Eine verſchwundene Schnupftabaksdoſe. Qin Nahrergeſt vereinigte die geſamte Hochlandsariſtokratie Schottlands zu einem großen Feſtmahl. Einer wie der andere von den Mitfeiernden krug das charakteriſtiſche Hochlands⸗ koſtüm („Kilt“) mit dem kurzen Falten rock, den halbnackten Beinen, der am Gurt befeſtigten Patronen⸗ . Ratsherren zeigten ſich um ſo geneigter dazu. ame Frau Bürgermeiſterin, und alsbald bot ſie, während auſe berieten, in aller Heimlichkeit die Weiber der Stadt auf, um den Beſchluß der Auslieferung an die franzöſiſchen Räuber und Frauenſchänder zu verhindern. drohten, je Das letztere merkte die ge⸗ Mit Bratſpießen, Reibleulen, Heugabeln und alten Helebarden bewaffnet, beſetzten die Weiber das Stadthaus, taſche, und jeder hatte inter ſei⸗ ————————ů ö nem Stuhl einen ſeiner Diener ſtehen, der Pfeifer genannt, weil vorausgeſetzt wurde, daß er die Sackpfeife ſpielen könne. Es ging höchſt gemütlich zu beidieſem Feſte, und beim Deſſert ließ einer aus der Tafelrunde, die aus lauter Herren beſtand, ſeine ſchwere, gol⸗ dene Tabaksdoſe von auserleſener Goldſchmiedearbeit kreiſen, daß jeder ſich daraus bediene. Auch ein Herzog tat das mitten im an⸗ geregten Plaudern. Als nach ge⸗ raumer Zeit der Eigentümer ſich erkundigte, wo denn ſeine Doſe geblieben ſei, da war ſie verſchwun⸗ den. Sie blieb auch verſchwunden, trotz des eifrigſten Suchens, an dem ſich alle Anweſenden betei⸗ ligten, Herren wie Pfeifer. — Es traf ſich, daß der erwähnte Herzog erſt ein volles Jahr darauf, bei der Wiederkehr des Jahresfeſtes, wiederum ſein nationales Kiltko⸗ ſtüm anlegte. Indem der Diener ihm dabei behilflich war, ſpürte der Herr etwas Hartes in der Patro⸗ nentaſche, und als er mit der Hand hineinfuhr, zog er die ſchwer vermißte Schnupftabaksdoſe ſei⸗ nes Nachbarn heraus. „Menſch,“ rief er aufs pein⸗ lichſte berührt, „da habe ich ja die Doſe beim Erzählen in die Taſche geſteckt. Haſt du denn das nicht geſehen?“ a „O doch, Euer Gnaden“, verſicherte der Pfeifer. „Und dann haſt du mich an jenem Abend ſo mühſam ſuchen laſſen und haſt ſelbſt ſo eifrig mitgeſucht? Was dachteſt du dir denn dabei?“ Mit einem verſtändnisvollen Augenzwinkern antwortete dies Muſter von einem Diener: „Ich dachte mir natürlich, daß Euer Gnaden ſie behalten wollten.“ Und er war nicht wenig enttäuſcht, als der Herzog ſie gleich nachher im Feſtſaal dem rechtmäßigen Beſitzer unter vielen Ent⸗ ſchuldigungen zurückgab. . E. D. 11 fortwährend an! Wegwarte. un bin ich wieder beim Herbſtblätterfall Die traumüberſponnenen Wege gegangen, Und wohin ich ſchritt, iſt allüberall Ein Fetzen von meinem Leben gehangen. Auf tauiger Wieſe, im ſtoppligen Feld Tanzt' ich der Alidhen Reigen, . Und meiner Jugend verträumte Welt Traf ich in des Waldes Schweigen. s Ein Blümlein hab' ich am Wege geſchaut 58 — Der alten Sehnſucht ein e Das ſteht noch immer und blüht und blaut . Und will, wie ſie, nicht ſterben. Theo Pilmar. Allerlei Aus dem Examen. Profeſſor in Phyſik: „Wenn ein Licht im Winkel von fünfundzwanzig Grad ins Waſſer fällt, was paſſiert dann?“ — Examinand: „Es geht aus!“ Die Bürgermeiſterin von Schorndorf. Im Jahre 1688 drangen die Fragzoſen unter dem Mordbrenner Melac auch in Württemberg ein, und die eingeſchüchterte Regierung übergab dem gefürchteten General die feſten Städte, um dem Lande Gewalttätigkeiten und Brandſchatzung zu erſparen. Auch in der Feſte Schorndorf erſchienen die Stuttgarter Abgeſandten, um wil der Bürgerſch aft wegen kampfloſer Übergabe zu verhandeln. Der Kommandant des Platzes, Oberſt Krummhaar, war zwar durchaus gegen eine ſolche ſchmähliche Schwäche, doch der Bürgermeiſter Walch und die Zarter 2 Backfiſch im Theater: „Mam Mutter: „So ſieh weg — aber PPTP — ſo, daß die einander ent⸗ eutnant de drüben ſieht mich Truthühner werd daß das Flei Ho nogramm. — — —— — ——— 1 —— —— — 1 den Verräter totzuſchlagen, und hielten drei Tage lang die Rats⸗ verſammlung ſamt den Stuttgarter Abgeſandten gefangen. Derweile ſetzte auf Befehl der Frau Bürgermeiſterin der Kommandant die Stadt in Ver⸗ teidigungszuſtand und ſandte reitende Boten nach Ulm um File, Die an⸗ rückenden Franzoſen erhielten auf den Befehl zur Übergabe eine glatte Ab⸗ weiſung und ſchickten ſich infolgedeſ⸗ ſen zum Sturm auf die Mauern an. Aber da nahten die Ulmer Hilfstrup⸗ pen, und ſchleunigſt machten ſich die Franzmänner aus dem Staube. Anna Barbara Walch, die ſtreitbare Bür⸗ N aber iſt berühmt als die etterin Schorndorfs. H. Gemeinnüteiges Mit dem Kahlwerden der Obſt⸗ bäume werden auch die Goldafter⸗ raupenneſter bemerkbar. Sie ſitzen an den Enden der Zweige. Man ſchneidet dieſe ab und verbrennt ſie. Flüfſige Hefe für den Küchenver⸗ brauch übergießt man mit friſchem Waſſer und ſtellt ſie an einem kühlen Orte auf. Das Waſſer wird täglich abge⸗ goſſen und durch neues erſetzt. Die Hefe hält ſich dann drei Wochen lang. Der buntblättrige Tabak iſt eine wertvolle Blattpflanze zur Verwen⸗ dung in Dekorationsgruppen und in Einzelſtellung auf dem Raſen. Er wird zwar nicht ſo groß wie der Rieſen⸗ tabak, aber ſeine herrlichen, weißbun⸗ ten Blätter ſind von wundervoller Wirkung. en als Fleiſchtiere ſehr geſchätzt, man verlangt aber, ch recht weiß ſei. Nach dem Schlachtſchnitt hängt man ſie Beinen auf, damit ſie rein ausbluten. 1 2 N RRIRIT Es munbet gar ſein, Groß, ſowie klein; Mit anderm Schopf, So iſt's ein Kopf. Guggenberg Ein Räuber iſt's, wenn wir Und mit dem B wi e U 24 2K. Zulius Falck. ſung ſol Auflöſungen aus voriger Nummer: Is: Tanne, Kanne. — Des Palindroms: Tor, rol. — Des Logögriphs: Hort, Port, Fort, Wort. gt in nächſter Nummer. Alle Rechte vorbehalten. Verantwortliche Schriftleitung von Ern ſt Pfeiffer, gedruckt und heraus⸗ von Greiner & Pfeifſer in Stuttgart. 5 75 1 1 Wochenbeilage zur 9 * Mittagsſonne. Roman von Wolfgang Kemter. (Fortſetzung.) (Nachdruck verboten.) ährend nun Hans Reichmann mit der Frau Oberſt einige Worte wechſelte, war Elfriede an das Bett ihres Vaters geeilt, beugte ſich liebevoll über ihn und fragte: „Papa, iſt dir beſſer? Herr Dr. Reichmann iſt ſoeben gekommen.“ Da richtete ſich der Oberſt in den Kiſſen auf und rief mit ſeiner friſchen, vollen Stimme: „Dummes Zeug. Was macht ihr für Sachen. Mir fehlt ja gar nichts. Ihr tut ja gerade, als ob es ſchon ans Sterben ginge. Macht doch keine ſo beſorgten Geſichter. Grüß Gott, Herr Doktor. Habe ſchon von Ihnen gehört. Nur Gutes; hätte aber nicht gemeint, daß ich Sie ſo ſchnell in Ihrer Eigenſchaft als Arzt brauchen würde. Mein Lebenlang habe ich für Arzt und Apo⸗ theke nicht zwanzig Mark ausgegeben“ 8 Hans Reichmann lachte. „Nun denn, Herr Oberſt, beneide ich Sie um Ihre Geſundheit; aber einmal kommt der Au⸗ genblick, wo man uns ruft.“ „Das haben die beſorgten Weiber ge⸗ tan, nicht ich“, brummte der Oberſt in guter Laune. „Aber Sie werden auch dieſesmal nicht viel zu tun bekommen. Ich glaube, ich habe heute mittag zu viel von meiner Lieblingsſpeiſe gegeſſen und mein Magen will nicht mehr recht ver⸗ dauen. Verfluchtes Zeug. Der Menſch ſollte nicht alt werden.“ „Oskar, du darfſt nicht klagen“, mahnte die Frau Oberſt mit ihrer zarten Stimme. „Will ich auch nicht, Helene; ich bin ſchon zufrieden. Alſo heran, Herr Dok⸗ tor; Sie werden wohl wieder ſchlafen gehen wollen.“ Während Elfriede und ihre Mutter das Zimmer verließen, unterzog Hans Reichmann den Oberſten einer längeren, gründlichen Unterſuchung. Er erkannte ſchnell, daß es ſich nicht lediglich um eine Verdauungsſtörung handle. Der Oberſt hatte einen ganz leichten Schlaganfall er— litten, von dem er ſich allerdings unge- wöhnlich raſch wieder erholt hatte. Alſo war die Sache dieſesmal ungefährlich, wenn ſich der alte Herr die nötige Scho— nung auferlegte. Er verhehlte daher dem Oberſten kei⸗ N neswegs die Sachlage, bat ihn, ſeinen Anordnungen nachzukom⸗ men und ſich kurze Zeit hindurch zu ſchonen, dann könne eine wohl ſchlimmere Wiederholung des Anfalles vermieden werden. Der Oberſt war nun doch ernſt geworden und ſprach: „Donner⸗ wetter, das wäre alſo eine, wenn auch leiſe, Mahnung geweſen, ſich bereitzuhalten. Offengeſtanden, ich verſpüre keine Luſt, mich ins Jenſeits zu drücken. Sagen Sie den Weibern nichts, ſie ängſtigen ſich unnötig; ich will Ihnen folgen, wie ein kleines Kind, hoffe aber, daß die Plagerei nicht zu lange dauert und ich dann wieder völlig auf dem Damme bin.“ „Darauf können Sie ſich verlaſſen, Herr Oberſt.“ 8 Haus Reichmann rief nun die beiden Damen und erklärte 2 8 2 be Anterhaltung und Belehrung. Auf dem Tigris bei n ſich die eigenartigen Boote Beförderungsmittel dienen. ihnen, daß dem Unwohlſein eine weitere Bedeutung nicht bei⸗ zumeſſen ſei, daß ſich der Herr Oberſt aber in Anbetracht ſeines Alters doch einige Zeit ſehr ſchonen müſſe. Er gab dann die nötigen Anweiſungen für Pflege und Behandlung, erklärte, im Verlaufe des nächſten Tages wiederzukommen, und empfahl ſich. Es war ſchon Mitternacht vorüber, als Hans Reichmann ſeiner Wohnung zufuhr. Der Ruf in die Villa des Oberſten war für ihn, das empfand er ſchon in dieſem Augenblicke, mehr als ein ärztlicher Beſuch, wie er ihn ſchon oft gemacht hatte; er bedeutete ihm ein Erlebnis, denn von der Mmute an war das Bild Elfriede Parths in ſeinem Geiſte. Jeder Zug ihres hübſchen Antlizes war ihm ſo gegenwärtig, daß er, wäre er ein Maler geweſen, das Bild des ſchönen Mädchens aus dem Gedächtniſſe hätte malen können. Dazu fühlte er in ſich eine merkwürdige, ihm ganz unge⸗ wohnte Erregung und als er wieder in ſeinem Zimmer war, fehlte ihm die Ruhe, ſich ſchlafen zu legen; er wandelte noch mehr als 5 8 eine Stunde im Zimmer auf und ab und ü hing abermals ſeinen Gedanken nach, die freilich nun in ſo kurzer Zeit ganz andere geworden waren. Und dieſe Gedanken verließen Hans Reichmann in den kom⸗ menden Tagen und Wochen nicht mehr,. Gleich nach der Morgenordination fuhr er am nächſten Tage zum Landhauſe des Oberſten hinaus. Zu ſeiner freudigen Überraſchung traf er Elfriede im Garten. Mit ihrem lieblichen Lächeln reichte ſie ihm die Hand, und plaudernd ging er an ihrer Seite dem Hauſe zu. Die Frau Oberſt hatte Elfriede eben am Krankenbette abgelöſt und das Mäd⸗ chen an die friſche Luft geſchickt. Nun aber ging Elfriede mit dem Arzte doch wieder ins Krankenzimmer zurück. Hans Reichmann fand den Oberſten bei beſter Stimmung; er konnte feſtſtel⸗ len, daß ſich das Befinden des alten Herrn raſch gebeſſert hatte. Er teilte die frohe Nachricht den beiden Damen mit und nun rief der Oberſt lachend: „Da ſeht ihr es; keine Urſache zum Verzweifeln. In zwei Tagen will ich wieder hinaus.“ „So ſchnell geht das nicht,“ meinte Hans Reichmann, „etwas länger müſſen Sie ſich ſchon noch gedulden, Herr Oberſt. Wir wollen einen Rückfall vermeiden.“ Der Oberſt wehrte ſich, er fühle ſich EFF wohl, auch das Schwindelgefühl, ehe dee cn e ale das er geſtern abend noch ſtart perſpürte, i 5 ſei vollſtändig geſchwunden. Jedoch ſeine Frau und beſonders Elfriede redeten ihm zu, den Weiſungen des Herrn Doktors zu folgen, bis er ſich brummend fügte. Der ärztliche Beſuch als ſolcher war raſch beendet, trotzdem blieb Hans Reichmann reichlich eine Stunde im Landhauſe und verbrachte ſie mit den drei Menſchen, die er in ſo kurzer Zeit hochſchätzen ge⸗ lernt hatte, in angenehmſter Weiſe. Was ihn mit beſonderer Freude erfüllte, war der Umſtand, daß Elfriedens und ſeine Anſichten faſt ſtets übereinſtimmten oder doch nie allzu weit von einander abwichen. Längere Zeit, als er es vor ſeinem 1 Gewiſſen ver⸗ antworten konnte, ſetzte Hans Reichmann ſeine Beſuche im Landhauſe des Oberſten forl. Der alte Herr hatte ſich ingzwiſchen . 1 Bagdad: „Guffas“ 8 8