Kalſer auf öſtreichiſchem Boden die Hand zu drücken. Eine traurige Kunde hatte den Monarchen ereilt, als er im Begeiffe ſtand, Iſchl zu verlaſſen: Sera⸗ jewo ſteht in Flammen! Mit Bl tzesſchnelle hatte der elektriſche Draht die ſchlimme Nachricht überall hingetragen und wo man ſie vernahm, wurde man von Beſorgniß erfaßt, denn landläufig iſt bei uns längſt die Rede: aus Bosnien kann nichts Gutes kommen. Die „Perle der Bosna“ ein rauchender Schutthaufen — wer vermag die Folgen dieſes Unglücks zu überſehen! Vor Jahr und Tag ging ein Jubelſchrei durch das Reich, das Bollwerk der Inſurrektion war von unſeren Truppen erſtürmt von den Zinnen Sergjevo 's flatterte Habsburgs Banner. Wie viele Pläne und Träume knüpften ſich an dieſes Ereigniß! Oeſtreich hatte im Oſten feſten Fuß gefaßt, Serajevo ſallte ein Mittelpunkt der Macht und zugleich der Kultur werden — nun iſt es nichts als ein ausgebrannter Aſcher⸗ haufen und das ſelbſt nothleidende Oeſtreich muß neue Millionen in ſeinen Beutel thun, um ſein Banner nicht über einer Ruine wehen zu laſſen! Die zweifelnde Volksſtimme aber fragt: Wie iſt der furchtbare Brand entſtanden? Iſt es wirklich nur der Zufall, iſt's nur die „Unvorſichtigkeit“, die an dem Untergange der bosniſchen Hauptſtadt Schuld trägt? Hat nicht türkiſcher Fanatismus die Fackel geſchwungen, um an dem rerhaßten Giaur, an dem ungläubigen „Fremdling“ Roche zu nehmen? Iſt das brennende S' rajewo nicht ein Maglaj in Flam⸗ menſchrift, ein boshafter Ueberfall mit der tücklſchen Waffe des Feuers? Sei dem wie immer, jeden⸗ falls hat Oeſtreich im Oſten ein ſchweres Mißge⸗ ſchick erlitten, und aus den Ruinen der bosniſchen Hauptſtadt grinſt uns höhnend die Frage entgegen: „Wo iſt das ſprichwörtliche Glück des Habsburger⸗ reiches geblieben?“ Em Schlag nach dem andern falt auf die Monarchie nieder, aus einer Kette von Unglücksfällen ſetzt ſich die Geſchichte derſelben zuſammen. Das Waſſer verſchlingt Szeg din, Lawinenſtürze vernichten Bleiberg, Feuer zerſtört Serajewo, die Elemente grollen und auch die Natur zeigt ſich uns feindlich, denn — ein Unding wär's, es länger zu verſchweigen, was ſonnenklar vor Aller Augen liegt — das Jahr 1879 brachte uns eine totale — Mißernte! Oeſtreich iſt ein Staat der Schickſalsſchläge geworden, und es wäre zu wünſchen, daß ſeine Lenker aus dem Unheil der Epoche den einzig moglichen Nutzen zögen, die Lehre, daß die Monarchie vor Allem Ruhe, Schonung und Zeit zur Erholung bedarf, daß alle gewagten Experimente derſelben zum Verderben gereichen müßten. Die Flammen Serajewos ſind ein drohend leuchtendes mene tekel unſerer orientaliſchen Pläne, möge die Parole: „Nowibazar“ von ihnen verzehrt worden ſein, zum Heil und Segen Oeſtreichs. Frankreich. (FTrankreichs Kronjuwelen unter dem Hammerl) Die franzöſiſchen Radikalen 0 halten den Moment für gekommen, die lezten äuſſerenſ Spuren der Monarchie zu beſeitigen. Ein der Deputirtenkammer unterbreiteter Vorſchlag betrifft die Veräuſſerung der Kronjuwelen. Die mit der Prüfung dieſes Antrags betraute Kommiſſion befür⸗ wortet denſelben mit der Einſchränkung, daß ge⸗ wiſſe, im hiſtoriſchen oder künſtleriſchen Intereſſe der Konſervirung würdige Stücke dem Muſeum des Louvre einzuverleiben wären, während alles Uebrige als „hinfort ohne Verwendung“ zu Geld gemacht werden ſoll. Amerika. In Nordamerika machen die Indianer wieder neuerdings von ſich reden. Der Häuptling Sitting Bull und ſeine Horde haben ſich, 6000 an der Zahl, am Schwanenſee auf dem Gebiete Kana⸗ das, 80 Meilen von der Unionsgrenze, feſtgeſetzt, und wollen daſelbſt bleiben. Man fürchtet keine Einfälle von ihrer Seite mehr, da ſie von der eng⸗ liſchen Regierung ſtreng beaufſichtigt werden, und hofft ſo einen langwierigen Indianerkrieg beendigt zu ſehen. Der ehemalige Gouverneur von Kanada, Lord Dufferin, gab übrigens dieſem Indianerſtamm ein ſehr vortheilhaftes Zeugniß. Aus eigener An⸗ ſchauung urtheilte er, daß dieſe Leute, wenn gut behandelt an der Kulturentwicklung des Landes end⸗ lich theilnehmen würden. Verſchiedenes. Augsburg, den 10. Aug. Eine myſteriöſe Geſchichte ſetzt ſeit geſtern die hieſige Polizei in Be⸗ wegung. Es trafen nämlich zwei Verwandte des Fabrikanten Jakob Püttmann, 31 Jahre alt, ge⸗ bürtig in Düſſeldorf, begütert in Bruckmühle bei Aibling, hier ein, um ſich nach deſſen Verbleib zu erkundigen, da ſie ſeit 22. Juli keine Kunde mehr von ihm erhielten. Die bisherigen Recherchen er⸗ gaben, daß Püttmann an dieſem Tage don Mün⸗ chen hieher reiste, im Hotel zu den 3 Mohren ab⸗ ſtieg, Nachmittags im von Stetten'ſchen Bankhauſe 18,000 Mark erhob und dann ſich in die Haindl'ſche Papierfabrik begeben zu wollen erklärte, wohin er aber nicht kam. Ob nun Püttmann, der ſich ſehr guter Vermögensverhältniſſe erfreut und deſſen Charakter und geſchäftliche Poſition jeden Verdacht einer abſichtlichen Entfernung ausſchließen, das Opfer eines Verbrechens wurde, oder ob er ſonſtwie verunglückte, das zu eruiren, gidt ſich die Polizei alle Anſtrengung. Die Verwandten bieten 2000 Mark Belohnung für zuverläſſige Aufſchlüſſe über den Verbleib des Vermißten oder für Auffindung der Leiche, im Falle ein Verbrechen oder ein Un⸗ glücksfall in Mitte liegt. Auch ſoll der Ermittler des Vermißten 10 Prozent von demjenigen Geldbe⸗ trage erhalten, der noch bei dem Letzteren gefunden wird. Straßenplakate mit der Photographie Pütt⸗ manns fordern zu Recherchen auf und wurden den ganzen Tag über von zahlrei hen Perſonen um⸗ ſtanden. 97 Landeskind, hatte ſich beim Hochheben des 5 vier Vorderzähne ausgebrochen. (Ein muthiges Mädchen.) Aus pol (Gouvernement Cherſon) berichtet man den iſchen Blättern vom 2. d. über folgenden, 900 ſeltenen Fall einer weiblichen Heldenthat: des Badens gerieth ein Soldat in den Seron und ſank unter. Die um den Soldaten ze ſtehenden Kameraden und Civilperſonen wog nicht, den Ertrinkenden zu retten, und Lehen Berlin. Ein Student W. wie Dienſtag in einem Reſtaurant in der Karlſig e e mit den Zähnen ein Achtel Bier vom Bote e ac. zu heben. Er hatte dies Bravourſtück ſchay N 5 Male exekutirt. Auch diesmal gelang es i * 1 Faß hoch zu heben, aber plötzlich ließ er gd eam einem Schmerzensſchrei wieder fallen. Der ju Ant u l übrigens ſehr kräftige Mann, ein pommerſe Alt: a n auch ſicher zu Grunde gegangen, wenn ſich de bude ein des Weges kommendes junges Mädchen, pe Lelle im von dem Unglücksfalle gehört, ſammt den eig 1 in den Strom geworfen und nach viermaligem N. Ale tauchen den bereits für todt gehaltenen Sole une, 4 emporgezogen hätte. Letzterer wurde wieder in Gau gebracht, während bezüglich des helden Mädchens ein Rapport des Gouvernement a Czar abgeſchickt wurde. g (Ein argumentum ad hominem.) der Südbahnſtrecke wohnender Sommerfriſchſſ — ſo wird aus Wien b richtet — unſang Malheur, einen ſehr werthvollen, mit Bae er ſetzten Ring zu verlieren. Im ganzen ah fi ehen 0 ſogar im Abzugskanale wurde nach dem dei 1 Schatze geſucht, aber vergebens. Der Verla mahl der, nebenbei geſagt, ein ſonderbarer Kauz „wels ſich vor einigen Tagen im Kaffeehauſe z - u, un Tiſch, wo gerade über den Werth der Volga der Ho debartirt wurde. Unſer Mann, der ſich ahh yen Geſc brüſten pflegt, nie eine Zeitung zu leſen, pra in ſehr abfälliger Weiſe aus, worauf ihm ei i nba, 1. A. der Gegenpartei erwiderte: „Man findet doch ah Vgerne mal etwas darin, was Einen intereſſirt.“ J. Autwort nahm der Angeredete in der Abc Behauptung des Gegners lächerlich zu machen, vor ihm liegende Zeitung und durchflog e ul gel. lich fuhr er auf und ſtürzte aus dem Rafferhe kehren Nach einer halben Stunde lehrte er if e e Ligertt Brillantringe jubelnd zurück. Er hatte ii der n Salt tung die Annonce über den gefundenen Ning gel 7 und war pfeilſchnell auf das Kommiſſaxigs gelauh um dort ſeinen Schatz zurückzuerhalleg, Seit ſoll er etwas beſſer auf Annoncen und Blatt überhaupt zu ſprechen ſein. toll Bom bay, 11. Aug. Der ö gemeldet: Auf der Radſchputana Sfaglse lende C0 hat ein gräßliches Unglück ſtattgehabkl. ie e über einen Fluß gab nach, als der ig datübe 4 fuhr, die Locomotive und 4 Waggons hegen kleine, weiche Hand und ließ es geſchehen, daß ich verſtohlen einen feurigen Kuß darauf drückte. Herr Jolivet empfahl mir beim Scheiden ſeinen Papagei, Madame Jolivet legte mir die Sorge für ihren Azoc ans Herz; dann gingen ſie fort. Den 10. Februar. Johann hat das Unglaubliche geleiſtet, um den heutigen Tag zu einem wahren Feſttage zu machen; der ehrliche Burſche hofft, durch den Beifall, den ſeine Anordnungen der Demoiſelle Jolivet entlocken werden, mich zu erfreuen; und ich — o, ich ſehe ſeinen eifrigen Bemühungen mit Vergnügen zu, helfe auch, wo ich kann. Ein Horniſt, der mit Johann eine neben der meinigen beſindliche Dach⸗ kammer theilt, und der ein faſt ebenſo ſchlauer Pa⸗ tron iſt, wie Johann ſelbſt, ſteht uns wacker bei. Ex hat Tannenzweige herbeigeſchleppt, Guirlanden daraus gefertigt und mit dieſen alle Fenſter und Thüren geſchmückt; das nimmt ſich prächtig aus. Der Mittagstiſch iſt ſchon längſt gedeckt, und wie ſchön gedeckt! Für Alles iſt geſorgt worden. Die fehlenden Servietten haben wir durch Taſchentücher erſetzt, zwei aus Papier zierlich geformte Schiffchen vertreten die Salzfäßchen, und vier mit Tannen⸗ zweigen und Papierfranſen gezierte Boute llen dienen als Leuchter. Ein wahres Prachtſtück aber iſt ein hoher Tafelaufſatz, aus blankgeputzten Bajonneten nd Säbeln kunſtvoll aufgebaut, mit bunten Bän⸗ ern ringsum garnirt und, ſtatt des fehlenden Con- Stühle, weil ihm die hinteren Beine abgebrochen ſind, auf einem leeren, umgeſtülpten Kaſten ruht, beeinträchtigt nur wenig die Harmonie des Ganzen. Namentlich aber rechnen Johann und der Hor⸗ niſt darauf, durch ihre Kochkunſt meine Gäſte in Erſtaunen zu ſetzen. Draußen in der Küche höre ich ſie mit ihren Töpfen und Caſſerolen hantiren, daß es eine Luſt iſt. Sie verſprechen mir, daß ſie außer der Suppe, dem Braten, den Cotelettes und einem Eierauflauf noch ein fünftes Gericht herſtellen werden, in welchem der gewiegteſte Feinſchmecker die dazu berwendete Erbswurſt ſchwerlich wiedererkennen dürfte. Ich bin wirklich begierig darauf. Endlich iſt die Familie Jolivet angelangt. Ein älterer und ein noch ſehr junger Herr haben dieſelbe begleitet. Der Aeltere wird mir zuerſt vorgeſtellt. Es iſt ein kugelrundes, äußerſt lebhaftes Männchen, dem die ſcharfgebogene Naſe, die ungeheuer großen Augen und ein wie zum Flöten zugeſpitzter Mund eine komiſche Aehnlichkeit mit einem Uhu verleihen. Er nennt ſich Herr Benoit. Ich heiße Herrn Benoit willkommen und wende mich dem jungen Manne zu. „Herr Dermont“, ſagte Madame Jolibet, ihn vorſtellend, „mein künftiger Schwiegerſohn.“ Das Wort Schwiegerſohn fährt mir wie ein zweiſchneidiges Schwert durchs Herz. Ich ſehe be⸗ troffen nach Julietten hin. Dieſe ſenkt erröthend den Blick und ſcheint in großer Verlegenheit zu ſein. Ich ſage: ſche ut, denn in dem Lächeln, welches um Waſſer und 40 Perſonen kamen ums en, Engl a Fehrictn. I unterdrückte Schalkheit und Spottluſt. Ich bin ge ic dn Aan und gar aus der Faſſung gekommen, ane mathe dee da d jedoch ſchnll. „Oho, Mademoſſelle Julſelke“, de 1 11 ich, „Sie ſind alſo eine ganz gewöhnliche Nofeh 8 es hat Ihnen Spaß gemacht, den gutherzigen Gim pel von einem Deutſchen in Ihr Netz zu locke und nun hoffen Sie, ſich über ihn lustig zu mache wenn er ſeinen Schmerz nicht verbergen kann. Doch K 8 lagen. m beim Himmel, er wird ihn verbergen, diefen Schier N und Sie ſollen keine Urſache haben, ſich noch wei „ uchi über ihn zu moquiren.“ 2 Ich ſuche mich recht munter und unbefangz zu geben, und es gelingt mir vortrefflich. Ich fg tr meine Gäſte in das ſo ſchön geſchmücle Eßzümz a und betrachte dabei verſtohlen Julie Sie fe Aae ſich verwundert um, lächelt wie vorhin und wechſel 195 ſchnell einen Blick mit Herrn Dermont, Jie e, deri tern aber brechen in einen lauten Ruff freudig T bar Staunens aus und überhäufen mich mit Da N ſagunzen und Artigkeiten. 1 d Wir haben Platz genommen, der uhüchmh Herr Benoit hat ſich auf den Stuhl geſehz, de 2 hinten auf dem Kaſten ruht. Dos Eſſen un aufgetragen und mundet meinen hungrigen Güte 10 i Et ausgezeichnet; der Wein nicht minder. Herr Jol Wim hn vet ißt und trinkt für zwei, Herr Benoit des Ni . gleichen, der junge Bräutigam aber ſo diel ia hal Beide zuſammengenommen. Un rie