een N S aa sass on * 114 22710 2 — 17 5—.⁰,⁰ç—jn 5 797 1 7 Fiumes zum Freiſtaat zu ergreifen. SN Was go SBN Erſcheint täglich wt Mdnahme der Sonn⸗ und Neiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark wit Trägerlohn; durch die Poſt bezogen vierteljährlich 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg. * Ludwig Nerlinger :: Ladenburg am Neckar. 0 N 1 1 Tabde K nburger 9e Beilage: wöchentlich ein vierſe Illuſtriertes Sonntagsb Anzeigen: die einſpaltige Petitzelle oder deren Raum 35 Pig. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. oſtſcheckkonto Nr. 4081 0 et Karlsruhe. : Fernſprecher Nr. 15: Jeseteste tete eesti eee 24 i Tagesſchan. 9 Die deutſche Friedensdelegation in Verſailles iſt bs ſtragt worden, wegen der über die deutſche Schiffahrt in der Oſtſee verhängten Sperre unter Hinweis auf die durch dieſe Maßnahme herbeigeführten verhängnisvollen wirtſchaftlichen Folgen dringende Vorſtellungen bei der Entente zu erheben. Der parlamentariſche Unterſuchungsausſchuß wird am Dienstag in öffentlicher Sitzung im Reichstag einen Vor⸗ trag des Abg. Dr. Sinzheimer über die Geheimakten hören. Am Mittwoch wird Graf Bernſtorff vernommen werden. Die Veröffentlichung der deutſchen amtlichen Dokumente zum Kriegsausbruch ſteht unmittelbar bevor. Aus Flensburg wird gemeldet, die Entente habe die Be⸗ stimmung getroffen, daß die ſtimmberechtigten deutſchen Heeresangehörigen nicht in Uniform an der Abſtimmung teilnehmen dürften. Dieſe Maßnahme bedeutet eine Erſchwe⸗ rung der deutſchen Vorbereitungen und eine Verletzung des Friedensvertrags. In Hannover wurde die Gründung des Reichsverbandes ber deutſchen Handwerker vorgenommen. Nach dem „Lokalanz.“ ſchließt die Reichsverſicherungs⸗ anſtalt für Privatangeſtellte für 1918 mit 44 388093 Mark Fehlbetrag ab, der durch Kursverluſte herbeigeführt ſei. Das amerikaniſche Kriegsminiſterium gibt bekannt, daß 5000 Mann amerikaniſcher Truppenp am Freitag nach Boſton eingeſchifft werden, um an den Rhein und nach Oberſchleſien geſandt zu werden. ö Aus Mitau wird gemeldet, General von der Goltz habe einen Aufruf an die Soldaten des 6. Reſervekorps erlaſſen, worin er ihnen für ihre Heldentaten vor Riga dankt. Er habe weiter ein Schreiben an den ruſſiſchen General Awa⸗ loff gerichtet, in dem er ihn zu ſeinen Erfolgen beglück⸗ wünſcht und an die letzten ſchweren Kämpfe deutſch⸗ruſſiſcher Truppen vor 100 Jahren erinnert. Seit 1. Oktober dürfen ſämtliche elſaß⸗lothringiſchen Zei⸗ tungen nicht mehr ins Ausland, auch nicht nach den neutra⸗ ken Ländern, ausgeführt werden außer Wetterles „Rhin 5 und des Franzoſen Malon „Mülhauſer Tage⸗ att“. Die ruſſiſche Sowjetherrſchaft ſoll wieder einmal am Ende ſein. Die Armeen des Generals Indenitſch haben Krasnoje Selo, 3—4 Meilen vor Petersburg, ohne beſonderen Wider⸗ ſtand eingenommen. Die Miniſterien in Petersburg ſollen bereits am 9. Oktober geſchloſſen worden ſein. Die kampf⸗ loſe Räumung der Stadt ſoll beſchloſſen ſein, da die Truppen die Verteidigung verweigern. d' Annunzio hat an Clemenceau ein Schreiben gerichtet, in dem er ihm nahelegt, die Initiative für die Erklärung e, * . * * 3 Poylitiſche Wochenſchau. 1 Wir ſtehen au der Schwelle des Friedens. Wenn nicht alle Anzeichen täuſchen, wird uns die zu Ende 1 Woche den endgültigen Frieden bringen, der nach Artikel 440 des Verſailler Vertrages eintritt, ſobald drei der alliierten und aſſoziierten Hauptmächte den Vertrag ratifi⸗ iert haben. Für England, das verhältnismäßig am raſche⸗ ſten ſeine Genehmigung zum Friedensdokument erteilte, hat König Georg V. den Vertrag feierlich vollzogen. In Frank⸗ reich hat Poincare ſeine Unterſchrift gegeben und in Italien Hat der König durch ein beſonderes Dokument den Vertrag anerkannt. Darüber hinaus haben die Mehrzahl der kleine⸗ ren Staaten und Japan den Vertrag gutgeheißen. Damit ziſt der Tatbeſtand des § 440 gegeben. Man muß ſagen, unſere Gegner haben ſich reichlich Zeit gelaſſen. Nur noch wenige Wochen trennen uns von dem Tage, an dem ſich der Abſchluß des Waffenſtillſtandes im Weſten jährt. Faſt 4 Monate ſind vergangen, ſeit die deutſchen Vertreter, Bell und Müller, ihre Namen unter das Schriftſtück von — 80 ſetzten. Man hat uns wahrlich lange warten laſſen. Mit der Ratifizierung beginnt das gefährliche Räderwerk zu laufen, das Deutſchland bis an die äußerſten Grenzen des Möglichen zermalmen ſoll. Auf Jahrzehnte hinaus werden wir verſklavpt. Es heißt nun endgültig Abſchied nehmen von allen den Lan⸗ desteilen, von all der deutſchen Erde, die wir aufgeben müſfen. Ein letzter Scheidegruß hinüber zum Straßburger Münſter, ein letztes Andenken an den Kolmarer Altar, das Meiſterwerk deutſcher Kunſt — das deutſche Elſaß⸗Lothrin⸗ gen wird jetzt ſtaats rechtlich franzöſiſch. Ein letzter Scheide⸗ gruß auch an die alte Hanſeſtadt Danzig, die aus dem Reichs⸗ gebiet ausſcheidet und eine „freie Stadt“ wird. Abſchied nehmen heißt es von Memel, von den größten Teilen der Provinzen Poſen und Weſtpreußen, dieſen unſterblichen Zeugen deutſcher Kulturarbeit im Oſten. In Schleſien wird ein kleiner Teil, wie Ratibor und Leobſchütz, abgetreten, um dem tſchecho⸗ſflowakiſchen Staate zugeſchlagen zu werden. Aber damit iſt unſer Verluſt noch nicht erſchöpft. Das Saar gebiet und das linke Rheinufer bleiben formell beim Deut⸗ ſchen Reich, aber für ſie gilt ein 15jähriges Beſatzungsrecht der Entente. In der Nordmark, in Oberſchleſien, in den Kreiſen Eupen⸗Malmedy wird abgeſtimmt werden. Das „Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker“, Fr das Amerika angeblich den Krieg führte, das fü ange Welt. aber nicht für das deutſche Volk gelten ſoll r die wird gamstag, den 18. Oktober 1919. Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim. 50. Jahrgang auch nicht den geringſten Vorwand mehr In einigen kleinen Strichen, um des guken Eindrucks willen, zur Anwendung gebracht. In der Nordmark haben wir ver⸗ traglich 10 Tage nach der Ratifizierung den nördlichen Teil Schleswigs zu räumen, der gleichzeitig unter die Kontrolle einer interalliierten Kommiſſion tritt. In der erſten Zone ſoll ſpäteſtens in 3 Wochen abgeſtimmt werden, in der zwei⸗ ten fünf Wochen ſpäter. In Oberſchleſien haben die deut⸗ ſchen Behörden innerhalb 14 Tagen ihre Plätze zu räumen. Die Abſtimmung erfolgt hier früheſtens nach 6, längſtens in 18 Monaten, ſie kann alſo bis 1921 hinausgeſchoben werden. In Eupen und Malmedy haben die Bewohner 6 Monate nach dem Inkrafttreten des Vertrags in Liſten ihren Wunſch eintragen zu laſſen, ob ihr Land gang oder teilweiſe bei Deutſchland bleiben ſoll. Im weſtpreußiſchen Weichſelgebiet, im Regierungsbezirk Allenſtein und im Kreiſe Oletzko, kann die Entente abſtimmen laſſen, wenn ſie will; die dorthin zu entſendende Kommiſſion iſt nur verpflichtet, die Abſtimmung vorzubereiten. Hoffen wir, daß das erſtarkte deutſche Volks⸗ gefühl hier rettet, was zu retten iſt. In ihrer überwiegen⸗ den Mehrheit ſind dieſe Gebiete alle deutſch. Den ſchweren Opfern, die der Friede von uns fordert, ſtehen auch . einige kleine greifbare Vorteile gegenüber. Das unerträgliche Diktat Fochs wird endlich aufhören. Blockadefragen, Kreditfragen werden des ſchwert⸗ raſſelnden Generaliſſimus Einfluß mehr und mehr entzogen und Gegenſtand diplomatiſcher Verhandlungen werden. Vor allem aber wird Frankreich nach Inkrafttreten des Vertrags haben, unſere Kriegsgefangenen zurückzubehalten. Die weiße Sklaverei iſt zu Ende. Auch ein Wiederaufleben des Wirtſchaftslebens darf man vom Frieden erwarten. Die Nachfrage nach un⸗ ſeren Waren wächſt, ſie wird dazu beitragen, auch unſere Valuta zu heben. Allerdings bedarf es dazu vor allem raſt⸗ loſer, methodiſcher Arbeit und der Steigerung des Produk⸗ tionsprozeſſes zu größtmöglichſter Intenſität. . Noch breunt die Welt an allen Ecken und Enden, und noch ehe der bisherige latente Kriegszuſtand offiziell beendet iſt, drohen dem Frieden neue Gefahren, hat ſich die Pariſer Friedenskonferenz zu zwei Schritten entſchloſſen, die einen brutalen Krieg bedeuten. Ueber Deutſchland iſt die „kleine Blockade“ und über Sowjet⸗Rußland die Blockade in ihrer höchſten Steigerung verhängt worden. Uns ſperrt man die Oſtſee und die neue Note Fochs vom 10. Oktober erneuert die Drohung mit weiteren einſchneidenden Maß⸗ ahmen, wenn die deutſche Regierung innerhalb der feſt⸗ geſetzten Friſt die deutſchen Truppen nicht aus dem Bal⸗ tikum entfernt hat. Gegen Rußland aber fordert die Eu⸗ tente die neutralen Staaten zur Mitwirkung an den Abſper⸗ rungsmaßnahmen auf und die deutſche Regierung wird in aller Form um ihre Beteiligung an dieſer Hungerblockade gebeten. Unſere Stellungnahme zu der erſten der beiden Ankündigungen dürfte nicht ſchwer ſein. Gegen die kleine Blockade in der Oſtſee gibt es für uns nur ſchärfſten Proteſt. Sie iſt ungerecht und unmoraliſch. Sie iſt grauſam dazu, da ſie Deutſchland das Wenige an Handel und Verkehr, was im Oſtſeegebiet wieder aufgerichtet worden iſt, wieder zer⸗ ſtört. Anders iſt es mit der Note wegen Rußland. Sie bedarf genaueſter Nachprüfung und feinſter Abwägung. Denn ſie hat zwei Seiten, eine internationale und völker⸗ rechtlich⸗moraliſche und eine ſpeziell kontinental-⸗politiſche, deutſche. Ein Volk, das ehrlich beſtrebt iſt, die Grundſätze der Menſchlichkeit auch gegenüber ſeinen Feinden zu beach⸗ ten, kann niemals eine Hungerblockade gutheißen. Wir ha⸗ ben die völkerrechtswidrige Hungerblockade Englands gegen uns mit der körperlichen Schwächung unſeres Volkes, dem hunderttguſendfachen Tode von Greiſen und Kindern be⸗ zahlt. Daher können wir ſie nicht billigen, wenn wir auch kemerlei Anlaß haben, uns ſchützend vor die bolſchewiſtiſchen Terroriſten zu ſtellen, die Rußland an den Rand des Elends gebracht haben. Das ganze ruſſiſche Volk würde ja von ihr getroffen. Von der andern realpolitiſchen Seite betrachtet, haben wir freilich auch keinen Grund, die Aufforderung glatt abzulehnen. Vor allem ſchon deshalb nicht, weil wir dann Gefahr laufen, in die Blockademaßnahmen ſelbſt eingeſchloſ⸗ ſen und mit Sowjetrußland in einen Topf geworfen zu werden. Auch dürfen wir nicht überſehen, daß eine deutſche Ablehnung vom nichtbolſchewiſtiſchen Rußland, das ja früher oder ſpäter den Bolſchewismus ablöſen wird, als eine feindſelige Haltung gegen es und eine Begünſtigung ſeiner gegenwärtigen Bedrücker empfunden werden würde. Eine ſolche Mißſtimmung im kommenden Rußland gegen uns zu erzeugen, haben wir aber gewiß keinen Anlaß. Es unter⸗ liegt keinem Zweifel, daß die Entente gerade auf eine ſolche Ablehnung Deutſchlands ſpekuliert, um damit beim ruſſi⸗ ſchen Bürgertum gegen uns Stimmung machen zu können und uns beim ruſſiſchen Volk als Schützer des Bolſchewis⸗ mus zu denunzieren. Wir haben allen Grund, die uns entgegengeſtreckte Hand der Entente vorſtichtig zu betrachten. Das beſte wäre viel⸗ leicht eine Veſprechung aller Intereſſenten, alſo auch Deutſch⸗ lands, um die ſchwierige Materie eingehend zu prüfen. Da⸗ bei müßte unzweideutig zum Ausdruck kommen, daß Deutſch⸗ land grundfätzlich bereit iſt, ſich am Kampf gegen den Bol⸗ ſchewismus zu beteiligen, daß es aber gar keine Veranlaſ⸗ fung dazu hat, für England in ſeiner Oſtſee⸗ und ruſſiſchen Randſtaatenpolitik die Kaſtanien aus dem Feuer zu holen. Die Baltenpolitik der Entente iſt ſchwer zu verſtehen. Denn während ſie die Welt zum Kampf gegen den Bolſche⸗ wismus aufruft, fordert ſie von uns die Zurückziehung der Truppen, die wirkſamer als die Armeen der von ihr unter⸗ ftützten Generale den Bolſchewismus ins Herz treffen kön⸗ nen. Und doch waren es gerade die Engländer, welche die Aufſtellung von Freiwilligenverbänden anregten, damit der Bolſchewismus zurückgedämmt werde. Bis in die neueſte Jalt baben die 1 75 lliierten den Zuſammenſchluß rufſiſcher Re⸗ — fordern. äktionstrüppen mit deutſchen Freiwilligen begünſtigt. Nun hat der Mohr wohl ſeine Schuldigkeit getan, er kann gebb Die Entente folgt mit ihrer unverſtändlichen Forderung, di zu begründen ſie ängſtlich vermeidet, den Wünſchen der le tiſchen Regierung des Herrn Ulmann's, die ſelbſt mit de Bolſchewismus liebäugelt. Welche Beweggründe für ſie da⸗ bei maßgebend ſind, kann man nur raten. Wir finden kei Erklärung als die, daß ſelbſt die Gefahr des Bolſchemismu den Franzoſen — ſie ſind ohne Zweifel die Führenden b dieſer ganzen Kampagne — nicht ſo groß erſcheint wie eingebildete Gefahr, mit der ſie ſich durch jede militäriſ Aktion deutſcher Truppen bedroht fühlen. Sie ſind v einer Art Verfolgungswahn beſeſſen, der angeſichts unſer vollkommenen Ohnmacht geradezu grotesk erſcheint. Badiſcher Landtag. Zur Einberufung des Landtags. ö Einer an die „Bad. Landeszeitung“ gerichteten Mittelung des Finanzminiſters Dr. Wirth iſt zu entnehmen, daß Finanzminiſter es abgelehnt hat, dem Landtag in deſſen nächſter Sitzung eine Forderung von 80 Millionen für Zu⸗ lagen an Beamte und Arbeiter zu unterbreiten. Der Fi⸗ nanzminiſter überlaſſe es vielmehr dem Landtag, zu den neuen Forderungen Stellung zu nehmen. Die ſozialdemo⸗ kratiſche Partei habe die Einbe ung des Landtages r I 2 kangt und nach dem Verfaſſungsgeſetz müſſe dieſem Verla gen entſprochen werden f Die Beſchaffungszulage im Haushaltausſchuß des Landtags. In der geſtrigen Sitzung des Haushaltausſchuſſes des Landtags wurde über die vom Badiſchen Beamtenbund und den badiſchen Eiſenbahnerorganiſationen geforderte Beſchaf⸗ fungszulage verhandelt. Ein Vertreter des Zentrums er⸗ klärte, der jetzige Ausſchuß ſei zur Beſchlußfaſſung nicht legi⸗ timiert: die Sitzungsperiode des Landtags ſei geſchloſſen und es müſſe ein neuer Haushaltausſchuß gebildet werden. Im übrigen könne er dieſe Revolverpolitik der Beamten⸗ und Arbeiterorganiſationen nicht mehr mitmachen, denn wir wür⸗ den dadurch an den Abgrund geführt. Ein Vertreter der Sozialdemokratie glaubt, daß man ſich über die Verfaſſungsbedenken hinwegſetzen könne. Die For⸗ derungen der Beamten ſeien in einem interfraktionellen Ausſchuß mit Vertretern des Beamtenbundes und der Eiſen⸗ bahner beſprochen worden, da die Koſten der Lebenshaltung ſehr geſtiegen ſeien, ſei die Stimmung in den Verbänden erregt. Finanzminiſter Dr. Wirth erklärte, daß wir an einem Wendepunkt unſerer Finanzpolitik angekommen ſeien. Es handle ſich nicht mehr um die Beſchaffungszulage für die Beamten und die Eiſenbahner, die etwa 80 Millionen Mark erfordere, ſondern dahinter ſtünden neue Forderungen des Beamtenbundes die zuſammen mit der jetzt in Rede ſtehen⸗ den Beſchaffungszulage einen Aufwand von rund 170 Millio⸗ nen Mark ausmachen. Der Finanzminiſter wandte ſich dann gegen die Behauptung der „Bad. Landeszeitung“, daß er in dieſer Frage umgefallen ſei. Er könne eine Vorlage weder beim Haushaltausſchuß, noch beim Landtag einbrin⸗ gen, bevor ſich nicht die einzelnen Fraktionen über ihre grundſätzliche Stellung zu den Forderungen geäußert hätten. Bisher ſei dies nur von der demokratiſchen Fraktion ge⸗ ſchehen. die unter dem 3. Oktober einen Brief folgenden In⸗ halts an ihn gerichtet habe: „Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe des badiſchen Staates machen auch nach der vom Finanzminiſterium gegebenem Ueberſicht die Gewährung weiterer Teuerungsbeilagen (Be⸗ ſchaſſungsbeihilfenſ unmöglich. Wir ſind deshalb nicht in der Lage, die Staatsregierung um die Einbringung einer Vorlage zu erſuchen. Die in der letzten Zeit eingetretene Verſchlechterung der Lebenshaltung der Beamten, der Ar⸗ beiter und der meiſten Staatsbürger iſt zum Teil auf wirt⸗ ſchaftliche Maßnahmen des Reiches, zuletzt auf die Freigabe des Leders. zurückzuführen. Die vom Reich ſeinen Beamtem gewährte einmalige Beſchaffungszulage gibt den Beamten und Arbeitern des Staates Anlaß, für ſich das Gleiche zu 1 Da Baden außerſtande iſt, die dazu nötigen Geld⸗ mittel aufzubringen, wird das Staatsminiſterium erſucht. mit der Reichsregigerung in Verbindung zu treten, um Maß⸗ nahmen zu treffen, dieſe Mißſtände und Ungleichheiten zu beſeitigen.“ 5 Der Finanzminiſter beſprach dann die Finanzlage des Landes. Durch den letztbewilligten aroßen Stenernachtrag ſei ſie zurzeit in Ordnung. Die budgetmäßigen Einnahmen und Ausgaben hielten ſich mit 400 Millionen Mark die Wage. Ueber das tatſächliche Rechnungsergebnis könne noch nichts beſtimmtes geſagt werden. Vielleicht ſei ein kleiner Ueber⸗ ſchuß zu erwarten. Dagegen verſchlechtere ſich der Stand der Eiſenbahnfinauzen von Tag zu Tag. Es ſei im Finanz⸗ miniſterium berechnet worden, daß der Eiſenbahnbetrieb vom 1. Oktober ab ein tägliches Defizit von 1 Million Mark ergebe. Für die jetzigen großen Forderungen des Beamten⸗ bundes und der Eiſenbahner ſei keine Deckung vorhanden, und es ſei auch unmöglich, durch neue Steuerzuſchläge im nächſten Fahr einen Ausgleich zu ſchaffen, zumal zu berück⸗ ſichtigen ſei, daß die Einkommenbeſteuerung vom 1. April 1920 ab auf das Reich übergehe. In der Beſprechung der deutſchen einzelſtaatlichen Fi⸗ nanzminiſter in Bamberg ſei die Frage aufgeworfen worden. ob nicht das Reich auch für die einzelſtaatlichen Beamten und Arbeiter die Leiſtung der Beſchaffungszulage übernehmen mitſſe, nachdem es in dieſer Frage vorangegangen ſei; aber bei der derzeitigen Finanzlage des Reiches ſei darauf wohl nicht zu rechnen. Es ſei zuzugeben, daß die Lebenshaltung ſich bedeutend verſchlechtert hat, aber müſſe auch geſagt werden, daß die Vertreter der Beamten und Arbeiter wenig Verſtändnis für die ſchlechte Lage des Landes zeigen. Ein Vertreter der demokratiſchen Fraktion äußerte ſich d dem bekannt gegebenen Brief der Fraktion und erklärte. n