Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark mit Trägerlohn; durch die Poſt bezogen vierteljährlich 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof ⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg. Ludwig Nerlinger :: Ladenburg am Neckar. — 59% %½%%% eee eee eee ANUNnzeiger für Ladenburg, „ Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim. 25 Schriesheim, Beddesheim Beilage: wöchentlich ein vierſeitiges 2 Illuſtriertes Sonntagsblatt, Anzeigen: die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 35 Pfg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. Poſtſcheckkonto Nr. 4031 Amt Karlsruhe. : Fernſprecher Nr. 15: esse betete %%% und Neckarhauſen. r* Tagesſcpau. Nachdem Dr. Wiedefeld und Dr. Melchior die an ſie er⸗ gangene Aufforderung zur Uebernahme des Reichsminiſte⸗ riums für den Wiederaufbau ablehnten, kommen für dieſen Poſten u. a. in Betracht Oberbürgermeiſter Geßler in Nürn⸗ berg und Miniſter des Auswärtigen Dietrich in Karlsruhe. Der römiſche Berichterſtatter des „Petit Pariſien“ meldet, der König von Italien habe den Vertrag von Verſailles geſtern durch ein Dekret ratifiziert. Nach der Veröffentlichung des Dekrets des italieniſchen Königs betr. Ratifizierung des Friedens wird vonſeiten der Alliierten der Friedensvertrag als zu Recht beſtehend be⸗ trachtet werden. Radio erfährt aus Lyon, daß in Kreiſen der Pariſer Kon⸗ ferenz erwartet wird, daß Japan den Frieden gegen den 15. Oktober ratifizieren wird. Der deutſch⸗öſterreichiſche Staatskanzler Dr. Renner wird im Hauptausſchuß der Kammer vorausſichtlich die Porte⸗ feuilles der geſamten Regierung zur Verfügung ſtellen. Es iſt anzunehmen, daß auch die neue Regierung ſich aus den beiden Koalitionsparteien, Chriſtlichſozialen und Sozial⸗ demokraten, zuſammenſetzen wird. Nach Mitteilung der Preſſeſtelle beim Generalkommando des 6. R.⸗K. hat in der Nacht vom 28.—29. September an der. deutſch⸗ruſſiſch⸗baltiſchen Demarkationslinie zwiſchen Mitan und Riga zwiſchen ruſſiſchen Vorpoſten und lettiſchen Feld⸗ wachen ein Fenergefecht ſtattgefunden. Die „N. Z. 3.“ berichtet aus Agram, daß zwiſchen Italien und Rumänien ein Militärabkommen getroffen worden ſei, wonach Rumänien ſich verpflichtet, im Kriegsfall gegen die Jungoſlawen gleichzeitig Operationen vorzunehmen. — 1 Die Lage im Baltikum. 5 Ententepläne. 5 ö T. U. Berlin, 7. Okt. Eine Preſſeinformation aus Paris beſagt, um Deutſchland zur Räumung des Baltikums zu veranlaſſen, ſind im Oberſten Rat erneut Mittel und Wege beſprochen worden. Man verſpricht ſich ſehr viel von einer Blockierung in den Nord⸗ und Oſtſeehäfen, die leicht durch⸗ zuführen wäre und die Lebensmittelverſorgung Deutſch⸗ lands in Stockung bringen werde. Ehe dieſes Mittel ange⸗ wandt werde, ſoll ein eruſtes Ultimatum an Deutſchland ge⸗ ſandt werden, in dem die Verantwortung für die Folgen einer Weigerung deutlich gemacht werden ſoll. Frankreichs ſchlechtes Gewiſſen. T.. Genf, 7. Okt. In hieſigen Kreiſen verlautet, die franzöſiſche Kammerdebatte über ungenügende Beſchräukung der militäriſchen Machtmittel Deutſchlands ſtände in engem Zuſammenhange mit der neuen Ententenote über Räumung des Baltikums. Von unterxichteter Seite wird behauptet, daß die Forderung, das Baltikum ſofort zu räumen, nur ein Vorwand ſei für das Verlangen der völligen Entwaffnung Deutſchlands. Die Furcht Frankreichs vor einer militäri⸗ Wiedererſtarkung Deutſchlands beſteht unverändert 5 und hat ſich eher durch die letzten Kammerdebatten noch verſtärkt. — 8 er del l Eng idhand Eine weſtruſſiſche Regierung. T. Berlin, 7. Oktober. Nach Nachrichten aus Mitau iſt eine ruſſiſche Weſtregierung gebildet worden. Die Namen der Miniſter ſind noch nicht bekannt. Zum Gouverneur der lettiſchen Provinz wurde Oberſt Schmidemann ernannt. Er hat den Befehl, die deutſchen Truppen im Einverſtändnis mit der deutſchen Regierung aus Kurland zu entfernen. Die Friedensgeneigtheit der Sowfetregierung. T. K. Kopenhagen, 6. Okt. Das lettiſche Preſſebüro herichtet i daß heute der lettiſche Volksrat zuſammentritt, um über die Waffenſtillſtandsbedingungen der Sowjetregierung zu ver⸗ handeln. Alle in Riga von den 4 Staaten Eſtland, Lettland, Litauen und Finnland feſtgeſetzten Bedingungen bleiben be⸗ ſtehen, der lettiſche Miniſter des Aeußeren, Meierowitſch, erklärte in Riga einem Berichterſtatter, daß die Vertreter der baltiſchen Staaten auf der Konferenz in Dorpat beſchloſſen hätten, den bolſchewiſtiſchen Friedensantrag auf eine Aufrichtigkeit zu prüfen. Weiter wurden Be⸗ ingungen aufgeſtellt, deren Erfüllung die Junehaltung des Waffenſtillſtandes ſichert und gleichzeitig die baltiſchen Staa⸗ ten gegen bolſchewiſtiſche Ueberfälle ſichert. „ Deutſchland. 5 Große politiſche Debatte in der Nationalverſammlung. f Tu. Berlin, 6. Okt. In der Nationalverſammlung Wird morgen bei der Beratung des Etats des Reichs miniſte⸗ riums des Reichskanzlers eine große allgemeine politiſche Debatte durchgeführt werden. Reichskanzler Bauer wird 5 Debatte mit einer Rede über die Regierungspolitik er⸗ N. . inen. 7 775 ö em des Auswärtigen Amts. Berg. Fri 4 7 5 121 2 e 5 8 . Berlin, 7. Okt. Ueber die Reform des Miniſteriums des 5 Auszbärtigen teilt das „Berliner Tagblatt“ Einzelheiten Ait. Darnach wird die bisherige Einteilung des Amts in Bier fachliche Abteilungen aufgegeben und an ihre Stelle Dir die Einteilung in ſechs Ländergruppen. in denen ſowohl velitichen als auch die handelspolitiſchen Fragen der reffenden Länder bearbeitet werden. Zwei Unterſtaats⸗ Ekretäre ſtehen darüber, und zwar ein politiſcher und ein lrtſchaftspolitiſcher. Der erſte politiſche Unterſtgatsſekretär on der bisherige Geſandte v. Haniel werden 8 1 C N . Mittwoch den 8. Oktober 1919. 50. Jahrgang Neue Stillegung des Berliner Verkehrs. Tu. Berlin, 6. Okt. Die techniſchen Angeſtellten der Straßenbahn haben den Spruch des Schlichtungsgusſchuſſes, der ihnen nur einen Teil der Forderungen zubilligte, nicht anerkannt. Es handelt ſich um die Zuſätze zum Reichs kol⸗ leltivvertrag, durch die eine Erhöhung der Löhne vom 1. Ok⸗ tober bis zum 31. Dezember gefordert wird. Von den Ar⸗ beitgebern liegt noch keine Nachricht vor. Es iſt nicht aus⸗ geſchloſſen, daß es aus dieſem Grunde zu einer neuen Still⸗ legung des Berliner Verkehrs kommen kann. Drohender Generalſtreik in Berlin. T. B. Ber lin, 7. Okt. Die Gewerkſchaftskommiſſion tritt heute nachmittag zu einer Sitzung zuſammen, um Stel⸗ lung zum Generalſtreik zu nehmen. Die Rohrleger haben ſich mit den ſtreikenden Metallarbeitern ſolidariſch erklärt und die Arbeit niedergelegt. In einer Verſammlung der Heizer und Maſchiniſten Groß⸗Berlins wurde eine Eut⸗ ſchließung angenommen, in der den Streikenden die volle Sympathie ausgeſprochen wurde und in der die Heizer und Maſchiniſten erklärten, daß ſie je nach den Beſchlüſſen der Fünfzehnerkommiſſion und der Gewerkſchaftskommiſſion ak⸗ tiv am Streik teilnehmen werden. Der Metallarbeiterver⸗ band teilte der „Neuen B. 3.“ mit, daß er es jetzt in der Hand habe, den Generalſtreik im Einvernehmen mit der Generalkommiſſion zu jeder gewünſchten Zeit zu prokla⸗ mieren. Der Kampf um den Frieden. Die drei Ratifikaitonen. W. T. B. Verſailles, 7. Okt. Der „Temps“ glaubt, daß am 12. Oktober die drei erforderlichen Ratifikationen der allijen⸗ ten Großmächte vollzogen ſein werde und daß dann der Rat des Völkerbundes zuſammen werde treten können. Er habe ſodaun in einer Anzahl wichtiger Fragen ſoſort Entſcheidun⸗ gen zu treffen. Er werde namentlich innerhalb 14 Tagen nach Inkrafttreten des Friedensvertrages fünf Mitglieder ernennen, die mit einem franzöſiſchen und einem deutſchen Delegierten die Kommiſſion zu bilden hätten, die die Grenz⸗ linien des Saargebietes feſtzuſetzen haben. Außerdem habe er die fünf Mitglieder der Regierung des Saargebietes zu beſtimmen, ſowie deren Präſidenten. Schließlich habe der Rat des Völkerbundes dem hohen Kommiſſar für Danzig zu ernennen. Aus allen dieſen Gründen müſſe die Ein⸗ berufung des Rates des Völkerbundes dem Inkrafttreten des Friedensvertrages unmittelbar folgen und dieſe Zu⸗ ſammenkunft müſſe auch dann ſtattfinden, wenn der Vertrag in Amerika noch nicht ratifiziert ſei. Demgegenüber be⸗ merkt der „Intranſigeant“, man glaube, daß der Rat des Völkerbundes nicht, wie Clemenceau in ſeinem Brief an Oberſt Houſe geſchrieben habe, im Monat November, ſon⸗ dern erſt zu Beginn des kommenden Jahres zuſammentreten könne. 5 Amerika und der Friede. W. T. B. Amſterdam, 7. Okt. Dem „Mondag Ochten⸗ bladet“ wird aus Newyork gemeldet: Man erwartet allge⸗ mein, daß der Friedensvertrag mit folgenden Einſchränkun⸗ gen angenommen wird: 1. Ausdrückliche Beſtätigung der Monroedoktrin, 2. der Kongreß muß das Recht haben, dar⸗ über zu entſcheiden, ob die Truppen der Vereinigten Staa⸗ ten in Europa gebraucht werden dürfen, 3. der Völkerbund darf nicht das Recht haben, ſich in rein innere Aegelegen⸗ heiten der Vereinigten Staaten einzumiſchen. 8 Die Entwaffnung Dentſchlands. * T. U. Genf, /. Okt. Die franzöſiſche Kammer nahm am Freitag den Antrag des Abgeordneten Lefevre in folgender Form an: allen alliierten und aſſoziierten Mächten hinſichtlich der Aus⸗ führung der Maßnahmen, die die Entwaffnung Deutſchlands und feiner Verbündeten verlangen und die darin beſtehen, daß die Fabrikation von Kriegsmaterial verboten wird, ins Benehmen zu ſetzen. Die Debatte über den Antrag, der ein⸗ ſtimmig angenommen wurde, war ſehr lebhaft. Die erſte Verſammlung des Völkerbundrates. T. U. Amſterdam, 7. Okt. Die Zuſammenberufung erſten Verſammlung des Völkerbundrates in Paris durch den Präſidenten Wilſon wird ſtattfinden, ſobald die dritte Macht der Alliierten den Friedensvertrag ratifiziert hat. Dieſe Verſammlung wird von einer Vollverſammlung des Völkerbundes getrennt ſein, die ebenfalls nach der Ratifika⸗ tion des Friedensvertrages von Wilſon zuſammen« werden wird. Sie wird aber in Waſhington ſtattfinden, falls die Vereinigten Staaten die darauf bezüglichen Artikel an⸗ genommen haben. Aus dem Lager der Entente. 8 Die Regierungsreform Elſaß⸗Lothringens. W. T. B. Paris, 6 Okt. Die Kammer ſtimmte am Sams⸗ tag dem Projekt zu, das auf die vorläufige Regierungs⸗ reform Elfaß⸗Lothringens ſich bezieht und dieſes Land-unter den gegenwärtigen Regierungsverhältniſſen beläßt, ſowie erklärt, daß die franzöſiſchen Geſetze erſt dann angewendet merden ſollen, wenn die Vertreter Elſaß⸗Lothringens ihren Platz im Parlamente eingenommen haben werden. Der Berichterſtatter des Projekts bemerkte, wir erwarten hier in der Kammer die Vertreter Elſaß⸗Lothringens, die ſeit 48 Jahren von unſerem Boden verbannt waren. Der Vize⸗ präſident der Kammer richtete gleichfalls einen warmen Willkommengruß an die elſaß⸗lothringiſchen Brüder. 5 Nachklänge um engliſchen Eiſenbahnerſtreik. T. U. Amſterdam . Okt. „Nieuws van den Dag“ berich⸗ ten nach Meldungen aus London über Sabolagefälle wäh⸗ rend des Eiſ ſtreiks. Der von London nach Briſtol N N Die Kammer lädt die Regierung ein, ſich mit 1 verkehrende Zug entkam nur mit knapper Not einer ſchwe⸗ ren Gefahr. Ein Schienenſtück von 17 Fuß Länge und ein großes Holz waren quer über das Gleis gelegt. Die Räder der Lokomotive ſchoben das Holz auf eine Entfernung von 700 Yards vor ſich her, ohne daß ein Unglück geſchah. Ein ähnlicher Anſchlag wurde an einer anderen Stelle derſelben Strecke verübt. In Schottland hat man wiederholt verſucht die Züge zum Entgleiſem zu bringen, indem man Schwellen über die Geleiſe legte. Auch wurde mit Steinen nach den fahrenden Zügen geworfen. In der Werkſtatt eines Bahn⸗ hofs in Glasgow wurde eine Maſchine beſchädigt. In Lancaſhire bei Boſton wurde die Barriere eines Bahnüber gangs unbrauchbar gemacht. In London griffen Ausſtän⸗ dige einen Wagen, der mit Eiſenbahngütern beladen 12 75 an. Die Arbeiter, die den Wagen beluden, verteidigten ſich Es kam zu Schlägereien. ö Um Fiume. T. Bern, 7. Okt. Aus Paris wird gemeldet, daß die Blockade des Hafens von Finme infolge des vom Stadtrat von Fiume erhobenen Einſpruchs aufgehoben werde. Aus Rom kommt die Nachricht, zwiſchen d'Annunzio und den Bürgern von Fiume ſchwebten Verhandlungen mit dem Zweck, die Stadt gegen Uebergriffe der Südſlawen zu ſchützen. Ta. Bern, 7. Okt. Die Informationen italieniſcher Blätter über die Mobiliſierung 17 jugoſlawiſche Jahrgänge werden vom ſerbiſchen Geſandten in Paris amtlich dementiert. Die Entente und Sowfetrußland. g T. Bern, 7. Okt. General Mangin wurde von der franzöfiſchen Regierung mit einer wichtigen Miſſion nach Rußland betraut. Er wird Ende der Woche Paris verlaſſen und ſich mit einem großen Stabe ins Hauptquartier Denikins begeben, um mit dieſem über die erforderlichen Maßnahmen zur Niederwerfung der Bolſchewiſten zu verhandeln. Kleine Nachrichten. . Damaſchke. Ein von mehreren tauſend Perſonen unter⸗ ſchriebener Aufruf fordert das deutſche Volk auf, bei der nüchſten Wahl des Reichspräſtdenten einen Maun zu wäh⸗ len, der außerhalb der Parteien ſteht. Der Aufruf bezeich⸗ wet als Kandidaten für den Poſten des Reichspräſidenten der bekannten Bodenreformer Dr. 5. o. Adolf Damaſchke. Erzberger gegen Helfferich. Nach Eingang des S antrages des Reichsfinanzminiſters Erzberger gegen früheren Staatsſekretär Helfferich wegen Beleidigung die Staatösanwaltſchaft des Landgerichts IJ Berlin das mittelungsverfahren ſofort eingeleitet. Die Bearbeitu der Sache liegt in den Händen des Oberſtaatsanwalts Krauf perſönlich. Unſere Kriegsgefangenen. Wie der Berner Vertreter d „Vorwärts“ erfährt, iſt die Abſendung der bade deten deutſchen Kriegsgefangenen, die am 6. Oktober ginnen ſollte, von der franzöſiſchen Regierung auf 15 Tage verſchoben worden. . 5 Nachfrage nach deutſchen Waren in Japan. Wie de „Telegraphen⸗Union“ mitgeteilt wird, traf bei dem Gewe ſchaftsbund der kaufmänniſchen Angeſtellten in Kattowi eine recht erfreuliche Nachricht des Bezirksvereins No hama in Japan ein. Die Nachricht lautet: Die Geſinn gegen Deutſchland iſt im allgemeinen gut. Hier liegt da Geſchäft ſehr günſtig, weil viel Geld im Lande iſt. Nach deutſchen Waren iſt rege Nachfrage. Aufgefundene Geheimdokumente. Wie ein rumänif Preſſebureau meldet, ſind 20 Kiſten mit den amtlichen A chiven des Generals Mackenſen entdeckt worden, die ſich au die Kriegsoperationen des deutſchen Heeres im Oſten ziehen. Die Archive wurden zur genauen Unterſuchun nach Bukareſt geſandt. J Verſchiebung von Flugzeugen. Vor einigen Monaten wurde eine umfangreiche Verſchiebung von deutſchen Flug⸗ zeugen durch einen Fliegerleutnant namens Stern aus dem Brieger Fliegerlager aufgedeckt. In die Affäre verwickelk iſt auch der bekannte Polenführer Wolski. Sämtliche Ver⸗ hafteten ſind aber jetzt gegen Hinterlegung einer Sicherheiß aus der Haft entlaſſen worden. 1 rr Geerichtsſaal. 2 Ein umfangreicher Schieberprozeß in Offenburg. Offenburg, 7. Okt. Vor der hieſigen Strafkammer ſpielte ſich in der vergangenen Woche ein umfangreicher Schieber⸗ prozeß ab. Wegen Schleichhandels mit Schnaps, uner lau ten Handels mit Tabak und Preisſteigerung waren die Kauf leute Xaver Ottre in Rammersweier, Hermann Weber aus Berlin, ferner Jakob Dreyfuß, Kraftfahrer Otto Fiſcher und die Landwirte Chr. G. Bähr und And. Fr. Sohn, die letzteren aus Frieſenheim, angeklagt. Die Verhandlung er⸗ gab ein intereſſantes Bild von dem heutigen Schnapshander überhaupt, wobei unter anderem ſich herausſtellte, daß die füddeutſche Spirituszentrale den Kleinbrennern und Land⸗ wirten für den von dieſen abzuliefernden Schnaps einen Uebernahmepreis bis zu 24 M. das Liter reinen Alkohols gewähre, aber dieſen Schnaps nach den Angaben des gericht⸗ lichen Sachverſtändigen zu 75—90 M. für das Liter reinen Alkohol weiter verkaufe. Der Staatsanwalt beantragte für die Angeklagten langdauernde Gefängnisſtrafe und ſehr hohe Geldſtrafen. Der Kaufmann Otter wurde zu 1 Monat Ge⸗ fäugnis und 3000 M. Geldſtrafe verurteilt und ferner wur die Einziehung des beſchlagnahmten Tabaks im Wert 20000 M. ausgeſprochen. Der Berliner Kaufmann We erhielt 2 Wochen Gefängnis und 1500 M. Geldstrafe wab⸗ rend die anderen mit niederen Strafen davon kamen.