2 —— eee Die Lage im Baltikum. . Berlin. 2. Okt. Der „Kreusztg.“ wird aus Mitau ge⸗ meldet, die Teile des 6. Reſervekorps, die ſich zur Rückkehr nach Deutſchland nicht bereitfinden ließen, ſind geſchloſſen zu den Ruſſen übergegangen und befinden ſich unter dem kuſſiſchen Oberſt Bermondt bei den deutſchen Legionen. Die dDieſen nicht beitretenden Soldaten werden in den nächſten 14 Tagen nach Deutſchland zurücktransportiert. In der⸗ Fbelben Zeit wird die deutſche Legion in dem Abſchnitt beider⸗ its Bauſt aufmarſchieren und die letzten Vorbereitungen m Vormarſch treffen. Die eiſerne Diviſion, die in ihren länen und Zielen vollkommen mit der deutſchen Legion bereinſtimmt, verſammelt ſich zunächſt iw und bei Mitau. ch einer Meldung des „Lokal⸗Anzeigers“ beſteht die Ab⸗ ſicht, in Mitau eine Selbſtverwaltung zu bilden, die ſich unter ruſſiſche Oberhoheit ſtellt. Die Demokraten und die Regierungsumbildung in Sachſen. W. T. B. Dresden, . Okt. Geſtern haben die Verhand⸗ lungen der Mehrheitsſozialiſten mit den Demokraten über deren Eintritt in die ſächſiſche Regierung begonnen. Die Demokraten ſollen zwei Miniſterſitze bekommen. Sie ver⸗ langen aber eine ausreichende Garantie für einen wirklichen Einfluß auf die Regierung. ö Die Verſorgung Bayerns. W. T. B. München. 1. Okt. Die Regierung hat im Land⸗ dag einen 50 Millionenkredit beantragt. um betröchtliche Wa⸗ renmengen, hauptſächlich Reis und Hülſenfrüchte, an den ſüddeutſchen Grentzen anzukaufen. Vermischte hachrichten. Gefangenenheimkehr. Die Reichszentralſtelle für Kriegs⸗ and Zivilgefangene teilt mit: Bei der deutſchen Waffen⸗ illſtandskommiſſton iſt ene Note der engliſchen Waffen⸗ ftillſtandskommiſſion eingelaufen, in der erklärt wird, die HPeimſchaffung der deutſchen Kriegsgefangenen aus Aegypten werde in kurzem beginnen und die Heimſchaffung der Ge⸗ jangenen aus den anderen britiſchen Kolonien ſei in die Wege geleitet. Eine britiſch⸗deutſche Unterkommiſſion zur Regelung der verſchiedenen Fragen werde nicht für nötig erachtet. 1 Verunglückte Heimkehrer. Wie die „B. Z.“ meldet, iſt der Heimkehrerzug Nr. 6055 von Tauberbiſchofsheim an der Tauber nach der Auflöſungsſtation Corbeta bei Leip⸗; . heute früh bei Naumburg an der Saale auf den Eilzug Nr. aufgefahren, wobei 8 Perſonen ſchwer verletzt wurden. Ausſchreitungen. Im Geſtemünder Hafen ſind Aus⸗ chreitungen von Mitgliedern des Seemannsbundes gegen fahrtbereite Schiffsbeſatzungen verübt worden. Auf dem Fiſchdampfer „Nire“ wurde durch eine Schar junger Bur⸗ ſchen ſämtliches Inventar in den Schiffs raum binabgeſchleu⸗ dert, in welchem ſich mehrere Seeleute befanden, die mit knapper Not dem Tode entgingen. Im Handelsbafengebiet wurde ein ausladender Fiſchdampfer überfallen. Mehrere dieſer Dampfer ſind ausgefahren. Es ſind ſeti Begiun des Streikes 36 Fiſchdampfer in See gegangen. Schwere Kämpfe in Marokko. Die „Times“ melden aus Madrid, daß die Offenſive der Spanier gegen Raiſuli be⸗ Sonnen hahe. Die ſpaniſchen Truppen hätten die ihnen für den erſten Tag geſteckten Ziele im ſchweren Kampfe erreicht. Eine aus Eingeborenen zuſammengeſetzte Truppenabteilung, die von ſpaniſchen Offizieren geführt wurde, durch das Dorf Neni⸗Saleni gezogen ſei, ſei in einem Hinterhalt Raiſulis gefallen, habe gemeutert und darauf die ſpaniſchen Offiziere ermordet. Prabtnaehrichten. Die Autonomie für Oberſchleſten. Ta. Berlin, 2. Okt. In den Verhandlungen zwiſchen Vertretern Oberſchleſiens und der preußiſchen Landesver⸗ ſammlung wurde eine Einmütigkeit unter fämt⸗ lichen Parteien erzielt. Demnach ſoll Oberſchleſien die provinzielle Autonomie im Rahmen der weit⸗ gehendſten Beſtimmungen erhalten, die in Zukunft für die preußiſchen Provinzen maßgebend ſein ſollen, und war ſofort, nicht erſt ab 1. April 1920. Auch der Beirat beim Oberpräſidenten ſoll ſofort geſchaffen werden. Dieſe Vereinbarung iſt umſo bedeutungsvoller, als bisher eine Einigung zwiſchen Zentrum und Sozialdemokratie nicht zu⸗ ſtande gekommen war. Franzöſiſch⸗luxemburgiſch⸗belgiſche Zollunion? Ta. Bern. 2. Sept. Nach einer Information des Echo — Im Hauſe Dettinger. Eine Schweizer Famlliengeſchſchte von Heturich Köhler. 5 (Nachdruck verboten. Fritz Eberhardt be . ber einen klaren und ſcharfſinnigen Geiſt. Obgleich durchaus nicht gefühlvollen Regungen unterworfen, war er doch feinfühlig und einer aufrichtigen und tiefen Neigung fähig, wie er Gertrud gegenüber ja unzweifelhaft bewieſen hatte. Aber er beſaß auch die Fehler dieſer Eigenſchaften und war vor allem über⸗ mäßig empfindlich. Nach dem Verhalten der jungen Frau am Tage der Ankunft auf dem Weinbergshäus⸗ chen war er nunmehr vollſtändig überzeugt, daß Ger⸗ trud nur aus einem äußeren Grunde eingewilligt hatte, ſeine Frau zu werden, daß ihr Herz aber nie ihm gehören werde. Obgleich ſie ihm bei ihrem Ja⸗ wort geſagt hatte, daß ſie nicht das für ihn empfinde, s man Liebe nenne, fühlte er ſich nach der von bewieſenen Aufopferung ſchwer verletzt, und die itterſten Gedanken ſtiegen in ihm auf. Er ſagte ſich, daß ein geheimnisvolles Etwas, ein fremder Entſchluß zwiſchen ihnen ſtände. Obgleich ſie nicht unfreundlich gegen ihn war, empfand Fritz ihre Paſſivität wie deren Geidigung, denn er hatte plötzlich die Geduld, Stillen noch benötigte, verloren. Er war im ichtbaren Nebenßuhle i Weinbergs⸗ häuschen ganz . 1 erfüllt. Wenn er ihm hätte perfönlich gegenüberſtehen können, würde er mit ihm ſchon fertie eworden ſein, aber die Machtloſigkeit, gegen ein 5 antom zu kämpfen verbitterte ihn mehr und mehr. Es 85 ihm lieber gabeſen wenn ſie ihr Bedauern über die geſchloſſene Ehe oder ihre Abneigung offen 8 510 hatte aber dieſe ſtumme Ergebenheit quälte chu Er hatte keine Ahnung davon, wie aufrichtig ee ee Phantom kämpfte und daß es ſich im Mun 5 nur um einen Rückfall handelte Nun wurde durch ſein unfreundliches Verhalten das Vertrauen, das Ger⸗ 3 . 9 i einer wütenden Eiferſucht auf dieſen un⸗ de Parts“ iſt der durch die Volksabſtimmung beſchlöſſene wirtſchaftliche Anſchluß Luxemburgs an Frankreich nur der Vorläufer einer Wirtſchaſtsgemeinſchaft zwiſchen Frankreich. Belgien und Luxemburg. Die Regierung in Paris, Brüſſel, Luxemburg ſind bereits mit der Verwirklichung dieſes Planes beſchäftigt, der u. a. in einer Zollunion beſteht. a Holländiſch⸗belgiſche Kriegs vorbereitungen? T. Paris, 2. Oktober. wei Brüſſeler Zeitungen „Nation Belge“ und „Neptune“ behaupten über kriegeriſche Vorbereitungen gegen Belgien in Holland berichten zu können. Dieſe beſtänden hauptſächlich in der Tatſache, daß deutſche Offigiere ſich bereit erklärten, in der holläudiſchen Armee Dienſte zu tun; weiter habe die holländiſche Regie⸗ rung eine Beſtellung auf 20000 Maſchinengewehre gemacht. Im belgiſchen Kabinett beſtänden Meinungsverſchiedenheiten. (Die Meldung iſt mit aller Vorſicht aufzunehmen; ſie klingt wenig wahrſcheinlich. Immerhin muß man ſie als charak⸗ teriſtiſch für die Stimmung im Eutentelager regiſtrieren. Daß dabei auch die böſen Deutſchen eine Rolle ſpielen, braucht nicht weiter zu wundern.) 88 Niederlagen der Jtafener in Albanien. W. T. B. Baſel, 2. Okt. (Europa Preß.) Nachrichten aus Skutari bringen die Beſtätigung der in ſozialiſtiſchen Blät⸗ — tern Italiens enthaltenen Meldungen über eruſte militä⸗ riſche Schlappen der Italiener in Albanien. Die Italiener laſſen auf ihrem Rückzug große Vorräte an Lebensmitteln. Waffen und Munition zurück. Ausſtand in Lothringen. 5 W. T. B. Berlin, 2. Okt. Faſt alle Gruben des Eiſenberg⸗ baues in Lothringen ſind in den Ausſtand getreten. Man erwartet den Sympathieſtreik der Metallarbeiter. Bisher ſind in Lothringen 15 000 Arbeiter ausſtändig. Revolutiousgefahr in Polen. W. T. B. Mähriſch⸗Oſtran, 1. Okt. Der Krakauer Czas erfährt aus Warſchau: Ohne Zuſammenhang mit dem Ulti⸗ matum des Warſchauer Arbeiterrates, das mit dem General⸗ eik droht, wenn der Krieg im Oſten nicht bis zum 1. Okto⸗ er beendet iſt, drohen auch die Warſchauer Poſtbedienſteten, e Bedienſteten der Straßenbahn und der Gas⸗ und Elektri⸗ gzitätswerke mit dem Streik, wenn ihre Forderungen nicht bis zum 1. Oktober erfüllt ſind. Der Berichterſtatter fügt hinzu, die Regierung habe Beweiſe, daß ſchon längere Zeit hindurch die Kommuniſten unter Führung der ruſſiſchen Volkskommiſſare in Polen darauf hinarbeiteten, im ganzen Lande eine Revolution heraufzubeſchwören. Die Behörden werfügten für den 1. Oktober ſtrenge Militärbereitſchaft. Dir Regierung ſet feſt entſchloſſen, ſich der ſtrengſten Mittel zu Hedienen. 5 g Erſchießung von Offizieren in Kronſtadt. W. T. B. Berlin, 2. Okt. Nach Meldungen aus Finnlanz a die Bolſchewiſten in Kronſtadt 11 Offiziere erſchoſſen, ie im Verdacht ſtanden, mit den Antibolſchewiſten in Ver⸗ bindung zu ſtehen. Unter den Erſchoſſenen befindet ſich auch ein General. 25 e eee, Die Ukraine gibt ihre Selbſtändigkeit auf. Kopenhagen, 2. Okt. Hieſige Zeitungen melden aus Helſingfors, daß zwiſchen dem Führer der ukrainiſchen Trup⸗ peu, General Petljura, und dem ruſſiſchen General Denikin ein Abkommen abgeſchloſſen wurde, wonach die Ükraine auß die Unabhängigkeit verzichten und zukünftig in Großrußlans einei bevorzugte Stellung erhalten ſollte. wurde durch die Galizier erzwungen, die die Mehrheit der Truppen Petliuras ausmachen. Der amerikaniſche Senat und die Ratifizierung. London, 1. Okt. Der Newyorker Korreſpondent des „Daily Telegraaf“ meldet ſeinem Blatte: Die meiſten Behörden, die ich hier befragt habe, haben von Anfang an nicht daran gezweifelt und zweifeln noch immer nicht daran, daß trotz der Beredſamkeit und der ver⸗ zweifelten parlamentariſchen Liſten, zu denen die Gegner Wilſons als Antwort auf ſeine hinreißenden Reden auf den Tribünen in zahlreichen Städten ihre Zuflucht nehmen, der Friedensvertrag doch noch mit einer Mehrheit von 74 Stim⸗ men, d. h. 10 Stimmen mehr als die erſorderliche Drei⸗ virtelmehrheit, ratifiziert werden wird. Die letzte Abſtim⸗ mung des Senats ergab 56 demokratiſche und 28 republika⸗ niſche Stimmen zu gunſten der Ratifizierung des veränder⸗ ten Friedensvertrags, mit nur 5 oder 6 Vorbehalten harm⸗ loſen und einfach erklärendne Charakters. Wie dem Be⸗ richterſtatter verſichert wurde, wäre das einzige Mittel, das dieſes Ergebnis verhindern könnte, eine Obſtruktion im Senat durch Lärm oder durch Hartnäckigkeit Wilſons, wenn er ſich darauf verſteifen würde, die erklärenden Vorbehalte nicht annehmen zu wollen. Die republikaniſchen Führer trud bereits zu ihm gefaßt, wieder erſchüttert und ihr gegenſeitiges Verhältnis geſtaltete ſich immer kühler. Als ſie beide eines Abends im Hochſommer von einem Spaziergange zurückkehrten, traten ſie am Ende der Anlagen in den Obſtgarten ein. Ihr Weg führte ſie an der Holzbank im Gebüſch vorüber, und Ger⸗ trud beſchleunigte unwillkürlich ihre Schritte. Es war weniger der Gedanke an Walter, der ſie bewegte, als vielmehr das Gefühl, als beginge ſie ein Unrecht an Fritz, wenn ſie mit ihm gerade an dieſer Stelle ver⸗ weilte. Aber ihr Mann, der geſpannt auf alles acht gab, bemerkte dieſe Abſicht, und in einem Anfall von Trotz drang er darauf, ſich dort niederzulaſſen. „Komm,“ ſagte er, „ich bin den ganzen Tag auf den Füßen geweſen und möchte mich ein wenig aus⸗ ruhen. Wir wollen uns hier auf dieſe Bank ſetzen.“ Sie gehorchte, weil ſie keinen Grund zu einer Wei⸗ gerung fand, und ſie ſetzten ſich nebeneinander auf die ſchmale Bank. In ihre Gedanken vertieft, hörte ſie, ohne zu ſprechen, dem Geräuſch zu, welches die Grus⸗ mäher auf der nahen Wieſe mit ihren Senſen verur⸗ ſachten Der Geruch von friſchem Heu erfüllte die Luft, und ſoeben kam der Mond hinter dem Walde zum Vorſchein. Als Fritz den Kopf erhob und ſeine Blicke den Augen Gertrüds begegneten, bemerkte er einen feuchten Schimmer in ihnen. „Warum weinſt du?“ fragte er plötzlich erregt. Gertrud fuhr zuſammen. Sie hatte ſich über die Entfremdung zwiſchen ihnen betrübt, aber ſein bar⸗ ſches Weſen verletzte ſie. 5 Ich s“ murmelte ſie. „Ich weiß nicht. Entſchul⸗ 75 Ich 7 85 nervös!“ Er zuckte die Achſeln und verſetzte ungeduldig: „Ich will dir ſagen, was du haſt. Du weinst weil du etwas wünſcheſt, oder du bedauerſt etwas — oder jemanden.“ „Nein,“ antwortete ſie mit ſchwacher Stimme, „ich wünſche nichts und bedauere niemanden.“ „Kannſt du mir das ſchwören? — — Aber nein,“ fügte er ſpöttiſch hinzu, „ſchwöre lieber nicht! — Ich würde dir doch nicht glauben.“ 5 „Weshalb zweifelſt du an mir, Fritz? Das Abkommen im Senat werden die Verſchreppmstartir is zum teten Augenblick verfolgen. Eine Flut offener Empörung beginn ſich bereits bemerkbar zu machen. Präſident Mifſon kehrt mit dem Bewußtſein nach Hauſe zurück, ſich nicht . geopfert zu haben. 75 He Arbeterkonereng in Wee, St. Germain, 2. Okt. (Wiener Corr. Büro) der Friedens konferenz richtete Polk an Konſul Mayer⸗ heimer eine Note, in der mitgetelit wird, daß die Friedens delegation beſchloſſen habe, die Frage der Zulaſfung der Delegierten Oeſterreichs und Deutſchlands zu der für den 29. Oktober von Wilſon einberufenen Arbeitskonferenz, die⸗ ſer Konferenz ſelbſt zu überlaſſen. a a a Die Negerhetze in Amerika. 17 Haag. 2. Okt. „Nieuwe Courant“ meldet aus Omahe vom 30. September: Hier kam es zu Ausſchreitungen gegen die Negerbevölkerung. Ein Neger, der beſchuldigt wurde einen Anſchlag auf ein weißes Mädchen verübt zu haben wurde aus dem Gefängnis geholt, aufgehängt und mit Ku geln durchſiebt. Schließlich ſtellten 2000 Soldaten die Ord⸗ nung wieder her. Man befürchtet eine Wiederholung den Aus ſchreitungeneeenmgnmgggg. Namens Unhaltbare Zuſiände in der Oemüßsſamenzucht. Die enorm hohen Mreiſe, die SZamenlnapphant und auch Aufforderungen in Fachblättern, ſeltſt Samen zu ziehen haben dazu geführt, daß Unkenntnis und auch wohl off Gewinnſucht uns zu Sämereien verhalfen die manchen ahnungsloſen Gemüſezüchter empfindlih geschädigt haben und manchen „Selsſtzüchter“ und Seſhſtnerſorger“ blaue Wunder erleben ließen, wenn ſcine „ſelpſigezüchteten“ Vaſtarde ſich entfalteten und nicht das brachten, was gewünſcht war. Schon im Frühling ſaß man an den Sgatheeten beim Aufgehen — beſonders bei Kohlarten daß man vor einer gemiſchten Geſellſchaft ſtand. Nicht gleichmäßig keimte die Saat, wie wir es ſonſt gewohm waren, ſondern in Zwiſchenräumen von mehreren Taten kommen die einzelnen Teile der Miſchung zum Vor⸗ ſchein. Wachſen die Pflanzen heran, ſo treten ſchon einige Unterſchiede in der Raſſe auf. Gut wenn es nur dabei bleibt. Aber ſchlimmeres ſteht uns oßt de⸗ vor, wenn unſere Erzeugniſſe „fertig“ ſein ſollen. Wir ſehen die ſonderbarſten Geſtalten, „holb Fisch, halb Menſch“, möchte man ſagen. Hier ſteht Kohlrabi mit Wirſingblättern, dort Grünkohl, deſſen Blätter darnach trachten, ſich zu einem Wiſchelkopf zu rollen und der⸗ gleichen. Ich ſah kürzlich im Garien eines Kleinſiedlers ein Beet mit etwa 100 Grünkohlpflanzen (faßt ausge⸗ wachſen), davon waren ſage und ſchreibe 3 echt; alles übrige — gegen 97 Prozent — zeigen ein un⸗ definierbares Etwas, daß auf alle möglichen Eltern⸗ ſchaften ſchließen ließ. Das war ein Beiſpiel von vielen, unzähligen! Dieſe Kalamität iſt nicht nut tles eine örtliche Erſcheinung, nein, auch anderswo iſt man ſoweit gekommen, wie ich mich kürzlich in der Um⸗ gebung Erfurts überzeugen konnte. Man denke „Er⸗ furt“ die Hochburg der deutſchen Samenzucht und Han⸗ dels. Aber in den meiſten Fällen hat der dewährte Sa⸗ menzüchter und Händler mit ſolchen „Erzeugniſſen“ nichts zu tun. Vielfach pflanzt der Laie ſich ſezt . weil er je ſelber Samen ziehen ſoll — ein vaor Weißkohl, Not kohl, Grünkohl, Kohlrabi ꝛc. in einer VReihe ſchön auß — ſo, das iſt meine Samenzucht! Nun blüht nachher die Geſellſchaft, ſo ziemlich zu gleicher Jeit. Der Blü⸗ tenſtaub wird vom Wind und Inſekten von einer Staude zur andern getragen und ſchließlich iſt die ganze Ge⸗ ſellſchaft miteinander verſchwägert und das Reſultat ig nun, daß alle Sianden Vaſtardſamen an der für unſere Kulmren nicht brauchbar iſt. Darurß foll ein Kleingartenbeſitzer, wenn er ſeinen Samen glaubt ſel⸗ ber ziehen zu müſſen, nur eine Sorte Kohl zum Samentragen ſtehen laſſen. Will man in Kleingarten⸗ kolonien abſolut ſeibſt Sämereien ziehen, ſo mögen fich verſchiedene Koloniſten einigen und z. B. einer Wir⸗ ſing, der andere Grünkohl oder Roſenkohl ze. für Sa⸗ menzucht ſtehen daßfen, ſo daß die verſchiedenen Kohr⸗ arten in genügender, räumlicher Entfernung von einan⸗ der blühen und eine Kreuzbefruchtung ausgeſchloſſen . tea f . Sie hatte ſich, von einem unbeſtimmten Schreck ergriffen, zitternd erhoben. 5 „Ich habe dich vor unſerer Hochzeit gefragt, os du mich auch aus freiem Willen heirateſt und nicht aus Trotz oder Eigenſinn. Und du haſt mir dies ver⸗ ſichert.“ „Es war die Wahrheit!“ N „Sie war es nicht!“ rief er heftig. „Du haſt mich nur genommen, weil du einen andern, der ein falſches Spiel mit dir trieb, nicht haben konnteſt!“ Dieſe Beſchuldigung und der harte, rückſichtsloſe Ton, in dem ſie gemacht. wurde, empörte Gertrude Stolz. Sie zuckte die Achſeln und entgegnete kurz; „Dann biſt du falſch berichtet worden.“ „Schwerlich, denn ich weiß genug, um mich nicht überliſten zu laſſen.“ „So bleibe nur dabei!“ rief ſie erregt. die Grobheiten nicht, und es iſt unnütz, mit dir weiter zu unterhandeln.“ g Während ſie ſich in ſtolzer Haltung entfernte, zer⸗ ſtürte Fritz in einem Anfall von Zorn die alte morſche Bank, auf der ſie ſoeben geſeſſen hatten. Er hatte ja eigentlich nur gewünſcht, daß Gertrud dieſe Gelegenheit zu einer Auseinanderſetzung benutzte, und ihm bewieſen hätte, daß er Unrecht habe. Nach⸗ träglich ſah er allerdings ein, daß er ſich zu ungeſchickt benommen hatte. Trotzdem beging er eine zweite Un⸗ geſchicklichkeit, indem er nach dieſer Szene die Art der ſchüchternen und überempfindlichen Menſchen befolgte, auf einem eigenſinnigen Schmollen zu beharren. Am nächſten Tage fuhr er mit ſeinem Rade ſehr frühzeitig ins Geſchäft und quälte ſich dort mit ſeinen eiferſüch⸗ tigen Ideen herum, während Gertrud in ihrer Ein⸗ ſamkeit auf dem Weinbergshäuschen gleichfalls mit un⸗ behaglichen Gedanken kämpfte. Ihre Traurigkeit ie ſogar dem alten Hintze auf, der zu ſeiner Frau die Bemerkung machte, daß dieſe Ehe wohl keine beſonden glückliche ſei, und die junge Frau im Grunde feines Herzens bedauerte. „Ich lieze SSS 2 — 40 1 kat 0 4 f alt 7 fc al 72 den gaht Auw. ſub: dabe die