Erſcheint jeden Dienſtag, Dounerſtag und Honntag und koſtet für Ladenburg frei ins Haus geliefert vierteljährlich 30 Kreuzer. E 1 ſt r Für Auswärts kommt ein kleiner Poſtauf⸗ f g ſchlag hinzu. N 31. a Donnerſtag, Ladenburg. Abonnements für Ladenburg W K gegengenommen bei der Expedition. für Auswärts bei allen Poſtanſtalten. Anzeigen werden für die einſpaltige Petitzeile, oder deren Raum, nur mit 2 Kreuzer berechnet. 1869. 15. April Für die Nothleidenden in Weſtrußland ſind bei Ferd. Kaufmann ferner eingegangen: Von Ph. B. in S. 24 kr., Ch. G. 1 fl., G. S. 2 fl., H. H. 1 fl. 10 kr., J. P. S. 1 fl. 45 kr. Summa fl. 22. 34. Um fernere Gaben wird dringend gebeten. Deutſchland. Ladenburg, 13. April. Die ſchreckliche Noth in Weſt⸗ rußland iſt in allen öffentlichen Blättern ſchon zu vielfach erörtert und bekannt gegeben worden, um auf deren haar⸗ ſträubenden Einzelheiten nochmals zurückzukommen. Allent⸗ halben iſt man bemüht, milde Beiträge zur Linderung der Noth einzuſammeln und zwar meiſtentheils mit dem beſten Erfolg. Nicht gleicher Erfolg kann nach den veröffentlichten Gaben, hier nachgewieſen werden und glauben wir, daß es nur dieſer kleinen Anregung bedarf, um auch hier ein be⸗ friedigendes Reſultat zu erzielen! übt doch Jedermann hier⸗ durch die ſchönſte Pflicht des Menſchen, die Nächſtenliebe, aus. — In der auf Samſtag den 17. d. Mts., Morgens 11 Uhr, auf dem hieſigen Rathhauſe abzuhaltenden großen Ausſchußſitzung kommen folgende Gegenſtände zur Berathung: 1) Die Krankenverſicherung der Dienſtboten und Gewerbsge⸗ hülfen in hieſiger Stadt. 2) Genehmigung der Statuten der neu zu errichtenden Sparkaſſe dahier. — Zu Lahr tagte dieſen Sonntag der Landesausſchuß der badiſchen Feuerwehren. Hauptgegenſtand der Tagesord⸗ nung war die Gründung einer Unterſtützungskaſſe für ver⸗ unglückte Feuerwehrmänner und die Art, wie auf Betheili⸗ gung gewiſſer Feuerverſicherungsgeſellſchaften an dieſer Kaſſe hingewirkt werden ſoll. — Die Tabaksſteuer iſt, wie dies auch das bereits amt⸗ lich veröffentlichte Geſetz beſagt, mit dem laufenden Jahr faktiſch in Wirkſamkeit getreten, und wird mit circa 14 fl. 48 kr. per bad. Morgen, hälftig im Dezember und April zahlbar, erhoben werden. Die Veröffentlichung der Vollzugs⸗ verordnung konnte bisher nur aus dem Grunde nicht erfol⸗ gen, weil ihre endgiltige Redaction der Genehmigung des erſt demnächſt zuſammentretenden Zollbundesrathes bedarf. Nach dem Entwurf hat die Anmeldung von Seiten der Ta⸗ bakspflanzer erſt im Monat Juni zu geſchehen. — Die Anſicht, daß der Sommer in ungeſtörter Ruhe verlaufen werde, befeſtigt ſich allgemein. Der Wind, der aus allen Ländern herüber weht, iſt lau und frühlingsfried⸗ lich. In Frankreich beſchäftigen die bevorſtehenden Wahlen die Preſſe und das Publikum; Italien iſt froh, wenn es ſeine Finanzen und inneren Fragen in Ruhe ordnen kann; Rußland ſcheint ebenfalls eingeſehen zu haben, daß es ſich den Orient für's Erſte aus der Naſe gehen laſſen muß, und wenn alle Andern Frieden athmen, wird auch Graf Beuſt genöthigt ſein, ſich mit den innern Fragen und ſpe⸗ ziell mit den Nationalitäten zu befaſſen, was freilich ſchwie⸗ riger iſt, als ins Blaue hinein äußere Politik zu treiben. Der Wiener „Preſſe“ wird ganz richtig aus Berlin geſchrie⸗ ben, daß man hier in allen Schichten der Bevölkerung ein gutes Einvernehmen mit Oeſterreich wünſche. Es hätte frei⸗ lich hinzugefügt merden müſſen, daß es nicht am Grafen Bismarck, ſondern am Grafen Beuſt liegt, wenn der Wunſch des preußiſchen Volkes, der gewiß von den Deutſch⸗Oeſter⸗ reichern getheilt wird, nicht zu einem Verſtändniß und zu einer dauernden Allianz führt, und auf die Gefahr hin, der Mondtonie beſchuldigt zu werden, ſprechen wir es nochmal aus, daß Graf Beuſt zur Zeit der einzige iſt, der Europa nicht zur Ruhe kommen läßt. VEVVTTTTT—T—T—T—T—T—T—T—T——— 5 Die Vauernfänger. Als Warndorf die Hauptwache erreichte, ſchlief der Fähn⸗ rich, der Hauptmann ſaß noch vor der Bowle und freute ſich der Rauchwolken, die ihn immer dichter umhüllten. Mit wenigen Worten berichtete er das Abenteuer, dann traf er Anſtalten, den Bericht an die Commandantur zu ſchreiben. Der Gefangene war in das Arreſtzimmer geführt worden, der Schlüſſel zur Thüre des Gefängniſſes lag vor dem Lieutenant auf dem Tiſche. Dieſes Arreſtzimmer lag von der Wachtſtube ganz abge⸗ ſondert, der Poſten vor den Gewehren konnte die Thür derſelben nicht beobachten. Warndorf hatte eben den Rapport unterzeichnet, als die Thüre geöffnet wurde und der Baron von Wenkſtern, eine Arie trällernd, eintrat. Ueberraſcht blickten die Offiziere zu ihm auf, Warndorf erinnerte ſich unwillkürlich der Begegnung. „Teufel, woher kommen Sie denn noch ſo ſpät in der Nacht?“ fragte der Hauptmann. „Wiſſen Sie denn nicht, daß es nahe an zwei Uhr iſt? “ . r . „He, das könnte ich Sie auch fragen,“ lachte der Baron, während er Hut und Mantel ablegte, „ich erwartete wahr⸗ haftig nicht, Sie hier zu treffen. „Hm — ich habe du jour. „Ganz recht, aber der Offizier du jour darf die Nacht in ſeinem Bette verbringen. Na, ich ſehe ſchon, es fiel Ihnen ſchwer, ſich von der Bowle zu trennen.“ „Und Sie?“ fragte Warndorf ſcharf. 4 „Ich?“ erwiderte der Baron achſelzuckend. Wiſſen was Agrypnia iſtſe“ 5 „Aprippina?“ fragte der Fähnrich, der kurz vorher aus ſeinem Schlafe erwacht war und jetzt verwirrt die Augen rieb. „Warten Sie, das weiß ich. Eine römiſche Kaiſerin, du lieber Gott, es iſt ja ſchauderhaft leicht zu behalten, denken Sie nur an Colonia Agrippina.“ 8 Der Baron hatte ſich niedergelaſſen, ſein Falkenblick ſtreifte verſtohlen den Rapport und den Schlüſſel. f „Ich ſagte „Agrypnia,“ erwiderte er. „Sie werden 8 nicht wiſſen und ich wünſche Ihnen nicht, das Sie dieſes Leiden jemals kennen lernen. Zu Deutſch nennt man es Schafloſigkeit.“ N „Ach ſo,“ ſagte der Hauptmann. „Das ſoll mitunter * 0 . 3 — * grauenhaft ſein. Der General von Baſſewiz litt 5 auch daran, Sie,