. Helgoland als künftiges Vogelparadies) E'ne Folgen des Friedensvertrags wird bekanntlich auch die Abrüftung der ſtarken Seefeſtung Helgoland ſein. e aus Landon geſchrieben wird, reg: nun „The Royal Pobiety for the piotectton of birds“, die briliſche Vo⸗ gelſchutzgeſellſchaft an, man ſolle Helgoland zum „Vo⸗ 0 radies“ umgeſtallen Der Vorſchlag wirkt nur uf den erſten Blick hin ſeltſam. Die Kenner der Vo⸗ gelwelt wiſſen ſeit Jahren, daß der Felſen von Helgo⸗ land bei den gefiederten Bewohnern der Lüſte ſich merkwürdiger Beliebtheit erfreut. Es kann getroſt be⸗ Muptet werden daß an keinem Ort der nötdlichen Halbkugel der Erde eine ſo große Zahl verſchiedener gelarten angetroſſen wird wie gerade auf Helgoland. Vögel nehmen freilich zumeiſt nur einen ganz kur⸗ Aufenthalt auf Helgoland. Aber da dort bis jetzt 6 verſchiedene Vogelarten gezählt wurden, wäre Helgoland wahl der geeignetſte Ort für den Vogelkund⸗ ier den Ornithologen, um dort ſeine Studien zu trei⸗ Ken. Der Grund der Beliebtheit Helgolands liegt nahe: bildet ſozuſigen den Knotenpunkt verſchiedener „Stra⸗ ßen“ der Zugvsgel. Bekanntlich liegt das Inſelchen Aber 100 Kilometer von der nächſten feſtländiſchen Küſte on Holſtein) entfernt Es iſt ſozuſagen die letzte Spur eines großen verſunkenen Landes, das nun die Waſſer überſpülen, und dient ſo den Zugpögeln vor al⸗ lem als Ruheplägchen auf der ermüdenden Fahrt nach Norden oder Süden. Vor allem im Herbſt wimmelt auf Helgoland von Vögeln, die aus den kälteren Zonen nach dem warmen Süden flüchten. Nach wiſ⸗ 5 kenſchaftlichen Feſiſtellungen liegt Helgoland an drei naa Zugſtraßen der Vögel; hier treffen im Herbſt die Vögel Mu der ſkandinaviſchen Länder mit den däniſchen, nord⸗ deutſchen und engliſchen zuſammen; im Frühſahre fliegen — dee Vögel von hier an die engliſchen Küſten von Nor- folk und Norkſhire, nach Schleswig und weiter nörd⸗ lich nach Norwegen und Schweden. Daß die Behaup⸗ 8 zung der britiſchen Vogelſchutzgeſellſchaft, die Deutſchen —— würden gewohnheitsmäßig Jagd auß dieſe Vögel veran⸗ flalten und alljährlich ein Maſſenvogelſtetben hervor⸗ rufen, zutrifft, dürfte auf einer Verwechſelung beruhen. u h Der wahre Grund für das Maſſenſterben der Vögel au an Helgoland iſt wo anders zu ſuchen. Die Wögelmürder ir tat find, worauf ſchon früher einmal hingewieſen wurde, uke e die — Leuchttürme Da die Zugvögel auch nachts pie⸗ dane n gen. werden ſie von den Lichtſtrahlen der großen Schein⸗ 1 werſer auf viele Meilen herangezogen und ſtür zen nun 1 * mit einer Stundengeſchwindigkeit von 80 bis 100 Kilo⸗ e metern auf dieſe Rieſenlaternen los, an deren ſtarken ih kin Glasſcheiben ſie ſch die Köpfe zu Dutzenden einſchla⸗ cam PBeuk Beſonders in mondloſen Nächten gehen viele viele F brei der arnten Tiere an dieſer grauſamen menſchlich en Cr⸗ b erſeß findung zugzunde Die Helgoländer ſammel e am näch⸗ tellblen ſten Morgen Funderte von Vogelleichen am Fuße der 1 Leuchttürme. noch übt. ] Wie la. aun man ohne Nahrung leben? In r rolllun⸗ ben vier Hun, zahren des Krieges haben wir uns of zu hrbe fragen müſſen, ob wir nicht eines Tages vor Hunger 32255 erben. Aber es ſtirbt ſich nicht ſo raſch. Tiere wie enſchen können verhältnismäßig lange ohne Nahrungs⸗ 25 nahme leben. Am längſten ertragen es. wenn wir gta, don Mikroorganismen abſehen, Schlangen und Schild⸗ Mirtun⸗ kröten, die oft ein ganzes Jahr lang faſten. Vögel da⸗ . Am gegen können nur 5 — 30 Tage hungern, eine Taube er in det etwa 14 Tage, ein Huhn dagegen einen vollen Monat. r Tags,. Die zähe Katze aber erliegt bereits in etwa 18 Tagen, de. k ein Pferd in 20 bis 30 Tagen und ein gutgenährter 1 Hund gar erſt nach 60 Tagen. Ein geſunder Menſch 91 1 1 kann Hunger und Durſt kaum 14 Tage ertragen, bedeu⸗ e über, tend länger aber kann er faſten, wenn er Waſſer nach lat Belieben trinken darf, wie die Verſuche von verſchiede⸗ der ein nen Hungerkünſtler lehren. Der amerikaniſche Arzt E it Tanner faſtetete z. B. 40 Tage unter ſtrengſter Auf⸗ alte ſicht, und der Forſchungsreiſende Succi brachte es mit Dre? 0 Leichtigkeit, d. h. ohne Erſchlaffung, auf einen Monat. mn ze, Am längſten aber, nämlich 50 Tage, ertrug den Hunger der Maler Merlatti, doch ſchrumpfte er dabei faſt mu⸗ I mienhaft zuſammen und ging bei einem ſpäteren Verſuch elend zugrunde. Gleichwohl ſind 50 Tage, bei ſonſt günſtigen öußeren Verhältniſſen, vor allem Ruhe, nichts Unerhörtes, wie verſchiedene Krankheitsfälle lehren, die eine Nahrungsaufnahme unmöglich machen. Jugendli⸗ I che Geſchöpfe, deren Stoffwechſel ſehr rege iſt, erliegen ru, hr indes ſchon in ein Fünftel jener Zeit, die ein Erwachſe⸗ en, ner noch ausdauert. Die Widerſtandskraft iſt überhaupt bel an ſich ſchon recht verſchieden. Der eine wird durch gn l Hunger derart ſchwer erregt, daß er bald in Topfucht 1 endet, bei einem anderen dagegen weicht das Gefühl 1 f des Unbehagens zunehmender Schwäche, und ſpät erſt nd rbt er in tiefer Ohnmacht. nachdem er etwa drei G 1 5 55 (beim Pferde etwa ein Fünftel) der Bauſtoſſe 155 eines Körpers verbraucht hat. Die ſtärkſte Abnahme 10 erſolgt ſteis in den erſten Hungertagen, dann folgt ein n Zuſtand verminderten Stoſſwechſels. Bei dieſem Ein⸗ u önn, ſchmelzungsprozeß ſchwindet ſo gut wie alles Fett, dann aher n aber wird nicht etwa, wie man glauben ſollte, das ſagtt Muskelgewebe möglichſt aufgebraucht, es verliert viel⸗ „ m mehr nur etwa 30 Prozent, ſondern Leber und Milz, 18 von denen jene die Hälfte, letztere bis 67 Prozent ih⸗ des bea“ tes Gewichtes einbüßt. Am wenigſten leiden Herz und 1 Gehirn, denn dieſe lebenswichnigen Organe verlieren tu z nur etwa 3 Prozent Im Hirn nimmt auch, ſo merk⸗ die würdig es klingen mag, das Hungergefühl ſeinen An⸗ fang. Daß es im Magen ſelber nicht entſteht, zeigt ſchon die Tatſache, daß Menſchen, denen dieſes Organ pera iv entfernt iſt gleichwohl noch Hunger ſpüren. Andererſelts ſchwindet dieſes Hungerempfinden, wenn dem Körper Nährſtoffe durch Kliſtier, alſo mit Aus⸗ tung des Magens zugeführt werden. Auf Grund ſer Tatſachen und infolge angeſtellter Verſuche ge⸗ unt daher die Auffaſſung an Boden, daß Nährſtoff⸗ gel des Blutes die Großhirnzellen derart reizt, daß nun mittels ihrer Leitungsbahnen, der Nerven, auf Magen wirkten und ſeine Zuſammenziehung ver⸗ laſſen, kurz jenes Gefühl auslöſen, daß wir Hunger nen. us aden und den Dacpbargebfefen deptverſammlung der Freien Vereinigung bad. Kranken⸗ kaſſen. Die letzter Tage hier abgehaltene verſammluna der Freien Vereinigung 15 5 7 1 Dad. Kranxenraſſen war von über 250 Verrretern der Käſſen beſucht. Anweſend waren u. a. Arbeitsminiſter Rückert, ferner Vertreter der Gewerbeinſpektion und der Landes⸗ verſicherungsanſtalt, ſowie ein Vertreter des bayeriſchen Krankenkaſſen verbandes. Nach den üblichen Begrüßungen erſtattete der Geſchäftsführer der Vereinigung, Verwal⸗ tungsdirektor Sigmund, den Bericht über die Tätigkeit des Verbandsausſchuſſes. Aus dem Bericht iſt zu erwähnen, daß einzelne Betriebskrankenkaſſen aus der Vereinigung aus getreten, einige andere große, darunter die Krankenkaſſe der * Lanz in Mannheim, neu beigetreten find: Nach der Ausſprache über den Geſchäftsbericht wurde eine Ent⸗ ſchließung angenommen, wonach der bisherige Höchſtſatz von 10 M. als Grundlohn nicht aufrecht erhalten werden könne, ſondern daß auf Grund der Zeitverhältniſſe eine Erhöhung auf 20 M. anzuſtreben ſei. Der Verbandsbeitrag wurde von 2 auf 4 Pf. für das Kaſſenmitglied erhöht. Die Ver⸗ fämmlung härte ſodann ein Referat von Verwaltungsdirek⸗ or Edelmann Freiburg über die Verſorgung der Kaſſen⸗ bramten mit Ruhegehalt. Auch an dieſes Referat ſchloß ſich eine Ausſprache, die in der Annahme einer Entſchließung endigte, in welcher es den Kaſſen zur Pflicht gemacht wurde, die Verſorgung ihrer eBamten mit Ruhegehalt und Hinter⸗ bliebenenverſorgung unbedingt durchzuführen, um die Kran⸗ zue den Staats⸗ und Gemeindebeamten gleich⸗ Uſtellen. 2 Am 2, Verhandlungstag, Sonntag, nahm zunächſt Ar⸗ beitsminiſter Rückert das Wort, der erklärte, wenn auch nicht alle Wünſche und Forderungen der Krankenkaſſen er⸗ füllt werden könnten, ſo habe die badiſche Regierung doch den ernſten Willen, zu helfen, wo es eben möglich ſei. Die Verſommlung befaßte ſich dann mit dem Abſchluß eines Tarifs mit den Büroangeſtellten der Krankenkaſſen und mit dem Stand der Kaſſenarztfrage. Zu letzterem Punkt wurde eine Entſchließung gefaßt, in welcher die Verſammlung der Anſicht Ausdruck gibt, daß das bisherige Angebot der Aerzte an die bad. Landeszentrale, für die kommenden Jahre eine Erhöhung des Aerztehonprars auf das Hong ar von 1918 um 50 Proz., als angemeſſen gelten kann. Die Verſammlung bedauert das ablehnende Verhalten der Landeszentrale der Aerzte gegenüber dem Entgegenkommen der Krankenkaſſen und beauftragte den Vorort, die Ver⸗ handlungen mit der Aerzteorganiſation weiter zu führen. Maunheim, 22 Okt. (Erleimteru igen im Ryembeücken⸗ verkehr.) zugeſtanden worden. Die diesbezüglichen Anordnungen lauten: Vom 20. Oktober ab ſind alle Inhaber von roten Brück naus⸗ weiſen auch an den Sonntagen zum Ueberſchreiten der Brücke ermächtigt. Die Gältegkeit der grünen Brückenausweiſe höct am 1. November auf. roten erſetzen laſſen, der Brückenaufgang 14 erhältlich ſſt. Es wird zur Erinnerung gebracpt, daß rote Beückenausweiſe ſtets für gewerbliche Zwecke erteilt werden. Der Straßenbahnverkehr über die Brücke Ludwigshafen⸗Mannheim wird wieder in Kraft treten, ſobald die Straßenbahn⸗Direktton ihre diesbezüglichen Anordnungen getroffen haben wied. Sobald dieſe Vorarbeiten beendet ſind, wird die Kontrolle der Ausw tspaplere auf dem linken Rheinufer für nach rechterh in ſch ſich begebende Perſonen nicht mehr ſtattfinden. Die Kontrolle wird nur noch auf der rechten Rheinſeite bei drei Schaltern vorgenommen und zwar für die von rechtsrheiniſch nach linksrheiniſch ſich begegebenden Per ſonen. Lützelſachſen, 17. Okt. Der Herbſt und der Verkauf des Moſtes iſt beendet. Bezihlt wurden durchſchnittlich für einen Eimer Trauben (20 Lite) 100 M. Wenn man bedenkt, daß 20 Eiter Traubeu gekeltert etwa 15 Liter Moſt geben, ſo kann man ſich ſchon einen Begriff machen, wie hoch der neue Wein zu ſtehen kommt, bis ihn der Verbraucher in der Wirt⸗ ſchaft zu koſten bekommt. N (Elekteiſche Walldorf, 21. Okt. Bahnverbindung mit Mannheim.) Die Stadt Wallborf beabſichtigt, ihre elektriſche Straßenbahn vom Bahnhof Wiesloch nach Walldorf über Sand⸗ hauſen nach Schwetzingen fortzuführen, um eine unmittelbare Verbindung mit Mannh im zu erhalten. Singen⸗ Hohentwiel, 21. Okt. Anläßlich einer Ver⸗ ſammlung der Unabh. Sozialdemokraten über die Zuckerverſor⸗ gung zog eine große Menſchenmenge zu mehreren Conditoreien und Kaffees und erzwang ihre Schließung. Es wurden Hius⸗ ſuchungen vorgenommen und in einer Conditorei 5 Zir. Weiß⸗ mehl vorgefunden und weggetragen. Pforzheim, 20. Okt. Seit geſtern und heute ſind ſämtliche induſttieellen Betriebe ſtellgelegt, da wegen Kohlen⸗ mangels Gas ud Elektizität nicht abgegeben werden können. Auch der Betrieb der Straßenbahn iſt ſtillgelegt. 5 Hofalee und fällgemeines Labenburg, den 11. Oktober 1919. Curſus für Säuglingspflege. Nach den vielen wehetuenden Verluſten unſerer Tapferen auf dem Schlachtfelde draußen und der erſchreckend hohen Sterblichkeitsziffer in der Heimat in den letzten Jahren, iſt es mehr denn je zwingende Noſwendſgkeit, daß der Geſundheltspflege im all⸗ gemeinen, der Pflege und Betreuung unſerer Kleinen und der Kleinſten insbeſondere erhohte Aufmerkſamkeit zugewandt und nach ihrer hohen Bedeutung gewürdigt wird. Insbeſondere iſt es die Jugend, Deutſchlands Zukunft unſerem koſtbarſten Gut der unſere ungeteilte intenſtve Fürſorge zu gelten hat. Erfreu⸗ licherweiſe bietet auch unſere Stadt eine unſchätzbare Gelegen- heit für die Frauenwelt ſich mit den wichtigſten Srundbe⸗ dingungen einer ratlouellen Säuglingspflege vertraut zu machen, die zu wiſſen zum Heil und Gedeihen der Kleinen unerläßlich ſind. Denn nur durch einen genaueren Einblick in das, was die Entwicklung des Kleinkindes fördert und das Kennenlernen deſſen, was ihm ſchadet und ſein Gedeſhen in Frage ſtellt iſt es mög⸗ lich das Kind entſprechend zu pflgen und ein gedeihliches Fort⸗ ſchreſten in der Entwicklung herbei zu führen und den Feinden, die die Geſundheit des Kleink endes bedrohen erfolgreich zu be⸗ kämpfen. Uuſere ſehr tüchtige und pflechifceudige Kreisfürſorg!⸗ ſchweſter Hedwig Walter wird heute Donnerstag ½8 Uhr abends beginnend im alten Schulhaus einen Curſus in der Säuglings ⸗ pflege eröffnen, zu deren Beſuch und Teiluahme alle jungen Frauen, alle Mädchen über 18 Jahre herzlich eingeladen ſi d. Um allen ohne Unterſchled insbeſondere auch denen, die Liebe und ein Herz für das Kleinkind haben. Die Teilnahme zu ermög⸗ lichen iſt der Curſus, dem wir zum Hell unſerer Kinderwelt regſte Betelligung unſerer geſamten jüngeren Frauenwelt wün ⸗ ſchen, völlig koſtenlos und unentgeldlich. E. W. T Im Verkehr über die Rheinbrücke Mannheim Ludwigs hafen ſind ſeitens der Beſatzungsbehörde einige Erleichterungen Wer es wünſcht, kann ſolche durch einen nützung innerhalb einer Woche eine recht erhebliche Fahr⸗ Weitere Einſchränkungen im badischen Eiſenbahn verkehr. 15 Weitere Einſchräukungen im Eiſenbahnver⸗ kehr. Außer der vorübergehenden Einſtellung des Sonntags verkehrs der Elſenbahnen und ſtaatlichen Kraftfahrlinſen zwingt die Eiſenbahnverwaltung die ſehr mißliche Betriebslage dazu, vom Donnerstag an eine Anzahl Züge auf den meiſten Strecken auch an Werktagen bis auf weiteres einzuſtellen. Ferner wird ſich vorausſichtlich nicht umgehen laſſen, noch weltere Züge, ins⸗ beſondere einige Schnellzüge, ausfallen zu laſſen. Sollte ſich der Kohlen und Lokomotivenmangel weiter verſchärfen, ſo müßte unter Umſtänden mit der vorübergehenden Einſtellung des ge⸗ . ſamten Schnell⸗ und Perſonenzugverkehrs gerechnet werden. Selbſti⸗ 5 berſtändlich werden derartige Maßnahmen, die für das geſamte Wirtſchaftsleben im höͤchſten Grade unwillkommen find, nur ſo 5 lange aufrecht erhalten werden, als die dringende Not es gebietet. — Die Polizeiſtunde iſt für Wirtſchaften und Unterhal⸗ . tungsſtätten auf 10 Uhr, an Samstagen und Tagen vor Feiertagen auf 11 Uhr feſtgeſetzt worden. Nach 8 Uhr abends dſtefen in Wirtſchaften warme Speiſen nicht mehr verabfogt werden. Theater, Lichtſpielhäuſer und ſonſtige Vergul⸗ gungsſtätten ſind ſpäteſtens um 10 Uhr abends zu ſchließen. 5 Außerdem wird beſtimmt, daß die Kinos erſt von 6 Uhr . abends ab, an Sonntagen und Feiertagen, ſowie an Sams⸗ tagen von 3 Uhr ab geöffnet ſein dürfen. Die Verordnung beſtimmt ſodann des weiteren, daß offene Verkaufsstellen erſt vormittags 9 Uhr ihre Läden öffnen dürfen und abends 7 6 Uhr ſchließen müſſen. An Samstagen dürfen ſie bis 7 Ahr i abends geöffnet ſein. Nur Lebensmittelverkaufsſtellen dür⸗ N fen vor 9 Uhr vormittags öffnen. Gewerbliche Betriebe und nichtbehördliche Büros dürfen nur von morgens 8 Uhr bis abends 5 Uhr ihre Arbeiter und Angeſtellten beſchäftigen. Von dieſer Vorſchrift ſind die Bäckereien, Friſeure, Ver⸗ kehrsanſtaͤlten uſw. ausgenommen. Jede Lichtreklame iſt verboten. Die Schaufenſterbeleuchtung muß auf das not⸗ wendigſte Maß beſchränkt werden. . —* Tarifvertrag im Tiefbaugewerbe. Der Reichsverband des deutſchen Tiefbaugewerbes E. V. hat beantragt, den zwi⸗ ſchen dem Reſchsverband des Deutſchen Tiefbaugewerbes, Ortsgruppe Karlsruhe, dem Reichsverband des Deufſchen 1 Tiefbaugewerbes, Bezirksgruppe 11, dem Deutſchen Bau⸗ arbeiterverband, Zweigverein Karlsruhe, dem Zentralver⸗ band chriſtlicher Bauarbeiter Deutſchlands und dem Zentral⸗ verband der Maſchiniſten und Heizer und verwandten Be⸗ rufsgenoſſen Deutichlands und den dieſem angeſchloſſenen Bezirksvereinen und Zahlſtellen in Karlsruhe im Juni 1919 abgeſchloſſenen Tariſpertrag zur Regelung der Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen der gewerblichen Arbeiter im Tiefbau⸗ ewerbe gemäß L 2 der Verordnung vom 23. Dezember 1918 a Reichsgeſetzblatt Seite 145b / für das Gebiet der Amtsbezirke 5 Karlsruhe, Turlach, Ettlingen, Pforzheim, Raſtatt, Baden⸗ 1 Baden, Gernsbach, Bruchſal, Oberkirch, Bretten, Eppingen, Achern und Bühl für alggemein verbindlich zu erklären. Das . Reichbarbeitsminiſterjum gibt bekannt, daß Einwendungen gegen dieſen Antrag bis zum W. Oktober 1919 erhoben wer⸗ den können. . ek. Wegfall der Arbeiterwochenkarten in Baden und Erſaß durch eine neue allgemeine Wochenkarte. An Stelle der bis⸗ herigen Arbeiterwochenkarten für einfache Fahrt und für Hin⸗ und Rückfahrt, die Ende Oktober in Wegfall kommt. ift die Einführung einer für jedermann zugängigen allgemeinen Wochenkarte 4. Klaſſe (Teilmonatskarte) auf den Strecken der badiſchen Staatsbahnen beſchloſſen worden. Dieſe Kar⸗ ten ſollen eine volle Woche, von Montag bis einſchließlich Sonntag gelten und zur beliebigen Fahrt auf der Strecke. auf die ſie ausgeſtellt ſind, gelten. Vorerſt iſt eine Ausgabe auf Entfernungen bis 50 Kilometer vorgeſehen, darüber hinaus nur für ſolche Verbindungen, für die jetzt ſchon Arbeiter⸗ 5 wochenkarten beſtehen. Da die Karten auch Sonntags gel⸗ . ten, beliebig oft benützt werden können und billig ſind wer⸗ den ſie wohl einen ſtarken Abſatz finden. Es koſtet . B. eine ſolche neue Karte für eine Woche von Karlsruhe nach Pforz⸗ beim, d. ſ. 31 Kilometer, oder umgekehrt 5.20 M., während die Hin⸗ und Rückfahrt 4. Klaſſe auf der gleichen Strecke ſchon 3.60 M. koſtet, man hat alſo ſchon bei zweimaliger Be⸗ preiserſparnis. Die Preiſe der neuen Karten betragen: für 15 Kilometer 1.30 M., 6 Km. 1.60 M., 7 Km. 1.80 M., 8 Km. 2.10 M., 9 Km. 2.30 M, 10 Km. 2.40 M., 11 Km. 2.70 M., 12 Km. 2.80 M., 13 Km. 3.— M., 14 Km. 3.10 M., 15 Km. 3.30 M., 16—17 Km. 3.50 M., 18—19 Km. 3.80 M., 20 Km. 3.90 M., 21 Km. 4.— M., 22—23 Km. 4.20 M., a 25 Km. 4.40 M., 2627 Km. 460 M., 2829 Km. 4.90 M., 30 Km. 5.— M., 31 Km. 5.20 M., 32 Km. 5.30 M., 33 Km. 5.40 M., 34 Km. 5.50 M., 35 Km. 5.60 M., 36 Km. 5.80 M. 37 Km. 590 M., 38 Km. 6.— M., 39 Km. 6.10 M., 40 Km⸗ 6.20 M., 41 Km. 6.30 M., 42 Km. 6.40 M., 43 Km. 6.50 M.. d 44 Km. 6.60 M., 45 Km. 6.70 M., 46— 47 Km. 6.80 M., 4849 Km. 7.— M., 50 Km. 7.10 M. b e — Beſchränkung der Eil⸗ und Telegrammbeſtellung im Winterhalbjahr. Mit Rückſicht auf die durch den Kohlen⸗ mängel herbeigeführten ungünſtigen Verhältniſſe in dern Straßenbeleuchtung wird für das kommende Winterhalbjahr der Beginn der Eil⸗ und Telegrammbeſtellung auf 7 uhr früh und der Schluß auf 9 Uhr abends feſtgeſetzt. Der fortgeſetzt empfindliche Kohlenmangel zwingt die Eiſenbahnverwaltung, an den Fahrleiſtungen weſentliche Einſchränkungen vorzunehmen. Die Abgabe einer größeren Anzahl Lokomotiven und Wagen an die Entente hat in der Folge zu erheblichen Betriebsſchwierigkeiten geführt, die ſich durch den einſetzenden ſtarken Herbſtverkehr noch weſentlich geſteigert haben. Im Güterverkehr können nennenswerte Einſchränkungen nicht vorgenommen werden, da ſonſt die dringend notwendige Lebensmittel⸗ und Kohlenzufuhr noch mehr als ſeither noſletten würde. Damit insheſondere noch vor Eintritt der Kälte die Lebensmittelzufuhr nicht noch weiter ins Stocken gerät, muß im Einverſtändnis mit dem Eiſenbahnrat, dem Bad. Landesverband zur Hebung des Fremdenverkehrs und den badiſchen Gewerkſchaften auf den badiſchen Staals⸗, Neben⸗ und Privatbahnen, ausgenommen Müllheim Badenweiler, Wieſentalbahn Baſel—Zell . W. und Schopfheim Säckingen (weil mit Kraftſtrom vom Rhein betrieben nom Sonntag den 5 e, 17 55 5 nenverkehr an Sonn⸗ und Feiertagen vorübergehend eiageſtelt werden. Gleiches gilt für die ſtaatlichen Kraft⸗ wagen linien. Dadurch ſollen Lokomotiven und Perſonat zur Führung weiterer dringend notwendiger Güterzüge ver⸗ fügbar gemacht und Betriebsſtoff geſpart werden. Weiter zwingt die Eiſenbahnverwaltung die ſehr mißliche Betriebslage dazu, vom Donnerstag den 23. Oktober an verſchiedene Züge auch an Werktagen bis auf weiteres ein⸗ uſtellen. 85 1 1 n wird ſich vorausſichtlich nicht umgehen laßfen, noch welkere Züge, insbeſondere einige Schnellzüge, ausfallen zu laſien. Sollte ſich der Kohlen⸗ und Lokomotivmangel weiter verſchärſen, ſo müßte unter Umſtänden mit der vorüber⸗ gehenden Einſtellung des geſamten Schnell⸗ und Perſonen⸗ zugverkehrs gerechnet werden. Selbſtverſtändlich werden derartige Maßnahmen, die für das geſamte Wirtſchaftsleben im höchſten Grade unwilltommen ſind, nur ſo lange aufrecht erhalten werden, als die dringende Not es gebietet. 1