liger u. N gepres lage. : 53. N . Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und; Feiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark mit Trägerlohn; durch die Poſt bezogen pierteljährlich 450 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg. Ii Ludwig Nerlinger Ladenburg am Neckar. 1 ad 6 75 7 5 1 N 77 15 enburger blat 5 Beddesheim und Peckarhauſen. 1 Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim. 1 Beilage: 1 wöchentlich ein vierſeitiges 1 Illuſtriertes Sonntagsblatt, Anzeigen: die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 35 Pfg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. oſtſcheckkonto Nr. 4081 Wo 25 Karlsruhe. : Fernſprecher Nr. 15: seeeeseteeeeeeeeeeeeeeee“ Foseteteeeeee Freitag, den 24. Ohltober 101g. 50. Jahrgang — Tagesſchau. 7 g e 0 1 . Staatsſekretär Dr. Auguſt Müller ſoll als Lelier der deutſchen Negierungsvertretung bei der Arbeiter⸗ ſchußkonferenz nach Waſhington gehen. „Berliuske Tidende“ erführt, daß eine Abteilung ameri⸗ kaniſcher Infanterie ſich gegenwärtig auf dem Weg nach Schleswig befinde. Sie wird bis ſpäteſtens 10. November Zr Volksabſtimmung in Nordſchleswig eintreffen. Zu Nieſem Zeitpunkt wird erwartet, daß der Senat den Frie⸗ densvertrag ratifiziert hat. Wahrſchsiulich ſoll der Friedens⸗ Vertrag mit Zuſtimmung der Vereinigten Staaten am 1. oder 12. November in Kraft treten. N Mittwoch traf in Le Havre der engliſche Transportdamp⸗ fer „Voroneic“ mit 840 Mann ſerbiſcher Truppen an Bord ein, die an der militäriſchen Aktion der Entente an der Mur⸗ man⸗Küſte teilgenommen hatten. Gleichzeitig mit dieſen ſer⸗ biſchen Truppen verließen auch die letzten engliſchen Truv⸗ pen⸗Formationen Murmansk, ſo daß heute keine alliierten Truppen mehr in Nordrußland ſtehen. Der Korreſpondent des „Matin“ meldet aus dem Haag: Trebitſch Lincoln, der bekannte deutſche Agent, iſt mit einer Miſſion der deutſchen monarchiſtiſchen Partei in Holland ein⸗ getroffen und befindet ſich zur Zeit im „Hotel Zentral“ im Haag. Man behauptet, daß er in allernächſter Zeit eine Unterredung mit dem deutſchen Exkronprinzen in Vieringen haben werde. [Die Nachricht iſt mit Vorſicht aufzunehmen.] Deutſchland. Staat und Kirche. W. T. B. Berlin, 23. Okt. In einer Beſprechung unter zem Vorſitz des Reichsminiſters Koch zwiſchen Vertretern des Reichsminiſteriums des Innern und der Kultusmini⸗ 11155 der Länder über die Beſtimmungen der Verfaſſung uſichtlich Religion und Religionsgeſellſchaften wurde über⸗ inſtimmend feſtgeſtellt, daß die Durchführung der Tren⸗ zung von Staat und Kirche Sache der Länder ſei. Die vom Reich aufgeſtellten Grundſätze für die Ablöſung der bis⸗ ßerigen Staatsleiſtungen an die Religionsgeſellſchaften ſol⸗ len ſchnellſtens erlaſſen werden. . a Wilhelm II. 5 ee Verſailles, 22. Okt. „Chicago Tribune“ meldet, der neue Heſandte Frankreichs im Haag, Charles Benois, werde dem⸗ zächſt ſeinen Poſten antreten und das Verlangen der Aus⸗ lieferung des früheren deutſchen Kaiſers, das die Alliierten n die holländiſche Regierung richten werden, übermitteln. Das Verlangen werde der holländiſchen Regierung in dem Augenblicke geſtellt werden, in dem der Friedensvertrag in Kraft trete. Schlechte Behandlung Mackenſens. . W. T. B. Berlin, 23. Okt. Leider beſtätigen ſich die Nach⸗ tichten, wonach der internjerte Feldmarſchall von Mackenſen, der ſich in Saloniki befindet, dort eine Behandlung von den Alliierten erfährt, die durchaus ſchmählich genannt werden muß. Er iſt in einem kleinen Gebäude mit 48 deutſchen Soldaten und 50 Negern untergebracht und leidet außer⸗ rdentlich unter der ſchlechten Luft und den widrigen Not⸗ nden dieſer Behauſung. Regelung der Kohlenverſorgung der amerikanſſchen Beſatzungstruppen. W. T. B. Koblenz, 23. Okt. Nach einer Mitteilung der hier erſcheinenden amerikaniſchen Zeitung ſoll das inter⸗ gationale Kohlenkomitee auf Veranlaſſung des amerikani⸗ ſchen Hauptquartiers verfügt haben, daß von den Kraft⸗ wagen, die Deutſchland laut Friedensvertrag abzuliefern bat, 1000 zur Verfügung geſtellt werden für Kohlentrans⸗ porte. Auf dieſe Weiſe ſei die Kohlenverſorgung für die von zen Amerikanern beſetzten Gebiete geregelt. Die Lage im Baltikum. Neue Verſchärfung der Lage im Baltikum. Berlin, 23. Okt. Ueber die Lage im Baltikum erfahren wir von zuſtändiger Seite: Nachdem geſtern nachmittag in Berhandlungen zwiſchen General v. Eberhard und dem Ktaniſchen Oberkommando eine gewiſſe Entſpannung ein⸗ getreten war, indem das Oberkommando ſich verpflichtet hat, inen Befehl auszugeben, der die litauiſchen Truppen von der einzigen den deutſchen Verbänden zur Verfügung ſtehen⸗ den Eiſenbahnlinie zurücknimmt, hat ſich die Situation zeuerdings dadurch verſchärft, daß die litauiſchen Truppen dieſen Befehl nicht befolgt haben, ſondern in unmittelbare und bedrohliche Nähe an die Eiſenbahnſtrecke herangerückt Ind. General v. Eberhard ſah ſich deshalb genötigt, Eiſen⸗ bahnſicherungen vorzuſchieben. Er entſandte zunächſt Par⸗ lamentäre, die mit litauiſchen Truppen verhandeln ſollten. Trotz Entſendung diefer Parlamentäre haben die litauiſchen Truppen das Feuer eröffnet, zeitweiſe ſogar unter Verwen⸗ dung von Artillerie. Im weiteren Verlauf iſt es daun zu mehrfachen Zuſammenſtößen mit litauiſchen Patrouillen und vorgeſchobenen Abteilungen gekommen. Genaue Einzel⸗ heiten liegen bis zur Stunde noch nicht vor. Der Kampf gegen Riga. W. T. B. Berlin, 23. Okt. Nach Nachrichten aus Mikan dauert der Kampf der Armee des Oberſten Bermondt gegen — fort. In Riga ſelbſt ſind Arbeitetunruhen ausgebreo⸗ 0 Zur Blockierung Sowjet⸗ Rußlands. . Berlin, 22. Okt. Der Bundesrat hat die Antwort auf die Ententenote wegen Teilnahme der Schweiz an der Wirt⸗ ſchaftsblockade gegen Rußland fertiggeſtellt. Der Text der Antwortnote wird veröffentlicht werden, ſobald er im Beſttze der Ententeregierung iſt. Der Inhalt der Note iſt durch die Tatſache gegeben, daß die Schweiz keinerlei wirtſchaftlichen Verkehr mit der Sowjetrepublik unterhielt. Paris, 22. Okt. Dem Newyorker „Herald“ zufolge haben die Vereinigten Staaten die Ententenote an Deutſchland ge⸗ billigt. Immerhin werden die amerikaniſchen Kriegsſchiffe nicht an den Operationen zur Durchführung der Blockade teilnehmen, ſondern nur die Schiffe nach Sowjet⸗Rußland in den Häfen der Vereinigten Staaten zurückbehalten. 5 Verwilderung der Armee Koltſchaks. 75 W. T. B. Amſterdam, 23. Okt. Verſchiedene Nachrichte beſagen, daß die Armee Koltſchak in ſtarker moraliſcher Ver⸗ wilderung begriffen ſei. Eine große Menge Soldaten deſer⸗ tiert. Auch die Moral der polniſchen Truppen habe ſtark gelitten. 2 Deutſche Nationalverſammlung. W. T. B. Berlin, 22. Okt. Eröffnung der Sitzung um Uhr nachmittags. 5 Fortſetzung der zweiten Beratung des Haushalts: Reichsſchatzm in iſterium. Abg. Koch⸗Düſſeldorf (D. N.): Trotz allem auten Willen des Reichsverwertungsamts ſind Verſchiebungen in aröß⸗ tem Maße erfolgt. Eine beſondere Kommiſſion zur Ueber⸗ wachung wäre erwünſcht. Der Bericht des Ausſchuſſes für edn Reichshaushalt über Militärwerkſtätten iſt eine einzige Anklage. Das Geſamtminiſterium hätte viel ſchärfere Maß⸗ nahmen treffen müſſen zur ſoſortigen Umſtellung der Be⸗ triebe, Wie in Spandau iſt es in allen anderen Werkſtätten ſeit einem halben Jahr mit der Mißwirtſchaft immer weiter⸗ gegangen. Der Terrorismus der Soldatenräte hält die Ar⸗ beiter und Beamten in Furcht. Vielleicht kann im Etat noch etwas abgeſtrichen werden. 5 Generalkommiſſar Dr. Weinlia vom Reichsverwaltungs⸗ amt: Wir haben noch längere Zeit an verluſtbringenden Aufträgen zu arbeiten. Bayern und Sachſen ſind noch nicht entſchloſſen; beide wollen ſich bis Ende dieſes Monats ent⸗ ſchließen, ob ſie die Betriebe ſelbſt übernehmen wollen. An die leitenden Stellen müſſen wir Ingenieure und Kaufleute ſetzen. Wir haben auch Betriebe an 16 verſchiedenen Orten. Wo ſollten dieſe Leute ſo ſchnell herkommen? Wir müſſen Kalkulationsbüros ſchaffen und Fühlung mit der Kundſchaft ſuchen: ſie iſt noch nicht da. Arbeiter und Augeſtellte müſſen uns unterſtützen: ſie müſſen ſich zum Teil beſcheiden. Viel⸗ fach haben wir erfreuliches Entgegenkommen gefunden. Abg. Mareßzſk (D. V.): Wir freuen uns, daß auch die Mehrheitsſozialiſten einſehen, daß leitende Kräfte mit grö⸗ ßerer Bewegungsfreiheit und unter Bezahlung nötig ſind. Abg. Brühl (U. S.) bemerkt, die Arbeiterräte hätten viel⸗ fach für die Verwertung des Heeresgutes Ratſchläge gege⸗ ben, die aber nicht befolgt worden ſeien, beſonders in Span⸗ dau. Auch unter den neuen Herren werde wiederum ver⸗ ordnet und befohlen, ohne Rückſicht auf die Rechte der Ar⸗ beiter, die ſeit der Revolution das Recht erworben hoben, mitzubeſtimmen. Es würde den Arbeitern jetzt verboten, ihre Betriebsverſammlungen in den Werkſtätten abzuhalten und dabei würden Herrn Weinlig 240000 M. im Jahr be⸗ zahlt. Den Arbeitern werden aber die 5 Minuten Waſch⸗ zeit geſtrichen. Auch dürften ſie während der Arbeitszeit kein Bad mehr nehmen, was ſie ſogar unter dem alten Re⸗ gime durften. Eine Reihe von Titeln und Entſchließungen des Aus⸗ ſchuſſes wird angenommen. Abg. Wieland (Dem.): Auch in die Landesfinanzämter müſſen Techniker hereinkommen können neben den Juriſten. Auch den Technikern muß der Aufſtieg in die höhere Ver⸗ waltung frei gemacht werden. Miniſter Dr. Mayer: Zwiſchen der Zahl der Techniker und der Zahl der Juriſten beſteht ein durchaus günſtiges Verhältnis. Auch iſt der Aufſtieg in die höheren Stellen den Technikern offen. Abg. Stahl (Soz.) verteidigte die Haltung der Mehrheits⸗ ſozialiſten in der Frage der Spandauer Werkſtätten. Deren Schließung ſei allein zurückzuführen auf die Haltung der Unabhängigen. Durch Sabotage ſeien Millionen in Span⸗ dau verloren gegangen. Auch die Vernünftigen der Unab⸗ hängigen waren ſich darüber einig, daß Betriebe mit 240 000 Menſchen nicht umgeſtellt werden konnten. Vielleicht können die Pulverfabriken doch irgendwie verwendet werden. Die Arbeiter in den Staatsbetrieben ſollen arbeiten. Abg. Jaud (Ztr.) tritt dafür ein, daß bei der Umſtellung auf den Mittelſtand und die kleinen ſelbſtändigen Gewerbe Rückſicht genommen werde. Miniſter Dr. Mauer: Die Heeresbetriebe werden Dinge herſtellen, an denen das Handwerk das größte Intereſſe hat, z. B. Handwerksmaſchinen in vollendeter Beſchaffenheit und preiswerte Konkurrenzartikel für das Handwerk werden nicht hergeſtellt werden. Der Reſt des Etats wird angenommen. Morgen 1 Uhr: Auswärtiges Amt. Schluß 6 Uhr. 955 5 1 „ 4 Badiſcher Landtag. 5 5 Die Beſchaffungszulage. 5 . Der Haushaltsg ſchuß des Landtags begann geſtern vormittag die Beralulſg der Beſchaffungszulage für die Be⸗ anten und Staatsarbeiter. 95 — 1 Zum Berichterſtatter wurde Abg. Goehring (Dem.) be ſtimmt. Nachdem dieſer kurz die Wünſche der Beamten u 0 auf Grund ihrer Eingaben dargelegt hatte. Finanzminiſter Dr. Wirth das Wort und teilte mit, daß vor der Sitzung eine Abordnung der Eiſenbahner bei ihm vorſtellig geworden ſei und die baldige Erledigung der An⸗ gelegenheit gefordert habe. Der Miniſter erklärte, daß er ſich auf Drohungen nicht einlaſſe. Die Forderungen müßten mit großer Vorſicht und ſehr eingehend behandelt werden, da der badiſche Staatshaushalt für das Jahr 1920 aller Vor⸗ ſicht nach mit einem Fehlbetrag von 43—50 Millionen ab⸗ ſchließe. Die Eiſenbahn verwaltung rechne für den Betrieb ſchon jetzt mit einem Defizit von 138 Millionen im 1 den Fahr, ferner mit 77 Millionen für Bauten und rund 50 Millionen für Verzinſung und Amortiſation. Das gäbe ei Geſamtdefizit der Eiſenbahn im Jahr 1920 von 265 Millio nen. Dem ſtehe gegenüber daß im Jahre 1920 wenige Steuern eingehen werden, ſchon weil durch den Zuſamme bruch im Herbſt 1918 namhafte Vermögensteile vernichtet worden ſind. Faſſe man alle Momente zuſammen, ſo könne man ſagen, daß man im nächſten Jahr mit einem Ertrag an Vermögensſtener von etwa 16 Millionen rechnen kann gegen⸗ über 85,5 Millionen für 1919. Das Einkommen wird über⸗ haupt nur im 1. Viertelfahr 1920 Baden noch zur Verfügung ſtehen, denn vom 1. April ab wird das Reich die Einkommen⸗ ſteuer erheben. Am Schluſſe ſeiner Ausführungen erklärte der Finanzminiſter, daß man für 1919 in der allgemeine Staatsverwaltung einen Ueberſchuß von 50 Millionen er warten dürfe. Dieſer müſſe aber unbedingt zur teilweiſe Deckung des immer größer werdenden Defizits der Eiſen bahnverwaltung verwendet werden. Heute betrage d Eiſenbahnſchuld 790 Millionen. Sie habe ſich in dieſem Jahr um 190 Millionen vermehrt, und nach der jetzigen Politik ſei mit ihrem Anwachſen auf eine Milliarde im Jahre 1 zu rechnen. ö 5 Was die Beſchaffungszulage anbetreffe, ſo ſei ihre Be willigung in der geforderten Höhe abſolnt unmöglich. Da⸗ gegen könne eine entſprechende Zulage insbeſondere ür di kinderreichen Familien wohl gewährt werden. Wo wirk⸗ liche Not beſtünde, müſſe auch geholfen werden. 1 Am Nachmittag ſetzte der Ausſchuß ſeine Beratungen fort. Der Ausſchuß der Vertrauensmänner wurde ebenfalls am Dienstag vom Landtag gewählt. 5 gehören an: Präſtdent Kopf (Str.]. Dr. Schofer (Str.), Wittemann (Ztr.), König (Dem.), Ihrig (Dem.], Marum (Soz.), Maier⸗Heidelberg (Soz.), Weißmann (Soz.), Mauer⸗ Karlsruhe (Deutſch⸗Natl.). j FF nen — Fortſetzung der Vernehmung Bernſtorffs. W. T. B. Berlin, 22. Okt. In der heutigen Sitzung de Unterausſchuſſes des Unterſuchungsausſchuſſes wurde Befragung des Grafen Bernſtorff fortgeſetzt. Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Quarck erklärte Graf Bernſtorff, daß ſchon im Mai 1916 der geſamte amerik niſche Handel auf die Entente eingeſtellt war. Der Hande mit Deutſchland kam nicht mehr in Betracht. Hätte Pr ſident Wilſon dem Handel mit der Entente irgendwie 926 ſteuert, ſo würde er die öffentliche Meinung in Amerika gegen ſich gehabt haben. Wilſon habe auch immer erklärt, er könne nicht gegen die öffentliche Meinung auftreten Weiter erklärte Graf Bernſtorff, daß die Amerikaner auch bei der Friedensvermittlung unter allen Umſtänden völlige Wiederherſtellung Belgiens gefordert hätten. Infolge einer Anfrage des Prof. Schücking beſpr Graf Bernſtorff die ſogenannten Verſchwörungen mit dener die deutſche Vertretergruppe oder Graf Bernſtorff für ſein Perſon nichts zu tun gehabt hätten. Er teilte mit, daß ver⸗ ſchiedene Deutſche wegen Sabotage verhaftet worden ſeien. Er berichtete, daß deutſche Perſönlichkeiten ſich bei ihm ge⸗ meldet hätten, ohne über den Grund ihres Beſuches Aus⸗ kunft zu geben. So ſei ein Kapitänleutnant Rinteln ſpä⸗ ter in England verhaftet worden, mit dem die deutſche Ne⸗ gierung nach einem Telegramm des Staatsſekretärs J gow nichts zu tun gehabt habe. Zur Sabotagefrage erklärte Graf Bernſtorff, er wiſſe heute noch nicht, ob ſolche Werke von Deutſchen verübt worden ſeien. Das Auswärtige Amt hätte ſicherlich nicht hinter dieſer Sabotage geſtanden. J Auf die Frage des Prof. Bonn, ob es bekannt ſei, da eine amerikaniſche Unterſuchung eingeleitet worden ſei, ſagt Graf Bernſtorff, er habe den Bericht geleſen, könne aber nicht angeben, ob wirklich die Dinge paſſiert ſeien, wie ſie uns vorgeworfen werden. Im September 1915 wäre eim Bericht der öſterreichiſch⸗ungariſchen Botſchaft in England dem Ueberbringer abgenommen worden, der den Vorſchlag enthielt, man möge Geld hergeben, um unter den ungari⸗ ſchen Arbeitern in allen wichtigen Betrieben Amerikas Streiks zu inſzenſeren. Darum wurde die Abberufung des öſterrreichiſchen Botſchafters verlangt. Nach Abberufung des deutſchen Militär⸗ und Marineattachees wurden die militäriſchen Dinge in einem beſonderen Büro in Newyork verarbeitet. Dieſes wurde eines Tages von Beamten ge⸗ ſtürmt und die Akten mitgenommen. Proteſte wegen der Exterritorialität wurden niemals entſchieden, da inzwi⸗ ſchen die Friedensaktion einſetzte. Als Staatsſekretär Lan⸗ ing die Abberufung der beiden Attachees verlangte, habe er gefragt, ob er durch die Tätigkeit der beiden Herren kom⸗ promittiert ſei. Staatsſekretär Lanſing habe kategoriſch ge⸗ antwortet: Sie ſind in keiner Weiſe an dieſer Angelegen⸗ heit beteiligt und er würde bedauern, wenn Graf Bernſtorff Waſhington verlaſſen würde. Dieſe Aeußerung habe Oberſt Houſe ſpäter in weit ſchärferer Form wiederholt. Zur Stel⸗ lung der Militär⸗ und Marinecattachees ſagte Graf Bern- ſtorff, daß ſie in allen militäriſchen Fragen direkt ihren . hörden unterſtänden, während Berichte volftiſcher Nalg⸗ zurch die Botſchaft gehen müßten. Im übrigen härten ie