Mexiko, de 3 Zukunftsland deutſcher Auswanderer? Verſchiedene Blatter brachten dieſer Tage die Nach⸗ richt, die deulſche Regierung habe in Mexiko umfang⸗ 0 reiche Ländereien erworben um deutſchen Auswanderern fan ein Siedlungs land zu ſchaffen Es mag daher von Wert n fein, einiges über Land und Leute in dieſem Staate em zu erfahren. . . Altr. Bekanntlich grenzt Mexiko im Norden an die Ver⸗ use einig en Staaten, im Süden an Guatemala; es hat einen Flächenraum, der etwa viermal ſo groß wie das inper⸗ Heutſche Reich der Vorkriegszeit war und iſt nur ſehr wird ſpärlich bevölkert Auf rund 2 Millionen Quadrat „ auß Hlometern wohnen kaum 12 Millionen Menſchen, etſpg 1 Milltonen Creolen oder Weiße ſpaniſcher Abkunft, e e etwa 4 Millionen Ureinwohner (azleliſche Indianer), ad ge. in der Hauptſache aber 6 Mulatten und ähn⸗ ane iche Niſchraſſen Faſt ganz Merilo belennt ſich zus hn kömiſch⸗katholiſchen Küche. 5 t der Das Land iſt arm an Induſtrie, aber reich an Stübgh odenſchätzen. Verſehlt wäre es jedoch, dieſe Worte zu innerer erallgemeinern. Im Gegenteil: das Land iſt nicht un berall gleichmäßig fruchtbar. Beſonders die nördlichen Tg elle des Landes leiden an großer Trockenheit. Auch cso lot mitfleren und ſüdlichen Teil fehlen größere Flüſſe werber ber hier herrſcht doch ſchon mehr eine tropiſche Vege⸗ 5 kation, etwa wie in Spanien und Italien. Vom Juni 0 is September iſt Regenzeit. Mittelmexity gehört uh l denfalls zu den geſegneteſten Gegenden der Erde. Die Stk e a Bodengeſtaltung läßt in den herrlichen o nich dochtälern alle Pflanzen des Nordens und Südens, der kllten wie der Neuen Welt gedeihen. Hier wachſen Ba⸗ anen, der Brotfruchtbaum, Kakao, Kokospalme, Kaffee, ucker, Baumwolle. Indigo, Mais, Roggen, Weizen. erſte und Kartoffeln. Die Meiereien (haciandas“) der don den ſpaniſchen Koloniſatoren abſtammenden Creo⸗ en ſtehen in hoher Blüte. Beſonders der Anbau des uckerrohrs erweiſt ſich lohnend. In den heißen Ge⸗ enden gedeiht die Baumwolle faſt ohne Pflege und ieſert eine ſo feine Faſer, daß ſie mit Seide verſpon⸗ nen werden kann Bei dem Ueberfluß an Viehfutter, den das Land trägt — Mais trägt in den beſten Ge⸗ genden bis zu 300fältig und oft zwei Ernten im Jahre — wird natürlich die Viehzucht in hohem Maße be⸗ günſtigt. N Noch ein Wort muß über den Mineralreichtum Me⸗ ikos geſagt werden. Es möge ſich doch um Gotteswil⸗ en kein Auswanderer einbilden, daß dort Gold und Sil⸗ ber auf den Straßen zu finden ſei. Dem iſt nicht ſo. Der ganze Jahresernag der Gold⸗ und Silberbergwerle beläuft ſich in Gold auf höchſtens 30 Zentner, in Silber auf etwa 10 000 Zentner, geht aber von Jahr zu Jahr wei er zurfick. Da ſich dieſe Erträgniſſe auf Hunderte * von Hüttengeſellſchaften und Zehntauſende von Arbei⸗ beun ern verteilen, kann man getroſt ſagen daß der ein⸗ it. —fachſte Bauer im Lande beſſer dran iſt und ein fried⸗ gun, kicheres Daſein führt als die verwegenen Geſellen, die mn 1 nach Edelmetallen ſchürfen. muß In a 1 Die Welt in 50 Jahren. In der „K. V.“ veröffentlicht Ern ſt Ter e- beſius einen anſchaulich geſchriebenen Arti⸗ kel darüber, wie die Welt in 50 Jahren aus⸗ ſehen wird. Obſchon wir in Anbetracht unſe⸗ res augenblicklichen Elends den Optimismus des Verfaſſers nicht teilen können, wollen wir unſeren Leſern die zukunftsfrohe Prognoſe doch nicht vorenthalten: Als das 19. Jahrhundert zu Ende ging und man. zückſchauend auf die Kkulturerrungenſchaften in dem abgelaufenen Zeitraum, nach einer paſſenden Bezeich⸗ nung dafür ſuchte da war die Mehrzahl der führenden Zeitgenoſſen der Anſicht, es das „Jahrhundert der Er⸗ findung“ zu benennen. Denn man war ſich darüber klar und einig, daß kein Jahrhundert ſo viele wichtige Er⸗ kündungen gezeitigt ha ie wie das letzte, und mit der Erfindung der Eiſenbabn, des Dynamo des Dampf⸗ ſchißs, Luftſchiſſs, Unterſeebrols, Fernſprechers und Tele⸗ graphen, Funkentelegraphie, Kinematographen, mechant⸗ a chen Webſtuhls, ber Röntgenſtrahlen und Serumheilung ne und wie die ſonſtigen Errungenſchaften auf techniſchem, le chemiſchem, poyſikalſſchem und mediziniſchem Gebict alle a heißen, ſchien alles, was Menſchen benötigen und Men⸗ . ſchenwitz auszuklügeln imſtande ſei, ſo ziemlich erſchöpft. 0 Trotzdem hät en wir gut getan, mit dem etwas vorei⸗ 1h 0 en Urteil ein wenig zu warten. Ein Jahrzehnt ſpä⸗ mall, t wäre dieſer Ausſpruch nicht geprägt worden. Läßt zee h doch ſchon jetzt, obwohl die Jahrhundertwende noch ih Kei ine zwei Jahrzehnte zurückliegt, mit aller Beſtimmtheit 1 % rausſagen, daß alle jene Errungenſchaften nur die ren e ſte Stufe zu einem Zeitalter der Erfindungen darſtel⸗ i. Link len, das ſich itber viele Jahrhunderte oder Jahrtauſende iſſe a erſtrecken wird 0 0 Doch ſo weit wollen wir heute unſeren Blick gar 1710 nicht ſchwe fen laſſen. Verſuchen wir uns einmal dar⸗ 0ſt] über klar zu werden, was unſere Enlel noch alles er⸗ 1 ben werden Mit der Wiederkehr des Friedens wird dem J zne Zweiſel ein neues Morgenrot der Erfindungen und 2 ntdeckungen heraufziehen. Im weſentlichen bedingt 2 urch den verſchärften Kampf ums Daſein, werden ſich 5 500 ie freigewordenen Kräfte auf die unzähligen der Löſung fiel vr rrenden Probleme ſtürzen, und eine Zeit hervorra⸗ ö ender Neuerungen wird uns beſchieden ſein. Die „gute du 8ſt te Zeit“, da der Menſch noch Muße ſand, ſeine Nei⸗ ehe en mit der Eiſenbahn im gemütlichem Tempo von 60 ie Ven. s 80 Kilometern zu erledigen, ſchwindet dann allge⸗ e, Fach dahin. Elettriſche Einſchienenbahnen und Flug⸗ 175 t enge ſurren und brummen ihr das Grablied. Der elh⸗ kenſch, der neben ſeiner erwerbstätigen Arbeit noch Zeit chat l. le 3 Heizen ſeiner Wohnung, zum Kohlenſchlep⸗ ö en, Holzhacken, Wäſchewaſchen, Karloffelſchälen, Stie⸗ gate putzen. Teppichtehren und Staubwiſchen, ſtirbt lang⸗ 81 1¹6 m aus. An ſeine Stelle tritt der neue Menſch. der z gan umſchränkte Herr der Maſchine. Fernheizung erwärmt heiden Winter ſeine Räume, und die Elektrizität, dieſer Hans 1 5 auf in allen Gaſſen, ſaugt ihm den Staub aus ſei⸗ 991 7 en ( idern and Teppichen wichſt ihm das Parkctt arch ner Wohnung und die ſchmutzigſten Stieſel, während 75 pelt gleichzeitig in der Küche die Jartoffeln ſchäl,, Kaffee ate oe mahlt und Fleiſch wiegt, was ihr noch Kraft genug 1 . in der Flickſtube Foſbu zu bügeln, Wäſche und in übermäßigen Lohnzahlungen die Höhe der Kleider zu nähen und mu nimmermüdem Eifer die Wiege des Jüngſten zu ſchaukeln Das Zeitalter der elektri⸗ ſchen Faushallung hat begonnen. Und tritt der Meuſch auf die Straße, dann gleitet ſein Blick über den ſpiegelblanken Asphalt des Fahr⸗ dammes und die blißzſauberen Flieſen des Bürgerſtei⸗ ges. Das Problem der ſtaubfreien Müllabfuhr und der Straßenreinigung iſt reſtlos gelöſt. Rieſige elektriſch be⸗ triebene Staubſauger durchfahren allnächtlich die Stra⸗ ßen und ſaugen den Staub gänzlich auf. Pferde, Hunde und Katzen ſind aus dem Straßenbilde verſchwunden. Eine abwechslungsreiche Note ging damit verloren, doch die Hygiene wurde rieſig gefördert Ein ſtrenges Geſetz verbietet das Errichten einer Feuerſtelle innerhalb der Bannmeile jeder Stadt. Die häßlichen Schornſteine mit ihrem läſtigen Mauch und Ruß ſind damit verſchwunden Aus den geſundheifsſchädlichen Großſtädten, auch aus den mit ausgedehnter Induſtrie, ſind reine Luftheilan⸗ ſtalten geworden. Fernheizung und Elektrizität liefern Wärme und Energie zum Heizen, Kochen, Baclen und Baden, zum Antrieb der Kraftwagen und Maſchinen, Gießereien, Schmieden und alle Betriebe, die ohne ei⸗ gene Feuerſtelle nicht auskommen können oder geſund⸗ heitsſchädlche Gaſe abſondern, haben ſich außerhalb nie⸗ dergelaſſen. Geleisloſe eleklriſche Triebwagen führen die Arbeſterſchaft morgens, miltaas und abends in kürzeſter Zeit zur Arbeitsſtelle und wieder zurück. Einen große Triumph feiert die Elektrizität auf dem Gebiete des Ei⸗ ſenbahnweſens. Die Welt ſteht im Zeichen des Blitz⸗ zuges. Die Hauptſtädte des europäiſchen Staatenbundes ſind nur noch durch knappe Tagesfahrt, einige nur noch durch halbe Tagesfahrt von einander getrennt. Mit rund 300 Kilometer Geſchwindigleit fliegen die Expreßzüge auf den Hauptſtrecken dahin. Ihren durchſchlagenden Erfolg aber feiert die Elek⸗ trizität auf dem Gebiete der Optik, in dem ſogenannten „Fernſehen“, der, eine geniale Vervollkommnung der cleklriſchen Bildtelegraphie darſtellend, die Uebertragung eines Bildes auf den Bruchteil einer Sekunde vermin⸗ dert, mit anderen Worten: der es dem Menſchen er⸗ möglicht, in die weiteſten Fernen zu ſehen, einerlei ob himmelhohe Gebirge oder trennende Meere zwiſchen ihm und dem beobachteten Gegenſtand liegen. Es gibt in gewiſſem Sinne keine Entfernung mehr auf Erden. Der Großkaufmann in Berlin, der ſeinen Geſchäſtsfreund in New⸗York nicht nur ſprechen, ſondern gleichzeitig auch ſehen will, meldet ſein Geſpräch beim Haupttelegraphen⸗ amt an, und nach kurzer Zeit ſchon wird er an das „ſprechende Bild“, das eine Vereinigung von Fernſpre⸗ cher und Fernſeher darſtellt, gebeten. Während er in dem völlig dunklen Sprechraum den Fernſprecher ans Ohr führt, erſcheint auf einem weißen Hintergrunde das Bi d eines Geſchäſtsſreundes, der, den Fernſprecher eben⸗ falls am Ohr, mit lächelnder Verbeugung ſeinen Gruß erwidert. Es würde zu weit führen, auf die unzähli⸗ gen Möglichkeiten, die dieſer Apparat für die Menſchen in ſich birgt, näher einzugehen. Der Börſenmaller, der die neueſten Kursnotierungen in aller Herren Länder gleich vom Bürſtenabzug der Zeitungsdruckereien ablieſt, das Liebespaar, das ſich, obwohl durch Tauſende von Kilometern getrennt, durch den Draht zum ernſtenmal ſieht und hört und ſich dann mitlels des „ſprechenden Bildes“ verliebt und verlobt, die Wiſſenſchaftler und Staatsmänner, Redaltenre und Sportsleute — ſie alle Bunen ſich ein Leben ohne dieſe Erfindung nicht mehr denken. Vermiſchtes. „Miniſtergehälter für Bürodamen“. „Ver⸗ ſchwendung öffentlicher Gelder“ ſchreibt Prof. Reiman im Berliner „Lokalanzeiger“ u. a.: Daß die Lebens⸗ mittelpreiſe nicht ſinten wollen, hat ſeine mehrfachen trif⸗ tigen Gründe Die hohe Entlohnung der körperlich und mechaniſch geiſtig tätigen Bevölterung befähigt dieſe, die geforderten hohen Preiſe zu bezahlen und damit den Minderbemittelten das Einkaufen unmöglich zu machen. Konnte man denn nicht ſelbſt in den Zeiten der phan⸗ tiſtiſchſten Frühobſtpreiſe allmorgendlich die Bürodamen der Kriegsgeſeilſchaften und andere unverhältnismäßig hochgezahlte Damen an den Obßtwagen anſtehen ſehen? Sind es nicht beim Einkauf der wucheriſch verteuerten Schokolade, Kaffee, Kakao, Kakes, Seife ꝛc. immer die⸗ ſelben Kreiſe? Dieſe verhindern ja durch das ihnen ſo locker ſitzende Geld, daß das ſauer verdienende übrige Bürgertum durch ſeinen Borkott die hohen Preiſe zum Sinken bringen kann. Ich bin der Meinung, daß in hohem Grade die Verſchwendung der öffentlichen Gelder f ib g Lebens⸗ mittelpreiſe verſchuldet. Kann mon denn z. B. ruhig mit anſehen, daß Bürodamen bei der Nationalverſamm⸗ lung in Weimar vis 1000 Mark monatlich erhalten, dazu 25 Mark pro Tag Diäten und alle Monate acht Tage Urlaub mit freier Fahrt, obwohl, wie ſie ſelbſt geſtehen, die Feiern and Feſclichle ten lein Ende nehmen? Aus der demokratiſchen Fraktion der Nationalverſammlung. Berlin, 8. Okt. Infolge ſeiner Ernennung zum Reichs⸗ juſtigminiſter hat der Abgeordnete Schiffer den Vorſitz in der demokratiſchen Reichstagsfraktion nunmehr niedergelegt. An einer Stelle führt einſtweilen Abgeordneter Dr. Peter⸗ ſen zie Geſchäfte, der Fraktion. 5 1 0 1 5 Badiſche Politik. Früherer Zuſammenti ett des Landiags. 5 8 Wie die „Oberrhein. Korr.“ hört, wird der Landtag aller Vorausſicht nach in der nächſten Woche zuſammentreten und zu der Forderung einer Beſchaffungszulage für die Beam⸗ ten und Staatsarbeiter Stellung nehmen. heit dürfte in einer Sitzung ihre Erledigung finden. Beſprechung über die Teuerungszulage im interfraktionellen Ausſchuß. Der aus Mitgliedern der einzelnen Fraktionen des Landtages gebildete interfraktionelle Ausſchuß hatte am Dienstag nachmittag mit den Vertretern des Badiſchen Be⸗ amtenbundes, des Verbandes des Deutſchen Verkehrsper⸗ ſonals, Gau Baden, und des Bad. Eiſenbahnerverbandes eine längere Beſprechung über die von dieſen Organiſativ⸗ nen geforderte neue Beſchaffungszulage. Von den Beam⸗ ten⸗ und Arbeitervertretern wurde auf die zunehmende Teuerung und die Notlage weiter Kreiſe der Beamten und Staatsarbeiter hingewieſen und betont, daß eine alsbaldige neue Zuwendung notwendig ſei. Der Landtag müſſe früher als vorgeſehen zuſammentreten und zu den Forderungen Stellung nebmen. Verlanat wurde Jodaun. daß noch in S4 8 5 . Die Angelegen⸗ matoriſcher Natur ſei. Man kam zu dem Reſultat, eine N Fieſem Monat die Härte der Beſchaffungszulage zur Ans zahlung komme. An der Ausſprache beteiligten ſich die Ab⸗ geordneten Helffrich, (Ztr.), Horter (Soz.), Dr. Leſer (Dem.) und Maier ⸗ Heidelberg (Soz.). Von ihnen wurde erklärt, daß ſie nicht in der Lage wären, bindende Erklärungen über die Beſchaffungszulage zu geben, ſondern ihre Ausſprachs mit den Beamten⸗ und Arbeitervertretern lediglich infor⸗ Kommiſſion aus den genannten drei Organiſationen zu bilden, die in Verbindung mit dem interfraktionellen Aus⸗ ſchuß mit der Regierung unterhandeln ſoll. Aus dem Wirtſchaſtsleben . Der Stand der Kartoffelverſorgung. Karlsruhe, 9. Okt. Im Miniſterium des Innern fand geſtern nachmittag unter Vorſitz des Miniſters des In⸗ nern Remmele eine Beſprechung über den Stand der Kar⸗ toffelverſorgung ſtatt, zu der ſich Vertreter verſchiedener Städte, mehrere Amtsvorſtände und Vertreter der Preſſe eingefunden hatten. Im Laufe der Sitzung wurde feſtge⸗ ſtellt, daß im allgemeinen die Kartoffelernte in Baden gün⸗ ſtig ausfällt. Während in der Bodenſeegegend die Abliefe⸗ rung bereits im Gange iſt, ſind damit die anderen Landes⸗ teile noch im Rückſtand. Da Baden Bedarfsland iſt, ſoll es nicht unerhebliche Mengen außerbadiſche Kartoffeln erhal⸗ ten. Hohenzollern wird die zugeſagten 120 000 Zentner lie⸗ fern können. Aus Heſſen ſollen wir 50 000 Zentner bekom⸗ men. Bayern hat erklärt, daß es nichts liefern kann. . Verſchiedene 1 gaben nun im folgenden ihre Anſichten über die Kartoffelablieferung wieder. Es ſprachen die Amtsvorſtände von Emmendingen, Bretten, Sinsheim, aus dem Seekreis und anderen Orten. Sie alle betonten, daß die Landwirte mit dem Preis von 7,50 M. nicht mehr zufrieden ſind und höhere Preiſe wollen, weil die Städter und viele Fabriken die Preiſe in die Höhe getrieben haben. Eine ſcharfe Kritik erfuhr das Bezugsſcheinverfahren, das außerordentlich ausgenützt werde; dadurch würde den Städtern unmöglich gemacht, ſich in genügender Menge mit Kartoffeln einzudecken. — Miniſter Remmele, wie andere Regierungsvertreter ſprachen ſich gegen eine Preiserhöhun aus. Der Miniſter bezeichnete es als unerhört, daß di Eiſenbahnhauptwerkſtätte in der Preisüberbietung allen Fabriken vorangehe. Das Finanzminiſterium trage auch noch den Ausfall zwiſchen dem Höchſtpreis und dem von de Hauptwerkſtätte gebotenen höheren Preis. Das ſei ein un⸗ haltbarer Zuſtand. In der nächſten Kabinettſitzung werd er über dieſe Sache ſprechen. Schließlich erklärte der Mi niſter, er wolle in der nächſten Kabinettſitzung für die Ge⸗ währung einer Schnelligkeitsprämie (für raſche Anlieferung der Kartoffeln) auf Staatskoſten eintreten. Turnen, Spiel und Sport. Generalverſammlung des Skiklub Schwarzwald. *** Triberg, 8. Okt. Zu der hier abgehaltenen General⸗ verſammlung des Skiklubs Schwarzwald hatten ſich die Ver⸗ treter einer größeren Reihe Ortsgruppen eingefunden. Die von dem Vorſitzenden Prof. Kohlhepp⸗Karlsruwe geleitete Verſammlung erledigte zunächſt einige rein geſchäftliche A gelegenheiten. An die Erſtattung der Geſchäfts⸗ und Kaſſen⸗ berichte ſchloß ſich eine Ausſprache. Die Wettläufe ſollen im bevorſtehenden Winter am 7. und 8. Februar auf dem Feld⸗ berg ſtattfinden; der Lauf um die Meiſterſchaft des S. C. S. ſoll am 15. Februar im nördlichen Schwarzwald vor ſich gehen. In Vorbereitung genommen wird der Staffetten⸗ lauf über 216 Kilometer Pforzheim —Baſel, der im Jahre 1921 erfolgen ſoll. Zu Ehren der Gefallenen des S. C. S. ſoll auf dem Feldberg ein Gedenkſtein errichtet werden. 3 Sprache kamen dann des ferneren verſchiedene Anträge ein⸗ zelner Ortsgruppen. Wegen Beförderung der Schneeſchube mit der Bahn ſoll eine Eingabe an die Generaldirektion der badiſchen und württembergiſchen Eiſenbahnen gemacht we den. Die Markierung der Skiwege ſoll wieder durch Sta gen und rote Lappen erfolgen, da Blechſchilder zu teuer ſind. Bei der Badiſchen Forſt⸗ und Domänendirektion will man ſich die Erlaubnis erbitten, die erforderlichen Stangen au Ort und Stelle unentgeltlich entnehmen zu dürfen. Als Ort für die nächſte Tagung wurde Karlsruhe beſtimmt. * Kirchheim b. Heidelberg, 9. Okt. Ueber 100 Perſonen ſind hier an Ruhr und Typhus erkrankt. Etwa 10 Todes⸗ fälle ſind feſtzuſtellen. ö ** Baden⸗Baden, 8. Okt. Der Bund der Auslandsdenk⸗ ſchen in Baden hielt hier ſeine vierte Landesverſammlung ab. Vertreten waren 17 Ortsgruppen mit insgeſamt 2500 Mitgliedern. Den Jahresbericht erſtattete der Landesvor⸗ ſitzende, Konſul Aſenmeyer⸗Karlsruhe. Ueber den letzten Bundestag des Reichsbundes der Auslandsdeutſchen in Berlin berichtete der Delegierte des Landesverbandes, Le vanger⸗Baden. Die Verhandlungen ließen erkennen, daß die Intereſſen der Auslandsdeutſchen bei den maßgebenden Stellen Beachtung finden. 3 z Bühl, 9. Okt. Auch die Weinbauern der Bezirke Bühl und Acherm haben in einer hier abgehaltenen Verſammlung gegen die von der Regierung feſtgeſetzten Weinhöchſtpreiſef Einſpruch erhoben. 7 7 ** Achern, 8. Okt. Nachdem ſchon einige Zeit beobachtet worden war, daß von Sasbach bei Achern verdächtige Poſt⸗ pakete nach Norddeutſchland aufgegeben wurden, veranlaßte die Staatsanwaltſchaft Offenburg die Vornahme einer Durch⸗ ſuchung in Sasbach. Der 1. Staatsanwalt erſchien zuſam⸗ men mit einer Reihe von Gendarmeriebeamten in Sasbach und ließ bei 10 verdächtigen Leuten Hausſuchung vorneh⸗ men. Es fanden ſich 200 Liter Branntwein vor, die ſofort. beſchlagnahmt wurden. Außerdem zeigte ſich, daß in Jae, ſern offenbar zur Schnapsbereitung Zwetſchgen geſammel 5 wurden. Mehrere Perſonen geſtanden ein, daß ſie n handel mit Schnaps betrieben und die verdächtigen 3 un- gen aufgegeben hatten. Der Hauptbeteiligte, ee wurde ſeſtgenommen. Die Unterſuchung durch die 75 — anwaltſchaft Offenburg wird weiter Aufklärung in eſer unerlaubten Verwendung größerer Ooſtmengen zur Brannt⸗ inherſtellung bringen. 1 wen Derschen beim b. Lahr, 9. Okt. Der Landwirt Franz Lögler fuhr mit zwei beladenen Herbſtwagen eine ziemlich ſteil anſteigende Hohlgaſſe herunter wollte den Wagen ſper⸗ ren, kam dabei zu Fall, wurde überfahren und ſo ſchw verletzt, daß er nach einigen Stunden ſtarb. 3 ** Lörrach, 9. Okt. Eine Parteiverſammlung des ſozd. Vereins Lörrach beſchäftigte ſich mit dem jüngſt in Karls⸗ ruhe abgehaltenen Parteitag. In einer Entſchließung ſpraß die Verſammlung ihr Bedauern aus, daß die Einigung ſtrebungen innerhalb der verſchiedenen ſozd. Richtungen keine eingehendere Ausſprache auf dem Parteitag gezeitigt haben. Die Verſammlung forderte den Landesausſchuß auf. feine Kräfte in den Dienſt der Einigungsbeſtrebungen zu ſtellen. In Bezug auf die Lebensmittelfrage wurde allge- mein gerügt, daß die Regierung nicht mit mehr Nachdruck gegen das Schieber⸗ und Wuchertum vorgebe. 8 Weinheim, 9. Okt. Das Gutachten, das nach Verein? barung zwiſchen dem Gemeinderat Weinheim und Bürgermeiſſter Dr. Wettſtein ſeiteus des Profeſſors Wilmanns veranlaßt wurde, gipfelt in folgendem Urteil: „„Die Erkrankung des Herrn Dr. W. iſt zweifellos eine derartige, daß er ſie bei Auenbung ſeines Dienſtes ohne eigenes Verſchulden zugezogen hat“ (rtessbe· 5