775 der jetzt plotzlich Leben bekam. was er vermag, meine Das „Laduburger Wochenblatt“ erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet für Ladenburg und Umgegend vierteljährlich 1 N. 20 Pfg. mit ituſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mt. 70 Pf. excl. Poſtproviſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die e 5 ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. Deutſchland. Berlin den 7. Aug. Nach der Nordd. A. Z. wird der Kaiſer, nachdem er am 2. Sept. Parade über das Gardekorps gehalten, ſich am 4. nach Königsberg zur Roße des 1. Armeekorps begeben. Die Königsrevue in der Umgebung von Königsberg ſoll am 5. Sept. stattfinden. Karlsruhe den 8. Aug. Der Frankf. Ztg. wird von hier berichtet, dem Finanzminiſter Ellſtetter ſei Seitens des Geſammtminiſterſums der Wunſch vorgetragen worden, er moge ſeinen Poſten als Finanzminiſter noch vor dem Beginn der Seſſion des Landtags niederlegen; das Miniſterium be⸗ gründe ſeinen Wunſch damit, daß nach Rücktritt des Finanzminiſters die leidige Kriegskoſtenentſchädigungs⸗ Frage ſich beſſer regeln laſſen werde. Die Karlsr. Zig. iſt in der Lage zu erklären, daß dieſe Nachricht in allen ihren Theilen jeden Grundes entbehrt. Karlsruhe den 5. Aug. Das Juſtizmini⸗ ſterium hat nun wohl die Letzte ſeiner größeren Ver⸗ ordnungen für die Juſtizorganiſation verkündigt: die Einrichtung der Gerichtsſchreibereien verbunden mit der Dienſtweiſung für die Gerichtsſchreiber. Nut wer Gerichtsſchreibereigehilfe (Aktuar, Aſſiſtent) war, kann der Regel nach Gerichtsſchreiber werden. Nachſicht von den verſchiedenen Erforderniſſen ertheilt das Juſtizminiſterium. Rechtsbefliſſene ſind ſelbſt⸗ verſtündlich nicht verpflichtet, zuvor die Aufnahme als Aktuare zu erwirken. Die Aktuarsprüfung (Gerichtsſchreibereigehilfen) wird jährlich einmal in Karlsruhe durch eine Kommiſſion (1 Mitglied des Juſtizminiſteriums, 1 Richter, 1 Gerichtsſchreiber) bgehalten. Karlsruhe den 6. Aug. Unter den Ent⸗ ürfen, welche der nächſten Kammer vorgelegt wer⸗ den ſollen, wird ſich aller Wahrſcheinlichkeit nach auch ein ſolcher über die Regelung des Sparkaſſen⸗ weſens befinden. Dieſes hochwichtige Gebiet iſt nicht mit der wünſchenswerthen Einheit geordnet und ver⸗ langt ſchon wegen der tiefgreifenden Bedeutung und vollen Sicherung eine Stellung auf den Boden des Geſetzes, ſtatt wie bisher auf jenen der Verordnung. Gaſtein, den 7. Auguſt. Kaſſer Wilhelm, welcher ſich in beſtem Wohlſein befindet, nimmt Vorträge entgegen und ſetzt die Bäder, Promena⸗ den und Ausfahrten regelmäßig fort. Die Abreiſe des Kaiſers erfolgt ſchon am Dienſtag, die Ankunft in Babelsberg am Donnerſtag Nachmittag. München, 5. Aug. Der Bav. wird von zuverläſſiger Seite mitgetheilt, daß für den erzbi⸗ ſchöflichen Stuhl in Freiburg Dekan und Landtags⸗ abgeordneter Förderer zu Lahr in Ausſicht ge⸗ nommen ſei. Breslau den 6. Aug. Meldung der Bresl. Z. aus Zabrze vom 5. d. M.: In Folge eindringen⸗ den Waſſers kamen auf der Ludwigsglückgrube 2 Bergleute ums Leben, ein Bergmann wurde ſchwer verletzt und 11 ſind noch verſchüttet Oeſterreich. Wien, 9. Auguſt. Nach Meldung der W. Bl. iſt Serajewo ein Flammenmeer; das katholiſche, ſerbiſche, ſowie das Handelsviertel brennen, im letzteren iſt lein Haus gerettet. Die katholiſche Kirche und das deutſche Conſulat ſind abgebrannt Die ſerbiſche Kilche iſt ein Trümmerhaufen, Zehn⸗ tauſende ſind obdachlos. Der Verluſt beträgt Millionen. Herzog Württemberg iſt überall gegen⸗ wärtig. Das Militär unermüdlich. Leider herrſcht Waſſermangel, die Spritzen ſind nicht ausreichend. auf der Eiſenbahnſtrecke zwiſchen Nancy und Keuillh — Der Brand iſt geſtern 6 Uhr angeblich zufolge Spiritusexploſion ausgebrochen. Gegen Mitternacht wüthete derſelbe noch fort. — Die Feuersbrunſt wüthete die ganze Nacht hindurch und ver gerte die innere Stadt, namentlich das ganze Handels viertel. Im Ganzen ſind gegen 1000 Häuſer, dag runter die katholiſche Kirche, mehrere Moſcheen, den Bazar, zahlreiche Handels⸗ und viele ärariſche Magazine niedergebrannt. Die Verluſte an Men⸗ ſchenleben ſcheinen ſich auf drei Soldaten zu be⸗ ſchränken, welche beim Löſchen verunglückten. 20,000 Menſchen ſind obdachlos und der Handelsſtans von Serajewo iſt vernichtet. Dank der unermüdlichen Anſtrengung des Herzogs von Württemberg die ganze Nacht hindurch, welcher die Localiſirung des Brandes perſönlich leitete und von der geſam mien Garniſon ſowie Beamtenſchaft in aufopferndſter Weiſe unterſtützt wurde, war der Brand um 8 Ut Morgens begrenzt. Eine außerordentliche ſchnelle Hilfe in jeder Beziehung iſt von außen dringend nothwendig. Frankreich. 8 ä 3. Auguſt. Ein großer . nfa Paris, vorgekommen. Von berbrecheriſcher Hand würden während der Nacht die Schienen ſo gerichtet, daß der Zug die Richtung auf ein Gebäude nehmen mußte. Die Locomotive rannte ſich feſt und die Wagen ſtürzten übereinander. Man zählt 3 Todte fünf ſchwer, acht ziemlich ſchwer und 20 leichter Beſchädigte. Nancy, 6. Auguſt. Der Urheber des Ciſen⸗ bahnunglücks iſt verhaftet. Es ſoll ein abgeſetzter Eiſenbahnbeamter ſein. Von den Verwundeten Feu 1 Teton, — Johann's Rache. Aus den Feldpoſtbriefen eines ſächſiſchen Offiziers von Graf Ulrich Baudiſſin. . (Fortſetzung.) „Wohlan“, ſagte ich. „da es ſich nur um dieſen einen Tag handelt, ſo erfülle ich mit Ver⸗ 5 Seien Sie alſo meine genügt, ein Rindsbraten, einige Braunſchweiger Wurſſte mit Kartoffelſalat, eine Flaſche Wein ..“ 8 „Ab, c'est bon ga!“ tief der hagere Herr Und gegen ſeine Frau gewandt fügte er hinzu: „Oest meilleur, Ninie, que des tripes de chien au beurre de Es ſind nun ſchon drei Tage verfloſſen, ſeit mich die Familie Jolivet mit ihrem Beſuche über⸗ raſchte, doch obgleich die corpulente Madame Joli⸗ 7 alle Augenblicke wiederholte, daß ſie meine Gaſt⸗ freiheit nicht länger mißbrauchen wolle, machte ſie doch keine Anſtalcen zum Aufbruch. Ich thue Alles, was ich, oder . Johann thut Alles, Usgehungerten Gäſte aufs 1 Beſte zu bewirthen, und ſie bezeigen ſich dadurch ] was ich zu erdulden habe. Meine hübſchen und ſehr erkenntlich. Herr Jolivet betheuerte mir mit tiefer Rührung, daß meine Beefſteaks ganz ſo deli⸗ cat ſind, wie die, welche er in glücklicheren Tagen im Cordon-Blen oder bei Chawperu verſpeiſt hat, ja, daß ſie ſogar den mit Auſtern und Trüffeln zubereiteten nicht nachſtehen, die er ſo oft bei Veſour im Palais Royal aß. Er verſchlingt denn auch enorme Qnantitäten davon, und Johann, der ihm ſtaunend zuſieht, behauptet, dieſer Monſieur müſſe nicht nur einen Hunger ſondern mehrere Hünger haben. Die corpulente Madame Jolivet ihrerſeits hat mir unter Thränen erklärt, daß ſie jetzt eine weit beſſere Meinung von den Deutſchen hege als vordem. „Man hatte uns haarſträubende Dinge von Euch Preußen berichtet“, ſagte ſie mir heute, „man wollte uns glauben machen, Ihr würdet nach der Einnahme von Parjis alle waffenfähigen Männer nach Deutſchland in die Gefangenſchaſt ſchleppen, alle Kinder aufeſſen, die jungen Frauen aber — die Euch gefielen, —“, hier lächelte ſie mir zu und blickte dann verſchämt vor ſich nieder — „nun Sie verſtehen mich ſchon.“ Es freute mich nun zwar ſehr, daß mir Ma⸗ dame Jolivet keine derartigen haarſträubenden Ge⸗ lüſte zutraut, doch geſtehe ich offen, daß mir ihte Anerkennung allein kein Erſatz ſein würde für all' die Opfer, welche mir meine Pflicht als höflicher Wirth auferlegt. Wahrhaftig, es iſt nichts Geringes, wohnlichen Zimmer habe ich natürlich räumen müſſen, dafür hat mir Johann eine winzig kleine Dachkammer hergerichtet, das heißt, er hat die von einer Granate in die Decke geſchlagene Oeffnung mit Heu verſtopft und in der am Wenigſten dei Zugwinde ausgeſetzten Ecke eine Bettſtelle aufg ſchlagen — wenn nämlich ein aus vier Brentert zuſammengenagelter und mit Heu gefüllter Käaſten dieſen Namen verdient. Ein Ofen befindet ſich in dieſer verwünſchten Kammer nicht, und könnte fc mich nicht hin und wieder am Kaminfeuer de Familie Jolivet wärmen, alles Blut in mir ſchon längſt zu Eis erſtarrt. 1 Errathet Ihr, warum ich mir das Alles ge fallen laſſe? „Du haſt Dich in die hübſche Deng ſelle Jolivet verliebt,.“ werdet Ihr ſagen, und ie muß bekennen, Ihr habts getroffen. Sie iſt ae auch in der That reizend, dieſe junge Franz ein ſüßes, beifälliges Lächeln von ihr köunte ie mit noch härterem Ungemach ausſoͤbnen. Def Johann iſt meine Liebesverzückung nicht unberie geblieben; er kneifte das eine Auge zu, blim zel mit dem andern und ſagte: „Na, jeſtehen Sie et man ohne alle fals Befangenheit, Herr Lieutenant, die niedliche moiſell hat Sie noch ſchneller einjenommen, g wir halb Frankreich einjenommen haben, ſonſt at den Sie ihretwegen nich ſo viele foljes und ex rü vagances bejehen.“ Fortf. faz