147 0 77 149995 „ 0% N NWO. Ne s — ss de Wow sub ** Ss — S Node —— 2 Poſt bezogen vierteljährlich K 1 gebühr. — Druck u. Verlag : der 4 gaben ſtehen der Nationalverſammlung bevor. 58 klürt werden ſoll. Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark mit Trägerlohn; durch die 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ Hof⸗ Buchdruckerei Karl Molitor Nachfolg. : Ludwig Nerlinger :: Ladenburg am Neckar. 2 556 %%% %% %%% „% „%% ü Anzeiger für Vadenburg, Schriesheim, Beddesheim und Netkarhauſen. f mtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim. Beilage: wöchentlich ein vierſeitiges Illuſtriertes Sonntagsblatt, Anzeigen: die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 35 Pfg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. Poſtſcheckkonto Nr. 4031 Amt Karlsruhe. : Fernſprecher Nr. 15: %%% %%% 2 1 1 : dees deesteeee eee 2 %%% Samstag, den 4. Oktober 1919, 50. Jahrgang —— Tagesſchu. nzöſiſche Kammer hat den Frieden mit N Die fra 372 gegen 53 Stimmen ratiſiziert. Wie die Marinebeſichtigungskommiſſion mitteilt, iſt das engliſche Verbot des Auslaufens der deutſchen Gefangenen⸗ . transportdampfer geſtern zunächſt für 4 Dampfer aufgehoben worden. Es werden nur Dampfer nach Harwich, Cherſey, Southampton und New Caſtle auslaufen, wo bereits vor Ausbruch des Eiſenbahnerſtreiks Gefangene zum Abtraus⸗ port bereit waren. 5 Nach Pariſer Meldungen ſoll die deutſche Luftflotte in der Weiſe verteilt werden, daß Frankreich an erſter Stelle Zeppeline erhält. Nach ihm folgen England und Amerika. Was dann noch übrig bleibt, ſoll vernichtet werden. Die Flugzenge ſollen den kleinen Ententeſtaaten überwieſen werden. Wie der „Basler Vorwärts“ berichtet, kam es zwiſchen Mülhanſer Arbeitern im Wiederaufbaugebiet und franzöſi⸗ ſchen Soldaten wiederum zu ſchweren Streitereien. Infolge diefer ſich vermehrenden Vorgänge iſt die Stimmung der Bevölkerung gegen die franzöſiſchen Soldaten ſehr verbittert. Laut „Times“ werden die Lebensmittel⸗ und Rohſtoff⸗ transporte über England nach Deutſchland mit dem 18. Okto⸗ ber eingeſtellt, ſofern der Rat der Alliierten nicht entſpre⸗ chende Gegenbefehle erteilt. Dieſe Maßnahme ſteht in Zu⸗ ſammenhang mit der baltiſchen Frage. Wie weiter verlau⸗ tet, ſoll Mitte Oktober ein mit 3 Tagen befriſtetes Ultimatum an Deutſchlaud abgehen. Nach dem „Matin“ wird der franzöſiſchen Kammer am Freitag ein Antrag zugehen, der beſtimmt, daß die geſetz⸗ gebende Macht der Kammer demnächſt ihr Ende erreichen wird. Nach Blättermeldungen ſollen die Neuwahlen am 9. November ſtattfinden. Aus Spakato, Cattaro, Antivari kommen Gerüchte von mehr oder minder bedeutenden Kämpfen. „Newyork Herald“ teilt mit, daß angeſichts des Eruſtes der Lage in Italien und der Möglichkeit eines ſerbiſch⸗italieniſchen Krieges den Rat der 5 beſchloſſen hat in Permanenz zu tagen. Nach Mitteilungen aus ſerbiſcher Quelle haben die ita⸗ lieniſchen Truppen in Iſtrien und in der durch den Waffen⸗ ſtillſtand abgetrennten öſterreichiſchen Zone Truppen zuſam⸗ mengezogen, wodurch ſie in der Lage ſind, die Serben in der Flanke anzugreifen. Nachrichten von neuen Unruhen zwi⸗ ſchen ſerbiſchen und italieniſchen Soldaten an der dalmati⸗ iſchen Küſte werden gemeldet. Die Proletarierdiktatur in Ungarn hat das Land 13 Mil⸗ Harden 675 Millionen gekoſtet. Die rote Armee allein kam auf 2 Milliarden 660 Millionen. Der „Nieuw Courant“ meldet aus Newyork infolge Lyn⸗ cheus eines Negers in Ohama den allgemeinen Ausbruch von Naſſenkämpfen. . Päoylitiſche Wochenſchau. Nach einer nur wenige Wochen währenden Ferienzeit hat am 30. September die deutſche Nationalverſammlung ihre Arbeiten wieder aufgenommen. Die Unſicherheit in der Meichshauptſtadt und die im Gefolge der Revolution im Reichstagsgebäude verurſachten Zerſtörungen hatten ſie bis dahin in Weimar tagen laſſen. Nun iſt b die Nationalverſammlung zurückgekehrt nach Berlin, wo ſie ihre Stätte haben muß, um in enger Verbindung zu bleiben mit den lebhaften Strömungen un⸗ ſerer Zeit und um ein beſſeres Zuſammengrbeiten mit den Zentralbehörden herbeizuführen. Ungemein wichtige Auf⸗ gilt, dem in der Weimarer Verfaſſung geſchaffenen Rahmen für die Deutſche Republik Leben und Inhalt zu geben. In der Verfaſſung ſelbſt ſind ja vielfach nur Richtlinien vorgezeich⸗ net, und Aufgabe der Nationalverſammlung iſt es, nun die Verfaſſung geſetzgeberiſch durchzuarbeiten. Das gilt zu⸗ nächſt von dem Wahlgeſetz für den künftigen Reichstag. Die Verfaſſung beſtimmt nur, daß die Wahlen direkt, geheim und nach dem Proportionalſyſtem vorzunehmen ſind und daß alle 20 Jahre alten Volksgenoſſen ſtimmberechtigt ſein ſollen. Die Regelung der Einzelheiten iſt einem beſonde⸗ ren Geſetz überlaſſen, das noch nicht hat ausgearbeitet wer⸗ den können weil das Gebiet, auf das es ſich beziehen ſoll, in ſeinen Grenzen noch nicht feſtſteht. Erſt muß der Frie⸗ dens vertrag ratifiziert ſein; erſt dann wird das Wahlge⸗ letz zur Beratung geſtellt werden können. In enger Ver⸗ Bindung damit ſteht die Vorlage über die Wahl des Reichs⸗ räſidenten, der nach der Verfaſſung vom ganzen Volk ge⸗ Die Machtbefugniſſe des Reichspräſiden⸗ ten zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und das Verhältnis zwiſchen Staak, Kirche und Schule müſſen in beſonderen Geſetzen feſtgelegt werden. Das Geſetz über die Betriebsräte beſchäftigt den Ausſchuß und wird bei ſei⸗ tem einſchneidenden Einfluß auf unſer geſamtes Wirt⸗ ſchaftsleben noch längere Zeit in Anſpruch nehmen. Aus m ergeben ſich Vorlagen über die Schaffung der Bezirks⸗ Arbeiterräte, der Bezirks⸗Wirtſchaftsräte und des Reichs- wirtſchaftsrates. Beſonders ſchwierig ſind die Aufgaben, die der Nationalverſammlung auf ſteuerlichem Gebiete geſtellt ud. Zahlreiche Ausſchüſſe ſind an der Arbeit, bereits vor⸗ gelegte Steuergeſetze auf ihre praktiſchen Möglichkeiten hin 3 — dergeburt des deutſchen Volkes und Landes möglich. ö zu ünterſuchen Das wichkigſte Glied im Rahmen des gro⸗ ßen Finanzprogramms, die Reichseinkommenſteuer, fehlt noch. Das Arbeitspenſum der Nationalverſammlung iſt alſo noch umfangreich. Es wird auch in Berlin angeſtrengteſter Tätigkeit bedürfen, um die Möglichkeit für die Neuwahlen zum endgültigen Reichstag bald zu ſchaffen. Die Einſicht, daß die Zeitverhältniſſe eine Neubildung der Reichsregierung auf breiterer Grundlage erfordern, hatte zu Verhandlungen zwiſchen Zentrum und Sozialdemokratie, den beiden bisherigen Regierungspar⸗ teien, einerſeits und den Demokraten andererſeits geführt, die den Zweck hatten, den Wiedereintritt der demokratiſchen Partei in das Reichskabinett zur ermöglichen. Dieſe Be⸗ ſprechungen haben nach Ueberwindung der Schwierigkeiten jetzt zu einer vollen Verſtändigung geführt. Die Forderun⸗ gen der Demokraten, die dieſe für ihren Wiedereintritt auf wirtſchaftlichem, ſozialem und politiſchem Gebiet geſtellt hatten, wurden von den beiden anderen Parteien als berech⸗ tigt anerkannt und fanden in allen weſentlichen Punkten Zuſtimmung. Den Demokraten fallen im neuen Kabinett wieder 3 Sitze zu, ſo daß ſie alſo in gleicher Stärke vertreten ſind wie bei ihrem Ausſcheiden. Der Führer der demokra⸗ tiſchen Fraktion Schiffer, wird das ſeit Juli verwaiſte Reichsjuſtizminiſterium und die Stellvertretung des Reichs⸗ kanzlers übernehmen, der Abg. Koch⸗Düſſeldorf dürfte an die Spitze des bisher von dem Soz. Dr. David geleiteten Reichsminiſteriums des Innern treten. Weiterhin beſetzen die Demokraten das in der Bildung begriffene neue Reichs⸗ miniſterium für den Wiederaufbau und für die Durchfüh⸗ rung des Friedensvertrags. Für dieſes Miniſterium iſt ein Nicht⸗Parlamentarier in Ausſicht genommen. Der Wiedereintritt der Demokraten in die Regierung vollzieht ſich in einer Zeit, in der in weiten Kreiſen der Be⸗ völkerung eine ſtarke Unzufriedenheit mit den gegenwärti⸗ gen Verhältniſſen und der Regierung herrſcht. Durch das mehr und mehr überhand nehmende Schiebertum iſt im Volke eine Unruhe und ein. Unmut erzeugt worden, der unter allen Umſtänden abgebaut werden muß. Schleichhändler, Schieber und Wucherer ſind das Krebsgeſchwür am wunden Volkskörper, gegen das die bisher angewandten Heilmittel unzulänglich und zu mild waren. Sie üben ihr dunkles, gemeingefährliches Ge⸗ werbe nachgerade mit einer Frechheit aus, die ans Unglaub⸗ liche grenzt. Und wenn je einmal ſolch ein Schieber erwiſcht wird, ſo erlegt er die Geldͤſtraſe mit lächelnder Miene, weil er weiß, daß er das Hundertfache vorher eingeſteckt hat und das Vielfache der Geldſtrafe in der nächſten „Schiebernacht“ im Handumdrehen von neuem verdienen wird. Kampf bis aufs Meſſer dem Schiebertum! Das muß die Parole ſein, die ſich die neue Regierung ſetzt. Es wird ihre Hauptaufgabe ſein, die Schmarotzer und Blut⸗ ſauger am Volkskörper erbarmungslos auszumerzen. Nur wenn Eigennutz und Profitgier nicht noch länger zum Scha⸗ den weiter Volkskreiſe ſich breit machen können, iſt die Wie⸗ Sonſt treiben wir dem Chaos entgegen, aus dem allein die Spar⸗ taſtiken Nutzen ziehen werden. Wir müſſen wieder zur Ord— nung kommen und zur regelmäßigſten, fleißigſten Arbeit, und zu einem Handel mit dem Ausland, der uns nicht völlig aushöhlt. Das iſt das Programm, mit dem die Demokraten wieder in die Regierung eintreten. Zu dieſen inneren Schwierigkeiten kommen immer wieder neue Bedrohungen von außen. 5 Vor einem vollen Vierteljahr hat Deutſchland den Frie— den angenommen. Seit 11 Monaten ruhen die Waffen, aber noch immer befinden wir uns in einem aufreibenden, dauernd mit Ueberraſchungen drohenden Zwiſchenzuſtand und warten vergeblich darauf, daß unſere Gegner nach fünf⸗ jähriger Trennung wieder die aufrichtig dargebotene Frie⸗ denshand zu gemeinſam aufbauender Arbeit ergreifen. Die neueſte Note, die von der Entente Deutſchland übermittelt wurde, fordert die Zurückziehung der deutſchen Truppen aus dem Balti⸗ kum. Aber ſie begnügt ſich nicht mehr mit Drohungen, ſie geht jetzt, da die bisherigen Befehle der Verbandsmächte hinſichtlich der Räumung der baltiſchen Lande noch nicht aus⸗ geführt ſind, zur Tat über. Die Feinde ſperren uns die Le⸗ bensmittel⸗ und Rohſtoffverſorgung und künden alle finan⸗ ziellen Erleichterungen auf. Haben wir denn bisher ſolche genoſſen? Dieſe Rückkehr zur Blockade ſoll ſo lange dauern, bis die a. u. a. Regierungen „feſtgeſtellt haben werden, daß ihrem Erſuchen voll entſprochen worden ſei“. Dieſes Er⸗ ſuchen begnügt ſich nicht mehr mit der Zurückziehung aller deutſchen Truppen, es fordert auch die aller Deutſchen, die im Baltikum in ruſſiſche Dienſte getreten ſind, und das Ver⸗ bot der Annahme ſolcher Dienſte. Die deutſche Regierung hat gezeigt, daß ſie dieſen Forderungen gegenüber machtlos iſt. Die von den baltiſchen Slavenſtaaten von Englands Gnaden geprellten deutſchen Soldaten weigern den Gehor⸗ ſam, und welche Zuchtmittel ſtünden wohl der deutſchen Re⸗ gierung den Soldaten in ruſſiſchen Verbänden gegenüber zur Verfügung? Sie könnte ſie höchſtens des deutſchen Bür⸗ gerrechts für verluſtig erklären. Wenn die deutſche Regie- rung aber ihren „Verpflichtungen“ weiterhin nicht nach⸗ kommt, daun, erklären die Feinde, werden ſie „alle ihnen erforderlichen Maßnahmen ergreifen“. Sie werden alſo im „Frieden“ weiter beſetzen und den Krieg gegen unſer ent⸗ waffnetes Land wieder aufnehmen; nur vor einem werden ſie ſich wohl hüten, ſich ſelber dem baltiſchen Weſpenneſt zu nahen und dort die Vorausſetzung zu ſchaffen, die uns eine Näumung möglich machen. Sind wir denn nun eigentlich im Zuſtand des Kriegs oder des Friedens? Die deutſche Re⸗ gierung, die eben enn den Truppen die Löhnung geſperrt hat, ſoweit ſie dem „ pmarſchbefehl keine Folge leiſten, hat unter dem Druck der Note den General von der Goltz zurück⸗ berufen. Was wird ſie aber tun können, um auch feine Truppen zurückzuführen? Die ſind ihrer Autorität ent⸗ glitten. Und — was das ſchmerzlichſte iſt, mit ihrem Abzug würde natürlich der letzte Schutz der baltiſchen Deutſchen zuſammenbrechen. Aber darum eben ſind die Verbands⸗ mächte ſo aufſäſſig. Nicht um die paar deutſchen Infante⸗ riſten handelt es ſich, denen man eine neue Exiſtenz da oben verſprochen hat, ſondern um die Ausrottung des deutſchen Weſens im Baltikum überhaupt. 58 a Neben der Baltikumnote hat Clemenceau noch eine an⸗ dere betreffs der an Belgien fallenden deutſchen Gebiete Eupen und Malmedy ö überreicht. Er beſtreitet darin offenbar das Recht Deutſch⸗ lands, ſich in die unerhörten Hebergriffe Belgiens in die deutſche Souveränität über dieſe Gebiete zu miſchen, die darin beſtehen, daß die Belgier die uns zugeſagte Volks⸗ abſtimmung praktiſch zur zweckloſen Komödie machen. 3 Der Friede iſt noch kurz vor Wochenende einen großen Schritt weitergekommen. 8 Die franzöſiſche Kammer hat den Friedensvertrag ratifi⸗ siert. 1 Nun wird der Vertrag noch dem franzöſiſchen Senat zu⸗ gehen und es iſt zu erwarten, daß nicht mehr allzulange Zeit vergeht bis zur endgültigen Verabſchiedung des Ver⸗ trags durch Frankreich. Da das Verſailler Dokument in⸗ zwiſchen auch von den britiſchen Dominions genehmigt wor⸗ den iſt, ſteht der Ratifizierung desſelben durch die britiſ Regierung nichts mehr im Wege. In Italien hat die Re⸗ gierung die techniſche Unmöglichkeit für eine baldige Rati⸗ fizierung auch ohne Kammer geſchaffen, indem ſie ſich dar⸗ auf ſtützt, daß nach der Verfaſſung Friedensverträge durch königliches Dekret ratifiziert werden können. Die Lage ſtellt ſich gegenwärtig ſo, daß die Ratifizierung durch dreß Mächte tatſächlich bald erfolgen kann. Aber ſicher iſt das noch nicht. Die Verhältniſſe im Schoße der Entente ſind auch heute noch ſo verfahren, daß neue Verſchleppungen ein⸗ treten können. Ueberall türmen ſich Schwierigkeiten auf und der Völkerbund wankt, noch ehe alle Völker in ihm vereinigt ſind. ö Italien tanzt wieder einmal eine Extratour. Seit d Annunzios Zug nach Fiume durchzuckt eine neue nationale Welle das Land und das Volk fühlt ſich von fei nen Bundesgenoſſen verraten und betrogen. Der alte R geht, wieder durch das Land: „Italien wird ſich ſelbſt he fen!“ Das Volk jubelt d' Annunzio zu, weil er durch ſei Tat alle nationalen Aſpirationen der Italiener noch ein⸗ mal zuſammenfaßt und mit dem Widerſtand gegen den drängenden, ſüdflawiſchen Zukunftsfeind zugleich die italie⸗ niſche Würde gegen die anmaßende Bevormundung dur die Entente und Amerika zu wahren ſucht. Die italienif Kammer hat als Ergebnis ihrer Erörterungen über Fiume eine, durch ein Handͤgemenge dramatiſch eingeleitete Tages⸗ ordnung angenommen, in der die Italienität Fiumes be⸗ teuert wird, womit nichts anderes gemeint ſein kann, 5 das Verlangen nach der Beſetzung Fiumes durch italieniſche Truppen. Die italieniſche Regierung hat daraufhin die ſo⸗ fortige Auflöſung der Abgeordnetenkammer verfügt und Neuwahlen auf den 10. Dezember 1919 feſtgeſetzt. Das Vo ſoll jetzt entſcheiden, wie es über die Fiumefrage denkt. Problem Fiume iſt damit bis auf weiteres ungelöſt. ö Das ſtarke Hindernis der Löſung der Fiumefrage in ital niſchem Sinn iſt Herr Wilſon, der in einer unbedingten Vorherrſchaft Italiens in Adria eine Bedrohung der Exiſtenz der neugeſchaffenen ſü ſlawiſchen Völkergemeinſchaft ſieht. Das ganze mühſam auf⸗ gebaute und durch die Krönung mit dem Völkerbund unt ſeiner Verantwortung errichtete Werk ſieht er darum i Frage geſtellt. Dies wäre umſo unangenehmer für ihn. als er ſich dadurch in Gefahr ſähe, dem ohnehin widerſpen⸗ ſtigen Senat gegenüber ein ſchon ſichtbar zuſammenbrechen⸗ des Syſtem vertreten zu müſſen. Die Erfahrungen, die er bei ſeiner Propagandareiſe für den Frieden gemacht hat, haben zudem ſeine Stellung nicht gerade gebeſſert. Wilſon⸗ kann ſich allerdings tröſten mit ſeinen Freunden Clemen⸗ ceau und Lloyd George, denen es in ihrem eigenen Lande nicht viel beſſer geht. N Clemencean hat ſich in der franzöſiſchen Kammer noch kurz vor Annahme des Friedens gegen chauviniſtiſche An⸗ griffe lebhaft verteidigen müſſen. Man hat ihm vorgewor⸗ fen, Frankreich ſei im Verſailler Vertrag um die Frucht des Sieges geprellt worden, weil es ihm nicht erlaubt wurde, ſeine Grenzen überall bis an den Rhein und womöglich noch darüber hinaus vorzuſchieben. Man erlebte das merk⸗ würdige Schauspiel, daß Clemenceau, der große Annektions⸗ politiker und Deutſchenfreſſer, aus allgemeinpolitiſchen Er⸗ wägungen heraus Mäßigung predigen mußte. Ob mit Er⸗ folg, das ſei dahingeſtellt. 5 Das Streikfieber, das alle größeren Induſtrieſtaaten i Europa ergriffen hat, hat ſich jetzt auch auf England aus gedehnt. 9 Ein allgemeiner Eiſenbahner⸗Ausſtand ö iſt dort als Auftakt zum Klaſſenkampf entbrannt. Der ge⸗ ſamte Eiſenbahnverkehr iſt dadurch brachgelegt und di ö Wirtſchaftslage des Juſelreichs bedroht. Es handelt ſich für die engliſchen Eiſenbahner darum, daß ihnen der Genuß der hohen Kriegslöhne nicht geſchmälert werde. Sie wollen 100 dauernd beſſere Arbeits⸗ und Lebensverhältniſſe ſichern, auch wenn die beſtehende Ordnung der Geſellſchaft darunter lei⸗ den ſollte. Die Behörden ſtehen dieſer Zielſetzung gegen⸗ über auf dem Standpunkt, daß die reſtloſe Genehmigung der von den Eiſenbahnern geſtellten Anſprüche eine ſo ſtark Belaſtung des geſamten öffentlichen Lebens bedeuten würde daß ſie nicht erfolgen könne. Das iſt kurz der Sinn a Konflikts, der jetzt in England zum Austrag kommen ſo Für die Regierung Lloyd Georges bedeutet der 3 ſtreik einen Entſcheidungskampf. Das Kabinett hat 7 0 Kampfanſage entaegengenommen. Es iſt entſchloſſen. mi