. 1 Amtliches Erſcheint täglich wit Wenahme der Sonn⸗ und Feiertage. — Bezugspreis monatlich 1.50 Mark mit Trägerlohn; durch die FVoſt bezogen vierteljährlich 4.50 Mk., ohne Zuſtellungs⸗ gebühr. — Druck u. Verlag der Hof⸗ Buchdruckerei: Karl Molitor Nachfolg. u Ludwig Nerlinger :: Ladenburg am Neckar. 22 „%%% r 1 22 burg, Schriesheim, 15 780 enburg bl d f l 1 1 5 155 f 1 55 er Beddesheim und Neckarhauſen. 3 55 5 Beilage: . wöchentlich ein vierſeiniges; a Illuſtriertes Sonntagsblatß . j Anzeigen: 5 die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 35 Pfg. Reklamen 120 Pfg. Redaktion: L. Nerlinger, Ladenburg. Poſtſcheckkonto Nr. 4031 . Amt Karlsruhe. : : Fernſprecher Nr. 15 g eee eee eee terer 1 Freitag den 3. Oklober 1910. Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Miannheim. 50. Jahr gang Tagesſchau. Nach Berliner Meldungen wird Abg. Schiffer vas Mini⸗ lerium der Juſtiz übernehmen. Ueber die Beſetzung der deiden anderen den Demokraten zuſtehenden Ministerien iſt doch keine Entſcheidung getroffen. Miniſter Dauid wird als Waudclsminiſter ohne Portefeuille im Miniſterium ver⸗ Weiben. g Im Auswärtigen Amt in Feelin wirge geſtern nacht 11 Uhr der erſte Staatsvertrag zwiſchen Deutſchland und Polen unterzeichnet. In den einleitenden Worten des Vertrags wird erklärt, daß beide Staaten gewillt ſind, ſich mit den ge⸗ genwärtigen Verhältniſſen abpufinden. Das Abkommen, das Die Amneſtie für politiſche Vergehen und die Freilaſſung der Gefangenen betrifft, tritt mit ſeiner Ratifizierung in Funk⸗ tion. Die Neichszentrale für Kriegs⸗ und Zivilgefangene teilt mit, daß in der Zeit von 24. bis 30. September 62 429 Heim⸗ Kehrer in den Durchgangslagern eintrafen. Insgeſamt ſind feit Beginn der Transporte am 29. Auguſt rund 130 000 Mann heimgekehrt 12 Aus Wiener parlamentariſchen Kreiſen verlautet, der bisherige Sektionschef Riedel werde als Geſandter Deutſch⸗ Oeſterreichs nach Berlin gehen. Chicago Tribune“ meldet, daß das amerikaniſche Kriegs⸗ ſchiff „Olympia“ zend eine Zerſtörerflottille an der adriati⸗ ſchen Küſte kreuze, um jeden italieniſchen Landungsverſuch zu verhindern. 0 „Popolo d Italia“ dementiert in aller Form das Gerücht, wonach d' Annunzio den Befehl zur Beſetzung der dalmatini⸗ ſchen Städte erteilt habe. Dieſe Gerüchte wurden von der ſtalieniſchen Regierung ausgeſtreut zur Diskreditierung Annunzios. 3 Die Schweizer Blätter melden aus Helſingfors, die ruſ⸗ ſiſche Armee des Generals Judenitſch habe ihre große Offen⸗ dive auf Pleskan begonnen und dabei nur wenig Widerſtand Befunden. 11 Dörfer wurden bisher genommen. Die Umbildung der Reichsregierung. Die Demokraten in dem neuen Reichskabinett. Vollkommene Einigung. — Die neuen Reſſorts. W. erlin, 1. Okt. Die Verhandlungen über die Umbildun es Kabinetts haben heute ſowohl in der Sache ſowie bezüglich der Reſſorts zu einer völligen Verſtändi⸗ gung geführt. Die Demokraten übernehmen künftig das Miniſterium der Juſtiz, deſſen Leiter gleichzeitig mit der Vertretung des Reichskanzlers betraut werden wird, das Miniſterium des Innern ſowie das neue Miniſterium zur Duchführung der wirtſchaftlichen Friedens bedingungen, jus⸗ beſondere des Wiederaufbaues Nordfrankreichs und Bel⸗ gieus. Dieſem Miniſterium werden zugleich die wichtigen Aufgaben der Entſchädigung der Auslandsdeutſchen, der Ko⸗ lonialdeutſchen und die Abwicklung der Vorkriegsſchulden und der Zwangsliquidationen ſowie der Entſchädigungen für unſere Handelsflotte zugewieſen. Die endgültige Bezeich⸗ nung und Geſchäftsabgrenzung für dieſes Miniſterium bleibt vorbehalten. Auf Grund dieſer Verſtändigung wird der Reichskanzler im Auftrag des Reichspräſidenten die in der Verfaſſung vor⸗ geſchriebenen Verhandlungen führen, die, wie angenommen werden darf, noch im Laufe des morgigen Tages zum Ab⸗ schluß gelangen werden. Miniſter David wird dem Kabinett als Miniſter ohne Portefeuille angehören. Der interfraktio⸗ nelle Ausſchuß tritt wie früher unter dem Vorſitz des Herrn von Payer wieder in Tätigkeit. Die entſcheidende Fraktionsſitzung der Deutſch⸗Demokrati⸗ ſchen Partei. W. T. B. Berlin, 1. Okt. Wie das „Berliner Tageblatt“ meldet, kann der Eintritt der Demokraten in die Regierung als ſicher bezeichnet werden. In der heutigen Fraktions⸗ ſitzung der Demokraten iſt der Eintritt grundſätzlich be⸗ ſchloſſen worden. Ihre Forderungen ſind in allen weſent⸗ lichen Punkten bewilligt worden, insbeſondere iſt man ihnen in der Frage des Betriebsrätegeſetzes entgegengekommen. Es iſt ein für die Demokraten annehmbares Kompromiß ge⸗ ſchloſſen worden. DSeutſche Nationalverſammlung. 5 Berlin, 1. Okt. Eröffnung der Sitzung um 1.5 Fiortſetzung der erſten Beratung des e Tu multgeſetzes. e Abg. Dr. Graf zu Dohna (D. Vp.): Das Geſetz war not⸗ wendig. Die Geſchädigten ſind in der größten Notlage, Kommiſſionsberatung iſt nötig. Wir ſchlagen den Verfaſ⸗ ſungsausſchuß zur Behandlung der Frage vor. Abg. Cohn (U. S.): Man kann die Gemeinden auch dar⸗ am nicht für die Tumulte verantwortlich machen, weil häu⸗ dis die Beugeuhigung erſt durch die einrückenden Truppen in eine ruhige Gemeinde getragen worden iſt. Ich halte für richtig, wenn man das Reich verantwortlich macht. Nach der jetzigen Faſſung des Geſetzes müßten denen, die ihre Anſprüche jetzt anhängig gemacht haben, die Koſten der ichwebenden Prozeſſe auferlegt, ſie alſo noch beſtraft werden. Der Geſetzentwurf wird einem Ausſchuß von 21 Mit⸗ gliedern überwieſen. Es folgt die Beratung der Interpellation Dr. Heintze und Gen. über die deutſche Valuta. Abg. Dr. Hugo (D. Vp.) begründete die Interpellation. Wirtſchaftliche und volitiſche Urſachen baben die deutſche kann, daß Ordnung in unſerem Etat herrſcht. Valuta ſo ſinken klaffen, daß ſie den wirtſchafklichen Anſchluß Deutſchlands an den Weltmarkt bedroht und die Lebens⸗ fähigkeit der deutſchen Wirtſchaft im Innern gefördert. Die Regierung müßte mit den internationalen Verhandlungen eingreifen. Den letzten Stoß hat unſere Valuta durch die Politik des Reichsfinanzminiſters erlitten, der von der Möglichkeit eines Staatsbankerotts geſprochen hat, von der Abſtempelung der Notenqubte uſw. Wie iſt es möglich, daß ein Miniſter noch am Platze iſt, mit dem die Mehrzahl der Volksvertreter nicht einverſtanden iſt? (Lärm im Zentrum,) Der Wille zur Arbeit wächſt. Die Regierung muß mit äußerſter Schärfe für Ruhe und Ordnung ſorgen, damit das Ausland Vertrauen zu uns gewinnt. Nosle hat mit an⸗ erkennenswerter Energie geſprochen. So etwas wirkt gut auch nach dem Ausland hin. Reichsfinanzminiſter Erzberger: Der Herr Vorredner hat kein Mittel genannt zur Hebung der Valuta, das wir nicht ſchon in Angriff genommen hätten. Ich nehme Bezug auf meine Denkſchrift über die Valutafrage. Manches läßt ſich nicht in voller Oeffentlichkeit verhandeln. Daß der No⸗ tenumtauſch nicht ſtattgefunden hat, lag an techniſchen Schwierigkeiten, die von anderer Seite geltend gemacht wur⸗ den. Die Erholung des Kurſes nach dem Bekanntwerden der Rückgängigmachung des Notenumtauſches war nur mi⸗ nimal. Geſtern iſt mit Holland ein Abkommen abgeſchloſſen worden. Eine Arbeitsloſenverſicherung iſt in der Ausar⸗ beitung begriffen. Bis dies Geſetz wird, muß die Arbeits⸗ loſenunterſtützung bezahlt werden. Die Valuta ſank im Auguſt auch darum, weil viele Millionen Papiermark aus dem Oſten in der Schweiz auf den Markt geworfen wurden. Wenn Deutſchland keine Zahlungsmittel mehr hat, gibt es zwei Wege, entweder mit Waren an das Ausland zu be⸗ zahlen oder langfriſtige Kredite aufzunehmen. Wir müſſen mit der Aufhebung der Zwangswirtſchaft ſehr vorſichtig ſein. Die Einfuhr von Tabak wird übrigens geregelt werden. Die Verhältniſſe in der Textilinduſtrie wären unhaltbar, wenn die Regierung nicht ordnend eingriffe. Wir müſſen uns mit den Nachbarländern auf den Warenaustauſch ein⸗ ſtellen. Das alles muß zentraliſiert und geordnet werden. Es geht nicht an, daß einzelne Gemeinden für Millionen waähllos vom Auslande einkaufen. Die Regierung tut alles, um den Export zu heben. Anleihen in großen Zügen auf⸗ zunehmen geht nicht an vor Ratifizierung des Friedensver⸗ trages. Der einzige großzügige Geldgeber ſind die Ver⸗ einigten Staaten, aber auch dieſe kommen erſt nach der Ra⸗ tifizierung des Vertrages in Frage und auch dann wird es nicht genügen, daß einer nach Newyork hinüberfährt und nun gleich ungezählte Millionen mitbringt. Juternatio⸗ nale Abmachungen ſind nötig zur Sicherung des europä⸗ iſchen Geldweſens zwiſchen Europa einerſeits und Amerika andererſeits. Das deutſche Volk arbeitet zu billig für das Ausland. Dieſe Unterbietung auf dem Weltmarkte muß aufhören. Eine Reduzierung muß herbeigeführt werden teils durch Selbſthilfe, teils durch Regierungsmaßnahmen. Unſere Valuta kann nicht geſunden, wenn die Kapitalsflucht ſo fort geht. Es wird mit größter Strenge dagegen vor⸗ gegangen werden. Die Steuerreform muß ſchnellſtens ver⸗ abſchiedet werden, damit ſich auch das Ausland überzeugen Die Politik 1 25 Senkung der Lebensmittelpreiſe wird fortgeſetzt wer⸗ en. Das Haus tritt in die Beſprechung der Interpellation ein. a Abg. Dr. Braun⸗Franken (Soz.): Die Zwangswirtſchaft heute aufzuheben, wäre ein Experiment der verhängnis⸗ vollſten Art. darnieder. a Abg. Dr. Gothein (Dem.): Wir ſind für die ſofortige Ein⸗ führung der freien Wirtſchaft geweſen, zumal unſere Gren⸗ zen nicht bloß nach Weſten hin offen ſind. Auf unſere Zoll⸗ ſache iſt nicht mehr der alte Verlaß. Die Valuta kann nur gehoben werden durch Schaffung von Auslandsware. durch Arbeitswillen und geordnete Finanzwirtſchaft. Reichsfinanzminiſter Erzberger: Solange die Entente uns nicht mehr unſere Zollgrenze im Weſten werden läßt, ſo lange kann unſere Wirtſchaft nicht geſunden. Dabei hat die Entente ſelbſt keinen Vorteil von dieſen Zuſtänden. In den Verhandlungen zwiſchen dem Reichskommiſſar und der hohen Kommiſſion in Koblenz iſt feſtgeſtellt worden, daß unſere Einfuhrliſten auch im Weſten Geltung haben müſſen. Ueber die Erhebung der Zölle in Gold ſoll am 10. Oktober eine Konferenz ſtattfinden. Die jetzigen Zuſtände ſind un⸗ haltbar. Es ſoll alles getan werden, um die Wunde im We⸗ ſien zu ſtopfen, ſonſt können wir unſere verſprochene Wie⸗ dergutmachung nicht durchführen. Reichswirtſchaftsminiſter Schmidt: Mit der Senkung der Woensmittelpreiſe durch Staatszuſchüſſe ſind uns andere Sauber vorangegangen, vor allem Frankreich und England. Die Belaſtung des Budgets iſt ſchwer, aber ohne dieſe Zu⸗ ſchitſſe iſt eine Sanierung unmöglich. Solange die Valuta⸗ differenz beſteht. kommen wir aus der Zwangswirtſchaf⸗ 9 75 heraus und brauchen für die Einfuhr langfriſtige Kro⸗ Re. „Aba. Schiele (D. N.): Es iſt eine ungeheure Leichtfertig⸗ keit, zn ſagen, unſere Induſtrie würde ſich nach Friedens ſcchteß ſchon aus eigener Kraft erholen. Das iſt nicht möc. lich. penn die Sozialiſierung droht. Abg. Bolz (tr.): Die Regierung ſieht die Uubaltbarkeie weſerer Zuſtände und ſieht auch, was uns not tut. Aber Wr fehlt die Macht. Am Stande der Valuta ſind viel weg Fer politiſche als wirtſchaftliche Umſtände ſchuld. Erſchlie⸗ Fang der Einfuhr, Steigerung der Ausfuhr und Steigerung N können uns allein helfen. N ierauf vertagt ſich das Haus auf mor 1 Schluß 6 Uhr. e Der Kampf um den Frieden. . Die erlöſende Ratifigierung. 1% Berlin, 2. Olt. Wie die Reichszenzralſtelle für Kriegs⸗ 1 Das ganze europäiſche Wirtſchaftsleben liegt — Schlichtu eee 0 . Zivilgefangene meldet, hat die Schwetzeriſche Geſandr⸗ turft in Paris offiziell mitgeteilt, daß die in franzöſiſch 1 o befindlichen Kriegsgefangenen alsbald nach der Nati⸗ um des Frigdens in die Heimat zurücktransportiert werben. Dic Rattſdzie rung wird wabrſcheinlich in den näch⸗ fen Tagen erfolgen. Bevorſtehende Ratifizierung des Friedens durch Italien ? W. T. V. Bern, 1. Okt. Nach Informationen der Mailän⸗ dyn Blätter ſcheint in Rom die Abſicht zu beſtehen, die Frie⸗ dd 18 verträge durch ein königliches Dekret vorbehaltlich den Genehmigung durch das neue Parlament zu ratiſizieren. 2 2 1257 K 3 Unter der Vorſitze des Senators Mortarg ſoll bereits ein“ Femmiſſion von Miniſtern zuſammengetreten ſein, um üben d Möglichleit einer juriſtiſchen Formel zu beraten. W bang das betreffende Dekret im Bericht über die Kammer, auflöfung veröffentlichen. 5 5 Wilſon, das Friedenshindernis! W. T. B. Paris, 1. Sept. „Liberte“ erfährt aus ameri niſchen Kreiſen, daß ſich alle Schwierigketten bezüglich Ratifizierung des Friedensvertrages wie durch Zauber löf würden, wenn Wilſon einwandfrei erklären würde, daß er für die nächſte Präſtdentenwahl nicht kandidiere. Die eigent⸗ liche Urſache des Widerſtandes der Republikaner ſei, es ze Formel geſunden werden ſollte, ſo würde die a i kicht wollen, daß der Vertrag die Plattform für den nä Präſidentenwahlfeldzug bilde. ö Die angebliche Friedensgeneigtheit der ruſſiſchen Sowjet⸗ Regierung. Amſterdam, 2. Okt. Das Preſſebureun Radio meldet, da in Waſhington amtliche Nachrichten eingetroffen ſind, na denen die ruſſiſche Sowjetregierung bereit iſt, Friedens handlungen unter folgenden Bedingungen einzuleit Sturz des Sowjetſyſtems, Einſtellung der Hinrichtung Abſchaffung des Terrors und Erteilung eines Freigelei für 12 Bolſchewiſtenführer, darunter Lenin, Trotzky Sinowiew, die ſich nach Südamerika begeben wollen. Die Borſchlag der Bolſchewiſten wird den frauzöſiſchen end an eikaniſchen Diplomaten durch ein neutrales Land überreicht werden. Man glaubt, daß Präſtdent Wilſon eine neue 5 gierung nicht vor dem Zuſammentritt einer Konſtituante im Rußland anerkennen werde. ö . 85 Eiſenbahnerſtreik in England. 5 Der engliſche Eiſenbahnerſtreik geſcheitert? 2 TK. Amſterdam, 1. Oktober. Ans London wird geme det, daß die durch den Eiſenbahnerſtreik geſchaffene Lag durch die Gegenmaßnahmen der Regierung überwunden iſt⸗ Die Lage iſt erheblich beſſer. Der Zugverkehr iſt teilweiſ wieder aufgenommen worden, da 10000 Eiſenbahner ihren Arbeitsſtätten wieder erſchienen. Auf den Hauptlini verkehren bereits eine Reihe Züge. Aus London ging in allen Richtungen Züge ab. Die Regierung erklärt, 3 Tagen werde der gefamte Verkehr wieder funktioniere Die 9 meldet, der Streik ſei geſcheitert. Die Stimmun bei den Eiſenbahnern ſei völlig umgeſchlagen. Die Regierun ſei Herr der Lage. Eine Kriſe beſtehe nicht. Lebensmitte und Kohlen ſeien noch für 14 Tage, Petroleum für 9 Woche vorhanden. Die Einberufung des Parlaments wurde auf gegeben. Der Güterverkehr mit Kraftwagen funktionie ausgezeichnet. Allerdings werden nur für die Lebenshaltun wichtige Güter angenommen. e Im Gegenſatz dazu ſtehen folgende Meldungen: 8 Haag, 1. Okt. Das „Handelsblaad“ meldet aus Londo daß die Führer des Eiſenbahnarbeiterſtreiks glauben, g rügende Geldmittel zu beſitzen, um den Streik ſechs Woche durchzuhalten. Die Londoner Morgenblätter erſcheiner ſchon in geringerem Umfang und widmen ihre Spalten aus⸗ schließlich dem Streik. Die Regierung hat Truppen nach den verſchiedenen Landesteilen geſandt. In Glasgow kam es zu Ausſchreitungen. Der Pöbel verſuchte dort Schuppen und Bahnhöfe zu plündern. Unter den Eiſenbahnern zeigt eine große Zahl von Leuten Neigung, den Dienſt wieder aufzunehmen. Der Eiſenbahnerverband beſchloß daher, au den Londoner Bahnhöfen die Streikpoſten zu verdoppeln. Auf der Brighton⸗Südküſte⸗Eiſenbahn wurde der Verſuch gemacht, zweimal Züge zu Entaleiſungen zu bringen. Die Linie wird jetzt von Truppen bewacht. 8 g Haag, 1. Nach dem „Handelsblaad“ iſt in den Re⸗ van rants in London die Nationierung ſehr ſtreng. Im all⸗ gemeinen ſtimmen aber die Berichte überein, daß die Nah⸗ Okt. rungsntittelverſorgung durchſchnittlich beſſer iſt als man türchtete. Den meiſten Bureauangeſtellten gelingt es, ihre Arbeitsſtätten mit Autos und Fahrrädern zu erreichen. Haag, 1. Okt. Reuter meldet aus Schottland: Auf der Sauplinie wird ein eingeſchränkter Dienſt durchgeführt. Deutſ chland. 5 Der Hamburger Seemannsſtreik. . W. T. B. Hamburg, 1. Okt. Der Streik der Fiſchdampfer⸗ beſatzungen ſcheint an einem Wendepunkt angekommen ein. Auf dem Hamburger und Altonger Fiſchmarkt ſteh ezoße Scharen Arbeitswilliger, die auf den Beſchluß war teu, der in der heute ſtattftndenden Verſammlung des See⸗ mannsbundes gefällt wird. Die vereinigten Jil damgfer⸗ zreder erklärten in einer am Dienstag abgehaltenen Ver jammlung, nur noch mit dem im Trans portarbeiterverban urganiſierten Seeleuten verhandeln zu wollen. De Werftarbeiterausſtandod. BT. Bremen, 2. Ott. Die Werftarbeiter der An werke und der A. G.⸗Weſer haben die Annahme des vo 557 8