— Im „Reichstage“ wirds nächſtens etwas munterer her⸗ gehen; denn die Nationalliberalen bis tief in die Rechte hinein tragen ſich mit Emancipationsgedanken. Sie ſind un⸗ zufrieden, daß der Bundeskanzler immer nur Anleihen und Steuern verlangt, ohne ihren Anträgen und Wünſchen (Er⸗ nennungen von Bundes miniſtern ꝛc.) Gehör zu ſchenken. Sie erklären laut und öffentlich: „Die Wege des Grafen Bis⸗ W ſind nicht die Wege, welche eine liberale Partei gehen ann.“ Es muß doch nur ein Rezept geben, die Welt glücklich zu machen. Die Socialdemokraten verſichern, ſie hätten dieſes Rezept, im Reichstage ſitzen 9 Sozialdemokraten, aber jeder hat ein anderes Rezept, nicht nur für die Welt, ſondern auch zur Löſung der Arbeiterfrage, die ihr eigentliches Steckenpferd iſt. Dieſe neun ſind v. Schweitzer, Fritſche, Haſenclever, Förſterling, Bebel, Liebknecht, Schraps, Götz u. Fritz Mende. Drei ſind Preußen, 6 Sachſen, ſie befehden ſich einander und nicht ſelten iſt jeder ſeine eigene Partei. Arbeiter im engeren Sinn iſt nur Einer, der Kupferſchmied Förſterling, zwei, v. Schweitzer und Fritſche, ſind Agitatoren, was jetzt ein beſonderer Stand iſt. 5 — Die Hamburger haben ausgerechnet, daß die beabſich⸗ tigte „Wechſelſteuer“ bei ihnen 500,000 Thaler betragen würde. Zum erſtenmal wünſchen die Bremer hinter den Hamburgern zurückzubleiben. Karlsruhe, 9. April. Im diesjährigen Spätſommer wird die Feier des 50jährigen Beſtands des landwirthſchaft⸗ lichen Vereins begangen werden. Die dazu nöthigen Vor⸗ bereitungen ſind ſchon jetzt in Angriff genommen worden. Karlsruhe, 10. April Der durch allerhöchſtlandesh. Verordnung vom 9. Okt. v. J. eingeſetzte Landeskulturrath iſt heute hier zum erſten Mal zuſammengetreten, und wur⸗ den deſſen Sitzungen Vormittags 10 Uhr im Ständehaus durch den Präſidenten des Handelsminiſteriums Herrn von Duſch eröffnet. f Wien, 12. April. Die italieniſche Miſſion wurde heute von dem Kaiſer empfangen und zur kaiſerlichen Tafel ge⸗ laden. Morgen Truppenrevue und Tafel bei dem Erzherzog Albrecht zu Ehren genannter Miſſion. 5 — Der Kaiſer trifft, um aus den Händen des Spezial⸗ geſandten des Königs von Italien die Inſignien des Anun⸗ ciatenordens entgegenzunehmen, morgen aus Ofen in Wien ein. — Die Freundſchaftsbezeugungen zwiſchen dem Kaiſer von Oeſterreich und dem König von Italien mehren ſich und nehmen einen beinahe demonſtrativen Charakter an. Nach dem Vorgehen der Herrſcher bleiben nun wohl auch die Na⸗ tionen nicht zurück und die öſterreichiſche und italieni ſche Tagespreſſe fließt gegenſeitig in Freundſchaftsverſicherungen über. Das Sprüchwort: „Pack ſchlägt ſich, Pack verträgt ſich,“ ſcheint ſomit nicht nur im gemeinen, ſondern auch im höhern, ja ſelbſt im Leben der Staaten ſeine Anwendung zu finden. N . nen le ae Ausſand. 7 Paris, 13. April Das „Off. Journal“ veröffentlicht einen Brief des Kaiſers vom 15. d., der zur Feier des hun⸗ dertjährigen Geburtstages Napoleons J. vorſchlägt, das Loos der alten Soldaten der Republik und des Kaiſerreichs der⸗ art zu verbeſſern, daß Jeder vom 15. Auguſt d. J. eine jährliche Penſion von 250 Fr. erhält. Die Depot⸗ und Conſignationskaſſe würde zu dieſen Penſionen dienen, und man würde ihr einen durch die Kammer während einer An⸗ zahl von Jahren bewilligten Kredit zur Deckung ihrer Vor⸗ ſchüſſe anweiſen. Das Budget würde in dieſer Weiſe nicht im geringſten verändert. Der betr. Geſetzentwurf wird dem Geſetzg. Körper zugehen. — Der Marſchall Niel hat vor einigen Tagen Befehl gegeben, 800,000 Uniformen für die Mobilgarde anzufer⸗ tigen. — Dem „Etendard“ gehen aus Spanien aus verſchiede⸗ nen Quellen Nachrichten zu, denen zufolge dort an den Ge⸗ müthern ein eben ſo auffallender als unvorhergeſehener Um⸗ ſchwung ſich geltend macht, welcher die Thronbeſteigung des Prinzen von Aſturien mit einer Regentſchaft während ſeiner Minderjährigkeit wahrſcheinlich machen ſoll. In Ermanglung eines Regenten würde man ſogar die Königin mit der Re⸗ gentſchaft beauftragen. (2) — Die Vermuthung, daß die optimiſtiſchen Nachrichten aus Paris über den Verlauf der belgiſch⸗franzöſiſchen Be⸗ ſprechungen ſich ſchwerlich bewähren würden, erweiſt ſich ſchon heute als gerechtfertigt. Von allen Seiten wird be⸗ ſtätigt, daß die Angelegenheit gerade in der Hauptfrage ihrer Erledigung nichts weniger als nahegerückt iſt. Die heutigen Nachrichten gehen darin auseinander, daß einige Angaben Frankreich ſeine Forderungen wegen der Eiſenbahn⸗Verträge fallen laſſen, andere dies beſtreiten. Das Intereſſe drängt . 5 ſich aber mehr in der Frage zuſammen, welches Maß des 5 5 Widerſtandes Belgien den franzöſiſchen Zumuthungen gegen⸗ über bethätigen werde. Beharrte Belgien in den weſentli⸗ chen Punkten, wo ſeine Selbſtſtändigkeit in Frage kam, in 5 ſeiner abwehrenden Haltung, ſo war unſchwer vorherzuſehen, daß Frankreich die Sache nicht aufs Aeußerſte treiben, ſon⸗ dern eine, wenn auch nur diplomatiſche Verſtimmung Eng⸗ lands, das aus ſeiner für Belgien günſtigen Auffaſſung der 5 Sachlage offiziös kein Geheimniß gemacht hatte, zu umgehen 5 ſich bemühen werde. Die Frage iſt, wie ſich je mehr und 7 14 der arme Herr hat furchtbar gelitten.“ „Es giebt dagegen kein beſſeres Mittel, als heitere Ge⸗ ſellſchaft,“ fuhr der Baron fort, während er eine Cigarre anzündete und ſein Etui den Offizieren anbot. „Sehen Sie, ich lag vorhin im Bette und konnte nicht einſchlafen, Sie werden vielleicht ſchon einmal erfahren haben, wie unan⸗ genehm und peinlich das iſt, Holla, dachte ich, Herr von Schack iſt auf der Wache. Du kannſt ja mit ihm die Nacht verplaudern, weshalb willſt Du hier Dich langweilen und die Minuten zählen? Gedacht, gethan, ich kleidete mich an 100 ging hieher — aber habt Ihr denn gar keinen Stoff mehr? Der Hauptmann blickte in die Bowle und ſchüttelte ſein eckiges Haupt. „Sie waren ſchon zu Bette?“ fragte Warndorf. „Ich hätte darauf ſchwören mögen, daß ich vor einer Ihnen begegnet ſei.“ 5 i 5 „Mir? Wo war das?“ 5 „Draußen vor dem Thore.“ 5 „Ich verſichere Sie, daß ich gleich nach elf Uhr zu Bette gegangen bin.“ Warndorf nickte gedankenvoll. Es muß ein geweſen ſein,“ ſagte er, „ich rief Sie an und —“ . „Ah, dann muß der Irrthum ſich doch ſofort heraus⸗ geſtellt haben.“ 8 5 „Ja, ja, Sie antworteten mir nicht,“ . N Der Baron warf jetzt auch einen Blick in die Bowle, „Stoff müſſen wir haben, denn die Nacht iſt lang,“ ſagte er. „Wollen Sie mir Ihren Calefactor für eine halbe Stunde überlaſſen, Herr von Schack?“ 5 Der Fähnrich fuhr aus ſeinem Sinnen empor. 1 „Es iſt zwei Uhr,“ erwiederte er, „ich glaube.“ „Glauben Sie Alles, nur zweifeln Sie nicht daran, daß ich trotz der ſpäten Stunde Ihnen eine Champagnerbowle liefern werde, die uns bis Tagesanbruch beſchäftigen ſoll.“ Der Fähnrich zog an der Glockenſchnur. 4 „Wenn Sie das fertig bringen, will ichs loben,“ ſagte 8 der Hauptmann. „Na, trab trab, der Kerl ſchläft im 5 Gehen.“ f 5 Der Baron gab dem Füſilier die nöthigen Anweiſungen, der beauftragte ihn, aus dem Gaſthofe, den er ihm bezeich⸗ nete, ſechs Flaſchen Champagner und einige Flaſchen Bor⸗ deaux zu holen und überreichte ihm einige Goldſtücke mit 5 dem Bemerken, daß der Reſt ſein Eigenthum ſei, wann er 5 Zufriedenheit ar führe. Fortſ. folgt .