. erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark mit Trägerlohn; durch die Poſt bezogen vierteljährlich 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg. Ludwig Nerlinger : Ladenburg am Neckar. 1 929% %%% %%% %%% „% 6. * adenburger ageb Anzeiger für Ladenburg, Schriesheim, Beddesheim und Nerkarhauſen. at Beilage: wöchentlich ein vierſeitigz Illuſtriertes Sonntagsb Anzeigen: die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 35 Pfg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. Poſtſcheckkonto Nr. 4031 Amt Isruhe. : Fernſprecher Nr. 15: 0 eee eee: 2 Dienstag, den 28. Oktober 1919. 4 ntliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim. 50. Jahrgang er 5 Tagesſchan. „ Der Fernſprechverkehr mit England, Holland, Spanien, weden wurde geſtern wieder hergeſtellt. Im engliſchen Unterhauſe wurde am 25 Oktober mitge⸗ eilt, daß ſich am 20. Oktober noch 72 067 deutſche Gefangene in England befanden. . Die franzöſiſche Regierung hat den deutſchen Bevollmäch⸗ tigten in Paris um Aufklärung erſucht über die neutrali⸗ ſtiſche Verſchwörung im Elſaß. Es ſei jetzt feſtgeſtellt, daß der verhaftete Ingenieur Keßler mit dem im Auswärtigen Amt in Berlin angeſtellten Grunelins in ſländiger telegra⸗ phiſcher Verbindung geſtanden habe. e Nach dem „Intranſigeant“ beſteht zwiſchen General Man⸗ in und Clemenccau ein ernſter Konflikt. Mangin wird die baltiſche Miſſion nicht übernehmen. Laut „Bon Soir“ wurde in der Sitzung des Fünferrats am S anerstag entſchieden, daß der Friede nicht vor dem 1. November, vielleicht erſt am 20. November, in Kraft tre⸗ ten wird. 15 Kommiſſionen werden am gleichen Tag bereit ſein, ihre Funktionen aufzunehmen. Wie verlautet, findet am 1. November in Amſterdam eine Faltenze keen von Großbankiers Hollands, Frankreichs, Englands, Schwedens und anderer Staaten ſtatt zur Be⸗ ratung über die Maßnahmen zur Hebung des deutſchen Markkurſes im Auslande. 3 Wie Londoner Blätter melden, ſoll der Generalſtab Trotz⸗ kis in Zarskoje Selo gefangen genommen worden ſein. Trotzki ſelbſt ſei im Automobil entkommen. In Umbrien und Toskana fand ein neues Erdbeben ſtatt, das lediglich Gebäudeſchäden anrichtete. Befſonders heftig waren die Erdſtöße in Citta di Caſtella, Torrent und Pe⸗ rugia, wo eine Panik unter der Bevölkerung entſtand. Generalfeldmarſchall Graf Häf eler F. Berlin. 28. Okt. Gottlieb Graf von Häſeler iſt geſtern um Alter von nahezu 84 Jahren auf ſeinem Gut in Harne⸗ kop [Kreis Oberbarnim] geſtorben. 8 Mit Graf Häſeler iſt neben Hindenburg der volkstüm⸗ lichſte der ehemaligen preußiſchen Generale dahingegangen. men nen U. 8 dmiederben auer-Bute Am 19. Jannar 1836 in Potsdam geboren. beſuchte er die lager Vitterakademie zu Brandenburg, danach das Pädagogium in Halle a. S. und trat dann in das Kadettenkorps ein. Im Jahre 1853 wurde v. Häſeler Leutnant im Jieten⸗Huſaren⸗ 155 Regiment und zeichnete ſich hier durch ausdauernde, hervor⸗ I. ragende Ritte aus. Bereits nach 3 Jahren wurde er Regi⸗ mentsadlutant und nach weiteren 4 Jahren Adjutant des 3. Armeekorps. In den Kriegen von 1864 und 186 vollführte er manch kühnen Erkundungsritt. Seine Haupttätigkeit im Feldzug gegen Frankreich beſtand in der Ausarbeitung der Beſehle des Oberkommandos der Armee des Prinzen Fried⸗ rich Karl. Nach dem Kriege ſtieg Häſeler von Stufe zu Stufe. 9 Er wurd 1879 Chef der kriegsgeſchichtlichen Abteilung im Großen Generalſtab. 1883 erhielt er die 31. Kavalleriebri⸗ gade in Straßburg. 1889 wurde er Oberquartiermeiſter im Generalaſtb der Armee. 1890 übernahm er das nen errich⸗ tete 16. Armeekorps in Metz. das er bis 1903 führte. Seit , Januar 1905 war Graf Häſeler Generalfeldmarſchall. Die Art, wie Graf Häſeler ſeine Soldaten behandelte, ſtreng bis zum fußerſten und doch durchaus gerecht, ſowie fürſorgliih für jedes einzelnen Schickſal bedacht, iſt vorbildlich geworden end wird ſtets ein von jedem Truppenführer zu erſtrebende⸗ Ideal ſeiu. Zahllos ſind die Anekdoten, wie er der wiſ⸗ bräuchlichen Verwendung der Soldaten, vor allem der Offi⸗ kiersburſchen, zu ſteuern ſuchte und wie er. für ſeine Perſon Bollkommen bedürfnislos, jedem Luxus im Offizierkorps ent⸗ gegentrat. Schlagfertigkeit und Bereitſchaft waren die Hausterforderniſſe, die er an ſein Korns ſtellte und die aufs höhte zu entwickeln ihm gelang. Ein eigenartiger, ganzer Mann, ausgeſtattet mit Eigenſchaften, die jedermann. dem Soldaten wie dem Nichtmilitär, imponieren müſſen und allerorts imponiert haben, iſt mit Graf Häſeler verſchieden. Er war deutſch durch und durch. Möge das Gedenken an ihn mit dazu helfen, uns wieder hinaufzuführen zu deutſcher 1 und Fähigkeit, damit beſſere Tage für uns wieder⸗ ren. 1 eim. Deutſchland. Konferenz der Präſidenten der Landesfinanzämter. aft W. T. B. Berlin. 27. Okt. Im Reichsfinauzminiſterium N, wie de „B. Z. a. M.“ meldet, die erſte Konferenz der Prä⸗ 0 denten der neugeſchaffenen 25 Landesfinanzämter aus dem ganzen Reiche zuſammengetreten, um über die Durchfüh⸗ rung der neuen Steuermaßnahmen zu bergten. Die Bera⸗ tung wurde von Reichsfinanzminiſter Erzberger mit einer programmatiſchen Rede eröffnet. in der er darauf hinwies, Haß der Ausbau der reichseigenen Steuerverwaltung die Setzung eines materiellen Schlußſteins in dieſer Entwick⸗ lung bedeute, an der Jahrhunderte gearbeitet hätten. Wir ätten finanzpolitiſch eine ganz neue Zeit vor uns: Die Abſolute Steuerſouveränität des Reiches. Mit dem Gedan⸗ ſen eines Bankerotts könnten unentwickelte Agrarſtaaten um⸗ Zehen, für Deutſchland dagegen gäbe os nur den Weg, durch Ausbau ſeines Steuerweſens zur Sanierung ſeiner Finanzen In kommen. Der Kampf gegen die Umgehung und Hinter: 1 von Steuern ſei darum eine ſozigl⸗ethiſche Notwen⸗ keit. Die Minenräumung in der Oſtſee. W. T. B. Berlin, 27. Okt. Jufolge der Sperre der deut⸗ ſchen Schiffahrt in der Oſtſee hat dort auch die geſamte Mi⸗ nenraumtätigkeit eingeſtellt werden müſſen. Die deutſche Marinekommiſſton hat der interallfiierten Marinekommiſſion die planmäßige Fortſetzung der Arbeiten im Intereſſe der internationalen Schiffahrt und Fiſcherei vorgeſchlagen. Baltiſche Schieber. W. T. B. Berlin, 26. Okt. Unter dieſer Ueberſchrift lieſt man im „Vorwärts“: Ohne Rückſicht auf das deutſche Volk wird noch immer verſucht, den Weſtruſſen und den zu ihnen non den deutſchen Fahnen Geflüchteten Kriegsbedarf aus Deutſchland, heimlich und durch Diebſtahl aus Reichsbeſitz erworben, zuzuführen. Nur dadurch, daß ein Angehöriger des Reichsminiſteriums auf einen Baltikum⸗Schieber, der in ruſſiſcher Uniform im Reichstag war, aufmerkſam wurde und ſofort ſeine Vernehmung wie die ſeiner Begleitung bewirkte, iſt es möglich geweſen, zuzugreifen. Der Reichswehrminiſter mird dem Treiben der Agenten der Weſtruſſiſchen Armee in Berlin ſcharſe Aufmerkſamkeit zuwenden. Kowno, 25. Okt. (Havas.) Ein deutſches Flugzeug, das ich nach Moskau begeben wollte und in der Umgebung von Kowno landete, hatte verſchſedene Angebote für Flugeeuge gleichen Tus für die Bolſchewiſten bei ſich. Deutſche Offiziere für die ukrainiſche Armee? „ T. U. Warſchau, 27. Okt. Nach dem „Illuſtrowany Kurjer Godzieny“ ſtößt die Einberufung der Offiziere zur ukraini⸗ ſchen Armee auf Schwierigkeiten, da 90 Prozent der mobili⸗ ſierten Offiziere einer unabhängigen Ukraine abgeneigt ſind und auf die Ankunft Denikins warten, um zu dieſem über⸗ zugehen. Das offizielle Organ der Regierung Potljuras, „Hrowada,, in Kaminieo⸗Podolsk bemerkt dazu, daß ange⸗ ſichts dieſer Tatſache die ukrainiſche öffentliche Meinung immer mehr dazu neigt, zur einzig möglichen Löſung zu grei⸗ fen, nämlich, den Oberbefehl über die ukrainiſche Armee deutſchen Offizieren zu übertragen. Dadurch würde die Ukraine ausgezeichnete Führer erhalten und auch einen Verrat an die polniſche oder ruſſiſche Armee vermeiden: denn die Bildung einer unabhängigen Ukraine gehöre zum deutſchen Programm. * * 2 4 Die Entente und der Frieden. Der jetzige Geiſteszuſtand im Elſaß. Verſailles, 25. Okt. Der Korreſpondent des „Pariſer Journal“ hatte eine Unterredung mit dem früheren elſaß⸗ lothringiſchen Staatsſekretär Hauß, der unter anderem er⸗ klärte, er ſei Anhänger der Neutraliſation Elſaß⸗Lothringens geweſen. Er habe dieſe Neutraliſation damals als eine An⸗ näherungsmöglichkeit zwiſchen Frankreich und Deutſchland betrachtet. Dieſe Löſung ſei aber durch den franzöſiſchen Sieg für immer unmöglich geworden, und er habe mit ſeinen Freunden offen und mit Freude die Rückkehr an Frankreich begrüßt, weil ſie geglaubt hätten, unter ein wahrhaft demo⸗ kratiſches Regime zu kommen. Damals hätten die Elſaß⸗ Lothringer dieſelben Rechte gehabt wie alle Bürger Deuiſch⸗ lands. Von Frankreich hätten ſie aber mehr exwartet. Was ſei ihnen aber ſtatt deſſen geboten worden? Elſaß⸗Lothrin gen habe Erwählte des Volkes gehabt. Es hätte ihm und ſeinen Freunden als naheliegend geſchienen, daß man ſie über die zu ergreifenden Maßnahmen befragt hätte. Anſtatt deſſen habe man die gewählte Verſammlung auseinander- getrieben, und die große Mehrheit der Erwählten ſei ſyſte⸗ matiſch als Ratgeber der neuen Macht ferngehalten worden. Das Budget für 1919 und 1920 ſei durch die Regierung ſelbſt ſeſtgeſetzt worden, und dem Generalkommiſſar Millevand ſeien 30 Millionen zur Verfügung geſtellt worden. Wenn man früher dem Statthalter 10000 Fr. zur Verfügung ge⸗ ſtellt hätte ohne eine Genehmigung des Parlaments, wäre ein heftiger Konflikt ausgebrochen. Dieſer offenbare Wider⸗ ſpruch zwiſchen den ſchönen Phraſen über die Freiheit, die man in allen Reden höre, und den wahren Methoden der jetzigen Regierung hätten ein politiſches Unbehagen hervor⸗ gerufen. Dazu müſſe man noch die in der Verwaltung durch unſähige Beamte begangenen Fehler und den Kampf gegen die deutſche Sprache im beſonderen zählen, wenn man den jetzigen Geiſteszuſtand im Elſaß verſtehen wolle. Hauß erklärte zum Schluß, daß man die Verfaſſung nicht reſpek⸗ tiert habe, und daß man das Land von Lenten regieren laſſe. die die Mentalität der Elſäſſer nicht begriffen. Er ſelbſt molle ſich von der Politik, die ihm zuviel Ungetegenheiten gebracht habe, zurückziehen. Herr Hauß drückt ſich hier, wie uns ſcheinen will. nock gecht zurückhaltend aus. Seine Landsleute ſind, ſo viel iſt Klar, mit der „Befreiung“ durch die Franzoſen vom Regen muter die Traufe gekommen. Uns iſt es eine traurige Ge⸗ augluung, zu ſehen, wie ſie jetzt an den Ketten zu rütteln deginnen, die man ihnen allſogleich von Paris aus ange⸗ legt hat. N Der Friedensvertrag im amerikaniſchen Senatsausſchuß. W. T. B. Amſterdam, 27. Okt. Laut Preſſebüro Radio klärte Senator Gonna im amerikaniſchen Senat, der Frie⸗ ensvertrag ſei eine Vergewaltigung der 14 Punkte Wil⸗ lons und werde zur Folge haben, daß die Vereinigten Staa⸗ ten in Kriege verwickelt werden. Der Völkerbund mache Amerika zum Packpferd der Regierungen Europas, Aſiens und Afrikas. Der Völkerbund errichte eine Heberregierung. — Senator Gonna griff auch die Schantungfrage an. Militärfragen im britiſchen Unterhaus. W. T. B. Amſterdam, 27. Okt. Nach einer Meldung des „Telegraaf“ aus London teilte Churchill im Unterhaus mit, daß die Stärke des britiſchen Heeres augenblicklich 750 000 Mann betrage, Zin Frland ſtänden 55 000 Mann. Der „Nieuwe Rotterdamſche Courant“ meldet ergänzend, dat die Oupoſition Fragen über den Krieg in Rußland — — — ſtellte, daß ſich jedoch die Regierung weigerte darüber Aus⸗ kunft zu geben. 5 f Eſtland und Sowjetrußland. T.Ul. Reval. 27. Okt. Aus Petersburg verlantet, datz die Regierung von Sopjetrußland an dem Gedanken feſthält mit Eſtland Frieden zu ſchließen und darauf beſonderen Wert legt, weil ſie die Truppenmacht der Republik Eſtland für den gefährlichſten Gegner hält, der fortgeſetzt die beſtem Truppen der Sowjetmacht feſſelt. Die Vorbereitung für die Einſetzung der allruſſiſchen Regierung. T. U. Warſchau, 27. Okt. Wie der „Illuſtrowany Kurſer Godzieny“ berichtet, begibt ſich auf Wunſch der franzöſiſchen Regierung General Maklakoff zu Denikin, um die Grund⸗ lagen für die künftige allruſſiſche Regierung ſeſtzulegen. Fortſchritte der ruſſiſchen Nordweſtarmec. 1 W. T. B. Helſingfors, 26. Okt. Nach einer hier vorliegen⸗ den Meldung macht die ruſſiſche Nordweſtarmee Fortſchritte in der Richtung auf Luga. In Richtung auf Petersburg wurde Iſchow genommen. Bei Liſſinow kam es zu heftigen Kämpfen. Die Bolſchewiſten haben kleine Truppenmengen an die Petersburger Front geſandt. Den Oberbefehl führ; General Tſcherenmiſow. E Die Störung im Eisenbahnverkehr und ihre Behebung. Ueber die Lage der badiſchen Staatseiſenbahnen und die Einſtellung des Perſonenverkehrs an Sonn⸗ und Teier⸗ tagen iſt von drei Großorganiſationen der badiſchen Eiſen⸗ bahner: der Gewerkſchaft der Eiſenbahnbeamten im Beam⸗ tenbund, dem badiſchen Eiſenbahnerverband und dem Ver⸗ band des deutſchen Verkehrsperſonals, Gau Baden, ein Flugblatt herausgegeben worden, das ſich mit den Urſachen und der Beſeitigung der augenblicklichen Verkehrsnot be⸗ faßt, und dem wir folgendes entnehmen: Der Beſtand an fahrbereiten Lokomotiven hat ſich gegen⸗ über 1914 um über 200 vermindert, der an Perſonen⸗, Ge⸗ päck⸗ und Perſonalwagen um über 600; auch bei den Güter⸗ wagen ſind außerordentlich hohe Abgänge zu gerseichnen. Hinzu kommt die Kohlennot. Während früher Baden Koh⸗ len auf drei bis vier Monate hinaus vorrätig hatte, reichen die Vorräte heute manchmal nur für drei bis vier Tage. Von den Urſachen, die zu all dem führten, ſind an erſter Stelle die großen Abgaben an die Entente, ſowie die Kriegs⸗ verluſte und Abnützungen zu nennen. Weiter: An Stell guter und erprobter Bau⸗ und Betriebsſtoffe für Lokom ö tiven muß heute in größtem Umfang mehr⸗ oder minder⸗ wertiger Erſatz treten. Die Lokomotivausbeſſerungen konn⸗ ten darum nicht mehr in der gleichen Güte und damit der! gleichen Dauerhaftigkeit wie im Frieden durchgeführt wer⸗ den. Der Durchſchnittszuſtand der Perſonenwagen iſt teils durch die ſtarke . teils aber auch infolge ſehr unſchonlicher, ja roher Behandlung und Beraubung ſeitens eines nicht unerheblichen Teils der Reiſenden ſchlecht und erfordert hohe Aufwendungen und Arbeitsleiſtungen. Die raſche Beſchaffung neuer Lokomotiven ſtößt wegen des Koh⸗ len⸗ und Rohſtoffmangels auf gewaltige Hinderniſſe. In⸗ folge all dieſer Schwierigkeiten, teilweiſe auch infolge der bisher ungenügenden Ernährung, war es daher trotz erheb⸗ lich vermehrter Arbeiterzahl und trotz beſtem Willen der Arbeitervertretungen, Hand in Hand mit der Wine verwaltung an der Hebung der Arbeitsleiſtung mitzuwirken, nicht möglich, die hohe Anteilsziffer ſchadhafter Lokomotive und Wagen ſo zu verringern, daß ſtets eine genügende A zahl verfügbar iſt. All das wirft natürlich ſeine Schatten. Der ſtarke Lo⸗ komotiven⸗ und Wagenmangel hat wieder ſehr empfindliche Störungen des Betriebs ſowie Unpünktlichkeit in der Durch⸗ führung des Fahrplans, Verſtopfung von Strecken und Bahnhöfen mit liegen gebliebenen oder abgeſtellten Zügen, damit aber auch eine Mehrbelaſtung der betroffenen Per⸗ ſonale zur Folge gehabt. a 7 So kann es nicht mehr lange weitergehen, heißt es in dem Flugblatt. Es müſſen deshalb wirkſame Maßnahmen getroffen werden, um mindeſtens den Güterverkehr wieder in Fluß zu bringen. Der einzige Weg hierzu liegt in der Einſtellung des geſamten Perſonenderkehrs mindeſtens an einem Tage. Am geeignetſten hierfür ſind zweifellos die Sonn⸗ und Feiertage, weil an dieſen Tagen hauptſächlich Vergnügungsfahrten ausgeführt werden, während bei Aus⸗ fall von Perſonenzügen an Werktagen das wirtſchaftliche Leben ſtark notleiden, zum Teil ſogar ganz unterbunden werden würde. Es iſt nick! zu verkennen, heißt es weiter. daß durch das völlige Ruhen des Perſonenverkehrs an Sonntagen iſw. der Einzelne vielleicht hart getroffen wird. Auch der Eiſenbahnverwaltung iſt eine dertige Verkehrs⸗ unterbindung, die ſehr fühlbare Einnahmeausfälle mit ſich bringt, durchaus unwillkommen. Aber beſondere Umſtände erfordern beſondere Maßnahmen. f Mit der Einſtellung des Perſonenverkehrs an Sonn⸗ und Feiertagen allein iſt die Verkehrsnot nicht behoben. Es muß etwas Poſitives hinzukommen: Die freiwerden⸗ den Perſonenzugslokomotiven müſſen genützt werden. Es müſſen Sondergüterzüge gefahren, die Bahnhöfe, die Ueber⸗ holungsgleiſe, die mit Güterzügen überfüllt ſind, müſſen an Sonntagen wieder freigemacht werden. So allein iſt es möglich, einen Teil der Verkehrsnot zu beheben, Lebens⸗ mittel und Kohlen an die Beſtimmungsorte zu bringen, den Güterwagenlauf zu beſchleunigen, den großen Wagen 3 zu vermindern. Dieſe Maßnahme erfordert Opfer von den Eiſenbahnern; wenn die andereen Berufe frei ben, muß ein Teil von ihnen ſchweren Dienſt tun. Hler⸗ wegen beit es aber: Die Eiſenbahner find nie zurückge⸗