heil Halten. „ „ Zur Erinnerung an den 20. Okt. 1849. 1 Erſcheint täglich wit Misnahme der Sonn und Feiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark mit Trägerlohn; durch die Poſt bezogen vierteljährlich 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof ⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg. * Ludwig Nerlinger :: Ladenburg am Neckar. 22 .%%%%ꝗjf %%% % %%% J. „ „e b e e e t e eee Anzeiger für Ladenburg, Schriesheim. Bedd 12 001 171 41 1 . ———— Amtliches Verkündigungsblatt für den Ar. 245. Mittwoch, den 22. Oktober 1919. tee emen , eshei Amtsbezirk Nlannheim. Beilage: . wöchentlich ein vierſeitiges Illuſtriertes Sonntagsblatt, Anzeigen: die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 35 Pfg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. Poſtſcheckkonto Nr. 4031 mt Karlsruhe. : Fernſprecher Nr. 15: deeeeeseeseeee % %%% „% eee 00 e 75 m und Veckarhauſen. 50. Jahrgang Den Poſten des Wiederaufbanminiſters anzunehmen, ſoll ſich jetzt Oberbürgermeiſter Dr. Geßler in Nürnberg end⸗ gültig entſchloſſen haben. Durch ein Dekret des Präſidenten Poincare wurden ge⸗ ſtern die Kammer und der Senat geſchloſſen. In der letzten Sitzung wurde als Tag der Beendigung des Kriegszuſtandes der Tag der Veröffentlichung der Ratifikationsurkunde be⸗ siehunsgweiſe des Austauſches derſelben angeſehen. Die Frage der gerichtlich zu verfolgenden Deutſchen be⸗ ſchäftigt den Unterſtaatsſekretär der Militärjnſtigz. 606 Deutſche, darunter der ehemalige Kronprinz Rupprecht von Bayern, ſollen ausgeliefert werden. Laut „Berliner L.⸗A.“ hat der Oberkommandierende der eugliſchen Seeſtreitkräfte vor Riga am 16. Oktober 3 Parla⸗ mentäre an die weſtruſſiſche Armee mit einem Brief an den General Bermont, Befehlshaber der dentſchen Truppen, ge⸗ ſchickt. Dieſer Brief kam ungeöffnet zurück, da es einen Befehlshaber deutſcher Truppen nicht gebe. Der Streik der Landarbeiter in der Provinz Piacenza (Oberitalien) dauert in un verminderter Form an. Die Herbſtansſaat iſt faſt völlig unterblieben, ungeheure Land⸗ ſtrecken blieben unbebaut. Die Eigentümer verkaufen man⸗ gels Futtermitteln und Arbeitskräften ihren Viehbeſtand nach den benachbarten Provinzen. Die Provinz geht ihrem Verfall entgegen. Laut Meldung des „Berliner L.⸗A.“ aus Rotterdam for⸗ dern die engliſchen Bauarbeiter eine Lohnerhöhung von 4 Pence die Stunde, womit ſie 2 Schilling für die Stunde er⸗ Wenn keine Löſung bis morgen erfolgt, werden 250 000 Bauarbeiter ſtreiken. g Zum Kohlenarbeiterſtreik in Waſhington wird gemeldet. Daß die Zechenbeſitzer ſich weigern, zu verhandeln, bevor die Bergarbeiter ihren Streikbeſchluß nicht zurückziehen. Sie verlangen außerdem Beibehaltung des achtſtündigen Arbeits⸗ tags und der ſechstägigen Arbeitswoche. Die Arbeiter da⸗ gegen wünſchen den ſechsſtündigen Arbeitstag und die fünf⸗ tägige Arbeitswoche ferner 60 Prozent Lohnerhöhung. „Daily News“ beſagen, daß die durch die induſtrielle Kon⸗ ferenz geſchaffene Kriſe die ſchwerſte ſei, die je in Amerika beſtanden habe. Falls keine Einigung zuſtande käme, träten am Freitag 750 000 Arbeiter in den Ausſtand. 9 Von Landtagsabgeordneter Martin Veuedey. Am 20. Oktober jährte es ſich zum 70. Male, daß die letz⸗ ten Freiheitskämpfer der badiſchen Erhebung des Jahres 1849 ihr Leben auf den Feſtungswällen Raſtatts unter den Kugeln der zur Exekution kommandierten preußiſchen Trup⸗ pen aushauchten. Heute, da dieſer Tag zum erſten Male im freien badiſchen Volksſtaate wiederkehrte, ziemt es uns, in Dankbarkeit und Verehrung jener Opfer und Märtyrer für Die Sache der Einheit und der Freiheit unſeres deutſchen Volkes zu gedenken. Das umſomehr, als gerade den Kämp⸗ fern und Blutzeugern des Jahres 1849 bisher die gebüh⸗ rende Anerkennung gefliſſentlich verſagt wurde und Miß⸗ achtung, Beſchimpfung, Hohn und Spott ihr Los waren. Lange Zeit hätten ſie dieſes Geſchick mit ihren Brüdern aus em Jahre 1848 geteilt, bis ſich endlich aus der Unmöglichkeit, Die geſamte Bewegung der Revolutionsfahre dauernd vollig zu verleugnen und zu verdammen, und dem Beſtreben, ja nicht bei den herrſchenden Gewalten und Dynaſttien anzu⸗ foßen, ein ſeltſames Kompromiß entwickelte, das peinlich Anterſchied zwiſchen dem guten und achtbaren Manne des Jahres 1848, den man ſich allenfalls gefallen laſſen konnte, und dem böſen und verabſcheuungswürdigen Rebellen des Jahres 1849, vor dem ſich jeder Gutgeſinnte mit Abſcheu ab⸗ Wandte und bekreuzigte. Heute iſt es Zeit und Ehren⸗ pflicht, mit dieſem Vorurteil wie mit manchem anderen gründlich aufzuräumen und den Opfern des Jahres 1849 den Dank und die Anerkennung zu zollen, die ſie mindeſtens im gleichen, ja eigentlich in höherem Maße verdienen als die Kämpfer von 1848. Konnte man doch bes weit in den Sommer des Jahres 1848 hinein die ſog. Märzerrungenſchaf⸗ zen, die weitgehenden Konzeſſionen, die Fürſten und Regie⸗ rungen in der erſten Angſt ihres Herzens der Sache des Volles machten, als geſichert anſehen und darauf vertrauen, das, diesmal der alte Traum der Beſten unſeres Volkes, Ein einiges und freies deutſches Vaterland, in den Verhand⸗ Lungen der erſten deutſchen Nationalverſammlung in der Frankfurter Paulskirche ſeine Erfüllung finden werde. Man kann deshalb über die Zweckmäßigkeit einzelner Bewegun⸗ gen des Frühjahrs 1848, ſo über den bekannten Heckerputſch in Oberbaden, ſehr verſchiedener Meinung ſein, der wenige Wochen vor dem Zuſammentritt des Parlaneute, mit völlig Maaniänglichen Mikteln unternommen, k äalich verlief und mon den wider Erzdulklen der Regierung treu gebliebenen Tigvpen mit leicht Mühe niederneſchlagen wurde. Zwei⸗ ſellos hat er die Sache der Freiheit und des Volles in ſeimm Ergebnis ſchwer geſchädigt und nur Waſſer auf die Mühle der Reaktion geleitet, ein ernſter Fingerzeig für die Vertreter der Putſchidee in unſeren Tagen. Ganz anders lagen die Dinge, als im Mai 1849, gleichzeitig mit ähwlichen taſch niebergekämpften Aufſtänden in Dresden, Breslau Ind einzelnen Städten Rheinlands und Weſtfalens, ſich die Bevölkerung Badens und der Pfalz erhob und unter tätiger Yitwirkug des badiſchen Heeres — mit Ausnahme einer Abteilung, die in Schleswig⸗Holſtein gegen die Dänen im Felde lag — die Waffen zum letzten Gange für die Freiheit Srariff. In jenem Zeitpunkt war jegliche Hoffnung auf lich die tapfere Verteidigung der Feſtung Raſtatt. und Panduren eines Windiſchgrätz in blutigem Kampfe gegen die deutſch⸗öſterreichiſche Demokratie erobert und die neu gekräftigte öſterreichiſche Regierung ſchickte ſich eben an, im Bunde mit Rußland dem lange Zeit ſiegreichen ungari⸗ ſchn Aufſtande den Todesſtoß zu verſetzen. Und das Frank⸗ furter Parlament hatte zwar in langer, fleißiger und gründ⸗ licher Arbeit eine vortreffliche Verfaſſung zuſtande gebracht, die wohl allen billigen Anſprüchen des Volkes nach nationa ler Einigung und freiheitlicher Ausgeſtaltung unſeres Staatsweſens gerecht wurde. Aber die inzwiſchen neu ge⸗ kräftigten und auf ihre ſtarken und ſiegreichen Heere ſich ſtützenden Fürſten und Regierungen von Preußen und Oeſterreich, auf die es allein ankam, und hinter denen ſich die anderen verſchanzen konnten, hatten mittlerweile die intereſſante Entdeckung gemacht, daß die Nationalverſamm⸗ lung nicht berufen worden ſei, dem deutſchen Volke kraft der von dieſem erteilten Vollmacht eine Verfaſſung zu geben, ſondern lediglich eine ſolche mit den Regierungen zu „verein⸗ baren“. Sie verſagten daher der neuen Reichsverfaſſung ihre Anerkennung, erklärten, das Parlament habe ſeine Be⸗ fugniſſe überſchritten, riefen ihre Landeskinder, die ihm angehörten, ab und Friedrich Wilhelm IV. von Preußen lehnte die ihm von der Mehrheit der Paulskirche angebotene deutſche Kaiſerkrone, dieſen „mit dem Ludergeruch der Revo⸗ lution behafteten Reif aus Dreck und Letten“, wie er ſich gegenüber ſeinen Vertrauten ausdrückte, mit Geringſchätzung ab. Nicht von der Hand des Volkes wollte der preußiſche König die Krone entgegennehmen, in der durchaus richtigen Erkenntnis, daß er ſie dann als Fürſt von Volkes Willen nud nicht von Gottes Gnaden tragen müſſe, ſondern nur aus den Händen der übrigen gekrönten Häupter Deutſchlands. Ein letzter Verſuch, den die Frankfurter Nationalverſamm⸗ lung machte, ihre Trümmer in Stuttgart zu neuer Arveit und neuem Leben zu sammeln, und, geſtützt auf die demo⸗ krakiſche Geſinnung des ſchwäbiſchen Volkes, die Durchfüh⸗ rung der Verfaſſung zu erzwingen, ſcheiterte, württember⸗ giſche Truppen, von dem „liberalen“ Märzminiſterium Rö⸗ mer dazu kommandiert, ſprengten das Rumpfparlament mit Waffengewalt auseinander. Bei dieſer Sachlage, wie ſie hier in allgemeinen Zügen gezeichnet wurde, mußte es im Frühjahr 1849 auch dem blö⸗ deſten Auge klar werden, daß es jetzt nur zweierlei gebe, entweder ſich zähneknirſchend in das alte Joch zu beugen und — vielleicht für immer — auf die Erlangung der deut⸗ ſchen Einheit und Fr iheit zu verzichten, oder zum Schwert zu greifen und ſich zum letzten Kampf zu ſtellen, eingedenk des viel mißbrauchten Schillerwortes: „Nichtswürdig iſt die Nation, die nicht ihr Alles freudig ſetzt an ihre Ehre.“ Daß unſere badiſchen Vorfahren in dieſen fürchterlichen und folgenſchweren Augenblicken der Entſcheidung ſtatt feiger Untewerſung den Kampf wählten, gereicht unſerem Lande zur höchſten Ehre und ſoll ihnen für alle Zeit unvergeſſen bleiben. Und ſie haben den freiwillig gewählten Kampf trotz aller Fehler und Lächerlichkeiten, die im Einzelnen bei jeder Volkserhebung mit unterlaufen werden, todesmutig und ehrenvoll durchgefochten. Deſſen ſind Zeugen die teilweiſe erfolgreichen Kämpfe am Neckar gegen die Reichstruppen unter Peucker, wo gelegentlich, bei Ladenburg, 4 badiſche Kompagnien mit 6 Geſchützen ein ganzes Armeekorps 8 Tage lang aufhielten, die in ihrem erſten Teil für die Badener ſiegreich verlaufene und erſt infolge Eintreffens friſcher hreußiſcher Truppen auf dem Kampfplatz verloren gegangene Schlacht bei Waghäuſel, das Rückzugsgefecht bei Durlach, wo eine Handvoll bad iſcher Volkswehren und Freiſcharen, kaum 500 Mann unter der Führung von Joh. Ph. Becker eine preußiſche Diviſiyn ſtundenlang beſchäftigten und das Eingreifen von 2 weiteren Diviſionen nötig machten, der entſchloſſene Widerſtand an der Murglinie, der nur durch Umgehung des rechten badiſchen Flügels unter Verletzung der württembergiſchen Neutralität gebrochen wurde, u. end⸗ Erſt als jede Hoffnung auf Erfolg der revolutionären Waffen und auf Eutſatz geſcheitert war, kapitulierte die ſtarke Feſte am 23. Juli 1849, formell auf Gnade und Ungnade, jedoch unter der ausdrücklichen Zuſicherung des preußiſchen Generals von der Gröben, daß die Beſatzung eine inzwiſchen für alle, welche die Waffen bis zum 18. Juli niederlegten, zugeſagte, den in der Feſtung Eingeſchloſſenen nicht bekannt gewordene Amne⸗ ſtie zugute kommen ſolle. Dieſe Zuſicherung hinderte nicht, daß alsbald die Staudgerichte ihre traurige Arbeit began⸗ nen, deren letzte Opfer am 20. Oktober verbluteten. Auch ſonſt lag die Hand der Realtion ſchwer auf unſerem unglück⸗ lichen Lande Die preußiſchen Exekutionstruppen verweil⸗ ten bis in den Sommer 1852 in Baden und der preußiſche Unteroffisſer herrſchte und ließ die freiheltliebende badiſche Bevölkerung ſeine rauhe Fauſt fühlen. Jede Erinnerung an die Zeit der Erhebung war verpönt, das Tragen eines ſog. Heckerhutes, der Beſitz eines Bildes, eines Pfeifenkopfs nrit dem Bilde Heckers oder eines anderen Revolutionärs galt als ein Verbrechen. Wer ſich über dieſe Zeit der ſchmach⸗ vollſten Unterdrückung unſeres Landes unterrichten will, den verweiſe ich auf die hochintereſſante Interpellation, die der nichts weniger als revolutionär geſinnte Abgeordnete Dr. Kaſſer von Lörrach im Sommer 1850 in der damaligen badiſchen Zweiten Kammer über die Handhabung des Kriegszuſtandes einbrachte (abgedruckt in ſeinen Lebens⸗ erinnerungen „aus alten Tagen“ S. 310 ff.) oder auf die Proklamativn des preußiſchen Majors v. Wangenheim, der als Kommandant von Freiburg am 28. Juli 1849 verkündete: „Die ſchwarzen, ſog. Freiſcharenhüte, ſind durchaus verbo⸗ ten, mit alleiniger J snahme derjenigen, welche die hieſigen Zuchthäuslinge bei Gelegenheiten ſeit Jahren tragen.“ (Vergl. Tagebuch des vreuß. Oberſtleutnaus Staxoſte über die Ereigniſſe in der Pfalz und Baden im Jahre 1849, Band 2, Seite 231, der dieſe glorreiche Proklamation mit der zyni⸗ — „wer hiernach, außer ber dre⸗ d eine friedliche Löſung der deutſchen Frage geſchwunden. In . „„ Berlin waren die nach den Kämpfen des 18. und 19. März; ſchen Bemerküng begleitet: * 8 Tagesſchau 170 1848 abberufenen Truppen unter der Führung Wraugels ſen „Gelegenheiten“ mit einem ſolchen Hute betroffen wurde⸗ 1 An. 5 triumphierend wieder eingezogen. Wien hatten die Kroaten galt für einen Züchtling und hatte die vorausſichtlich uann⸗ genehmen Folgen ſich ſelbſt zuzumeſſen“.) Ich ſelbſt habe noch Akten des Amtsgerichts Konſtanz aus dem Jahre 1852, drei Jahre nach Niederwerfung der Bewegung, in die Hand bekommen. ausweislich welcher mehrere Bürger von Allens⸗ bach wegen des Beſitzes von Bildern Heckers und Koſſuths, eines Pfeifenkopfes mit dem Bilde Heckers und dergl. mo⸗ natelang in Unterſuchungshaft gehalten und dann mit mehr⸗ wöchigen Gefängnisſtrafen belegt wurden. Es iſt aut, ſich auch einmal an dieſe Dinge zu erinnern und daran zu er⸗ meffen, was wir im Falle einer ſiegreichen Wegenrevolution, einer Wiederherſtellung der Monarchie, zu erwarten hatten und wie unbegründet die Klagen der konſervativ gerichteten Elemente über angebliche Unduldſamkeit der neuen Deut⸗ ſchen Republik gegen die Erinnerungen und Abzeichen deg alten Regiments ſind. 5 Vor allem aber wollen wir heute daran denken, daß die Kämpfer und Opfer des Jahres 1849 im Kerne das gewollt haben, was uns ſelbſt das Höchſte iſt: ein einiges deutſches Vaterland und ein Volk, das im freien Volksſtaate mit eige⸗ ner Hand ſeine Geſchicke lenkt. Es iſt ihnen nicht gelungen. ihr Ziel zu erreichen, das uns die Irrwege der vergangenen Jahrzehnte und das furchtbare Elend dieſes verlorenen Krieges erſpart haben würde. Die Spaltung, die uns das Jahr 1866 gebracht hat, die Abſplitterung von 10 Millionen Kerndeutſcher in Oeſterreich, iſt bis heute nicht aut gemacht und der Weg zur Freiheit im Innern mußte durch ein Meer von Blut und Elend geſucht werden, gegen das alle Aus⸗ ſchreitungen der „tollen“ Jahre 1848/49 ein Kinderſpiel waren. Hoffen wir, daß wir ihn jetzt unter der alten ſchwarz⸗ rotgoldenen Flagge endlich gefunden haben und ſchreiten wir ihn rüſtig weiter im Geiſte und im Andenken unſerer Vorkämpfer aus den Jahren 1848 und 1849 und der Mär⸗ threr, die am 20. Oktober 1849 die Treue für das, was ſie als recht erkannt hatten, mit dem Tode beſiegelten. 0 — — 7 Die Beſchaffungszulage. Ueber die Geſchäftsbehandlung des Landtages hören wir! daß ſich der Landtag in ſeiner heutigen Sitzung über die Be⸗ ſchaffungszulage der Beamten und Staatsarbeiter noch nicht ſchlüſſig machen dürfte. Am Dienstag nachmittag wird der Haushaltsausſchuß ſich nochmals mit dieſer Frage beſchäf⸗ tigen und die endgültige Stellungnahme des Landtags dürfte erſt in einer am Mittwoch vormittag ſtattfindenden öffent⸗ lichen Sitzung erfolgen. Am Montag nachmittag hielten einige Fraktionen Sitzungen ab, in denen ebenfalls die 881 ſchaffungszulage erörtert wurde. ö Kurze Anfragen. ö Die demokratiſche Fraktion des Landtags hat mehrere kurze Anfragen eingereicht. Die erſte lautet: „Iſt der badiſchen Regierung bekannt, daß die Kriegs leder⸗Aktien⸗Geſellſchaft ſehr große Vorräte an Rohleder be⸗ itzt, während im Lande eine dauernd anſteigende Leder⸗ knappheit und eine geradezu phantaſtiſche Steigerung der Preiſe für Schuhwaren und Reparaturen herrſcht? Wel Maßnahmen gedenkt die badiſche Regierung hiergegen 3 l ergreifen?“ Die zweite lautet: 5 f — »Eine Kohlenhandlung des badiſchen Oberlandes erhie in der letzten Zeit eine mit 1600 Mark Fracht belaſtete Ko lenſendung, die auf dem Umwege über die Schweiz nach Ba⸗ den lief. Iſt die badiſche Regierung in der Lage, über ſol Sendungen Auskunft zu geben?“ Die dritte beſagt: i „In weiten Kreiſen der badiſchen Bevölkerung herrſch über die Verordnung des Reichswirtſchaftsminiſterfum betr. die Verwendung des Mehrerlöſes aus den Hänten vo Schlachtvieh eine ſehr ſtarke ißſtimmung. War die badif Regierung mit der Dreiteilung des Gewinnes einverſta den oder iſt ſie gewillt, ſich dafür einzuſetzen, daß der Mehr⸗ gewinn aus den anfallenden Häuten den Tierhaltern zu⸗ kommt?“ Interpellationen. Die demokratiſche Fraktion hat unterm 16. Oktober ſo gende förmliche Anfrage (Interpellation) eingebra „Welche Maßnahmen hat di: Regierung bisher ergriffen um dem Ueberhandnehmen des Schiebertums entgegenzu⸗ treten? Welche Erfolge hat ſie bisher erzielt? Welche Maß⸗ nahmen gedenkt die Regierung zu treffen, um den Mißſtan des die Allgemeinheit aufs ſchwerſte ſchädigenden und ſi auf deren Koſten bereichernden Schiebertums endlich zu b ſeitigen?“ ö f Eine ſchwere finanzielle Schädigung der Städte. Die demokratiſche Fraktion hat folgende kurze Anfrage eingebracht: 8 „Iſt der Regierung bekannt, daß das Kriegsminiſteri in Berlin badiſchen Stadtverwalkungen gegenüber, m denen ſeinerzeit langfriſtige Verträge über Kaſernenbauten abgeſchloſſen wurden, ſich geäußert hat, daß binnen kurze Zeit die Reichsvermögensverwaltung ſich gezwungen ſehe⸗ die Zahlungen der für die Verzinſung der Kaſernenbauten aufgewendeten Gelder einzuſtellen? Was gedenkt die Re⸗ gierung zu tun, um die dadurch den betr. Städten in finan⸗ sieller Hinſicht entſtehenden ſchwerer Folgen abzuwenden. umſomehr, als eine klare Stellungnahme des Kriegsminſſte⸗ riums, inwieweit ſolche Kaſernen und Kaſernenteile in Zu⸗ kunft noch benötigt oder zu anderweitiger Verwendung fre gegeben werden ſollten, trotz aller von einzelnen 8 getaner Schritte bisher nicht erreicht werden konnte??