. — Der Stadtrath dahier hat das Bezirksamt erſucht, in allen Fällen der Genehmigung einer öffentlichen Tanzbeluſtigung daran die Bedingung zu knüpfen, daß Volls⸗, bezw. Fortbildungsſchüler, auch andere Schüler gleichen Alters wie die Erſtgenannten vom Beſuch ausgeſchloſſen ſeien. Karlsruhe, 24. Aug. Der Großherzog wird ſich auf ſeiner demnächſtigen In pectionsreiſe im Bereich der der 5. Armee⸗Inſpection unterſtell⸗ ten Armeekorps in Begleitung des Majors v. Ober⸗ witz vom großen Generalſtab, zweier Flügeladju⸗ tanten und eines Ordonanzoffiziers zunächſt nach Metz begeben, wo er am 27. dss. eintrifft, am 28. den Exercitien der 30. Cavalleriebrigade, am 29. denen der bayeriſchen Beſatzungsbrigade auf dem Diviſionsexercirplatz anwohnt und am 30. nach Altkirch weiter reiſt. — Das Centralcomite für die von dem Ge⸗ werbe⸗ und Induſtrie⸗Verein in Man nheim im Jahre 1880 zu veranſtaltende Ausſtellung hatte zine Ausdehnung des Gebiets der Ausſteller a Heſſen beichloſſen, war aher auf ſcharfen Wider⸗ ſtand bei den dortigen Geſchäftsleuten geſtoßen. Jetzt hat eine deßhalb berufene Generalverſammlung einſtimmig heſchloſſen, von der Heranziehung Heſſens Abſtand zu nehmen. 5 München, 21. Aug. Der jetzt in de Zeitungen viel genannte italieniſche Premierminiſte Cairoli, hat aus der Schweiz kommend, in Begleit⸗ ung ſeiner Gemahlin, mehrere Tuge hier verwei und unter Führung des italieniſchen Generalcon ſuls Dr. Merck die Kunſtausſtellung wie die ſonſti⸗ gen hi'ſigen Sehenswürdigkeiteu beſichtigt. Vo hier reiſte er nach Nürnberg und wird nach Beſich⸗ tigung jener Stadt über Heidelberg und Stratzburg nach Italien zurückkehren. Berlin. Die Mehreinnahme an Zöllen und gemeinſchaftlichen Verbrauchsſteuern beträgt vom 1. April bis 31 Juli d. J. 23,472,657 Mark. Die Poſt ſchreibt: Die ruſſiſche Preſſe iſt in ihrem Haß gegen das Deutſchthum ſo weit gekom⸗ men, daß ſie ihre Angriffe auf Inſtitutionen der baltiſchen Provinzen richtet und dieſelben des Pak⸗ titens mit Bismarck, des Vaterlandsverraths beſchul⸗ digt. So ſtellt die ruſſiſche St. Petersburger Z. die freiwillige Feuerwehr, die ſich in allen baltiſchen Städten gebildet hat, nicht nur als eine ſtaatsge⸗ fährliche Inſtitution hin, ſondern auch als eine Brutſtätte des Vaterlandsverraths, als Kadres der Aufrührer, welche auf Bismarcks Seite ſtehend, „im künftigen Kriege mit Deutſchland“ den vaterländiſchen * Feine o ne,. Zoſeph und Noſe. dioſzeſice von Dr. 9. G. Molitor Einfach iſt das Bedeutende, Menſch und Sache; 5 Was ſich ſpreizt und bläht, 2 555 Geht meiſt ins Flache. Es war Sonntag Abend. In langen Ouer⸗ reihen zogen die Burſche des Dorfes durch die Straßen, ſcherzten mit einander oder ſangen auch allerlei Lieder, luſtige und traurige durcheinander, wie es eben dem Anſtimmer in den Sinn kam; wohl auch ein Drehorgelſtück dazwiſchen. Die jungen Leute ſind an einem ſolchen Abend in der Regel gut geſtimmt, daß ſie nut ihre Luſt an den Tönen haben und, vom Texte wenig be⸗ rührt, die Worte eigentlich nur, wie die Taſten an einem Klavier, benützen. Etwas muß eben geſungen werden, ſei es, was es wolle. Kaum iſt daher das traurige Lied: An einem Bach, der rauſchend floß, ein armes Mädchen ſaß, ꝛc. zu Ende, ſo ſchallt: Solidat muß ich werden, Soli⸗ dat will ich ſein ꝛc. oder: Hört die ſchreckliche Ge⸗ Das ſchichte, die jüngſt ſich zugetragen hat dc. ſchöͤne Lied: 15 Ei du liebe Summerblume, Warum haſt das Herz mir g'numme, Du ſtickſt mir in meiner Haut, Wie die Worſcht im Sauerkraut, gewiß damals auch ſchon geſungen, da Prinz Eugen, der edle Ritter noch im Schwunge war. Die Mädchen bildeten lange Ketten, zogen den Burſchen voran, oder ſangen wohl auch ihr Liedlein für ſich. So ein Sommer⸗Sonntagabend war da⸗ mals in der Pfalz ein herrlicher Abend — dieſe derbe Luſtigkeit, dieſe Sangesfröhlichkeit entſchädigte die Leute für der Woche Mühe und Laſt. Jetzt laufen die kleinen Buben ſchon mit brennenden Glimmſtengeln zwiſchen den Zähnen dukmäuſerig herum und können nicht warten, bis ſie die Aus⸗ zehrung am Halſe hängen haben. Anton, ein ziem⸗ lich wohlhabender Bauer, ſtopfte ſeinen Ulmer mit dem ſilbernen, thurmähnlichen Deckel, und ſetzte ſich mit ſeiner Frau, der Lisbeth, auf die Bank vor das Haus, um ſich an dem luſtigen Getreibe der jungen Leute zu ergötzen. Unſer Joſef, ſprach ſie, hör nur, wie der ſingen lann, wie eine Orgel. Wo er auch nur das eine Lied wieder her hat: „Ich hatt' einen Kameraden, einen beſſern gibt es nit!“ Horch nur, wie er das Ding ſo hell vorſingt und wie die Andern ſo ſchön einfallen, als ob ſie's ſchon tau endmal geſungen hätten. Du weißt ja, daß er immer bei dem Uuter lehrer ſitzt, der wird's ihn gelehrt haben; der kann eine ganze Maſſe ſo Lump nſtückle, recht fchöne, wie du hörſt, entgegnete Anton. Du haſt recht, erwiederte Lisbeth, und was droſſen lehrt und ſich duch nicht mit ihnen gemein macht, oder gar im Wirthshauſe mitſingt und mit⸗ trinkt. Was man einem von unſern Burſchen nicht übel nimmt, ſchickt ſich doch darum noch nicht für einen Lehrer. Haſt recht, Lisbeth, haſt ganz recht, ſagte An⸗ ton — man nimmt es doch manchmal zu genau mit den Lehrern; ſie ſind auch von Fleiſch und Blut, wie andere Leute. Wenn nun ſo eins alter, geiſtlicher Herr Tag und Nacht Gichtmuſik in den Gliedern hat und ihm die Welt ſo ſchwarz vor⸗ kommt, wie ein Schornſtein, ſo ſollte er darum nicht meinen, daß ſo ein junger Lehrer ein Roſen⸗ tranzbruder ſein müſſe und nicht auch Freude an einem Tänzlein haben dürfe. Man muß ſich immer nach der menſchlichen Natur richten und dieſe nicht ärger einſchränken wollen, als Anſtand und gute Sitte erfordert, das iſt meine Meinung. Lisbeth hatte ſchon begonnen: Ei, du ſprichſt ja wie ein Buch, als der Nachbar Franz hinzutrat und ſprach: Habt ihr ſchon die ſchauderhafte Ge⸗ ſchichte gehört, die ſich in St. Leon zugetragen hat — nein, ſo was iſt doch abſcheulich. Wie, was, frugen Lisbeth und Anton zugleich. Ja, ja, das iſt eine ſaubere Geſchichte! Denkt euch nur: der alte Pfarrer ſteht am Altare und lest ganz andächtig die heilige Meſſe, ſtürzt ein Kerl zur Kirche herein, ſchnurgrad auf den allen Herrn los und verwundet ihn mit einem roßen mir an dem junge! Lehrer beſonders gut gefällt, iſt, eine neuere Dichtung, ſonſt hätten es die Vurſche 397 . daß er die Burſche ſo ſchöne, luſtige Lieder unver⸗ Meſſer oder Handbeil, weiß nicht gewiß, ſo, daß er