(D. B) wert auf die fitttiche Berwaprlofung bin, die mit der Wohnungsnot und mangelhafter Wohnungs⸗ elegenheit immer verknüpft ift. Schon aus dieſem Grunde 8 fel die Kleinwohnungsfrage ſo ungehener wichtig. 5 Nächſte Sitzung morgen nachmittag 1 Uhr. 5 Nachtragsetat und Ausſchußbericht. Schluß nach 5 Uhr. Die Lage im Baltikum. 8 Die deutſchen Truppen im Baltikum. . T. B. Berlin, 4. Okt. Die Reichsregierung hat an die Reichsdeutſchen, die den noch im Baltikum ſtehenden Trup⸗ penverbänden angehören, einen Aufruf erlaſſen, in dem es heißt: 8 S5 Ihr habt die letzte Note der Entente wegen der Räumung des Baltikums geleſen. Dadurch wird dem deutſchen Volke mit erneuter Blockade, mit der Sperrung aller Kredite und mit der Verweigerung der Rohſtoffzufuhr gedroht. Militäriſche Kreiſe der Entente drängen zu er⸗ neutem Vormarſch. Führende franzöſiſche Blätter verlan⸗ gen die Inbeſitznahme des Ruhrgebietes — und all das, weil ein Teil der Deutſchen des baltiſchen Freiwilligenkorps das fremde Land nicht verlaſſen will. obwohl durch dieſen verbrecheriſchen Eigenſinn die Gefahr beſteht, daß die müh⸗ ſam verhinderte Hungersnot jetzt doch noch ausbricht. Am 20. Oktober beginnt der militäriſche Vormarſch am 1. No⸗ vember erfolgt die nene Verhängung der Blockade. Die Reichsregierung wendet ſich an das Gewiſſen und au das landsmannſchaftliche Gefühl der deutſchen Soldaten im Baltikum. Sie hat nie verkannt, daß die deutſchen Sol⸗ daten auf Verſprechungen hin ſich anwerben ließen, die nicht gehalten worden ſind. Aber jetzt ſteht unendlich viel Höhe⸗ res auf dem Spiele, eine Volkshungersnot, wenn die deut⸗ ſchen Truppen nicht aus dem Baltikum abziehen. Wer ſich nicht mitſchuldig am Ruin des eigenen Volkes machen will, r füge ſich dieſer eiſernen Notwendigkeit. Die Regierung kann und darf keinen Zweifel darüber laſſen, daß ſie jedes hr zu Gebote ſtehende Mittel anwenden wird, um die Räu⸗ mung des Baltikums zu erzwingen. Aber dieſer Appell wird genügen, um den deutſchen Soldaten zu zeigen, daß es jetzt nicht mehr um die Intereſſen des Einzelnen geht, ſon⸗ dern um die des ganzen Volkes. Folgt dem Befehl zur Heimkehr. Die deutſche Antwort an General Nudant. Aus Berlin wird der „Bad. Landesztg.“ geſchrieben: Wie ich erfahre, wird die deutſche Regierung die Note des Generals Nudant wegen ſofortiger Räumung des Balti⸗ ums noch vor Ablauf dieſer Woche beantworten. In der Antwort wird ausgeführt werden, daß die deutſche Regie⸗ rung alles getan hat, um die Truppen zum Verlaſſen der baltiſchen Gebiete zu veranlaſſen. Wenn dies bisher ohne Erfolgt geblieben ſei, ſo liege das nicht an irgendwelchen Berſäumniſſen der deutſchen Regierung, die bisher ſtets ge⸗ willt war, das Baltikum zu räumen. Die deutſche Regierung erkläre ſich grundſätzlich bereit, alles zu tun, um hren Wil⸗ len bei den Truppen durchzuſetzen. 2 Ein Angriff? Baſel, 4. Okt. Aus Mitau melden franzöſiſche Blätter, daß die lettiſche Regierung eine Offenſive gegen die deutſch⸗ ruſſiſchen antibolſchewiſtiſchen Truppen in Kurland begon⸗ en hat. 1% lettiſche Diviſtionen ſeien auf der Front von lai mit ſchwerer Artillerie angekommen. 2 eſthniſche Divi⸗ konen, die von der ruſſiſchen bolſchewiſtiſchen Front kamen, befinden ſich auf der Straße Olai⸗Friedrichsſtadt. Die beunich ruſſiſchen Truppen bereiten ſich auf ihre Verteidi⸗ gung vor. Eiſenbahnerſtreik in England. W. T. B London, 3. Okt. (Reuter.) Amtlich wird bekannt gegeben, daß die Konferenz zwiſchen dem Premierminiſter und den Eiſenbahnern auf heute vertagt worden iſt. Nach r Konferenz erklärte Thomas in einer Unterredung, jetzt, 0 heide Parteien zuſammengekommen ſeien, ſei es Pflicht, die Verhandlungen nicht abbrechen zu laſſen, bis eine Eini⸗ gung ergielt ſei. ö London, 3. Okt. Nach einer Mitteilung der Regierung beſſert ſich die Lage des Verkehrs weiter. Die Zahl der Ar⸗ beitswilligen nimmt zu, und die Küſten⸗ und Flußſchiffahrt wird in erhöhtem Maße als Erſatz des Automobildienſtes berangezogen. Aufſchluß über die Möglichkeit einer Beendi⸗ gung des Streiks ergibt ein Schriftwechſel zwiſchen der Ei⸗ ubahnzentrale und Lloyd George. Die Zentrale erklärte, aß die Eiſenbahner zur Arbeit zurückkehren werden, falls die Löhne nicht vor Ende März herabgeſetzt werden, worauf Llond George erwiderte, dieſe Zuſicherung könne den Arbeit⸗ gebern gegeben werden, da ſie ja bereits in dem Anerbieten 1 der Regierung an das Exeèkukſvkomitee enthalten geweſen ſei. Von den Beſprechungen vom Mittwoch, die ſchließlich auf Donnerstag vertagt wurden, wurde keine amtliche Mit⸗ teilung gemacht. Lloyd George ſoll erklärt haben, daß er zu Beſprechungen bereit ſei, daß aber erſt die Arbeit wieder aufgenommen werden müſſe. W. T. B. Verſailles, 4. Okt. Nach Meldungen aus London iſt infolge des Eiſenbahnerſtreiks in England der für den 14. Oktober vorgeſehene Beſuch des Präſidenten Poincare in London aufgeſchoben worden. W. T. B. Amſterdam, 4. Okt. Laut „Telegragf“ melden die „Times“, daß die britiſche Regierung im Hinblick auf den zunehmenden Ernſt der Bunkerkohlenfrage 100 000 Ton⸗ nen Kohlen monatlich von Amerika kaufen werde, um auf dieſem Wege die Depots in den Häfen mit der notwendig⸗ ſten Kohle verſorgen zu können. == Kleine Nachrichten. Das neue Reichstagswahlgeſetz befindet ſich im letzten Stadium der Vorbereitung. Es enthält u, a. auch die neue Wahlkreiseinteilung, welche die abzutretenden Gebiete nicht mehr berückſichtigt. Oberſchleſien, Oſtpreußen und Schles⸗ weg ſind jedoch bei Abgrenzung der Wahlkreiſe, da ſie noch Reichsgebiet ſind. Das Betriebsrätegeſetz. Die erſten 5 Paragraphen des Betriebsrätegeſetzes iſt eine völlige Uebereinſtimmung zwi⸗ ſchen den beteiligten Parteien erzielt worden. Von beſon⸗ derer Wichtigkeit iſt die Vereinbarung, daß für die Ange⸗ ſtellten beſondere Ausſchüſſe errichtet werden ſollen. Gefangenenheimkehr. Der Oberſte Rat ſchritt zur Be⸗ zeichnung von Offizieren für die Kommiſſion, die ſich mit dem Studium der Frage der Heimſchaffung der deutſchen und öſterreichiſchen Kriegsgefangenen aus Sibirien zu befaſſen haben wird. Die Heimſchaffung wird nach derjenigen der polniſchen, rumämiſchen jugoflawiſchen und tſchecho⸗flawiſchen! Truppen erfolgen. Streiks. Der Metallarbeiterverband hat den von Reichs⸗ miniſter Schlicke gemachten Vorſchlag der Einſetzung eines unparteiiſchen Schlichtungsausſchuſſes abgelehnt. Der Streik nimmt weiter an Ausdehnung zu. — „Daily Chronicle“ be⸗ richtet, es beſtehe Grund zur Annahme, daß der engliſche Eiſenbahnerſtreik bald beigelegt werde. Ein internationaler Arbeitsrat. Aus Waſhington wird gemeldet: Auf der internationalen Arbeitskonferenz in Wa⸗ ſhington wird die Bildung eines internationalen Arbeits⸗ rates erwogen werden, der etwa die gleichen Funktionen F ſoll, wie ſie der amerikaniſche Kriegsarbeitsrat beſaß. Perſien und England. Aus Anlaß einer Kundgebung in der Nähe des Königsſchloſſes in Teheran gegen das Zuſam⸗ mengehen mit England wurde eine Anzahl angeſehener Perſönlichlichkeiten verhaftet, darunter mehrerer Miniſter und ein Bruder des perſtſchen Geſandten in Paris. Neue Unruhen in Aegypten? Mailänder Blätter wollen erfahren haben, daß in Aegypten die nationaliſtiſche Bewe⸗ gung zu neuen Unruhen geführt habe. ſchreiten müſſen. Zahlreiche Verhaftungen ſeten vorgenom⸗ men und mehrere Teilnehmer an den Demonſtrationen ver⸗ inet wordeãe n Wiens Lebensmittelnot. In der Stadtverordnetenſitzung erſtattete der Bürgermeiſter Bericht über die Verſorgung Wiens mit Lebensmitteln. Für die nächſte Woche fehlen an Mehl noch 92 Wagen. In der übernächſten Woche werde die Bevölkerung ſchwerlich mit Brot und Mehl verſorgt werden können. Fleiſch iſt nur bis zum 1. November, 120 Gramm für den Kopf, vorhanden. Dazu komme in Wien eine ſehr große Futtermittelnot. Steiermark, Salzburg und Tirol haben nur noch einen Vorrat für einige Tage. Alle Schritte bei der Entente waren erfolglos. Die Amerikaner 18855 5 Anſuchen abgelehnt, da Oeſterreichs Kredite er⸗ ſchüpft ſind. Drahtnachrichten. Inkrafttreten des Friedensvertrages nicht vor Dezember. T. U. Genf, 4. Okt. In den Kreiſen der Friedenskonfe⸗ renz hält man es für wahrſcheinlich, da die fortwährenden parlamentariſchen Zwiſchenfälle in den verſchiedenen alliier⸗ ten Parlamenten die Ratifikation des Friedensvertrages von Verſailles verzögern, daß der Vertrag erſt im Dezember in Kraft treten wird. Selbſt unter der Vorausſetzung beſon⸗ ders günſtiger Verhältniſſe und eines Stimmungsum⸗ ſchwunges würde der amerikaniſche Senat wenigſtens noch 6 Wochen für die Ratifizierung des Vertrages benötigen. T. U. Genf. 4. Okt. Nach Meldungen aus Waſhinaton . Im Hauſe Dettinger. Sime Schweizer Famillengeſchichte von Heinrich Köhler. (Kachdruck verboten. Walter Lindner hatte ſich endlich der Pakete ent⸗ ledigt und näherte ſich Gertrud, ihr unter einigen Be⸗ üßungsworten die Hand hinhaltend, die von der jungen Frau kaum berührt wurde. Während ihr Blick ihn ſtreifte, bemerkte ſie, daß eine Veränderung mit 5 ihm vorgegangen war. Die Haltung war nachläſſiger „ geworden, das Geſicht ſah etwas gedunſen und rot 5 aus, und ſeine Kleidung zeigte nicht die Sorgfalt von früher. Der Mann hatte ſich entſchieden 5 ſeinem Nachteil verändert, er machte den Eindruck, als ob 5 manches gleichgültig geworden ſei und es ihm an harakterſtärke fehle. Gertrud wunderte ſich über die öllig objektive Ruhe, mit der ſie dieſe Beobachtung machte. Das war nicht mehr der Mann ihrer Mädchen⸗ einbildungen, das war einfach ihr Schwager, der Gatte ihrer Schweſter, für den ſie nichts weiter als ein verwandſchaftliches Gefühl empfand. Und in dieſem Ergebnis über ihr eigenes Fühlen lag etwas ſehr Be⸗ bo bendes, für ſie, denn die Gegenwart ihres Mannes dot für ſie nicht die geringſte Gefahr. Was ſie in 800 Bestürzung über dieſen Beſuch verſetzte, lag 822 daer anderen Seite: es war die Angſt, daß Frie üchlfaus neue und weitere Nahrung für ſeine Holltondnigen Gedanken erhielt. Und darin hafte ſie ollkoimmen recht. Fritz Eberhardt wandte nicht den . betend und ſeinem Schwager ab. Die ihm ſofort auf Kan Verlegenheit Walters waren olle dte Garung und rührten in ſeinem Herzen ei Monaten an 155 der Eiferſucht, die ſich darin 1 * n aufgehäuft hatten, auf. Der Neben⸗ uhler, der ihm bei ſeiner Frau im Wege ſtand, war hier eingetroffen, denn er 5 3 2 tt ehr 5 daron gezweifelt, daß der Dotbor 4 e eee Gedanken unaufhörlich in Anſpruch nahm. Die 7 ruhe der jungen Frau beſtätigte ihm das, denn er deutete ſie ſich in dem Sinne, der ſeiner Eiferſucht neue Nahrung gab. Kam dieſer Beſuch wirklich ſo un⸗ „„ * ander zu ſprechen und i erwartet, wis man dies behauptete? War er nicht vielmehr von den beiden verabredet worden und ihre Heberraſchung und Verlegenheit nichts weiter als Ver⸗ ſtellung? Das wollte Fritz aber doch auf jeden Fall ergründen. So viel ſtand in unumſtößlicher Gewißheit in ihm feſt, daß zwiſchen dieſem Manne und Gertrud ein geheimnisvolles Band beſtand, und ſie hielten ihn doch für zu einfältig, wenn ſie glaubten, daß er nicht Scharfſinn genug beſaß, um die Gelegenheit zu benutzen, hinter ihr Geheimnis zu kommen. Er nahm ſich vor, die Augen offen zu halten und ſeine Frau und ſeinen er wenn möglich zu entlarven. Man ging in das Wohnzimmer, wo die Amme es ſich bereits bequem gemacht hatte. Anny ergriff die Gelegenheit, die Schönheit und Geſundheit ihres Jun⸗ gen bewundern zu laſſen. Mit der an ihr gewohnten Oberflächlichkeit ſprach ſie von allen möglichen Klei⸗ nigkeiten ihres Haushaltes, für die niemand Teilnahme zeigte. Dann verbreitete ſie ſich über die Pflege des Kindes und erzählte von den Schwierigkeiten, die man gehabt hatte, eine Amme zu finden. Ihrem Gatten war dies Geſchwätz offenbar eine Pein, aber er mochte wohl die Erfahrung gemacht haben, daß dagegen nichts auszurichten war, denn er ſagte kein Wort dazu. Da Anny trotz ihres Leichtſinnes erraten hatte, daß Gertrud ſehr böſe auf ſie war, weil ſie ihr 5 N — Verſprechen nicht gehalten hatte, und Vorwürfe von ihrer Seite vermutete, vermied ſie es eifrig, mit ihrer Schweſter allein zu ſein. So zog ſich das Gerede immer weiter hin, bis Fritz ſie aus der Verlegenheit riß. Er öffnete die Tür des zu ebener Erde gele⸗ genen Schlafzimmers, und es ſeiner Schwägerin zeigend, ſagte er zu Gertrud: „Du trittſt den Gäſten wohl dein Zimmer ab, wir können in der erſten Etage ſchlafen. Für die Amme wird ein Bett in der Wohnſtube aufgeſchlagen werden, damit ihr ſie immer zur Hand habt. Ich habe Mutter Hintze die nötigen Anweiſungen gegeben.“ Während die nötigen Veränderungen getroſſen wurden, gingen die vier in den Obſtgarten. Anny nahm den Arm ihres Schwagers, und Walter und Frau Eberhardt gingen vorauf, aber ohne mitein⸗ mmer ganz in der Nähe der . * Militär hatte ein⸗ betrachtet man in ameritaniſchen pölfiſſchen Kreſſeß die Ni tiftkation des Friedensvertrags von Verſailles i amerz⸗ kaniſchen Sengt inſolge des Erfolges der Propagandare Wilſons für weſentlich geſicherter. Die Demokraeß halten die lich Firat des Vertrages auch ohne Vorbeßlſe far moglich. De'Aununzios neueſte Tat. W. T. B, Rotterdam, 4. Okt. Dem „Nieuwe Netten damſchen Courant“ zufolge wird aus England gemeldet, daß d'Aununzio die telegraphiſche Verbindung zwiſchen Fiume und Agram unterbrochen und der franzöſiſchen Miſſion ui geteilt habe, daß e it den Südſla im Kri ö befindet r ſich mi ſlawen im egszuſtand Die Stellung der Sowjetregierung. — Ein Demenz Tu. Stockholm, 4. Okt. Der hieſige Vertreter f Sowjetregierung erklärt die Nachricht von dem bevor den Rücktritt der Sowjetregierung für vollſtändig unbegra⸗ det. Die Stellung Lenins ſei feſter denn je. Die Sowjetherrſchaft am Ende? T. i. Rotterdam, 4. Okt. Nach einer aus Waſhington eim getroffenen Meldung beſtätigt ſich die Nachricht, wong rufſiſche Sowjetregierung ſich zu Friedensverhandlungern mit Vertretern der Entente unter der Bedingung der Auß⸗ gabe der Sowjietherrſchaft bereit erklärt hat. T. U. Hamburg, 3. Okt. Nach Kopenhagener Blättermel⸗ dungen haben die in Dänemark befindlichen franzöſiſchen und italieniſchen Geſandiſchaften von ihren Regierungen die Weiſung erhalten, ſich nicht in Verhandlungen mit Sowie Rußland durch Vermittlung eines neutralen Staates einzu⸗ laſſen. Solche Verhandlungen könnten nur direkt zwiſchen den Alliierten und der Sowfetregierung ſtattfinden. 2 bdeueste Nachrichten. Das Saarbecken unter franzöſiſcher Leitung. Frankfurt a. M., 5. Okt. Am 1. Oktober haben die Fran⸗ zoſen die Saargruben offiziell in eigene Regie genommen Sie verwalten von heute abs die Gruben als franzöſiſches Eigentum und haben jeden deutſchen Einfluß ausgeſchaltet. Die erſte Verordnung war die, daß viele Arbeiter entlaßſen wurden, da die Produktion eingeſchränkt werden foll, weil es an Abtransportmöglichkeiten fehlt. Unter den Arbeitern der Gruben, denen auch andere Beſchränkungen auferlegt wurden, herrſcht große Erbitterung. In Saarbrücken ſan⸗ den dieſer Tage wiederholt Demonſtrationen ſtatt, an denen Tauſende von Arbeitern teilnahmen. Die franzöſiſche Be⸗ ſatzungsbehörde zog ſich zurück: deshalb kam es nicht ze Zuſammenſtößen, dagegen verübten die Franzoſen in ihrer Quartieren arge Willkürakte, was neue Verbitterung ge⸗ ſchaffen hat. Man befürchtet den Ausbruch größerer An⸗ ruhen, da es nach den bisherigen Anordnungen der Fran⸗ zoſen nicht deren Abſicht iſt, die Forderungen der Arbefter zu erfüllen. Doslöſungsbeſtrebungen in Helgoland? Berlin, 6. Okt. Einer Drahtmeldung der „Vos. Itg.“ aus Kuxhaven zufolge wird behauptet, daß in Helgoland eine ſtarke Agitation für die Loslöſung von Deutchlaund und . den Anſchluß an England betrieben wird. Man beabſichtige, eine Abſtimmung über die Auſchlußfrage herbeizuführen. 7 Die von Frieſen bewohnte Inſel iſt 1890 durch den Sauft⸗ barvertrag politiſch mit dem deutſchen Stammlaud wieder vereinigt worden und wird ſich jetzt ſchwerlich nach eine Loslöſung ſehnen, wenn vielleicht auch die durch den Krieg nötig gewordene vorübergehende Anſiedelung der bürger⸗ lichen Bevölkerung dieſe verſtimmt. Sollten einzelne Wih⸗ ler wie in der Pfalz, in Birkenfeld uſw. derartige Beſtre⸗ bungen verfolgen, ſo liegt es ſchwerlich im Intereſſe Deutſch⸗ lands, ihnen eine gewiſſe Wichtigkeit zu verleihen, indem man die feindliche Oeffentlichkeit ſelber mit ihnen vertrant macht. Der Friedensvertrag bietet jedenfalls keine Hand⸗ haben, die Inſel nach der erfolgten Entfeſtigung den Fen⸗ den, die alles genommen haben, was ſie brauchen konnss und haben wollten, noch nachträglich hinte 5 anderen bleibend. Gertrud wändte ſich häufig nos ihrem Gatten und ihrer Schweſter um und ſuüchte der Unterhaltung eine allgemeine Richtung zu geben. ſie bei den Weinanlagen, wo gerade die letzten Trauben reiften, angekommen waren, rief Anny: „Der alte Weinberg hat ſich doch gar nicht ber⸗ ändert! Es iſt alles noch ſo geblieben wie im vo⸗ rigen Jahre. Sieh, Walter, dort lehnt ſogar die Leſter, auf welche du geſtiegen warſt, um uns Trauben zu pflücken. Ich ſehe dich noch immer da oben ſtehen. den Kopf in den Blättern vergraben. Wir hielten dir einen Korb entgegen, und du betrachteteſt uns ſo ſonderbaren Augen! O, mit welchen Augen! 6 war das erſte Mal, wo ich merkte, daß ich dir geftel⸗ Und während der ganzen Zeit ſteckte Fritz in der Küche und half das Mittagsmahl bereiten. Sie erinnern ſich wohl noch deſſen, Fritz?“ Bei dieſem Geſchwätz lächelte Walter zuerſt ge⸗ zwungen, dann biß er ſich auf die Lippen. Gertrud erlitt ein wahres Marthrium. Schließlich, als Ann immer weiter fortfuhr, ihre Erinnerungen auszukrc⸗ men, hielt ſie es nicht mehr länger aus und benützt den Vorwand, nach dem Abendeſſen ſehen zu wollen und ſchlüpfte in die Küche. Walter, der mit ſeiner Frau und Fritz draußen geblieben war und den die Taktloſigkeit Annys er ditterte, hielt ſich mehr und mehr abſeits. Er wagte zwar nicht, ſich gänzlich zu entfernen und ebenfalls in das Haus zu gehen, aber er beſchleunigte ſeine Schritte und ging in den Laubengang an der Mauer entlang. Die beiden anderen folgten langſam na Fritz war das Alleinſein mit Anny willkommen, denn er hoffte aus der Schwatzhaftigkeit Annys Nuten zu ziehen und ermutigte ſie zu neuem Erzählen. Hat Ihr Gatte keine Furcht, uns allein laſſen?“ ſagte er ſcherzend zu ſeiner Schwägerin. „n iſt wohl nicht eiferſüchtig?“ Anny lächelte in ſich hinein, denn dem braben 15 wie er in ihrer Erinnerung von früher lehne tans eine ſolche Bemerkung atwas komiſch 15 811 lk d