erſcheint täglich t Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark mit Trägerlohn; durch die Poſt bezogen vierteljährlich 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg.; n Ludwig Nerlinger :: Ladenburg am Neckar. Tagesſchau. In Berlin ſind die Maſchiniſten und Heizer der Groß⸗ triebe in den Ausſtand getreten. Die im Verlag Moſſe und Scherl herausgegebenen Zeitungen konnten daher nicht rſcheinen. Da auch die ſtädtiſchen Büroangeſtellten und die gewerblichen Gemeindearbeiter ſtreiken, herrſcht in Berlin ein richtiger Streikwirrwarr. Der Ausſchuß der Studentenſchaft der Berliner Hoch⸗ chulen hat im Namen von 18 000 Studenten Berlins ſeinen ertretern Vollmacht erteilt, mit dem Magiſtrat Berlins egen Nothilfe in Verhandlungen zu kreten. Offigiöbs wrid mitgeteilt, daß ſich geſtern ſowohl die Reichs⸗, wie die preußiſche Regierung mit den Vorgängen im Frankfurter Eiſenbahndireklionsgebände befaßten. Es 1 ſich dabei, daß die Demonſtranten beabſichtigt hatten, den Eiſenbahndirektionspräſidenten in eine rote Fahne ein⸗ Suwickeln und zum Feuſter hinauszuwerfen, da er ſeinerzeit 845 rote Fahne vom Dache des Direktioasgebäudes entfernt abe. Nach Mitteilung der interallfierten Marinekommiſſion erſtreckt ſich die Oſtſeeſperre auch auf die deutſche Territorial⸗ ſchiffahrt. Da hierdurch auch die Fiſcherboote getroffen wer⸗ Den, herrſcht allenthalben große Erbitterung über dieſe ſchroſſfen Repreſſalien. 6 Nach einer Pariſer Havasmeldung wurde 0 8 5 5 0 1 zum Oberkom⸗ ntiſſar der Rheinlande und zum Präſidenten der interalli⸗ ierten Kommiſſion für das Rheinland Paul Tirard ernannt. Der „Temps“ berichtet, die Berliner Regi i der „Tem 0 et, Regierung ſchicke 5 2 . Papieren über die Grenze, um f Ententeländern bolſchewißiſche Propaga 5 i⸗ ben. (Tendenzmeldung!) % 0 Der frauzöſiſche Senat genehmigte ei ſchließ 5 5 ch 5 ne Euiſchließung 8 Binſichtlich der Eutwaffnung Deuſchlands und der Priorität Frankreichs bei den von Deutſchland zu leiſtenden ahlun⸗ Hen. . 8 Durch ein Dekret Poincares iſt die allgemeine Mobil⸗ machung der franzöſiſchen Armee mit dem heutigen Tage aufgehoben worden. Aus Helſingfors wird gemeldet, datz ein großer Teil Ri⸗ erhängt en ſiehe lieber die Slabk wurde die Blockade Werhängt. „Telegraf? meldet aus London, daß der britiſche Torpedo⸗ bPootsjäger „Weſtrott“ während der letzten Tage 22 Denzelg⸗ ſchiffe im Raume von Reval eingebracht habe. Die Elektriſierung der Staatsbahnen. Der preußiſche Eiſenbahnminiſter Oeſer hat in der preu⸗ iſchen Landesverſammlung ein Programm für die Elektri⸗ zierung der Staatsbahnen in Ausſicht geſtellt. Bearbeitet . e durch den Geh. Oberbaurat ö „der über ſeine Pläne nach der „Voſſiſ Zeitung“ folgendes geäußert hal; ch Voſſiſchen Zeitung Die geſamte Länge der Strecken, die bereits elektriſch be⸗ trieben werden, beträgt mehr als 300 Kilometer und wird am Ende des laufenden Jahres auf etwa 370 Kilometer usgedehnt ſein. Wir hoffen in 30 Jahren die elektriſche Zuagbeförderung auf ſämtlichen Strecken durchgeführt zu bahen. Das wird zunächſt einmal eine Erhöhung der Schnel⸗ kigkeit des Verkehrs bedeuten, 2. eine erhebliche Erſparnis des Perſonals, die man unter Zugrundelegung der augen⸗ blicklichen Lohnſätze auf jährlich 300 Millionen beziffern kann. 3. eine Reduzierung der Kohlenkoſten auf die Hälfte. Augenblicklich geben wir 1,3 Milliarden für Kohlen auf der Staatsbahn aus. Die Erſparnis an Kohlen und Perſonal⸗ koſten würde etwa, wenn man ein aktuelles Zahlenbeiſpiel wählen will. genügen, um das diesſeitige Defizit der Bahn, das etwa 700 Millionen Mark beträgt, zu decken. Daß wir Beute nicht mit der Elektrifizierung ſchon weiter ſind, liegt zunächſt am Kriege, ferner daran, das auch vor dem Kriege erſt gewiſſe techniſche Vorausſetzungen geſchaffen werden mußten und drittens daran, daß man ſich früher aus mili⸗ täriſchen Gründen überhaupt mit der Elektrifizierung der Bahn nicht befreunden konnte, weil in vielen Fällen die Leichtmögliche Zerſtörbarkeit einzelner Teile die Betriebs⸗ fähigkeit des ganzen Betriebes mattſetzen konnte. Die pazifi⸗ ſtiſchen Hoffnungen der Zukunft ſtellen dieſe Bedenken in zweiter Reihe. Außerdem haben wir im Kriege geſehen, daß auch die Dampfbahn viele verwundbare Stellen hat. „Die Elektrifizierung der Bahn ſichert uns gewaltige Wirtſchaftliche Vorteile. Das Wichtigſte iſt die wirtſchaftliche Ausnützung der Kohlen ſelber. Der elektriſche Betrieb ſieht die Errichtung großer Bahnkraftwerke direkt am Fundort der Kohlen vor. Braunkohlen und Torf gelangen in dieſen Werken zunächſt in rieſige Gefäße, wo ihnen unter ver⸗ ſchiedenen Temperaturen die Wertſtoffe entzogen werden. Es fällt dabei der Teer ab (Grundſtoff für Arzueien, Far⸗ ben, Riechſtoffe, Desinfetkionsmittel), aus dem weiter Treib⸗ und Schmieröl für den Bahnbetrieb gewonnen werden. Es eutſteht Benzol, ſchwefelſaures Amt j 5765 Abgaben der Gastwnellaures Ammonium und Nitrogen⸗ . der Gasmaſchinen laſſen ſich zu Salpeterſäure ver⸗ 2 9 1 1 7 2 5 baus werden die beiden Vorortſtrecken Berlin — trieb o für den elektriſchen Be⸗ 5 ver Zuaf F * Arbeiterbevölkerung e 5 33 ee Bezirk iſt ebenfalls die Aeetteiſielerung ugriff 3 Etrifizierung Slant, die iche u in Schleſten. Es wird ge⸗ Wecken auf der Hauptſirede erung der ſchleſtſchen Gebirgs⸗ 8 e oſtwärts bis nach Breslau und n Anzeiger für Ladenburg. 1 tliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim. * 4 6 225 25 12 26% %%% Beilage: . 2 wöchentlich ein vierſeitiges 2 Illuſtriertes Sonntagsblatt. Anzeigen: die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 35 Pfg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. oſtſcheckkonto Nr. 4031 10 e Karlsruhe. : Fernſprecher Nr. 15: 66 %%%¼⁰O 9, m und Neckarhauſen. Freitag, den 17. Oktober 1919. - — mordwärts bis fach Berlin durchzuführen, eine geeignete Berbindung mit dem elektriſchen Bahnnetz der Eiſenbahn⸗ direktion Halle zu ſchaffen und dieſe nordoftwärts bis nach Berlin zu erweitern. Die auf ſolche Weiſe zuſtande zu bringende Verbindung der von Schleſten, Halle und Magde⸗ burg nach Berlin führenden Bahnen mit den Bahnnetz läßt es unbedingt geboten erſcheinen, auch hier den einfachen Wechſelſtrom zu verwenden. Sind alsdann die bei Berlin zunächſt für den Betrieb auf den Berliner Stadt⸗, Ring⸗ und Vorortbahnen geplanten Kraftwerke errichtet, dann können dieſe auch für die erwähnten in Berlin ein⸗ laufenden Fernſtrecken, ſowie für weitere von Berlin aus⸗ gehende Strahlen (Berlin Hamburg. Berlin Stettin. Ber⸗ lin Hannover uſw.] den Strom liefern. Auf dieſe Weiſe würde Berlin zum Mittelpunkte eines größeren elektriſchen Bahnnetzes werden, wobei die in der Niederlauſfitz und im Bitterfelder Gebiet vorhandenen Braunkohlenſchätze und der havelländiſche Torf am Orte ihres Vorkommens zur Stromerzeugung verwendet werden könnten. Ein anderer Mittelpunkt für elektriſchen Fernbahnbetrieb könnte im weſtfäliſchen Kohlenbecken, ein weiterer etwa in den waſſer⸗ reichen Voralpenländern entſtehen, und ſo laſſen ſich im Laufe der Jahrzehnte weite Gebiete des Vaterlandes für die elektriſche Zugbeförderung erſchließen, zumal man auch außerhalb Preußens bereits rüſtig am Werke arbeitet.“ ee un — Deutſchlands Rettung. 5 g Von Horſt Mönchberg. Der engliſche Handelsminiſter Geddes ſprach kürzlich über die Lage des Weltmarkts und Europas Rettung. Er betonte, daß Europa ſich ſelbſt helfen müſſe und nicht auf die Hilfe Amerikas durch Einfuhr von Lebensmitteln und Fertigfabrikaten rechnen dürfe. Er ſagte nach den Zeitungs⸗ berichten u. a. folgendes: „Wenn Amerika Waren verkauft, werden ſie in Geld be⸗ zahlt, das auf ſeinem Wege nach der Newyorker Börſe Lon⸗ don paſſieren muß. Die Folge wird ſein, daß die Börſe das diene ee e wird, was das Geld betrifft, zugunſten Amerikas, warn jedoch die Ausfuhr betrifft, zum Schaden Amerikas zu kegieren. Dies bedeutet für Europa, daß die Lebensmittel, die es von Amerika erhält, im Preiſe ſteigen werden und daß die Fabrikate, die Amerika ihm liefert, ſo teuer werden, daß ſie zum Schluß unerſchwinglich werden: daher muß Europa ſeine eigene Rettung bewerkſtelligen.“ Das heißt: Die Londoner Börſe ſetzt die Valuta Ame⸗ rilas hoch und die der kaufenden Staaten ſo nieder, daß dieſe nur die nötigſten Rohmaterialien von Amerika einführen können. Ob Amerika dann unter Ausſchaltung der Lon⸗ doner Börſe für die Käufer annehmbare Lieferungsverträge abſchließt, oder auf den europäiſchen Markt verzichtet, dies ſind ungelöſte Fragen der Zukunft. Für uns Deutſche gibt es aber nur ein Gebot, raſtlos zu arbeiten und die Aus⸗ führungen des engliſchen Handelsminiſters in allen Teilen auch auf uns anzuwenden und in die Tat umzuſetzen, denn ſie ſind auch Deutſchlands Rettung. Ich habe bereits in der Preſſe angeregt, daß man, um die Kohlennot zu beſeitigen, die Bergwerke auf Staatskoſten in einen ſolchen baulichen Zuſtand verſetzen ſoll, daß die größte Förderungsmöglichkeit gegeben iſt. Um die Arbeits⸗ luſt zu heben, ſollte man den Bergarbeitern und Beamten die Bergwerke unter der Bedingung, daß die Gruben in einem ordnungsgemäßen, betriebsſicheren Zuſtand erhalten und die Kohlenpreiſe nach und nach auf die Stufe des dop⸗ pelten Preiſes vom Jahr 1913 abgebaut werden, auf ein Jahr in Betrieb und Selbſtverwaltung geben. Ferner wä⸗ ren neue Braunkohlenbergwerke zu erſchließen. Das Kapital, welches die Reichsregierung für die In⸗ ſtandſetzung der Bergwerke und zur Anlage neuer Braun⸗ kohlenbergwerke verwendet, iſt bei flotter Kohlenförderung in kurzer Zeit eingebracht, wenn wir bei dem niederen Valutaſtand unſere Käufe vom Ausland ſtatt mit Geld gegen Kohlen eintauſchen. Dazu haben wir noch eine werbende Kapitalanlage geſchafſen. Dann iſt die Hebung der Produktionsfähigkeit der Land⸗ wirtſchaft durch Dampfpflüge und ſonſtige Hilfsmaſchinen, ferner die Lieferung von Kali und Erzſchlacken als Dünger⸗ mittel uſw. auf Koſten des Reiches auch unbedingt erforder⸗ lich. Mit einem Dampfpflug können 2 Mann pro Tag 40 Morgen Felder umkehren. Die vielen Kräfte, die ſchon allein dadurch frei würden, könnten zur Urbarmachung von Oed⸗ land, zur Herſtellung von Waſſerzuleitungen für den Anbau von Gemüſefeldern uſw. für trockenen Boden, überhaupt zur Vermehrung der Ertragsfähigkeit des Bodens nützliche Beſchäftigung finden. f Auch das Kapital, das hier vom Staat augelegt wird, trägt goldene Zinſen, weil wir dadurch in Bezug auf Lebensmittel nach und nach vom Ausland unabhängiger werden und mit der höheren Ertragsfähigkeit des Bodens und der vermin⸗ derten Unkoſten der Herſteller die Preiſe für landwirtſchaft⸗ liche Erzeugniſſe ſinken. Auch die Verkehrsmittel müſſen vermehrt werden. In den Maſchinen⸗ und Waggonfabriken muß die Arbeitslei⸗ ſtung ebenfalls bedeutend geſteigert werden. Zu allen den bisher gemachten Vorſchlägen gebrauchen wir willige und fleißig ſchafſende Arbeſter. Es wurde an⸗ geregt, ein Arbeitsdienſtjahr, ſtatt der Militärpflicht, für Leute im Alter von 20—23 Jahren einzuführen und zu die⸗ ſem Zweck eine Arbeitsorganiſation, die bei den Bürger⸗ meiſter⸗Aemtern beginnt und bei einem Reichsarbeitsamt vorläufig endet, zu ſchaffen. Durch dieſe Organiſation kann mau bei Einführung der Arbeitsdienſtpflicht die Arbeits⸗ kräfte richtig erfaſſen und ſie bei den dringenden Arbeiten verwenden. 1 Bei den Kohlenbergwerken liegt die Quelle des Wohl⸗ ſtandes. Hier muß ef einem großzügigen Plan gearbeitet werden. Reichen die veiwilligen Arbeſter nicht aus, ſo müſ⸗ ſen geeignete arbeite lichtige Leute herangezogen werden. Zunächſt müßte die Regierung einmal den Bergarbeitern 55 auſ anderem Wege als auf dem der Gehaltsaüfbeſſerung entgegen kommen. Die Erhöhung der Arbeitslöhne ſind nur Halbheiten und eitler Schein für die Arbeiter, weil mit der Erhöhung des Arbeitslohnes keine Erhöhung der Pro⸗ duktion verbunden iſt. Infolgedeſſen ſteigen die Kohlen⸗ preiſe und dadurch wird die Lebenshaltung der ganzen Be⸗ völkerung verteuert, wodurch gerade wieder die Arbeiter und Beamten am empfindlichſten betroffen werden. Die Lohn⸗ aufbeſſerungen reichen wieder nicht aus und weitere Er⸗ höhungen der Löhne haben weitere Teuerung der Lebens⸗ haltung zur Folge. Auf altem Wege iſt keine Beſſerung zu erwarten. Der neue Weg heißt Hebung der Produktion! Die geſchieht nur, wenn an Stelle der Arbeitsunluſt das Julereſſe für Arbeit tritt. Und dieſer Fall iſt gegeben, wenn die Arbeiter und Beamten zunächſt ein Jahr lang Selbſtver⸗ walter und Nutznießer der Bergwerke ſind. Die richtigen Mittel und Wege zu finden, um die Ar⸗ beitsluſt zu heben, iſt ja Sache der Reichsregierung. Denn es geziemt nicht dem Untertan, der Obrigkeit ſeine Mei⸗ nung aufdrängen zu wollen. Aber hier kommt ein dunkler Punkt. Was hat die Regierung ernſtlich getan, um die Ar⸗ beitsluſt zu heben und die Preiſe der Lebenshaltung in normale Bahnen zu lenken? Außer den Zuſchüſſen für die Auslandslebensmittel, die unbedingt notwendig waren, aber auf die Dauer ein zweiſchneidiges Schwert für unſere Volks⸗ wirtſchaft ſind, beſtand die ganze Tätigkeit aus Beratungen, Ermahnungen, Erlaſſen, Aufbeſſerung der Löhne und Ge⸗ hälter. Daß aber jede erhöhte Leiſtung des Gebers eine erhöhte Gegenleiſtung des Empfängers nötig macht, das konnte man noch nicht einſehen. Wie denkt die Regierung über die Frage des Arbeitsdienſtjahres? Durch deſſen Ein⸗ führung könnte man die Produktion der wichtigſten Werte vermehren und damit auf die Praxis der geſamten Lebens⸗ haltung, ſowie auf die Arbeitslöhne regulierend einwirken. Jetzt, direkt nach der Ernte, können wir unſere Einkäufe nom Ausland bei dem niederen Valutaſtand auf Rohmate⸗ rialien für die Induſtrie und Fette zur Volksernährung beſchränken. Bis zu dem Zeitpunkt, wo wir wieder ge⸗ zwungen ſind, größere Mengen Lebensmittel einzuführen, müßten wir ſo viele Tauſchwerte geſchaffen haben, daß der niedere Valutaſtand uns keinen Schaden mehr zufügen kann. Alles Klagen, Jammern und Hoffen hat keinen Zweck. Wenn die Regierung nicht unverzüglich das Arbeitsdienſtjahr für alle Deutſche im früheren militärpflichtigen Alter einführt und nach einem großzügigen Plane das Schaffen von Wer⸗ ten, bei den Kohlenbergwerken beginnend, in die Hand nimmt, ſo wird unſere Valuta bald auf Null ſinken. Dann können wir vom Ausland überhaupt nichts mehr kaufen. Wenn unſere Erntevorräte aufgezehrt ſind, was erfolgt daun? Sturz der Regierung — Mord und Totſchlag — Staatsbankrottl! Die kommende Regierung, ob ſie von rechts oder links auf den Plan tritt, wird von allen die hier gemachten Anregungen, aber unter viel ſchwierigeren Ver⸗ hältniſſen als jetzt, auch einführen müſſen. . Die Frage des Arbeitsdienſtjahres zur Vermehrung der Arbeiten in Bergwerken, bei der Landwirtſchaft und in den Fabriken iſt von ſolcher Wichtigkeit, daß die Nationalver⸗ ſammlung gar nicht das Ende ihrer Ferien abwarten ſollte, um hier etwas Ganzes und Großzügiges in die Wege zu leiten. Jeder Tag Zeitverluſt bedeutet dem Nationalver⸗ mögen einen Schaden von vielen Millionen Mark und ge⸗ ſtaltet den Aufbau Deutſchlands von Tag zu Tag ſchwieriger. 5 Dieutſchland. 1 Die Kohlennot. e . WB. Berlin, 16. Oktober. Die Kohlennot iſt in eit ſehr ernſtes Stadium eingetreten. Infolge der Zwangs⸗ lieferung von Brennſtoffen an die Entente, welche noch bel weitem nicht im verlangten Umfang erfolgen kaun, werden in nächſter Zeit neben der Eiſenbahn, den Gas⸗, Waſſer⸗ und Elektrizitätswerken, nur noch der Hansbrand und die lebenswichtigen Betriebe der Lebensmittelverſorgung mit Kohlen beſchickt werden. Auch dieſe Beſchickung kann nur in beſchräuktem Umfange erfolgen. 1 Groß⸗Thüringen. f Tu. Weimar, 15. Oktober. In der geſtrigen Sitzung des Landtags wurde der Nachtrag zum Gemeinſchaftsvertrag der thüringiſchen Staaten, der den beſchleunigten Zuſammen⸗ ſchluß dieſer Staaten vorſieht, einſtimmig angenommen. f Die Ränmung des Baltikums. Te. Berlin, 16. Oktober. In politiſchen Kreiſen wird aufgrund der eingetroffenen Meldungen angenommen, daß die Räumung des Baltikums bis Ablauf dieſer Woche be⸗ endet werden kann. Dies iſt umſomehr anzunehmen, als die Zahl der Truppen nur etwa ein Drittel des Geſamtbe⸗ ſtandes der baltiſchen Armeen ausmachen. Etwa 25000 Mann ſind in ruſſiſche Dienſte übergetreten. Demokratiſche Vorſchläge zur Ertüchtigung der Jugend. W. T. B. Berlin, 16. Okt. Von der Deutſchen Demokra⸗ tiſchen Partei iſt bei der preußiſchen Landes verſammlung der Antrag geſtellt worden, die Staatsregierung zu erſu⸗ chen, der körperlichen Ertüchtigung der Ingend mehr Auf⸗ merkſamkeit und Pflege zuzuwenden als bisher unter Be⸗ rückſichtigung folgender Richtlinien: Für beide Geſchlechter 1 — Mindeſtzeiten für den Betrieb pflichtgemäßer Leibes⸗ bungen zu fordern, ſowohl für Volksſchulen wie für höhere Lehranſtalten, S und Fachſchulen. Die freie Betätigung im Turnen, Spiel und Sport iſt zu fördern de Einrichtung von Turn⸗ und Spielplätzen ift geſetzli cherzuſtellen. Jugendherbergen und Landheime ſind an⸗ zulegen. In jedem Kreis iſt eine amtliche Stelle einzurſch⸗ zen. der die Pilege über die oclamte körperſſche Ertüchti⸗