r Erſcheint täglich mit erkehſſ Ausnahme der Sonn⸗ und ltigez Feiertage. — Bezugspreis de natlich 1.50 Mark ; it Trägerlohn; durch die; Poſt bezogen vierteljährlich 0 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ ehühr. — Druck u. Verlag Hof⸗ Buchdruckerei rl Molitor Nachfolg. Ludwig Nerlinger :: adenburg am Neckar. 9 8 Anzeiger für Laden f, Beilage: wöchentlich ein vierſeitiges Illuſtriertes Sonntagsblatt, 5 Anzeigen: . : die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 35 Pfg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. oſtſcheckkonto Nr. 4031 . e Karlsruhe. : Fernſprecher Nr. 15: 2 „%%% eim und Neckarhauſe. ei * —— — . 232 Mitliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannh Dienstag, den 7. Olttober 1919. erer 50. Jahrgang eee Unſere Heimat geht mit ſchwerem Herzen dem menden Winter entgegen. Die Sorge um Licht Heizung, um Arbeit und Verdienſt wird von den ährungsſchwierigkeiten noch übertroffen. Dieſe zorgenlaſt muß vom ganzen Volke getragen werden. geht nicht an, daß ſich ein Teil desſelben davon nehmen will. Wer heute durch ſeine reichen Geldmittel den täg⸗ chen Fleiſchgenuß, Weißbrot, Butter und Eier zum kühſtück und ähnliches bei anderen Mahlzeiten ſich aubt, macht ſich mitſchuldig an den Ernährungs⸗ Ren der ſtädtiſchen und induſtriellen Bevölkerung, dem Elend von armen Kindern, dem Tod von gehärmten Müttern und demzufolge an all den Un⸗ hen, die dann unausbleiblich den Staat erſchüttern erden. Er genießt, was anderen von Rechts wegen ommt und verſündigt ſich ſchwer an Geſundheit d Leben ſeiner Volksgenoſſen. ö Die Schieber und Schleichhändler, die auf ver⸗ (otenen Wegen die Nahrungsmittel zu wucheriſchen wecken zuſammenkaufen, ſtehen im Dienſte dieſer ge⸗ enloſen Genußmenſchen. Sie machen ſich mit⸗ huldig an dem Verbrechen, das an dem notleiden⸗ Volke begangen wird. Wir ſind mit der Regierung der Aufſaſſung, daß Bezirks- und Gemeindeverwaltungen, der Staats⸗ walt und ſeine Organe gegen dieſe Schieber und leichhändler mit unerbittlicher Strenge vorgehen die Allgemeinheit in ihren Rechten ſchützen ſol⸗ Wir erwarten von unſeren Gerichten, daß ſie die bedrohten Staatsintereſſen im Rahmen der Ge⸗ mit allem Ernſt wahrnehmen. Die Staats⸗ Awaltſchaften ſind weſentlich verſtärkt worden, da⸗ it die wucheriſchen Schieber und Schleichhändler, Verbrecher an Volk und Vaterland, ſofort und u fachſichtlich einer exemplariſchen Beſtrafung zuge⸗ e hrt werden I Retten kann uns nur unverdroſſene Arbeit und 0 eue Pflichterfüllung. Wer nicht arbeitet, verſündigt lle 1 Wolſß am Volk in der Stunde ſeiner ſchwerſten Not. Es rd Aufgabe unſerer Bevölkerung ſein, dieſe Ele⸗ zen Pente die nicht arbeiten wollen, zur Arbeit zu zwin⸗ sci, denn nur ſie ſind die Urſache der berechtigten agen unſerer pflichtgetreuen Bevölkerung. been Die Sicherſtellung der Ernährung unſeres Volkes A. aber auch ſo nur zu erreichen, wenn unſer Bauern⸗ „. Sid ſelbſt mitwirkt. Wir haben das Vertrauen zu * daß er dies auch fernerhin tut. Er zeigte ſich „ den ſchweren Jahren, die nun hinter uns liegen, durchweg ſo überlegt und opferbereit, daß wir MPerſichtlich hoffen, er wird auch in dieſem Herbſt Winter trotz allem nicht verſagen. Wir wenden uns deshalb vertrauensvoll an die Wischen Landwirte und erwarten von ihnen, ſie auch ferner ihrer Ablieferung pflicht die von ihnen bewirtſchafteten Lebens⸗ abu, mittel nackommen. 051 U brauchen die Zwangsbewirtſchaftung noch auf e igere Zeit, weil ohne ſie unſer geſamtes Leben Nuſender badiſcher Einwohner aufs ſchwerſte be⸗ ht und gefährdet iſt. 5 Die Zwangs wirtſchaft wird nur aufrecht erhalten foſche Lebensmittel, bei denen ſie abſolut notwen⸗ nämlich für Brotgetreide, Gerſte, Fleiſch, Eier, M Fette, Oelfrüchte und Kartoffeln. Die Regie⸗ hat aber dafür Sorge getragen, daß den berech⸗ Wünſchen der landbautreibenden Bevölkerung, preiſe zu bekommen, Rechnung getragen wird. Mir müſſen die Verbraucher volles Verſtändnis bahen, umſomehr, als jedermann wiſſen kann, daß 3 Bedarfsartikel des Bauersmannes ebenfalls im ildung g 3 Ewaltig in die Höhe gegangen ſiud. Von er aatüch ien Pflichterfüllung und dem hohen Gemeinſinn r badiſchen Landwirte wird es im weſentlichen allen Nen, ob wir in den ſchweren Monaten, denen it! 0 25 8 — D — * ꝛzuuunmas — 9. 0 nun entgegengehen, Ruhe im Lande behalten 17 70 5 wir wieder den Schreckniſſen von inneren Un⸗ ef. b e ceſetzt ſein werden. rl 5 Wir hegen aber auch Vertrauen zu unſerer Arbei⸗ ö haft, daß ſie in den kommenden Monaten reſtlos u. 3 * und Schuldialeit tut. Keine frivolen und keine leichtſinnigen Streiks! Sie wären ein Verbre⸗ chen an Volk und Vaterland! 5 Wer Arbeit finden kann, der greife zu, auch dann, wenn ſie ihm vielleicht weniger zuſagt. Wir haben heute außerordentliche Verhältniſſe. Es gilt, die Hei⸗ mat in Ruhe und Ordnung über die Gefahren der Zeit hinwegzuführen. a Ein ernſtes Wort müſſen wir an unſeren Beamten⸗ ſtand und die Staatsarbeiter richten. Auf der lreuen gewiſſenhaften Pflichterfüllung unſerer ganzen Keamtenſchaft und der Staats arbeiter ruht die Ordnung im Staat. Fällt jene, ſo iſt dieſe auch dahin. Iſt aber die Staats⸗ ordnung gefallen, dann ſtehen alle, Beamte und Staatsarbeiter, mehr als jeder andere Stand vor Not und Elend. Wir müſſen erwarten, daß alle, die im Dienſte des Staates ſtehen, wieder zum alten Pflicht⸗ bewußtſein und zur unbedingten Zuverläſſigkeit zu⸗ rückkehren. Die Not der Zeit macht dieſe Forderung zur gebieteriſchen Staatsnotwendigkeit. An die jungen Leute aller Stände richten wir die ernſte Mahnung, ſich von der wahnſinnigen Vergnü⸗ gungsſucht zu befreien und ſich wieder der alten Sit⸗ teneinfachheit und Genügſamkeit zuzuwenden. Wir haben den Herrn Miniſter des Innern gebeten, daß er ſeine Verwaltungsbeamten in allen Bezirken an⸗ weiſt, die Erlaubnis zu Vergnügungen auf das Min⸗ deſtmaß zu beſchränken und Zuwiderhandlungen gegen erlaſſene Verbote exemplariſch zu ahnden. Wir erwarten auch von den wohlhabenden Kreiſen, daß ſie mit gutem Beiſpiel vorangehen und jedenfalls nicht durch private Veranſtaltungen von Vergnügungen Aergernis geben. Unſere Zeit iſt nicht dazu angetan, in Saus und Braus zu leben und den Vergnügungen nachzulaufen. An unſere erprobten Krieger, die das unauslöſch⸗ liche Verdienſt haben, unſere teuere Heimaterde vor den furchtbaren Verwüſtungen und den entſetzlichen Greueln des Krieges bewahrt zu haben, richten wir vertrauensvoll die Bitte: Helft als ernſte Männer und als Männer von gewohnter Disziplin, Zucht und Ordnung in Stadt und Land durchzuführen. Ihr habt den äußeren Feind von unſeren Gefilden fern⸗ gehalten, helft nun den inneern aus den Stellungen werfen, in die er bereits eingedrungen iſt! Schließlich rufen wir den heimkehrenden kriegs⸗ gefangenen Söhnen des Vaterlandes ein herzinniges Willkommen zu. Wir bitten ſie, alle Einflüſterungen aufrühreriſcher Elemente vom In⸗ und Ausland ab⸗ zulehnen und Schulter an Schulter mit denen zu ſtehen, die für Autorität und Ordnung, für Zucht und Sitte eintreten, und mitzuarbeiten am Aufbau unſe⸗ res armen, niedergetretenen Vaterlandes. Badiſches Volk! Wir müſſen über die Nöte und Gefahren der nächſten Monate hinwegkommen. Dazu bedarf es gemeinſamen Zuſammenſtehens und gegen⸗ ſeitiger Hilfe. Jede moraliſche Kraft muß eingeſetzt werden. Es ſollen zuſammenwirken alle Organe des Staates, der Schule und der Kirche. Vergeſſen wir nicht über den eigenen perſönlichen Intereſſen die Lin⸗ derung der gemeinſamen Not unſeres ſchönen badi⸗ ſchen Landes! Karlsruhe, Anfang Oktober 1919. . Für die Zentrun rarttun; 155 Dr. Schofer. g Für die ſozialdemokratiſche Fraktion: Marum. a Für die demokratiſche Fraktion: König. g Für die deutſch⸗nationale Fraktion: Mayer. Tagesſchau. „Daily Herald“ meldet aus Petersburg, die Somſetregie⸗ rung erkläre, Deutſchland und England hätten ein Abkom⸗ men getroffen, in dem ſich beide verpflichtet hätten, gegen die Sowjetregierung Stellung zu nehmen. Das Abkommen ſei von Noske und Churchill unterzeichnet. Am 2. Oktober wurde in Cobleuz von den amerikaniſchen Behörden ein Geng lalarm verkündet, angeblich wegen ſpartakiſtiſcher Putſch fahr. Sämtliche Einwohner mußten die Straßen verlaſſen. der gauze Verkehr wurde eingeſtellt. In Wirklichkeit handelte es ſich um eine befürchtete Ment rei der amerikaniſchen Truppen, die unzufrieden ſind, da ihr Sold nicht unerheblich herabgeſetzt wurde. Dem franzöſiſchen Senat ging am Samstag der Frie⸗ dens vertrag zu. Die Diskuſſion wird am 9. Oktober began⸗ 51 Man nimmt an, daß die Abſtimmung am Samstag erfolgt. „Nach dem „Popolo d'Italia“ dürfte der italieniſche Mi niſterrat den Frieden mit Deutſchland ſchon heute ratif zieren. f ö Reuter meldet amtlich aus London, daß der Eiſenbahner⸗ ſtreik beigelegt ſei. Laut „Chicago Tribune“ hat die Wiedereinbernfung der Jahresklaſſen 1880—96 große Aufregung in Agram hervor⸗ gerufen. Man betrachtet den Krieg mit Italien als unver⸗ meidlich. Die aus Tran abgehenden Italiener wurden aus den Häuſern beſchoſſen. In Spalato kam es zu ſchweren anttitalieniſchen Unruhen. Nach Schweizer Blättermeldungen finden längs der dal⸗ S Küſte täglich Kämpfe zwiſchen Italienern und erben ſtatt. Nach den letzten Meldungen aus Waſhington iſt der Zu⸗ ſtand Wilſons, der von zahlreichen Aerzten umgeben iſt. recht eruſt, da die Herz⸗ und Atmungstätigkeit und die Tem⸗ peratur große Beſorgnis erregen. Man nimmt vielerorts an, daß es ſich um ein ſeeliſches Leiden handelt. Die Ernährungs⸗ u. Wirtſchaftslage im Reiche. Am Donnerstag fand in Gaggenau im Grünen Hof eine roße Verſammlung ſtatt, wobei Herr Miniſter des Innern Remmele in nahezu 2 Stunden über die derzeitige Lage im Reiche ſprach, beſonders über die Ernährungs⸗ und Wirt⸗ ſchaftslage ſo bedeutungsvolle Ausführungen machte, daß weite Kreiſe unſerer Bevölkerung vom Hauptinhalt der Rede des Miniſters unterrichtet werden müſſen. Der Miniſter teilte zunächſt mit, daß die Regierung aus zahlreichen Zuſchriften Kenntnis erhalten habe, daß ma mit der Ernährungslage nicht zufrieden ſei und eine ſchnel lere Entwicklung zur Ernährung wünſche, daß beſonders i Mittelbaden zahlreiche Verſammlungen, ja ſogar Demon⸗ ſtrationen vor Bezirksämtern ſtattgefunden hätten, um ſonders damit den Arbeitern zu zeigen, wie ſchlecht die jetzige Lage zu betrachten wäre. So die Verbraucher. Auf der andern Seite drücke der Stand der Landwirte auf die Regierung daß bedeutend höhere Preiſe für die landwirtſchaftlichen Er⸗ zeugniſſe erſtehen müßten oder daß die Regierung die Zwangswirtſchaft ganz aufhebe. Hier gerechten Ausgleich zu ſchaffen, ſei für die Regierung äußerſt ſchwer, weil ſie weiß, daß es für den Induſtriearbeiter furchtbar ſchwer ſei jetzt ſein Leben zu friſten, weil ſie aber auch den Landwirt, beſonders den bei uns in Baden vorherrſchenden Kleinlaud⸗ wirt, ſchützen muß, der unter den hohen Preiſen für Kleider Schuhwerk, häusliche Geräte, Futtermittel uſw. zurzeft auch leidet. Unter ſolcher Lage halte es die Regierung für not⸗ wendig, daß nicht Agenten derſelben hin ausziehen, daß viel mehr bei dem jetzigen Ernſt der Zeit die oberſten Regie⸗ rungsmänner ſelbſt zum Volke ſprechen, um Ruhe und Be⸗ ſonnenheit in der Bevölkerung herbeizuführen, um die Angſt zu verſcheuchen, nicht genügend ernshrt zu werden. Aehnliche Zuſtände habe man während des ganzen Krieges beobachtet. Tatſache ſei, daß die Landwirtſchaft immer nur ſchwer zur freiwilligen Abgabe ihrer Erzeugniſſe zu bringen geweſen ſei, daß ſie keine Höchſtpreiſe wollte, daß oft große Aufgebote von Macht nötig geweſen wären, um den Schleich⸗ handel zu unterbinden; man denke nur an das Jahr 1917: man habe Tauſende von Landwirten in die Induſtrie und deren Arbeitsplätze geführt, um Intereſſe zu wecken, abzu⸗ geben, aber die meiſten Herzen blieben hart bis auf den heu⸗ tigen Tag, wie beſonders Nachprüfungen in letzter Zeit in den Bezirken Achern und Bühl gezeigt hätten. Nun di Revolution kam und der alte Staat zuſammenbrach in ſei⸗ nen großen Mängeln und Nöten, glaube man jetzt nach 10 Monaten aus dem furchtbaren Chaos ein Staatsgebilde ſchaffen haben zu können, vorab in der Ernährung, das all⸗ gemein befriedige und mindeſtens die Zeit vor dieſem Kriege Wirder aus fichere. Daß viele, viele Millionen Menſchen während 5 Jahren für die Ernährung der Menſchen auf der ganzen Welt nichts ſchafften und erzeugten, an das denken die allerwenigſten. Wie ſchlimm war unſer Vaterland da⸗ ran, das in dieſer Zeit noch durch ſcharfe Blockade von der Außenwelt abgeſchloſſen war und einer belagerten Feſtung glich! Der Krieg iſt nicht zuſammengebrochen, weil die Ar⸗ beiter ihn nicht mehr haben wollten, ſondern weil die wirt⸗ ſchaftliche Widerſtandskraft nicht mehr vorhanden war. Die Belaſtungsprobe war zu ſtark, der Hunger ju arg. Ein leerer Magen und eine kalte Stube erzeugen immer revo⸗ lutionäre Stimmung, und ſo kam der 9. November 1918. Die Lager waren leer. Der lange Waffenſtillſtand ſchuf bei uns auf dem Geldmarkt ſo ſchlechte Verhältniſſe, daß wir nicht genügend einführen können. Noch vor 4 Wochen hofften wir auf baldigſte Beſſerung; ſeit wenigen Tagen iſt aber feſt⸗ geſtellt, daß in ganz Europa die Not vorhanden iſt; die Le⸗ bensmittel vom Ausland, vom beſetzten Gebiet ſtammten nur von den Reſerven für den geplanten Einmarſch in Deutſchland. Nur Amerika und der Süden von Rußland haben noch Vorräte. Amerika hat die Ausfuhr von Lebens mitteln, auch non Mehl, geſperrt, weil daſelbſt die Augſt vorherrſcht, in ähnliche Verhältniſſe zu geraten wie bei uns. Wir ſind auf uns angewieſen. Die Herüberſchaffung von Rohſtoffen. Baumwolle uſw. iſt erſchwert, dauert noch einige