N — — — — der engliſchen Aushungerungspolitik drängen. Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark mit Trägerlohn; durch die Poſt bezogen vierteljährlich 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg. u Ludwig Nerlinger :: Ladenburg am Neckar. 29%%%½%½%%0 * — — 5 Anzeiger für Vadenburg, aden Vu Schrieshei a Beddesheim und Neckarhauſen. Beilage: wöchentlich ein vierſeitiges Illuſtriertes Sonntagsblatt, Anzeigen: die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 35 Pfg. ö Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. Poſtſcheckkonto Nr. 4081 Amt Karlsruhe. : Fernſprecher Nr. 15: sees tees eee Ar. 246. Donnerstag, den 23. Oktober 1919. eee E T“WDTagesſchan. Die Reichsregierung hat in Uebereinſtimmung mit der Auffaſſung der deutſchen Gewerkſchaftskonferenz beſchloſſen, Delegierte zur Arbeiterkonferenz nach Washington zu ent⸗ 2 Außer 2 Regierungsvertretern und je 1 Vertreter der Arbeitnehmer und Arbeitgeber werden eine Anzahl Sachverſtändige nach Waſhington reiſen. Der Meſſeausſchuß der Frankfurter Meſſe hat beſchloſſen, fals Termin für die Frühjahrsmeſſe den 1. 10. Mai 1920 in Ausſicht zu nehmen. In Crefeld trat geſtern nachmittag die geſamte Arbeiter⸗ ſchaft in den Ausſtand. Auch die Straßenbahner haben den Betrieb eingeſtellt. Der geſamte Verkehr am Niederrhein ruht. Auch auf den Staatsbahnen verkehren keine Züge. 5 Im Hanshaltungsausſchuß der Nationalverſammlung er⸗ klärte geſtern der Miniſter des Aeußern Müller. er habe über die Schweiz Meldung erhalten, wonach damit zu rech⸗ nen ſei, daß bis Weihnachten der größte Teil der Gefangenen Lurückgekehrt ſein werde. Polniſche Blätter berichteten neuerdings, daß auch Polen 1 deutſche Perſönlichkeiten für die Auslieferung namhaft mache. Dies iſt unzutreffend, da von dem deutſch⸗polniſchen Amneſtievertrag alle während der Beſetzung vorgekommenen Uebergriffe hinfällig ſind. Reber gans Litauen wurde der Belagerungszuſtand ver⸗ hängt. Mehrere Jahresklaſſen wurden mobiliſiert. Die Volksvertretung wurde zum 25. Oktober einberufen. Man erwartet einen poluiſchen Einfall. In Straßburg wurden 5 Perſonen verhaftet, die in eine antonomiſtiſche S verwickelt ſind. Als Haupt⸗ täter wurde ein Ingenieur Keßler genannt. . Der Mikado wird Ende dieſes Monats den Friedeusver⸗ trag ratifizieren. 5 Der Oberſte Rat forderte. daß alle Ausſchüſſe der Frie⸗ denskonferenz bis 23. Oktober Berichte welche Bedingungen des Waffenſtillſtandsvertrages Dentſch⸗ land nicht erfüllt habe, um die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Aus zuverläſſiger Quelle verlautet, daß in Wien infolge Kohlennot amtliche Schulen vom 5. November bis 15. Febr. 192⁰ geſchloſſen würden. Die Rumänen haben geſtern Ofen geräumt. Die Brücken⸗ kbpfe wurden durch engliſche und ungariſche Truppen beſetzt. Peſt wird am 22. Oktober geräumt werden. d Aus Alexandria kommen Meldungen, daß am Freitag Dort eine große Kundgebung für die Unabhängigkeit Aegup⸗ tens ſtattfand. f Deutſchland. Oberbürgermeiſter Geßler nimmt den Miniſterpoſten an. T. U. Nürnberg, 22. Okt. Oberbürgermeiſter Dr. Geß⸗ ler hat ſich, wie ſchon gemeldet, entſchloſſen, den Poſten des Miniſters für Wiederaufbau zu übernehmen. Dr. Geßler ist 44 Jahre alt und aus Lindau gebürtig. Er iſt katholiſcher [Konfeſſion und kam Anfang 1914 als Oberbürgermeiſter nach Nürnberg. 0 Der neue Reichsminiſter iſt am 6. Februar 1875 geboren, bat in Erlangen, Tübingen und Leipzig Juriſprudenz und Kameralia ſtudiert, war längere 1 5 im bayeriſchen Juſtiz⸗ miniſterium und hierauf einige Zeit in der Staatsanwalt⸗ ſchaft tätig, ging dann in die Verwaltungslaufbahn über und wurde Gewerberichter in München. Von dort aus wurde er zum erſten Bürgermeiſter von Regensburg be⸗ rufen. Seit 1914 bekleidete er die Stelle des Oberbürger⸗ zmeiſters der Stadt Nürnberg. Die Stadtverwaltung Nürn⸗ berg hat auch in ihrer neuen, durch die Revolution herbei⸗ geführten Zuſammenſetzung bis in die letzte Stunde die JNrößten Anſtrengungen gemacht, ſich den hervorragenden Verwaltungsbeamten zu erhalten. Für Dr. Geßler gab je⸗ doch die Erwägung den Ausſchlag, daß es in dieſem Augen⸗ blick ſeine Pflicht ſei, die JIntereſſen des Reiches über die der Stadt zu ſtellen. Graf Bernſtorffs Vernehmung. W. T. B. Berlin, 21. Okt. Im Unteruasſchuß des parla⸗ mentariſchen Ausſchuſſes zur Unterſuchung der Friedens⸗ möglichkeiten führte nach dem Vortrag Dr. Sinzheimers Graf Bernſtorff u. a. aus: Wilſon hatte anfangs Auguſt 1914, ſpfort nach Ausbruch des Krieges, eine erſte Friedensver⸗ mittlung verſucht. Im September hat er einen zweiten Ver⸗ uch machen laſſen, der daran ſcheiterte, daß die Entente gar nicht geantwortet hat. Als ich nach der „Luſitania“⸗Angele⸗ genheit eine Audienz bei Wilſon bekam, ſagte er, wir ſoll⸗ en durch ein Nachgeben im U⸗Bootkrieg einen Appell an die [Moral richten, da nur durch eine Verſtändigung, nicht mehr Durch die Waffen, der Krieg entſchieden werden könnte. Wür⸗ den wir den U⸗Bootkrieg aufgeben, ſo würde er auf Aufgabe de f Das eng⸗ Aiſche Kabinett werde darauf eingehen und er hoffe, daß da⸗ mit ein Anfang gemacht ſei für eine Friedensaktion im gro⸗ ßen Stil. Das war am 2. Juni 1915. Nach dem Eintritt Rumäniens in den Krieg habe Oberſt Houſe Graf Bern⸗ Korff mitgeteilt, daß eine Vermittlung Wilſons jetzt unmög⸗ wäre, weil die Entente völlig ſiegesgewiß geworden wär. ſund Wilſon daher abweiſen werde. 4 Nach den ergänzenden Ausführungen des Vorſitzenden es Unterſuchungsausſchuſſes und des Berichterſtatters Dr. Sinaheimer zu den Mitteilungen Bernſtorffs erklärte dieſer Zu eine Frage des Abg. Katzenſtein, daß das dentſche Frie⸗ Asangebet vom 12. Dezember 1916 von der amerikaniſchen 85 %%% darüber vorlegen, Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbepirk Mannheim. Regierung als eine Gefährdung ihrer Friedensaktion auf⸗ gefaßt worden ſei, weil es von der Entente als Schwäche Deutſchlands ausgelegt wurde. Das habe Oberſt Houſe ihm im Auftrag des Präſidenten Wilſon geſagt. Zum Schluſſe führte Abg. Sinzheimer aus: Ich ſtelle als Ergebnis der heutigen Sitzung feſt: Haben Sie Ihre Inſtruktionen in dem Sinne aufgefaßt, daß Sie den Präſidenten Wilſon oder Oberſt Houſe ermuntern oder beeinfluſſen ſollten, eine Frie⸗ densaktion zu unſeren Gunſten zu unternehmen? Graf Bernſtorff: Ja! (Bewegung.) Abg. Sinzheimer: War Wilſon bereit, dieſen Wünſchen Rechnung zu tragen? Graf Bernſtorff: Ja! Abg. Sinzheimer: War innerhalb dieſes Rahmens, der Ihnen geſteckt war, Wilſon bereit, auf eine Friedenskonfe⸗ renz mit internationaler Grundlage einzugehen, auch ohne konkrete Friedensvorſchläge unſererſeits? 5 Graf Bernſtorff: Jal Darauf wird die Vernehmung auf Mittwoch vertagt. Der Einzug der polniſchen Truppen in Thorn. T. U. Thorn, 22. Okt. In hieſigen polniſchen Kreiſen ver⸗ lautet, daß der Einzug der polniſchen Truppen in Thorn am 25. Oktober erfolgen werde, doch laſſe ſich mit Beſtimmt⸗ heit nicht ſagen, ob er in ſo kurzer Zeit möglich iſt. Da⸗ gegen iſt es jetzt ſicher, daß Thorn der Sitz der neuen Woje⸗ wodſchaft wird, die den Namen Pomorze erhalten wird. 5 85 1 4 82722 15 Drahtgachnichten. Ebert über die Lage. T. U. Berlin, 22. Okt. Reichspräſident Ebert hat geſtern mit dem hieſigen Korreſpondenten des ſpaniſchen „Intran⸗ ſigant“ eine Unterredung gehabt. Er äußerte ſich, daß un⸗ ſere Lage ſehr ſchwierig ſei. Die Regierung ſei aber mit ganzer Tatkraft entſchloſſen, die Lage zu beſſern. Die mit Polen und der Tſchecho⸗Slowakei abgeſchloſſenen Verträge ſeien der erſte Schritt, um zu einem herzlichen Einverneh⸗ men mit den Nachbarn zu kommen. Während des bevor⸗ ſtehenden Winters drohe uns eine furchtbare Kataſtrophe. Die Blockade Rußlands ſei eine Sache, die den deutſchen Prinzipien widerſpreche. Die Regierung warte ab, welche Haltung die nächſtſtehenden neutralen Länder einnähmen, und werde danach ihre Entſchließung treffen. Hinſichtlich der inneren Politik ſagte er, die Stellung der Regierung ge⸗ genüber den Parteien von rechts und links ſei ſtärker denn je. Die äußerſte Linke werde jeden Tag ſchwächer. Der Austauſch der Ratifizierungsurkunden. Mailand, 21. Okt. Der offizielle Austauſch der Ratiſizie⸗ rungsurkunden des Friedensvertrages von Verſailles wird nach Erkundigungen des „Corriere della Sera“ an zuſtändi⸗ ger Stelle am Samstag oder Anfang nächſter Woche erfolgen, worauf der Vertrag ſofort in Kraft tritt. Bis Donnerstag werden die noch zu ernennenden Kommiſſionen beſtimmt ſein. Wie der „Corriere della Sera“ weiter aus Paris mel⸗ det, hat der Oberſte Rat die ſofortige Einberufung des Rates des Völkerbundes beſchloſſen. Die Sitzungen werden in Paris ſtattfinden. Bündnispo litik. W. T. B. Amſterdam, 21. Okt. Nach einer Meldung des Brüſſeler Korreſpondenten des „Telegraaf“ wird dort das Gerücht beſtätigt, daß eine Gruppe politiſcher Perſonen da⸗ rauf hinarbeitet, die Brüſſeler und die Haager Regierung zu einem holländiſch⸗belgiſchen Bündnis zu veranlaſſen. Segers ſoll dieſem Plane günſtig geſtimmt ſein. Englands Abſicht? Haag, 22. Ott. Die engliſche Wochenſchrift „Nation“ ſieht den Grund der engliſchen Politik gegenüber der Verwen⸗ dung deutſcher Truppen im Baltikum darin, daß die engliſche Marinebehöerde beabſichtige, in der Oſtſee einen dauernden Flottenſtützpunkt zu errichten. Die Ententepläne mit Rußland. Verſailles, 22. Okt. Der Sonderberichterſtatter des „Echo de Paris“ in Waſhington berichtet vom 18. Oktober, die Nach⸗ richten aus Rußland, die die amerikaniſche Regierung erhal⸗ ten habe, beſagten, daß der Sturz des Bolſchewismus bevor⸗ ſtehe. In einem Teil der öffentlichen Meinung zeige ſich eine gewiſſe Beunruhigung. Im Senat ſei geſagt worden, England und Frankreich wollten das europäiſche Rußland heherrſchen, Japau ſolle Sibirien beherrſchen. Serbien und Deulſch⸗Ocſterreich. T. U. Paris, 22. Okt. Der ſerbiſche Delegierte auf der Friedenskonferenz lehrt nach der Bildung des neuen ſerbi⸗ ſchen Kabinetts nach Paris zurück. Man glaubt, daß die Delegativn diesmal den Vertrag mti Oeſterreich unterzeich⸗ nen wird. Wie „Humanite“ ſagt, kann man ſich die Tatſache der ſpäten Unterzeichnung des Feicdensvertrages nur durch Sa Abweſenheit der ſerbiſchen Delegation von Paris erklären. Ein neuer Generalſtreik in Italien. Bern, 22. Okt. Wie der „Avanti“ mitteilt, ſteht der Ge⸗ neralſtreik aller in Staatsbetrieben beſchäftigten Arbeiter bevor. Der in Rom zuſammengetretene Ausſchuß wird beim Miniſterpräſidenten Verſuche zu einem freundlichen Aus gleich machen; ſchlagen dieſe ſehl, ſo ſoll ſofort der Ge⸗ neralſtreik ſämtlicher Arbeiter der Staatsbetriebe erklärt werden. — Der „Avanti“ läßt ſich aus dem Wahlkreis Sa⸗ landras melden, daß dieſer bei einem Beſuche in San Sevre von den Landarbeitern ausgepfiffen und durch Steinwürfe zum ſchleunigen Verlaſſen des Ortes gezwungen wurde. — Nach dem „Secolo“ gehen die Verhandlungen mit den Al⸗ liierten über die J. e von Fiume nur ſehr langſam vor⸗ wärts. Eine raſchere Erkedigung ſei nicht zu erwarten. err und immobilen Heeresgutes. — — 50. Jahrgang Deutſche Nationalverſammlung. W. T. B. Berlin, 21. Okt. Eröffnung der Sitzung um 1.20 Uhr nachmittags. Auf der Tagesordnung ſtehen Anfragen. Auf eine Anfrage Diez (tr.), wie die Reichsregierung ihren Verpflichtungen den Valutaſchuldnern gegenüber zu genügen gedenke, wird von einem Regierungs vertreter ge⸗ antwortet, daß eine rechtliche Verpflichtung des Reiches nicht beſtehe. Die Art der Abrechnung bildet der Gegenſtand ein⸗ gehender Erwägungen. Auf eine Anfrage Bergmann (Ztr.) wegen unerlaubter Ausfuhr von Brotgetreide nach Holland und ſchwarzgeſchlach⸗ tetem Fleiſch nach Belgien wird geantwortet, daß die Be⸗ ſtimmungen verſchärft worden ſind, daß aber Beſſerung nicht zu erwarten ſei, wenn die alte Zollgrenze nicht wieder her⸗ geſtellt werde. Auf eine Anfrage Frau Weber wegen notwendiger Maß⸗ nahmen zur Beſchaffung von Kleidungsſtücken und Wäſche für kinderreiche Familien wird geantwortet, daß beträchtliche Mengen jetzt bereitgeſtellt würden. Auf die Anfrage Schiele (D. N.) wegen Ermordung der Frau Biach durch franzöſiſche Soldaten wird geantwortet, daß noch keine Antwort Frankreichs vorliege. Es folgt die zweite Beratung des Haushalts: Reichsſchatzminiſterium. Miniſter Dr. Mayer: Die Verwaltung der im Kriege entſtandenen großen induſtriellen Unternehmungen unter Beteiligung des Reiches (Stickſtoff, Aluminium, Elektrizität) macht nicht mehr Arbeit, da ſie in Geſellſchaftsform aufge⸗ zogen, ſich ſchon ſelbſt tragen. Die finanzielle Kontrolle der Kriegsgeſellſchaften bezüglich der Buchführung und der Ab⸗ ſchlüſſe größerer Finanzgeſchäfte wird uns nicht mehr allau lange beſchäftigen. Die Hauptarbeit liegt in der Verwaltung und der Verwertung des entbehrlich gewordenen mobilen An die Verwaltung des mobi⸗ len Heeresgutes müſſen wir herantreten ohne Kenntnis der Beſtände, ohne jede Inventur in beſtändigem Kampfe mit Diebſtählen. Zurzeit haben wir 3000 Heereslager und 8000. weitere Stellen an denen Heeresaut ſich befindet. Eine voll⸗ ſtändige Inventur iſt jetzt durchgeführt. 150 Millionen Mark; für veruntreutes Gut ſind zurückgewonnen und weitere 400 Millionen Mark ſind noch zu erhoffen. (Beifall.) Kontroll⸗ ſtationen nach innen und nach außen ſind allenthalben er⸗ richtet. Der Vorwurf gegen das Reichsverwertungsamt gegenſtandslos. Drei Milliarden Mark ſind aus mobil Heeresgut erlöſt worden. (Beifall.) 8 In der erſten Hälfte des neuen Jahres wird das Rei verwertungsamt ſeine Tätigkeit im weſentlichen beendet haben. Heeresbetriebe ſollen in Friedensbetriebe umgeſtellt und ſo weiter betrieben werden, vorausgeſetzt, daß ſie 25 rentieren. Betriebs⸗ und Baukapitalien werden nach en ſprechenden Abſchreihungen in den Etat eingeſtellt werd wobei dafür Sorge getragen wird, daß ſie durch entſprechende Einnahmen verzinſt und amortiſiert werden. Dieſe Betriebe zuſammen werden den größten induſtriellen Konzern der Welt bilden. Die Betriebe ſind mit dem äußerſten Raffine⸗ ment ausgebaut für ihre militäriſchen Zwecke, um ſo ſchwie⸗ riger iſt die Umgeſtaltung für Friedenszwecke. Die Pulver⸗ fabriken ſind nicht zu verwerten. Im Kriege wurden 340 000 Arbeiter beſchäftigt, jetzt nur noch 45 000. Wir hoffen, dieſe Zahl in einigen Monaten weiter erhöhen zu können, doch werden dort, wo die Umſtellung noch nicht durchgeführt wer⸗ den konnte, noch Entlaſſungen ſtattfinden. Für die entlaſſe⸗ nen Arbeiter ſoll geſorgt werden über die Rechtsverpflich⸗ tung des Reiches hinaus. Ein Geſetzentwurf iſt in Vorbe⸗ reitung. Die Akkordarbeit iſt überall durchgeführt, wo es angängig war. (Beifall.) Wir brauchen Aufträge. In die⸗ ſer Richtung iſt es gut vorwärts gegangen. Wir wollen in unſereen Betrieben das Eiſen vom Roheiſen bis zum Fertig⸗ labrikat bearbeiten. Nur ſo iſt eine Rentabilität möglich. Strafef Disziplin, Durchhalten der kaufmänniſchen Geſichts⸗ punkte und ſoziale Einrichtungen ſollen unſere Betriebe zu Muſterbetrieben machen. Eine eingehende Denkſchrift wird dem Hauſe zugehen. Dem Reiche erwachſen aber auch neue Aufgaben. Wir übernehmen die geſamte Reichsbauverwal⸗ tung und die geſamte aktive Militärverwaltung (Bauweſen, Verſorgung des Heeres und der Marine, Provpiantämter, Schlächtereien und Bäckereien). Dabei wird bei dem niedri⸗ gen uns erlaubten Aktivſtand des Heeres kein Heeresange⸗ höriger für die Verwaltung verwandt werden können. Dazu kommt die Unterbringung und Verpflegung der Beſatzungs⸗ truppen, Ueberwachungskommiſſionen der Alliierten uſw. Die Beſatzungstruppen werden zu ihrer Unterhaltung im Jahr 2% Milliarden Mark erfordern. Das iſt unerträglich. (Sehr richtig.) Dabei kennen wir noch immer nicht die ge⸗ naue Zahl der Truppen. Der Begriff der Verpflegung wird ſo weit ausgedehnt, als es überhaupt nur denkbar iſt. Dazu kommt der Erſatz der Reauiſitionen. Die Franzoſen haben bis jetzt für 9 Millionen Mark requiriert. Die beiden in Berlin zu erwartenden Ueberwachungskommiſſionen werden Berlin und ſeine Hotels überſchwemmen. Eine erbetene Verringerung wurde abgekehnt. (Hört, hört!) Im beſetzten Gebiete wird der Neubau von Offizierswohnungen, d. h. von Familienwohnungen und Kaſernen verlangt, die vorläufig 300 Millionen Mark beanſpruchen werden. Das iſt nicht mehr zu ertragen. Die Fortſetzung dieſes Gebarens wäre ein Ausſaugungsakt der Entente, der ſchließlich ihr ſelbſt ſchaden würde. Unmittelbar nach Friedensſchluß müſſen die Beſatzungstruppen vermindert werden. (Beifall.) Abg. Giebel (Soz.]: Der Bericht über die Milftärwerk⸗ ſtätten gibt ein troſtloſes Bild. Die Militärverwaltungen in den Heeres und Marinebetrieben haben unglaublich ne⸗ wirtſchaftet und waren verhaßt. Die Arbeiterſchaft bat vol⸗ les Verſtändnis dafür, daß die Produktion möglichſt a ö werden muß. Dafür erſcheint mir der Aktordlohn anne FC 8