Sein Name wird unauslöſchlich in der Geſchichte der Buchdruckerei und des Ladenburger Wochenblattes ſtehen. 1907 wechſelt das Ladenburger Wochenblatt zum letztenmal ſeinen Beſitzer, indem es auf den jetzigen Inhaber übergeht. Die Bedeutung der Preſſe hatte immer mehr zu⸗ genommen und ſo entſchloß ſich der jetzige Inhaber, in unternehmungsfreudiger Weiſe dem Ladenburger Bedürfnis Rechnung tragend, noch im gleichen Jahre der Uebernahme das Ladenburger Wochenblatt in das täglich erſcheinende „Ladenburger Tageblatt“ auszugeſtalten. Die ſtetig wachſende Zunahme des Leſerkreiſes iſt der beſte Beweis dafür, daß ſich das adenburger Tageblatt immer größerer Beliebtheit in hieſiger Stadt und der Umgebung erfreute. Nach Durchfüh ung der Freien Republik Baden iſt dasſebe amtliches Verkün⸗ igungsblatt für Baden und den Amtsbezirk Mannheim geworden. Allgemeines und Politiſehes aus der Gründungszeit. f Das Gründungsjahr des Ladenburger Wochenblattes war für Ladenburg ein allgemein bedeutungsvolles Jahr, denn in demſelben wurden hier gegründet: der Vorſchußverein Pflege und Erziehung, den Unterricht aber in der Volksſchule erhalten. Zur Gründung e nes evangeliſchen Waiſenhauſes werden ſchon ſeit mehreren Jahren milde Beittegs Gaben geſammelt. Vielleicht wendet ein Wohltäter auch dieſem Unternehmen eine mich hafte Gabe an Geld zu, um es ſchneller ſeinem Ziele zuzuführen. Sehr intereſſant ſind auch einige Auszüge aus dem politiſchen Gebiet damaliger Ze, Da leſen wir unterm 1. März folgenden für die gegenwärtige Zeit paſſenden Artikel: Am Schluſſe des geſegneten Jahres 1868 ſtanden auf dem Feſtland Europg's ziemlich 5 Millionen Männer in Militärdienſten. Jedermann ſieht daran, was wit Europäer für hochgebildete, artige, verträgliche und leicht zu regierende Menſchen ſind, Drüben in den Vereinigten Staaten ſtanden an der Jahreswende nur 40 — 50000 Männer unter den Waffen. Wir dürfen die Verhältniſſe drüben und hüben nicht vergleichen; weng aber Ende 1869 hüben ein paar Mann weniger als 5 Millionen unter den Waffen ſtänden, ſo würde, fürchten wir, auch hüben keine Träne fließen. Die drüben haben ihre Indianer, die noch ſkalpslüſtern ſind, wir hüben haben z. B. unſere Franzoſen, die aß deutſchen Rhein ihre Wigwams aufſchlagen wollen. Es gibt nun Leute, welche nicht nur davon kräumen, ſondern ſogar davon reden und ſchreiben, die Franzosen . Erziehungshaus f * 5 keit trat. 13 Schülern Dieſer feierliche Akt ge⸗ Ladenburg, ebenſo wurde der Bauplan für die hieſige Höhere Bür⸗ genehmigt gerſchule 5 anderes. und manch Auch iſt zu bemerken, daß in demſelben Jahre erſtmals die Tabakſteuer in Baden in Wirkſam⸗ Sie betrug damals für den badiſchen Morgen 14 fl. 48 kr. Über die Gründung des Vorſchußvereins und der Landwirtſchaftls Kreis⸗ winterſchule leſen wir in Nr. 7 des Wochen⸗ blattes: Der neu gegründete Vorſchußverein für den Bezirk Ladenburg hat ſeine Tätigkeit bereits am 1. d. M. begonnen. Zum Vorſtand des Ver⸗ eins wurde Herr Notar Holtzmann und zum Ver⸗ einskaſſier Herr Bezirks⸗ rat Morano von hier erwählt. Jeden Mon⸗ tag u. Freitag von 1—5 Uhr können Stamman⸗ teile eingezahlt und Spar⸗ einlagen gemacht werden. ber Verein zählt jetzt ber 400 Mitglieder und wird nach unſerem Er⸗ chten viel Segen im ezirke verbreiten, indem als wirkſames Mittel egen den heilloſen ucher, den Krebs⸗ ſchaden des Verkehrs⸗ lebens, angeſehen werden muß. Von den Land⸗ wirten darf erwartet werden, daß ſie dem Verein zahlreich beitreten und ihn ſomit tatkräftig unterſtützen. Eine weitere, die land⸗ wirtſchaftl. Intereſſen ſehr fördernde Anſtalt — Dank der großh. Regierung und demKreis⸗ ausſchuſſe des Kreiſes Mannheim — iſt ins Leben gerufen worden, die landw. Kreiswinter⸗ ſchule. Nachdem für dieſe letztere eine tüchtige Lehrkraft in der Perſon des Herrn Zeeb gewonnen und unter dem Vorſitz des Herrn Miniſterial⸗ rat Dr. Rau mit dem Kreisausſchuſſe und hie⸗ ſigen Gemeinderat in gemeinſamer Sitzung die nötigen und Vorbedingungen ge⸗ troffen u. erledigt waren, wurde die Schule mit eröffnet. ſchah in Gegenwart der Mitglieder des Aufſichts⸗ rats, wozu als Vor⸗ ſitzender Herr Graf Fr. v. Oberndorff und die Ladenburg, die Land wirtſchaftliche Kreiswinterſchule, das Kreis- Einleitungen theil wurde der Angeklagte hierwegen in eine Geldſtrafe von 8 fl. verurtheilt, welche Geldſtrafe der Staatskaſſe zufallen wird. — Polizeianklage gegen Jakob Müller von Wallſtadt, wegen Ruheſtörung. Dieſer Fall mußte bis zur nächſten Schöffengerichtsſitzung vertagt werden, weil die ſchriftliche Anklage dem Angeklagten nicht zugeſtellt werden konnte, in⸗ dem deſſen gegenwärtiger Aufenthalt nicht zu ermitteln war. — 5) Unterſuchung gegen Valentin Montag von Feuden⸗ heim wegen Körperverletzung. Der Angeklagte blieb aus, ebenſo die Zeugin Val. Montags Ehefrau. Von Gr. Staats⸗ anwaltſchaft wurde die Vertagung und Verfällung des An⸗ geklagten in die Koſten der heutigen vereitelten Tagfahrt beantragt. — 6) Unterſuchung gegen Adam Stahl von Neckar⸗ hauſen wegen Körperverletzung. Vor etwa 6 bis 7 Wochen an einem Abend zwiſchen 6 und 7 Uhr, ritten der Ange⸗ klagte und der Verletzte (Peter Ding von Ilvesheim), in der Gegend von Neckarzimmern nach Heilbronn zu. Wegen ge— genſeitiger Unterſtützung ihrer Pferde geriethen ſie in einen Wortwechſel; der Angeklagte ſchimpfte den Peter Ding und drohte ihm, den Peitſchenſtock auf den Kopf zu ſchlagen. Der Verletzte entgegnete, „komm nur her, ich ꝛe. Darauf ging der Angeklagte auf den Peter Ding los und warf ihn zu Boden, letzterer aber kam wieder auf, brachte erſtern zu unterſt und nahm ihm ſeinen Peitſchenſtock ab. Wenige Mi⸗ nuten nachher kam Stahl in der Dunkelheit hinter dem Ver⸗ letzten hergeſchlichen, ohne daß er es bemerkte, und gab ihm einige Streiche mit dem Peitſchenſtock von hinten auf den Kopf, daß er beſinnungslos zu Boden fiel. Hierauf ſetzte er ſich auf ihn und gab ihm noch mehr Schläge. Von Seite des Gr. Bezirks⸗Arztes wurde eine Arbeitsunfähigkeit von 9 Tagen feſtgeſtellt. Durch ſchöffengerichtliches Urtheil erhielt der Angeklagte eine Amtsgefängnißſtrafe von 18 Tagen. — Mannheim. Es wird dieſer Tage entſchieden werden, ob wir gemiſchte Schulen bekommen oder die Confeſſionsſchu⸗ len behalten. Die Partei für gemiſchten Schulen ſcheint we⸗ niger täthig zu ſein, als die Confeſſionsmänner. — Wie wir hören, ſind die ultramontanen Führer Lin⸗ dau und Graf Andlap hier eingetroffen, um eine Agi⸗ tation gegen die Einführung der gemiſchten Schulen perſönlich zu leiten. — Wenn die Könige bauen, haben die Kärrner zu thun, und wenn ſie Thronreden halten, haben die Delegraphen ei⸗ nen großen Tag. Die Thronrede Napoleons ſetzte in Paris Hunderte von Beamten in volle Thätigkeit; die 1200 Worte, aus welcher die Rede beſteht, gelangten in 14 Minuten nach London, in 45 Minuten nach Brüſſel, in 69 nach Berlin, in 100 nach Florenz, in 110 nach Wien. Für London ar⸗ beiteten 4 Drähte, für die andern Reſidenzen nur je einer, daher der Zeitunterſchied. Die Apparate und die Linien waren ſchon Tags vorher ſorgfältig vorbereitet worden. Ladenburg, 27. Jan. Letzten Montag den 24. d. Mts. fand die General⸗Verſammlung der Mitglieder des landw. „Bezirks⸗Vereins Ladenburg“ im Gaſthof zum goldenen Hirſch dahier unter zahlreicher Betheiligung ſtatt. Bei Verhinderung des Vorſtandes eröffnete deſſen Stellvertreter Hr. Notar Holtzmann die Verſammlung und hieß beſonders die von Mannheim und Heidelberg erſchiene⸗ nen Gäſte freundlich willkommen. Hierauf hielt Herr Dr. Herth aus Heidelberg einen längeren, mit großem Beifall aufgenommenen, Vortrag über die Tabaksſteuer. Er legte in klarer und überzeugender Weiſe dar, daß die einge⸗ führte Art der Beſteuerung die allein mögliche und richtige ſei, wenn ſie freilich vorerſt auch den Landwirth empfind⸗ lich trifft und widerlegte der Reihe nach die von verſchiedenen Seiten befürworteten anderweitigen Beſteuerungsmethoden. Sodann wieß er an der Hand der Statiſtik nach wie in Folge der Aufhebung der Uebergangsſteuer nach Norddeutſch⸗ land und dem in allen deutſchen Staaten geltenden ei n⸗ heitlichen Steuerſatz, welcher den Tabaksbau in dem günſtigeren Boden und Klima für die Zukunft unmöglich mache, ſowie mit Rückſicht auf den erhöhten Eingangszoll — 2 einerſeits die Ausfuhr unſeres Tabaks nach dem Norden be⸗ günſtigt, andererſeits der Anbau des Tabaks in Deutſch⸗ land ſich vermindern werde, als günſtigere Preiſe noth⸗ wendig eintreten müſſen. Er zeigte wie die Pfalz durch Bo⸗ den und Klima vor allen Ländern und Gegenden des Zoll⸗ vereins ſich für den Tabaksbau beſonders eigne und es da⸗ rum unſern Verhältniſſen gemäß nicht wohlgethan wäre, dieſen Bau aufzugeben Die Steuer müſſe möglichſt unſchäd⸗ lich gemacht werden durch das Erſtreben eines höheren Ein⸗ gangszolles auf fremde Tabake, durch Erzielung eines mög⸗ lichſt hohen Ertrags auf 1 Morgen Land, verbunden mit gu⸗ ter Qualität und richtiger Behandlung des Tabaks bei der Ernte, dem Abhängen u. ſ. w. Zum Schluß empfahl er und gewiß mit allem Recht, den Landwirthen den Beitritt zum Vorſchuß⸗ Verein, um ſich wegen Bezahlung der Steuer vor Verlegenheiten zu ſchützen. Die nun eingetretene Pauſe benützte der Vorſitzende zur Vornahme der Neuwahl der Vereins⸗Direktion. Zum großen Bedauern der Mitglieder hatte der bisherige, um das Wohl des Vereins ſo eifrig bemühte Vorſtand, Herr Reviſor „Leon⸗ hardt“ eine Wiederwahl abgelehnt. Auf mehrſeitigen Vor⸗ ſchlag wurde ſodann Herr Landwirthſchaftslehrer Zeeb aus Ladenburg zum Vereins vorſtand erwählt. Die bisherigen wei⸗ teren Mitglieder der Direktion wurden alle durch Zuruf bei⸗ behalten. Der hierauf veröffentlichte Voranſchlag für das nächſte Jahr wurde gutgeheißen. Nach dieſem ſprach Herr Landwirthſchaftslehrer Hoffmann aus Heidelberg über den Tabakshandel und führte aus, wie eine freie Bewegung in Handel und Verkehr durchaus nothwendig ſei und es nicht wohlgethan wäre, hier durch Bekämpfung des Maklerweſens dem Verkehrsleben Schran⸗ ken zu ziehen. Erwähnen wollen wir noch, daß am Schluß der Verſamm⸗ lung an Herrn Dr. Herth von einem frühern Ladenburger Hr. Dekan Schmidt von Honnberg begeiſtertes Begrüßungs⸗ telegramm einlief. 8 Wir ſchließen mit dem Wunſch, es möchte jeder Theilneh⸗ mer an der Verſammlung die Ueberzeugung mit nach Hauſe genommen haben, „wie es doch für die Landwirthe von gro⸗ ßem Werth iſt, in freier Vereinigung ſich über die wich⸗ tigen Tagesfragen ihres Berufes gemeinſam zu beſprechen!“ Mannheim, 30. Jan. So eben wurde der Wahlſieg für gemiſchte Schulen der hieſigen Bevölkerung, durch Abfeu⸗ ern von Böller, verkündet. 5 In Dresden iſt eine Broſchüre in polniſcher Sprache un⸗ ter dem Titel: „Was Oefterreich retten kann?“ erſchienen. Als das Hauptheilungsmittel wird die Wiederherſtellung Po⸗ lens unter der Herrſchaft Oeſterreichs und die Ausdehnung deſſelben in der Weiſe angegeben, daß die ruſſiſche Herrſchaft über die Dwina und den Dnieper zurückgedrängt wird, da⸗ mit dadurch der Einbruch der Barbaren verhindert werde. Zur Erreichung dieſer Aufgabe ſoll Polen und die andern ſlaviſchen Länder in ein näheres Verhältniß zu Ungarn tre⸗ ten. Die Broſchüre hängt jedenfalls mit der Agitation zu⸗ ſammen, die von den Polen in Galizien getrieben wird. 1 . ö „27. Jan. Das franzöſiſch, widerleg die Zeitungsberichte und ſagt, Griechenland habe noch keine Antwort geben können. — Einer Depeſche aus Cagliari (Sardinien) zufolge wäre daſelbſt eine franzöſiſche Fregatte mit Truppen angekommen und ohne Aufenthalt nach der Levante abgegangen. Hier ſind über zwei Grad Kälte. Den Südfrüchten droht große Gefahr. ö — Admiral Hobart verließ die Gewäſſer von Syra auf das Verſprechen des Monarchen, die „Enoſis“ werde den Ha⸗ fen nicht verlaſſen. Der Vizekönig von Egypten ſtellte der Pforte für den Kriegsfall 50,000 Mann zur Verfügung. — Den heutigen Nachrichten zufolge ſei der türkiſch⸗grie⸗ chiſche Konflikt durch eine verſöhnliche und friedfertige Er⸗ der „großen würden Deutſchland die Freiheit bringen — Na⸗ poleons Soldaten die Freiheit! Das brachten nicht einmal die roten Jakobinermützen mit dem Feldgeſchrei; Freiheit und Gleichheit! fertig. Fragt nur einmal am Rhein und überall, wo die roten Hoſen und ihre Generale und Prä⸗ fekten ſich häuslich niedergelaſſen haben. Wie ſehr man ſich in Politik“ getäuſcht hatte, geht aus folgender Notiz hervor; „Frankreich hat Furcht vor der amerikaniſchen Union. Es heißt, daß der franzöſiſche Geſandte in Waſhington ſich unter⸗ richten ſolle, wie weit ſich die dortige Regie⸗ rung in einem etwa⸗ igen europäiſchen Konflikt zu miſchen gedenke. Ruſſiſche Flottenoffiziere wurden in Newyork ge⸗ feiert, Bismarck ließ noch kürzlich den General Grant leben. Das ſind für Frankreich ſchwarze Punkte von gewiſſer Stärke“ Dieſe vermeintlichen ſchwarzen Punkte ſind für Frankreich zu hell ſtrahlenden Sternen ge⸗ worden. Eine unſerer gegen⸗ wärtig brennendſten Frage in der Politik — die Sozialiſierung — wird treffend beurteilt. Es wird darüber ge⸗ ſchrieben: „Zur ſozialen Frage. Wie ſehr die Gegenwart und ihre Verhältniſſe zur Löſung dieſer brennend⸗ ſten und tiefeſt eingreifen⸗ den aller Fragen drängt, zeigt ſich ſchon an den vielen und vielerlei Ver⸗ ſuchen dieſer Löſung. Ein gewiß ehrenhafter Verſuch, die Intereſſen des Arbeiters mit denen des Arbeitgebers in Ein⸗ klang zu bringen, iſt in England und neuerlich auch in Berlin gemacht worden. Durch ihn wäre es möglich, ohne Laſſale⸗ aniſchen Umſturz und Kommunismus zwiſchen Arbeit und Kapital den ſo nötigen Frieden zu ſtiften. Der Verſuch iſt folgender: Die Arbeit⸗ geber verkaufen einen Teil ihrer Anlagen ( / oder ½¼0) in kleinen Aktien an die Arbeiter Herren Profeſſor Bender von Weinheim, die Gemeinderäte Scola und Dihl von Laden⸗ burg, Kaufmann Seitz von Seckenheim und Landwirtſchaftslehrer Zeeb gehören, ferner waren dabei anweſend die Herren Ortsgeiſtlichen, der Vorſtand und die Lehrer der höheren Bürgerſchule, der Gemeinderat und zwei Lehrer der hieſigen Volksſchule, ſowie der Vor⸗ ſtand des landw. Bezirksvereins und Eltern der Schüler. Ueber die Kreiserziehungsanſtalt iſt folgendes enthalten: Geſtern (6. April 1869) war der neugebildete Verwaltungsrat der Kreiswaiſenanſtalt unter dem Vorſitz des Herrn Staatsra's Lamen von Mannheim, Vorſigender des Kreisausſchuſſes, verſammelt. Dem Verwallungsrake wurde die Leitung der gedachten Anſtalt, welcher aus Mannheim 8 und aus Ladenburg 4 Waiſen anvertraut ſind, übergeben und derſelbe aufgefordert, einen Vo ſitze den, Schriftführer und Hausarzt zu ernennen. Die Gemeinden 1. Klaſſe zahlen für 1 Waiſenkind täglich 24 kr., 2. Klaſſe 18 kr. und 3. Klaſſe (ärmer) 12 kr. Inwie⸗ weit die Mütter unehelicher Kinder, für den Fall ſolche Kinder von der Gemeinde in Vorſchlag kommen, von dieſer zur Beſtreitung der Unterhaltungskoſten beigezogen werden ſollen, darüber hort man nichts Beſtimmtes; daß der Beizug aber im Intereſſe der Sitt⸗ lichkeit und der Steuerpflichtigen liegt, bedarf keines weileren Nachweises. Außer dieſer neugegründeten Kreiswaiſenanſtalt beſteht hier ſchon eine Reihe von Jahren das von der Familie Günther geſtiftete katholiſche Waiſenhaus, in welchem 24 —30 Waiſen Koſt, und laſſen dieſe nach Maßgabe der Aktien am Reingewinn Teil nehmen. Es iſt klar, daß ſo das ſtändige Widereinander der Arbeiter und Arbeitgeber aufgehoben wird. Jeher Arbeiter, der ſparſam genug iſt, Aktien zu kaufen, hat Teil am Geſchäft und arbeitet für eigene Firma. Die Fabrikanten und Arbeiter machen ein Ganzes aus, indem ſie gleiche Intereſſen haben. Der Fabrikant hört auf, der Bedrücker ſeiner Arbeiter, der Arbeiter hört auf, ein Kommunismus ſinnender Proletarier zu ſein. Dies Syſtem verheißt überall Erfolg. Freilich gehören Induſtrielle dazu, die einen Teil ihrer Selbſtherrlichkeit darau geben, um ihren Arbeitern eine beſſere Lage zu verſchaffen. Möge es auch unſerem Volke 05 ſolchen edeldenkenden, menſchenfreundlichen und ſelbſtverleugnenden Charakteren micht ehlen.“ Und nun noch aus dieſen früheren Zeiten eine Probe, wie billig jene Zeitgenoſſen den jetzt zu unerſchwinglichen Preiſen geſtiegenen Wein genießen konnten. Da empfiehlt K. Schnorr zum „Luſtgarten“: Roter den Schoppen zu 12 kr., Heppenheimer Steinkopf 12 kr., Königsberger 8 kr., Nierſteiner 6 kr. Welch' gewaltige Veränderungen hat nun der Zeiten Lauf gebracht. Schon längſt exiſtiert hier nicht mehr das Amtsgericht, die Großſtadt Mannheim hat es an ſich geriſſen, die ſchönen kleinſtädtiſchen Selbſtherrlichkeiten ſind in den Zentraliſierungsbeſtrebungen der Großſtädte untergegangen. Gerne erinnern ſich die alten Leute an jene Zeiten ruhigem Wen ſene nich echt Unte