* — 2 erſcheint täglich jt 2 Ausnahme der Sonn⸗ und 1 Leiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark mit Trägerlohn; durch die Poſt bezogen vierteljährlich 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg. Ludwig Nerlinger :: Ladenburg am Neckar. 99 ger 8 ageblat Anzeiger für Ladenburg, Schriesheim, Beddesheim und Neckarhauſen. Beilage: wöchentlich ein 2 Illuſtriertes Sonntagsb Anzeigen: die einſpaltige Petitzeil oder deren Raum 35 Pg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. oſtſcheckkonto Nr. 4081 * * — Karlsruhe. : Fernſprecher Nr. 15: eee ee — PPP 775 * e 5 Mitbürger! 2 In großem Umfang find in den badiſchen Städten und Gemeinden Einwohnerwehren entſtanden. Die vorläufige Volks⸗ keglerung hat zu Beginn dieſes Jahres zu ihrer Bildung auf⸗ gerufen. Dank der unermüdlichen Werbeurbeit einzelner Män⸗ ger und dem Gemeinſinn Vieler, haben die Einwohnerwehren bereits ſtattliche Mitgliederzahlen erreicht; ſte ſind aber noch nicht ſo erſtarkt, daß Ruhe und Ordnung im badiſchen Land Auch dann aufrecht erhalten werden können, wenn, wie es von dkommuniſtiſchen Kreiſen wieder angekündigt wird, neue auf Ge⸗ walt angelegte Wirren hervorgerufen werden. Die Gefahr von Plünderung und Rechtsunſicherheit läßt ſich nur dann genügend beſeitigen, wenn mehr noch als bisher alle ordnungsliebenden Männer zuſammenſtehen. Auf Grund der Bedingungen des Friedensvertrags können einige Monat nach ſeiner Ratifizierung in dem größten Teil des badiſchen Landes Reichswehetruppen nicht mehr gehalten werden. Infolgedeſſen ſind zur Sicherung von Ruhe und Ord⸗ nung nur noch die Polizeiorgane vorhanden, welche durch genü⸗ zend ausgebildete Einwohner wehren unter ſtützt werden ſollen. uhne Rückſicht auf Rang und Stand rufen wir die Arbeiter u. Beamten, die Sewerbetreibenden und Landwirte zum Beitritt in die Einwohner wehren auf, ſofern ſie ſich auf den Boden der ber faſſungsmäßigen Ordnung ſtellen und bereit find, die Volks⸗ kregierung zu uuterſtützen. Je ſtärker die Einwohnerwehren Die badiſche Volksregierung: Staatspräfident Dietrich, Hummel, Remmele, Rückert, Trunk, Wirth. i Montag, den 20. Oktober 1919. Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim 50. Jahrgang eee, wohnerwehren. werden, deſto eher kann das Volk in ſeiner Geſamiheit hoffen, daß ihr Beſtehen allein ſchon die Anwendung von Gewalt zur Aufrechterhaltung der Ruhe unndtig macht und das furchtbace Unglück eines Bürgerkrieges verhütet. Die Regierung ſteht ein für eine angeweſſene Verſorgung aller derjenigen, die im Dienſte der Einwohnerwehren Schaden erlelden. Die geſamten Wehren des Landes werden organiſa⸗ toriſch noch feſter zuſammengefaßt; die Regierung hat zu dieſem Zweck bereits mit den Führern der größeren Wehren die nöli⸗ tigen Vorbereitungen getroffen. Alle Einwohnerwehren unter⸗ ſtehen der Regierung; über die Berufung der Führer behält ſie ſich das Entſcheldungsrecht vor. Die Einwohnerwehren dienen nur dem Schutz des Volkes, ſie werden nicht, wie das in böſer Abſicht immer wieder behauptet wird, irgend welchen reaktionären Beſtrebungen dienſtbar ſein. Vom Vertrauen des Volkes ge⸗ tragen, ſtehen die Einwohnerwehren zum Schutze des Volkes be⸗ reit. Sie verhalten ſich in politiſcher Beziehung durchaus nen⸗ tral und überlaſſen die Entſcheidung, in welcher Weiſe die Po⸗ litik des Landes gemacht wird, dem Landtag und der Regierung, die belde ja ihren Stützpunkt in der durch das Volk ge ſchaffenen Verfaſſung haben. Wer dem Land die Ruhe erhalten will und die Möglich keit der Schaffung von Arbeit für alle, welche arbeiten wollen und können, der folge dem Aufruf und ſtärke a dit Einwohner ⸗ wehren nach Kräften. 1 Tagesschau. Die Oſtſeeblockade hat am 15. Oktober allgemein einge⸗ fetzt. Am Mittwoch ſind in der Nähe der deutſchen Territo⸗ rialgewäſſer Ueberwachungsſchiffe der Alliierten erſchienen, die den Verkehr von und nach den deutſchen Häfen kontrollie⸗ ren, ſo vor der Danziger Bucht und den oſtpreußiſchen Häfen. Die Autwort der deutſchen Regierung auf das Verlangen Der Alliierten uach Unterſtützung der Blockade gegen Sowfet⸗ rußland wird ſchon in der nächſten Woche nach Verfailles abgehen. Soweit Meldungen im Ausſchuß der National⸗ verſammlung gemacht ſind, wird die deutſche Antwort tro aller fachlichen Einwendungen und Vorbehalte keine Ableh⸗ nung der Ententeforderungen bringen. Im oberſchleſiſchen Kohlenrevier ſind für kom menden Sonntag eine Anzahl Bergarbeiterverſammlungen einbern⸗ fen, in denen über eine 30prozentige Lohnerhöhung geſyro⸗ chen werden ſoll Die neue Bewegung trägt ſtarken ſparta⸗ Ekiſtiſchen Einſchlag. Generalmajor Graf Walderſee, Kommandeur der Reichs⸗ wehrbrigade 21, hat in den letzten Tagen in offenen Brie⸗ en an den General Gröner politiſche Streitfragen auszu⸗ ſechten geſucht. Es iſt ihm eröffnet worden, daß ſein wei⸗ teres Verbleiben im Heeresdienſt unangebracht erſcheint. Das Geſetz über die öſterreichiſche Staatsform beſtimmt: Die deutſchen Alpeuländer in ihrer durch den Friedensver⸗ trag von St. Germain beſtimmten Begrenzung bilden eine demokratiſche Republik unter dem Namen: Republik Oeſter⸗ Die franzöſiſche Kammer bejahte mit großer Mehrheit das Beſetz über die Beibehaltung der Einſchränkungen belreffend Die Ausſtellung von Päſſen für eine gewiſſe Kategorie von Ausländern. Eine Radiomeldung der Bolſchewiſten verkündet in em⸗ pörtem Tone, daß das Plebiszit der Arbeiter von Moskau ſich gegen die Sowjets und für Koltſchak ausgeſprochen habe, und ordnet die unverzügliche Verhaftung aller ſeiner Ver⸗ teidiger und Verbündeten an, welche ſich gegenwärtig Sibirien befinden. 6 Die „Times“ melden aus Newyork, daß im Streik der Hafeuarbeiter eine merkliche Beſſerung eingetreten ſei. Im Hafen liegen noch 539 Schiffe ungelöſcht bezw. unbeladen. — a Deutſche Rationalverſammlung. n Berlin, 17. Okt. Cröffnung der Si 10 ubr nachmittags. i Auf der Tagesoron une 5 freudigen Mitarbeit anregen wolle. Anfragen. Anfrage des Abg. Dr. Mumm (D.⸗N.): Welche Gelder ſind bisher durch den Werbedienſt der deutſchen Republik verausgabt worden? Regierungsſeitig wird erklärt, daß die Zentrale für Heimatdienſt Aufklärung und Verſtändnis zu verbreiten ſuche, über die Gründe der Regierungshandlundgen und zur Dieſe Zentrale diene keiner einzigen Partei und mit dem Werbedienſt habe die Zentrale nichts zu tun. Zum Einſchreiten gegen einige Be⸗ amten liege keine Veranlaſſung vor. Abg. Riedmüller (Soz.) fragt an wegen der Rückkehr⸗ möglichkeit Deutſcher in der Schweiz anſäſſig geweſener Wehrpflichtiger. Regierungsſeitig wird erklärt, daß ein Teil dieſer Leute bereits zurückgekehrt iſt. Die Schweiz häbe eine allgemeine Erlaubnis zur Rückkehr noch nicht erteilt wegen der Woh⸗ nungsnot in der Schweiz. Verhandlungen werden gepflo⸗ gen. Die Regierung nimmt das Recht der Betroffenen energiſch wahr. Abg. Aſtor (Ztr.) wünſcht Entſchädigung für den für ihre Mehrausgaben durch die Mitteln der Kriegsgeſellſchaften. Regierungsſeitig wird dies als nicht angängig bezeichnet. Auf eine Anfrage des Abg. Behreus (D.⸗N.) über die Landgemei n. Zwangswirtſchaft aus Vorenthaltung von Deputatsbezügen an Landarbeiter wird regierungsſeitig geantwortet, daß eine völlige Freigabe von Naturalbezügen nicht angängig ſei. Es ſolle Klarheit darü⸗ ber geſchaffen werden, inwieweit die beſtehenden Beſtrebun⸗ gen den Abſchlüſſen von Tarifverträgen hinderlich ſind,. Auf eine Anfrage der Abg. Frau Pfülf (Soz.) wegen Vollbeſetzung der Privathochſchulen wird erklärt, daß es noch nicht möglich ſei, in der kurzen Zeit überall die Beſtim⸗ mungen durchzuführen. troffene Beſtimmung, wonach Lehrerinnen mit ihrer Ver⸗ heiratung aus dem Staatsdienſte auszuſcheiden haben, wi⸗ derſpreche der Verfaſſung. Dem Abg. Schiele (D.⸗N.) wird auf eine Anfrage erklärt, daß eine unmittelbare Verſorgung der Zivil⸗ und Staats⸗ invaliden durch die Notſtandsverſorgung nicht angängig ſei. Abg. Frau Reitze (Soz.) wünſcht Abſchaffung des Holz wuchers. 80 Regierungsſeitig wird geantwortet, der Holzhandel ſolle organiſiert werden. Die Ernennung eines beſonderen Kom⸗ miſſars werde erfolgen. Es folgt die zweite Beratung des Etats beim Reichsminiſterium des Innern. Abg. Frau Zietz (u. S.): Die Rede des Miniſters Dr. Koch war eine ſcharfe Kampfanſage gegen uns. Der Jugend⸗ pflege der Regierung bringen wir das größte Mißtrauen entgegen. Die Jug endzeitungen der Unabhängigen und Kommuniſten ſind verboten worden, trotzdem dieſe das beſte Mittel gegen die Schundliteratur waren. Der Kinopeſt kann Nan nur mit der Kommmpalißerung beil en. Miniſter Eine vom Bayeriſchen Landtag ge⸗ Noske behauptet, es gabe nur noch 22 Schutzhaäftlinge. Fe dagegen N90 daß dies eine Unwaheheſt Die Ver⸗ zweiflung treibt die Schutzhäftlinge zu Hungerſtreiks. Die Militärpolizeitruppen widerſprechen dem Friedensvertrage. Abg. Muck (D.⸗N.) kommt auf die Anfrage der Abg. Frau Pfülf zurück wegen der Willenserklärung der Erzieher bei Teilnahme am Religionsunterricht, der ordentlicher Gegen⸗ ſtand des Unterrichts geweſen ſei, Nach dem klaren Wort⸗ laut der Verfaſſung könne eine ausdrückliche Erklärung der Erzieher nur dann verlangt werden, wenn die Teilnahme am Religionsunterricht nicht gewünſcht werde. Miniſter Dr. Koch: Wir alle wünſchen, daß der klare Wille der Eltern feſtgeſtellt werde. Der Weg dieſer Feſt⸗ ſtellung ſoll gefunden werden. Die Pflege der Krieger⸗ gräber ſoll würdig, wenn auch einfach, durchgeführt werden. Den Antrag der Unabhängigen, die eine allgemeine Soziali⸗ ſterung des Heilweſens wünſchen, bitte ich abzulehnen. Die Zeitungsverbote, von denen hier geſprochen wurbe, fallen unter den Belagerungszuſtand. Meine Rede war keine Kampfanſage gegen die Arbeiter. Miniſter Noske: Das Verbot Unabhängigen und Kommuniſten eine Seite großen Inſerates mit der Ueberſchrift: „Der Staat als Mörder!“ In den Berliner Krankenhäuſern kann heute nicht operiert werden, weil die Genoſſen der Frau Zietz die Kraftwerke lahmlegen. (Starker Lärm bei den U. S. Ordnungsruf des Abg. Geyer.) Ich hoffe, die Kraftwerke wieder in Gang zu bringen. Wer weiter den Verſuch macht, lebenswichtige Betriebe zu ſtören, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft. (Bravo.) Auch der, der ſolche Verſuche macht, wird mit größter Beſchleunigung hinter Schloß und Riegel gebracht werden. Ich werde Leben und Geſundheit ſo vieler Tauſender zu ſchützen wiſſen. (Starker Beifall. Lärm bei den UI. S) Abg. Frau Zietz (U. S.): An dem Metallarbeiterſtreik ſind die Polizeimaßnahmen ſchuld. Der Ausbau der Streik⸗ brecherorganiſationen wird von Noske betrieben. Wenn Noske weiter das Recht mit Füßen tritt, indem er zu Ge⸗ fängnisſtrafen verurteilt, warum läßt er denn nicht gleich ſchießen? f Wehrminiſter Noske: Gewalttaten ſind von der Regte⸗ rung lediglich abgewehrt worden. (Lärm bei den Unabhängi⸗ gen, Beifall.) Daran wird die Regierung unter allen Um⸗ ſtänden feſtgehalten. Jeder Verſuch, eines Tages einen UüUm⸗ ſturz in Ihrem Sinne (zu den U. S.) herbeizuführen, wird entſchloſſene Gegnerſchaft finden. Herr Henke wird das Loch ſchon finden, wo er ſeine Haut in Sicherheit bringen kann. Ordnung gerufen wird.) der Jugendzeitung der iſt erfolgt wegen eines (Zuruf des Abg. Henke, der zur Das Koalitionsrecht der Arbeiter wird von uns nicht ange⸗ taſtet, aber in Berlin handelt es ſich darum, daß verſucht wird, Hunderttauſende von Arbeitern in den Streik zu trei⸗ ben, die weder Streik⸗ noch Arbeitsloſenunterſtützung zu er⸗ warten haben. Das Maß der Nichtswürdigkeit und Scham⸗ loſigkeit, das von den Unabhängigen, der Frau Zietz, ſeit Monaten gegen Andersdenkende geübt wird, überſteigt tau⸗ ſendfach das, was jemals unter dem alten Regime von mei⸗ nen Freunden gegeißelt worden iſt. Von dieſem Druck be⸗ freit zu werden, danach lechzen viele, und wir werden ihnen helfen. Ich habe dem Berliner Magiſtrat befohlen, Sorge dafür zu tragen, daß die Betriebe in Gang gehalten werden. Der von ihm eingeleitete Apparat der Nothilfe verſpri ſolche Leiſtnugen, daß der Berliner Bevölkerung ſchw Schäden in ihrer Exiſtenz erſpart werden dürften. (Lebbak⸗ ter Beifall, Lärm bei den U. S.) Abg. Geyer⸗Sachſen (U. S.): Noske nimmt die Hilfe Entente gegen deutſche Arbeiter in e (Gelächter. Noske (fortf.): Auf ſolche ſchamloſe rovokationen 5 ich nicht ein. (Ordnungsruf.) Nachdem Herr Geyer vom Leipziger Bürgermeiſter 100 000 Mark erpreßt hatte, v 1 er, ſobald die Truppen einrückten. (Lärm bei Abg. Krüger⸗Potsdam (Soz. ]: Die Arbeiterſchaft hat den Metallarbeiterſtreik als einen Lohnſtreik gebilligt. Es ſind aber andere Sachen hineingetragen worden. Sympathie⸗ ſtreiks wurden verlangt, die den Streikenden nichts nützen, aber für die Geſamtbevölkerung ſehr ſchädlich waren. Mehrzahl der Arbeiter iſt mit der Nothilfe durchaus einver⸗ ſtanden. (Beifall bei der Mehrheit. Lärm bei den U. S.) Nach weiteren, teilweiſe ſehr lebhaften Auseinander⸗ ſetzungen zwiſchen der Abg. Frau Zietz, die dem Abg. Krüger Lügen vorwirft und dafür einen Ordnungsruf erhält, dem Abg. Lenkant (U. S.), Hartmaun⸗Berlin (Dem.) und Henk (U. S9 ſchließt dieſer Teil der Ausſprache. Eine Reihe von Titel des Haushalts wird ohne Debakte augenommen. Dabei bemerkt Miniſter Dr. Koch, daß ein Answande⸗ rungsgeſetz in Vorbereitung ſei und daß beſonders auch dem wucheriſchen Geſchäftstreiben entgegengetreten werden folle, das ſich auch ſchon hier wieder bemerkbar mache. Abg. Kuhlert (J. S.) begründet den Antrag Frau Agnes (N. S.) auf Sozialiſterung des Heilweſens. Miniſter Dr. Koch: Die Materie kann nur durch lange und ſorgfältige Entwickelung geregelt werden; Die Für⸗ ſorge für Tuberkuloſe und andere Krankheiten liegt doch Die Uebernahme der der Gemeinden iſt be⸗ ſchon in den Händen des Staates. Apotheken aus privater Hand in die reits in dem Kommunaliſierungsgeſetz vorgeſehen. Ein be⸗ ſondexes Miniſterium zu errichten empfiehlt ſich nicht. Der Antrag. Agnes wird. abgelehnt, der Reſt des Haus⸗ halts angenommen. Es folgt der ö Haushalt des Reichsarbeitsminiſteriums. Abg. Frau Dr. Lüders (Dem. wünſcht Beſtimmungen über die Zulaſſung der weiblſchen Arbeiter in den Arbeiter⸗ vertretungen. 7 Nächſte Sitzung: Morgen 1 Uhr N Schluß nach 6 Uhr. 3 1 1 Nertſetzung