Erſcheiut täglich mit Wisnahme der Soun⸗ und Feiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark wit Trägerlohn; durch die Poſt bezogen vierteljährlich 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg. n Ludwig Nerlinger SLadenburg am Neckar. . 2 4 Anzeiger für Laden kai iy, urg 1 4 f Schriesheim, gegen, eser k W v Ilkuſtriertes Sonntagsb Anzeigen: die einſpaltige Petitzelle oder deren Raum 35 Pfg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: 2. Nerlinger, Ladenburg. Poſtſcheckkonto Nr. 4081 Amt Karlsruhe. : Fernſprecher Nr. 15: Lecce! 1 e m . 26. Oi g tliches Verkündigungsblatt für 3 — 70 * den Amtsbezirk Mannheim. 5 a Tagesſchau. 8 Das Internationale Rote Kreuz in Genf teilt laut „. T.“ erneut mit, daß der Abtransport der den tſchen Ge⸗ ſangenen aus Frankreich in der Zeit vom 27. Oklober bis November beginnen wird. Die eugliſche Regierung lie durch die Waſſeuſtillſigads⸗ 5 n 1 en der in engliſcher 1 K 10 indlichen Deutſchen in nächſter Zeit reſt⸗ des durchgeführt wird. ae Die deutſche Delegation zur Washingtoner Arbezterkonfe⸗ renz mird ihre Ausreiſe wahrſcheinlich Aunſaug Nosember antreten. Die Straßburger Handelshäuſer wurden von der frangö⸗ fiſchen Behörde aufgefordert, bis 15. November ſämtliche deutſchen Angeſtellten zu eutlaſſen. Aus Braunſchweig wird gemeldet, daß auf deu Gaslagern Von Brelom beim Münſterlager am 24. Oktober große Men⸗ gen von Gasgranaten und Gasmunition in Brand gerieten und explodierten. Die zerſtörten Werte ſollten demnächſt an die Entente abgeliefert werden. Die Exploſion war ſo Beftig. daß in den umliegenden Ortſchaften die Fenſter ſpran⸗ 5 e die Türen aufgeriſſen wurden. aut „B. L.⸗A.“ drohen die Schutzhäftlinge in der Feſtun Königſtein wegen ſchlechter Ernährung in den ee einzutreten. „Daily Mail“ berichtet aus Newyork, daß die Kriſe in der amerikaniſchen Arbeiterwelt einen immer größeren Umfang annimmt. Im Senat wurde ein Geſetzentwurf eingebracht, der den Eiſenbahnerſtreik verbietet. Die Eiſenbahner drohen 1 ſofortigen Aktion, wenn das Geſetz angenommen — re b Deutſchlands Finanzen. „ Erſchreckende Ziffern. i In einer am Samstag abend abgehaltenen öffentlichen Sitzung des Reichsrates, die unter der Leitung des Reichs⸗ wehrminiſters Noske ſtattfand, ſtand eine Exgänzung zum Entwurf des Haushaltes der allgemeinen Finaunzverwal⸗ eb. tung für das Rechnungsjahr 1919 auf der Tagesordnung, den . Von beſonderem Intereſſe iſt hier der Wegfall der Matri⸗ Abels kularbeiträge. Die neue Verfaſſung iſt am 14. Auguſt in Kraft getreten; ſie kennt keine Matrikularbeiträge mehr. Deshalb ging der Ausſchuß davon aus, daß die Ermächti⸗ gung vom 29, März und 24. Juni zur Erhebung von Matri⸗ kularbeiträgen bis Ende September nicht mehr mit der Ver⸗ faſſung in Einklang ſtehe und die Matrikularbeiträge ſchon vom 14. Auguſt ab wegfallen müſſen. Statt der im Etat noch angeſetzten 557, Millionen Matrikularbeiträge wurden da⸗ N her nur noch etwas über 48 Millionen Mark in den Etat eingeſetzt. Der außerordentliche Haushalt für das Jahr 1919 iſt mit großen Koſten belaſtet. Für das Heer waren 3½ Milliarden Mark vorgeſehen (bei 1600 Offizters⸗ und Beamtenſtellen und einem Mannſchaftsſtand von rund 100 000 Köpfen) Der Ausſchuß hat hier einen Abſtrich vorgenommen, ebenſo bei den Ausgaben für die Marine⸗Verwaltung, wo er rund 80 Millionen ſtrich. Im übrigen wurde der Ergänzungsetat auch von der Vollſitzung des Reichsrates genehmigt. Bei der Ergänzung zum Entwurf des Haushaltes der Reichsſchuld für das Rechnungsjahr 1919 machte der Bericht⸗ erſtatter darauf aufmerkſam, daß das geſamte Finanzbild überaus eruſt ſei. Die Schulden des Reiches haben ſich in einem Jahr um 40,9 Milliarden Mark vermehrt. Die Ge⸗ ſamtſchufd betrug am 31. Dezember 1918 93,7 Milliarden Mark. Sie wurde durch Rückkauf auf 90, Milliarden er⸗ mäßigt. An unverzinslichen Anweiſungen ſind zurzeit 83 Milliarden im Umlauf, ſo daß ſich die Geſamtſchuld auf 172. Milliarden Mark beläuft. Am 1. April 1920 werden die Schulden des Reiches, wenn alle Kredite regliſiert werden, die noch offen ſind, insgeſamt 204 Milliarden Mark betragen, eine ganz ungeheuerliche Summe, da wir vor dem Kriege Kur 5 Milliarden Schulden hatten und unſer geſamtes Na⸗ Honalvermögen auf höchſtens 200 bis 300, Milliarden Mark geſchätzt wurde. Um 300 Millionen erhöht ſich im Rechnungs⸗ jahr 1919 der für den Zinſendienſt fortdauernd nötige Be⸗ dorf. Die Abwicklung der Folgen des Krieges mird uns eben ſopfel koſtep, wie der Krieg ſelber, in deſſen Aufang wir mit 26 Milliarden zäßrlich ausgekommen ſind. Für außer⸗ Erdentliche Zwecke ſind im Etat allein 32 Milliarden vorge. ſehen, darunter 17 zum Vollzug des Friedens vertrages. Wie ſchon beim erſten Gegenſtand der Tagesordnung erwähnt. entfällt die Hauptlaſt der außerordentlichen Ausgaben auf Die Ueberführung des Heeres und der Marine in den neuen Rahmen. Ein Betrag von 3 Milliarden iſt für die Beſchaf⸗ fung von Lebensmitteln uſw. erforderlich. Das ſind alles nur zum geringſten Teil Ausgaben zu werbenden Zwecken und der Grundſatz der Verfaſſung, daß Anleihen in der Kegel nur für werbende Zwecke aufgenommen werden ſol⸗ len, iſt bei dem vorliegenden Haushalt noch nicht beachtet. Der Ausſchuß des Reſchsrales war ſich darüber einig, daß das Reich eine Fortdauer dieſer gewaltigen Ausgaben wohl — Teiepke nicht m lange wird aushalten kön in eins i . nen und ein einſchnei⸗ * bau der außerordentlichen Ausgaben unabweis⸗ Var iſt. Auch der unnatürliche Stand der ſchwebenden Schuld für den Ausſchuß Grund zur Sorge. — i 81 ſelbſt konnte an den re ae aber jein Vertreter verſprach, daß demnächſt der dich K des Reichsrates erfüllt werden ſolle, zu erfahren, wie —— Mintiſter die Zurückführung der Reichsfinanzen in s abten ee e er dabei verfolgt. 8 8 ens unterſtri ini ir Nobis, daß es ic am einen Etat 85 N 2 92 0 „ von 58 Milliarden handle, einen Friedensetgt, der auf der Erde ohne Beiſpfel ſei. So könne es unmöglich weitergehen. Und doch fehle es noch in den weiteſten Kreiſen, ſogar in ſolchen, die zur Intelligenz gehörten, an der richtigen Vor⸗ ſtellung von der Sachlage, und auch bei manchen Mitgliedern des Reichsrates habe er den Eindruck gewonnen, daß ſie für den vyllen Ernſt der Lage noch nicht das richtige Verſtänd nis hätten, denn ſonſt hätten die Bemühungen um Sparſam keit und Streichung nicht unbedingt notwendiger Forderun⸗ gen nicht ſolchen Widerſtand finden können. Es ſei nicht gelungen, den an die Spitze der Beratungen geſtellten Grundſatz der Sparſamkeit reſtlos zur Durchführung zu bringen; im Ganzen ſei nur eine Milliarde abgeſetzt worden. Er, der Redner, hoffe, daß, wenn die Ziffern öffentlich be kannt würden, ſie weite Kreiſe unſeres Volkes bedenklich ſtimmen würden. Die preußiſche Regierung betrachte die geſamten Verhältniſſe im Reiche mit Sorge und Bedenken Sie ſei ſich voll bewußt, daß ſie mit der Zuſtimmung zu die ſem Etat auch einen Teil der Verantwortung übernommen habe. Die Bemühungen um Sparſamkeit müßten von Re⸗ gierung, Reichsrat und Volksvertretung mit allen Kräften fortgeſetzt werden. 5 Deutſchland. 1 Graf Bernſtorff über die deutſchen Ziele. T. UU. Magdeburg, 28. Okt. In Magdeburg ſprach frühere deutſche Botſchafter in Waſhington, Graf Vernſtorff, über die zukünftige auswärtige und innere Politik. Er führte u. a. aus: Gegenwärtig beſchäftige ich mich, meine Erinnerungen über die fünfjährige Kriegsdauer darzuſtellen. Der Eintritt der Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg, bezw. die Gründe dafür müſſen einwandfrei bekanntgegeben wer⸗ den. Immer wird betont, daß die Entſcheſdung über den U⸗Boot⸗Krieg eine Folge des Standes der öffentlichen Mei⸗ nung geweſen ſei. Ich bin der Anſicht, daß der verſchärfte U⸗Boot⸗Krieg aufhypnotiſiert worden ſei Nach ſeiner Mei⸗ nung habe der uneingeſchränkte U⸗Boot⸗Krieg das Eintreten der Vereinigten Staaten in den Krieg verſchuldet. Ich glaube an Wilſons Aufrichtigkeit, ohne ſeine Perſon vertei⸗ digen zu wollen. Er mußte aber mit der öffentlichen ameri⸗ kaniſchen Meinung rechnen. — Wenn es niemals eine al⸗ deutiſche Agitation gegeben hätte, dann wäre es niemals zum Weltkrieg und auch niemals zu einer Niederlage Dentſch⸗ lands gekommen. Ich warne davor, daß wieder eine natio⸗ naliſtiſche Politik getrieben wird. Das jetzige Vertretenſein der Demokraten in der Regierung iſt zu begrüßen. Das nächſte Ziel unſerer Auswärtigen Politik läßt ſich in dem einen Worte zuſammenfaſſen: Rohſtoffe. Es muß die Mög⸗ lichkeit gegeben werden, arbeiten zu können, denn die Ge⸗ währung ausländiſcher Kredite iſt nach dem Stande unſerer heutigen Valuta unmöglich. Wir müſſen auch die Reviſion des Verſailler Friedensvertrages fordern. Wie dieſer Frie⸗ densſchluß iſt, ſo iſt er nicht durchzuführen, denn wir müſſen leben. Mag Wilſons Haltung noch ſo ſehr enttäuſcht haben, ich halte es für unmöglich, eine andere Politik zu führen, als mit der Richtung auf den Völkerbund. In Zukunft muß jeder Krieg vermieden werden, und das kann nur durch die Schaffung des Völkerbundes geſchehen. Den Völkerbund als Ziel zu ſetzen, iſt de einzig denkbare praktiſche deutſche Poli⸗ tik. Das Oſtproblem iſt ſchleunigſt zu löſen. Es war ein⸗ ſach noch nicht möglich, die Truppen aus dem Baltikum zu⸗ rückzuziehen. Die uns zugemutete Blockade gegen das Sowjetrußland müſſen wir ablehnen. Ein neuer Nationalfeiertag? Tu. München, 28. Okt. Der ſozialdemokratiſche Ver⸗ ein München hat einſtimmig eine Entſchließung angenom⸗ men, in der der Parteivorſtand aufgefordert wird, Schritte zu unternehmen, damit der 9. November 1919 von der Na⸗ tionalverſammlung als National⸗Feiertag erklärt wird. 100 Millionen Mark für notleidende Kriegshinterbliebene. W. T. B. Berlin, 28. Okt. Einem Antrage ſämtlicher Par⸗ teien entſprechend, hat die Reichsregierung nunmehr der Nattionalverſammlung eine Denkſchrift über die Gewährung von Beihilfen an notleidende Kriegshinterbliebene reicht. Entſprechend dem Beſchluß der Nationalverſamm⸗ lung iſt in der Ergänzung zum Haushaltsentwurf des Reichsarbeitsminiſteriums ein Betrag von 100 Millionen Mark eingeſetzt worden, der zu dieſem Zweck verwendet werden ſoll. Die Verteilung der Beihilfen ſoll ſozialen Für⸗ ſorgeſtellen übertragen werden. a Spaltung des Spuartakusbundesd Berlin, 28. Okt. Die Morgenblätter bringen einen Auf⸗ ruf der Hamburger kommuniſtiſchen Arbeiterzeitung, wonach die Kommnuniſtiſche Partei Deutſchlands (Spartakusbund) ſich geſpalten habe. Dem Aufruf zufolge habe die Zentrale der Partei die Delegierten mit Leitſätzen überfallen, die vor her den Organiſationen zur Beſchlußfaſſung nicht vorgelegen haben. Am Schluß dieſer Leitſätze befände ſich der Vermerk, daß alle Genoſſen, die nicht auf dem Boden dieſer Leitſätze ſtünden, aus der Partei ausuzſchließen ſeien. 18 von Delegierten hätten gegen dieſe Leitſätze geſtimmt. Sie wur⸗ den deshalb als außerhalb der Partei ſtehend erklärt und aufgefordert, den Parteitag zu verlaſſen. Der Aufruf weiſt ſchließlich darauf hin, daß ſich die Minderheit ſofort neu orgguiſieren müſſe, und daß die Parteiorganiſation in Ham⸗ burg die Durchführung der Vorarbeiten für die Organi⸗ 43 ſation der neuen Partei in die Hand genommen habe. 10 14tägige Eiſenbahnſperre? München, 27. Oktober. Der Bayriſche Miniſterrat er⸗ klärte in einem Telegramm an den Reichskanzler, daß die in Süddeutſchland berrſchende Kohlennot zur Kataſtrophe führen muſſe, wenn icht der geſamte Eſſenbahn⸗Perſonen⸗ verkehr auf 10 bis 14 Tage geſperrt würde. Es wird er⸗ 2 1 ee 5 5 * 4 N55 0 0 8 0 9 5 — 3 — * der über⸗ 50. Jahrgang ſucht, die Verlehrsminiſter der Einzelſtaaten ſofort nach Ber⸗ lin zur Beratung und Beſchlußfaſſung darüber einzuberufen. — Vorbereitungen zur Einſtellung des Perſonenverkehrs ſind von den zuſtändigen Stellen bereits getroffen worden. Doch erſcheint es fraglich, ob dieſes Mittel nach den ſchlech ⸗ ten Erfahrungen in Oberſchleſien und Oſtpreußen angewendet werden muß. Es iſt zu hoffen, daß ſich die für das Wirt⸗ ſchaftsleben ſo überaus ſchädlichen Wirkungen einer Einſtel⸗ lung des geſamten Perſonenverkehrs vermeiden laſſen. Die Oſtſeeblockade. 1 Berlin, 28. Okt. In Paris iſt am Donnerstag das Er⸗ ſuchen Deutſchlands nach Aufhebung der Oſtſeeblockade, ſo⸗ weit der Handelsverkehr vor und nach den deutſchen Häfen in Frage kommt, überreicht worden. In den deutſchen Oſt⸗ ſeehäfen ſtehen umfangreiche Maſſenkündigungen von Ar⸗ beitern als unmittelbare Folge der Blockade bevor. Kiel, 28. Okt. Von der Marineſtation der Oſtſee wird mitgeteilt: Die Oſtſeeſperre iſt inſoweit gemildert, daß 4. Hoheitsgewäſſer als außerhalb der Beſchränkungen ſtehend betrachtet werden können, wodurch die deutſche Oſtſeeſchiffahrt wieder ermöglicht wird. 5 Judenitſch für ein wirtſchaftliches Bündnis mit Dentſchland. Kopenhagen, 26. Okt. Der von General Judenitſch nach London zur Anbahnung einer Hilfsaktion entſandte Gene⸗ ral Bobyrauski hat ſich über die Lage an der Front ziemlich zuverſichtlich ausgeſprochen. Der General kündigte eine einſtweilige militäriſche Diktatur in ganz Rußland an, die aber nur vorübergehend ſein werde. Später ſoll das Land rein demokraliſch regiert werden. Ein Militärbündnis mit Deutſchland ſei ausgeſchloſſen, wohl aber ſeien wirtſchaftliche e ee Rußlands zu Deutſchland unumgänglich not⸗ wendig. r Deutſche Nationalverſammlung. W. T. B. Berlin, 27. Okt. Vizepräſtdent Löbe eröffnet die Sitzung um 1.15 Uhr. Auf der Tagesordnung ſteht die Fortſetzung der zweiten Beratung über den Haushalt des Reichswirtſchaftsminiſteriums. Abg. Dr. Böhmert (Dem.) berichtet über die Kommiß⸗ ſionsverhandlungen. 5 ö Miniſter Schmidt: Es ſind in unſerem Wirtſchaftsleben Anfätze zur Beſſerung vorhanden. In der Ernährungs⸗ frage haben wir von Beſchränkungen Abſtand nehmen kön⸗ nen. Das Brot iſt beſſer geworden. Die Landwirte kön⸗ nen mehr Getreide zurückbehalten. Eine Vermehrung der Schweineaufzucht würde unſere mäßige Kartoffelernte ge⸗ fährden. Auf dem Gebiete der Viehablieſerung habe ich Bedenken gegen die ſcharfen Maßnahmen. Wir werden verſuchen müſſen, in ausländiſchem Fleiſch Erſatz zu 2 Hemmungen in der Kartoffelbelieferung liegen neben der ſchlechten Ernte in den Transportverhältniſſen. Holland und Polen werden uns liefern. Es müſſen Kohlen für die Margarinefabrikation bereitgeſtellt werden, ſo daß die Ra⸗ tionen beibehalten werden können. Wir müſſen den wil⸗ den Handel in Lebensmitteln durch zentralen Einkauf vo Auslande einzuſchränken ſuchen. Die 1% Milliarden zu Preisſenkung ſind bereits vrebraucht. Für den kommen Winter haben wir Getreide feſt in der Hand bis Ende de Jahres, vielleicht bis Anfang Januar. Die Gemüſeverſor⸗ gung iſt noch befriedigend, wenn auch teuer. Mit norwegt⸗ ſchen Heringen iſt der Markt reichlich eingedeckt. Eine Pe⸗ troleumverteilung iſt in Ausſicht. Im allgemeinen iſt di Verſorgung erheblich beſſer geworden. Durch Steigern der Ausfuhr werden wir noch größere Einkäufe betätigen können. Amerika und Norwegen haben uns Lebensmittel eſpendet. Ihnen ſei herzlicher Dank geſagt! (Bravo!) Handel und Induſtrie geben ein anderes Bild. Die Ein⸗ fuhr beträgt zur Zeit ein Fünftel der Friedenseinſuhr. koſtet aber 100 Prozent mehr. Die Ausfuhr ſteigt jedoch. Sie beträgt jetzt ein Sechſtel der Friedensgusfuhr und hat den gleichen Wert. Die Rohſtoffeinfuhr ſuche ich nach Mög⸗ lichkeit zu begünſtigen. Staatliche Unterſtützung wird nötig ſein, ebenſo peinliche Berückſichtigung des Standpunktes der Konſumenten. Eine Vorlage wird dem Hauſe zugehen we⸗ gen eines ſchnellen Verfahrens gegen den Wucher. Die Frage, das Loch zu ſtopfen, wird durch genaueſte Kontrolle geregelt werden. Die Arbeiterwohnungsfrage wird durch Barackenbau vorläufig zu löſen verſucht. Die Bergarbeiter⸗ genoſſenſchaften ſollen an dem Wohnungsbau auf ſiedleriſcher Grundlage durch Mitbeſtimmungsrecht boteiligt werden. Die Hauptſache bleibt, daß wir unſerer Induſtrie Stoffe geben können. Daher wird die Regierung allen politiſchen Streiks der Bergarbeiter ſtark ablehnend gegenüberſtehen. Das Ausland bewundert die Energie unſerer Induſtrie. Wenn uns aber die Entente nicht genügend Stoffe läßt, um unſere Ilduſtrie zu verſorgen, dann können wir nicht zah⸗ len. Fährt Frankreich in nervöſer Haſt in unſeren Aufbau zerſtörend hinein, ſo ſchädigt es auch ſich ſelbſt. So gereicht auch die Oſtſeeſperre nicht bloß uns zum Schaden, ſondern löſt Haß und Erbitterung aus. Abg. Hoch (Soz.): Auch wir wünſchen, daß uns die En⸗ tente genügend Spielraum zum Leben läßt. Aber wir war⸗ nen dringend, daß es im Innern nicht wieder zu einer Aus⸗ beutung des Volkes durch wenige Begünſtigte kommt. Bei Abbau der Zwangs wirtſchaft tritt überall -eine unerträgliche Preisſteigerung zu Tage, die uns zu Grund richtet. Abg. Brauns (Itr.]: Die Regierung muß wirtschaftliche Folttitk. treiben und ſich dabef in drei Gruppen gliedern: Landwirtſchaft, Gewerbe und Handel. Die Vorſtände dieſer drei Abteilungen müſſen Fachmänner — einander glei berechtigt — ſein und den nötigen Einflutz auf die geſannte Politik beſitzen. Die Landwirtſchaft iſt zur Zeit in der 55 5 3